Krautfunding. Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie

Digitale Spendenkultur

Krautfunding? Was soll das sein? Es ist ein Spiel mit der Bezeichnung „Krauts“ für Deutsche und dem lautmalerisch ähnlich klingenden englischen Original „Crowd“ (Menge/Masse). Wer mit diesen Begrifflichkeiten so gar nichts anfangen kann: Das Buch handelt von Crowdfunding made in Germany. Wem auch dies nichts sagt, dem sei erklärt, dass es sich hier um sogenannte Schwarmfinanzierung handelt. Dies ist eine Form von Projektfinanzierung, die ihre Heimat im Internet hat. Viele unbekannte Menschen tragen so via Spende oder Kleinkredit die Mittel zusammen, um ein bestimmtes Projekt zu realisieren. Nachdem in den letzten Jahren die Paypal-, Flattr- und Kachingle-Buttons zum Micropayment ein sich erfreulicherweise etablierender der Anblick auf Webseiten und Blogs sind, breiten sich nun die verschiedensten Crowdfunding-Modelle im Netz aus. Zu finden ist hier fast alles zwischen klassischen, karitativen Spendenaktionen, Kultursponsoring, Vorfinanzierung von Buch- oder Filmprojekten und Startups. Der Journalist, Literatur- und Kulturwissenschaftler Ansgar Warner, der auch der Chefredakteur und Herausgeber  des Online-Magazins „E-Book-News“ ist, widmet sich hier ausführlich diesem Phänomen und seinen Ausprägungen in Deutschland.

Träger und Rückgrat des Fundraising sind soziale Netzwerke, die man Warners Thesen zufolge als eine Form moderner Solidargemeinschaft (denn wir alle sind Teil der Crowd) sehen kann, die sich in den letzten Jahren ( zum Beispiel auch bei der Occupy-Bewegung) Bahn bricht. Er sieht das bürgerschaftliche Engagement, die solidarische Ökonomie im Web als einen möglichen Ausweg aus der Konsumenten-Falle und hin zur aktiven Mitbestimmung. Social Media, Community, Paid Content und Kulturflatrate sind weitere Buzzwords in diesem Kontext.

Fazit: Crowdfunding steht für verschiedenste geniale Konzepte, die es möglich machen, unabhängig von großen und nur profitorientierten Geldgebern mehr kreatives Potential zu verwirklichen. Die Hoffnung, dass Crowdfunding als „dezentrale Macht“ ein großer, integraler Bestandteil unserer Gesellschaft wird, scheint recht realistisch zu sein.

Ansgar Warner berichtet spannend und lesenswert über die Anfänge, Entwicklungen, Funktion der verschiedenen Spendenplattformen,  beleuchtet verschiedene Fälle von Crowdfunding und zeigt, dass zumindest ein Teil von uns schon längst einen deutlichen Gegenentwurf zur oft angeprangerten Kostenloskultur praktiziert.

Lesenswert!

„Krautfunding“ wurde direkt vom Autor in Form von Directpublishing per E-Book auf den Markt gebracht. Es ist als Kindle- und epub-Version, aber auch als PDF erhältlich.