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Hab ich selbst gemacht. 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte

Hab ich selbst gemacht. 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte

Titel: Hab ich selbst gemacht. 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte

Author: Susanne Klingner

Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2011

Preis: 8,99

ISBN: 978-3462042856

Link: Bestellen bei Lehmanns Fachbuchhandlung

Auf der Suche nach Erfüllung?

DIY – Do it yourself. Selbermachen – das ist die neue Devise, die seit einiger Zeit durch das Land und unsere Wohnungen  zieht. Was zu Zeiten der DDR wegen Mangelwirtschaft noch zwangsweise selbstverständlich war und im westlichen Konsum dann wiederum fast verpönt („Wie, selbstjemacht? Kann man doch koofen…!“), findet wieder mehr Anhänger. In den deutschen Großstädten wird ländlich Obst eingekocht, gemeinsam urban gegärtnert, selbst Kleidung gefertigt.

Susanne Klingner fragte sich irgendwann: Was treibt Menschen dazu? Die Suche nach Erfüllung? Der Wunsch nach Individualität? Der simple Schaffensstolz? Ist es gar eine Auswirkung der Weltwirtschaftskrisen? Angetrieben von diesen Fragen, dem schlechten Gewissen beim Hineinschieben der Fertigpizza in den Ofen und dem eigenen Bedürfnis, am Ende des Tages zufrieden auf das geschaffene Werk zublicken und etwas Greifbares in den Händen zu halten, startete sie einen Selbstversuch. Ein „Selbermach-Jahr“, in dem sie sympathisch ihre Versuche, Projekte, Erwartungen, die daraus resultierenden Erkenntnisse, Ergebnisse und erhaltenen Reaktionen von Familie, Freundes- und Bekanntenkreis beschreibt. Beim Lesen kann man mitverfolgen, wie sie unzufrieden am ersten selbstgebackenen Brot nagt, sich die Finger bei einem Schuhmacherkurs blau haut, das Stricken wiederentdeckt, ihre Nähmaschine abstaubt, Seife herstellt und die Garage ihres Mietshauses zu einem kleinen urbanen Dachgarten umbaut. Der Name der Politikwissenschaftlerin und Journalistin Susanne Klingner ist vielen – zumindest netzaffinen Leuten – wahrscheinlich auch schon durch das Weblog „Mädchenmannschaft“ bekannt, das sich viel  mit feministischen Themen und den heutigen Rollenbildern auseinandersetzt.

Fazit: Ein amüsant zu lesendes Plädoyer dafür, wieder mehr Hand anzulegen – einzig der im Buch oft beschriebene und ebenfalls journalistisch tätige Partner der Autorin kommt menschlich (und von ihr ungewollt?) nicht so wirklich gut davon und wirkt stellenweise quengelig bis verzogen. Vieles scheint für Menschen, die sowieso schon immer zum „schaffenden“ Volk gehörten und ihren Alltag mit selbstgefertigten Dingen bereichern, vielleicht zu simpel oder zu oberflächlich. Aber jeder bäckt irgendwann mal sein erstes Brot, und es ist spannend, diese vielen einzelnen Schritte und die Entwicklung zu verfolgen. Susanne Klingner bietet mit ihrer Selbsterfahrung, in die nur vereinzelt Rezepte, viele Hinweise zu weiterführenden Büchern, Webseiten, Web-Communities oder lehrreichen Youtube-Videos eingearbeitet sind, für Interessierte einen sehr
guten Überblick über die derzeit auf unserem Globus vorhandenen Projekte, Ideen und Trends. Wer hier allerdings ein Selbstmachbuch mit zahlreichen Anleitungen erwartet, ist leider fehl am Platz. 

Buchtipps und Links sind am Ende nochmals thematisch sortiert zusammengefasst. Also nicht nur zum Einstieg, sondern auch zum Kennenlernen und Vernetzen für Versierte geeignet.

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