Verseuchtes Land 31. März 2015 Titel: Ackergifte? Nein danke! Author: Ute Scheub Verlag: ThinkOya, 2014 Preis: 128 Seiten, 10 Euro ISBN: 978-3927369870 Link: Bestellen bei Lehmanns Fachbuchhandlung Hach, es ist April – ein laues Frühlingslüftchen weht einem um die Nase, die Vöglein zwitschern, die Sonne lacht, allerorten wächst die Natur vor sich hin und weiß kaum wohin mit ihrer sprossenden Kraft. Eine grüne Idylle. Eigentlich. Denn oft befindet sich hinter der ländlichen Fassade eine giftige Wahrheit. Pestizide, euphemistisch als „Pflanzenschutzmittel“ bezeichnet, verseuchen unsichtbar Land, Tiere und auch Menschen. Ute Scheub – die Berlinerin ist Publizistin und Mitbegründerin der Tageszeitung taz – enthüllt in ihrem neuesten Buch die Gefahren, die unsere Art der Landwirtschaft für unsere Umwelt, uns und nachfolgende Generationen bereithält. Pflanzengifte wirken nämlich nicht nur gegen Schädlinge, sondern verursachen (wissenschaftlich belegt) weitreichende gesundheitliche Schäden – angefangen beim Nerven- und Hormonsystem über Erkrankungen der Fortpflanzungsorgane, Missbildungen bei Embryonen und Unfruchtbarkeit bis hin zu tödlich verlaufenden Krebserkrankungen wie Prostata-, Brust- oder Darmkrebs. Wie man schon auf den ersten Seiten erfährt, ist DDT zwar inzwischen natürlich weltweit verboten, große Konzerne wie BASF, Bayer und Syngenta bieten aber natürlich weiterhin Hochrisikostoffe an. Monsantos „Roundup“ dabei natürlich an vorderster Front. Pro Jahr werden 43 000 Tonnen davon auf deutsche Äcker ausgebracht und noch viel mehr exportiert. Und im Ergebnis züchten wir uns damit nur immune Superschädlinge heran, töten die nützlichen Mikroorganismen, Insekten und andere Tiere ab – und uns gleich mit. Das fein abgestimmte Ökosystem krepiert regelrecht. Als Folge davon bringen verzweifelte Landwirte immer mehr und toxischere Mittel aus. Eine Art kalter Krieg mit Wettrüsten, an dem nur die Chemiekonzerne verdienen – inklusive Schweigekartell auf dem Land und Betroffenen, die systematisch lächerlich gemacht und von den Behörden als Querulanten und Hysteriker behandelt werden. Dabei sprechen Nervengifte – die von Monsanto zur Feldpflege beworben werden – in menschlichen Körper und höhere Krebsraten in agrarindustriell intensiver genutzten Landesteilen Deutschlands doch eigentlich schon eine sehr deutliche Sprache. Fazit: Informativ. Lesenswert. Erschreckend. Vor allem auch, wie wenig sich in den westlichen Ländern in den letzten 50 Jahren geändert hat, obwohl schon Anfang der 1960er Jahre intensiv auf die Thematik hingewiesen wurde. Ute Scheub führt zahlreiche Quellen als Belege an und legt ihre Beweiskette ernsthaft und sachlich formuliert dar. Faktenreich weist sie auf Lügen hin und entlarvt die Pestizid-Lobby. Wer sich auch ohne Buch einlesen und selbst aktiv werden möchte, kann sich auf der Webseite www.ackergifte-nein-danke.de schlau machen.