Mario Giordano: Tante Poldi und die Früchte des Herrn

Titel:  Tante Poldi und die Früchte des Herrn

Author: Mario Giordano

Verlag:  Lübbe 2016

Preis: 368 Seiten, 14,99 Euro

ISBN: 978-3431039481

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Krimi mit Humor

Wer Wert auf grimmig dreinblickende Ermittler legt, die in ihrer Freizeit Opernarien hören, sollte den Buchdeckel gleich wieder schließen. Obwohl… grimmige Ermittler gibt es auch hier, allerdings landen die dann bei Isolde Oberreiter – genannt Poldi oder Donna Poldina – im Bett.

Die Münchner Urgewalt Poldi, die gerne im breitesten Bayrisch flucht, hatte sich mit ihren Depressionen nach einem ausschweifenden Leben anlässlich ihres 60. Geburtstages nach Sizilien zurückgezogen, um sich hier langsam, aber sicher mit Meerblick zu Tode zu saufen. Schon im ersten Band wurde dies durch ihre sizilianische Verwandtschaft und ihren erwachenden Schnüfflerinstinkt bei einem plötzlichen Todesfall durchkreuzt. Dass der fesche Kommissar Montana dann auch noch mit Poldi anbändelte, tat sein Übriges dazu. Wieder tritt auch hier der erfolglos vor sich hin schriftstellernde Neffe als Ich-Erzähler auf und berichtet vom neuesten Fall der Tante Poldi, die diesmal drei Morde – darunter den an einem unschuldigen kleinen Hund und einer mysteriösen Wahrsagerin, erschlagen in einem Weinberg – aufklären muss. Alles vermengt mit der sizilianischen Mafia und einem kriminellen Handel mit Trinkwasservorkommen.

Fazit: Ja, Giordano spielt gezielt mit der Sprache, mit Klischees, mit Überspitzungen, mit einer wortgewaltigen Bilderflut und Vergleichen. Was im ersten Band aber tatsächlich einen echten Zauber entfaltete, wirkt hier größtenteils eher brachial und plump. Zu oft sind die Wiederholungen, zu billig, eher wie gewollt und nicht wie gekonnt – dabei kann er es ja: mitreißenden, erstaunlich tiefgründigen Krimi- Klamauk schreiben, das hat der vorhergehende Band ja bewiesen. Da das zweite Buch zwar in sich geschlossen war, aber mit einem Cliffhanger endete, bleibt zu hoffen, dass er im dritten Band wieder zur vorherigen Form aufläuft. Wenn man darauf gefasst ist, trotz allem ein netter, kleiner Zeitvertreib zum Lesen.