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Mein gestohlenes Gesicht

Mein gestohlenes Gesicht

Titel: Mein gestohlenes Gesicht

Author: Neda Soltani

Verlag: Kailash

Preis: 19,99

ISBN: 

Während einer Demonstration gegen das Regime Ahmadinedschad wird am 20. Juni 2009 die iranische Studentin Neda Agha-Soltan auf offener Straße erschossen. Das Handyvideo ihres Todeskampfes verbreitet sich im Internet viral über Blogs, Youtube, Twitter und Facebook. Innerhalb weniger Stunden geht zudem ihr Bild um die Welt, flimmert über Millionen von Fernsehbildschirmen, berührt Menschen. Neda wird zur Symbolfigur des Widerstandes gegen die Unterdrückung.
Als die in Teheran lebende Literaturdozentin Neda Soltani am Morgen des 21. Juni 2009 in ihrem Büro den Rechner anmacht und unzählige Facebook-Anfragen vorfindet, ist sie zunächst nur verwirrt. Abends sieht sie dann geschockt ihr eigenes Gesicht, versehen mit einem Trauerband, in den Nachrichten. Ihr Foto blickt ihr in allen westlichen Newssendungen entgegen, daneben der Name der ermordeten Studentin. Menschen tragen weinend ihr Abbild durch die Straßen, trauern um eine tote Frau, der man ihr Gesicht gab. Sie selbst sagt hierzu: „Es ist, als würde man seine eigene Beerdigung sehen.“

 

Vom iranischen Geheimdienst bedroht

Was zunächst ein unbedachtes Missverständnis ist – irgendein unbekannter Medienvertreter hielt ihre Facebookseite für die der Toten und stahl ihr Foto – wird innerhalb nur weniger Tage für Neda Soltani existenzbedrohend. Ein Albtraum beginnt, vollkommen schuldlos gerät sie in einen irrsinnigen Strudel von Ereignissen, wird mehrfach vom berüchtigten iranischen Geheimdienst verhört und massivst bedroht. Zunächst versucht man sie einzuschüchtern und für die islamistische Staatspropaganda einzuspannen, später droht man ihr mit dem Tod.

Innerhalb von nur zwölf Tagen muss sie aus ­ihrer Heimat fliehen, ihre Familie, ihren geliebten Job, ihr ganzes Leben zurücklassen. Eben noch geschätzte Professorin, geliebte Tochter, Schwester, Tante, Freundin, ist sie nun nur noch Asylantin. Wurzellos in einem fremden Land.

 

Die Macht der Medien

Wie gefährlich sind soziale Netzwerke? Anscheinend braucht es nur ein Foto und ein paar ernsthafte Journalisten, um wissentlich das Leben einer jungen Frau für eine gute Story zu verkaufen. Sie selbst und Freunde aus dem Ausland machten die Medien auf den fatalen Fehler aufmerksam. Verzweifelt mailte Neda Soltani den Nachrichtensender „Voice of America“ – betrieben von Exil-Iranern in den USA, denen die Brisanz der Situation im Iran bewusst gewesen sein muss – an. Machte deutlich, dass sie nackte Angst um ihr Leben und das ihrer Familie habe, dass ihre Existenz bedroht ist, flehte um eine öffentliche Richtigstellung und schickte als Beweis ein weiteres Foto von sich mit. Das Entsetzliche: Kommentarlos wird dieses Bild einfach als Exklusivfoto der Toten ebenfalls in den Nachrichten verbreitet.

Bis heute ist Neda Soltani – die inzwischen in Deutschland lebt – fassungslos und wütend über dieses Verhalten: „Wer hat mich denn dieser gefährlichen Situation ausgesetzt? Die westlichen Medien!“

Das Buch erzählt eine beklemmende, den Atem raubende, wahre und – im Angesicht ihrer noch im Iran lebenden Angehörigen – sehr mutige Geschichte. Neda Soltani schildert aber nicht nur die Tage vor und nach diesem einschneidenden Ereignis, sondern führt die Leser auch in ihre Vergangenheit, Lebens- und Denkwelt. Sehr lesenswert!

 

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