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Wächter der Nacht

Wächter der Nacht

Titel: Wächter der Nacht

Author: Sergej Lukianenko

Verlag: Heine

Preis: 13

ISBN: 978-3453530805

Link: Bestellen bei Lehmanns Fachbuchhandlung

Sergej Lukianenko, preisgekrönter und derzeit populärster russischer Science-Fiction-Autor der Gegenwart, 1968 in Kasachstan geboren und studierter Psychologe, zeichnet uns ein Bild seines Moskaus. Der gleichnamige Film hierzu kam 2005 in unsere Kinos, das Buch, welches diesen inspirierte (denn es ist keine direkte Umsetzung) erlangte erst durch den Spielfilm breitere Bekanntheit. Wem die düster anmutende Literaturverfilmung zugesagt hat, dem wird die ungleich tiefere Geschichte des geschriebenen Werkes jedenfalls sicher faszinieren. Dieses Buch ist zwar dem leider oft abfällig betrachteten Genre der fantastischen Unterhaltungsliteratur zuzuordnen, aber eigentlich ist es viel mehr und völlig anders als alles, was in den letzten Jahren auf dem überfüllten Fantasy-Markt erschienen ist. Der Vergleich, den manche Rezensenten zu Tolkiens „Herr der Ringe“ ziehen, ist allerdings nur insofern zulässig, als es auch hier einen ewig erscheinenden Kampf von Licht und Dunkel gibt – bei Lukianenko in Form der Nacht- und der Tagwache, Behörden, die sich gegenseitig belauern. Und dass Lukianenko wie Tolkien beide in ihrer ganz eigenen, einmaligen Sprache schreiben. Ein großer Dank geht hierfür auch an die Übersetzerin, die es geschafft hat, den eigenwilligen, typisch russischen Sprachstil in unsere Sprache zu transportieren. Dies führt anfangs zu kleinen, kaum benennbaren Irritationen, trägt aber ungemein zur eng gewebten Atmosphäre der fesselnden, seltsam spannenden Erzählung bei.
Schon jetzt ist das Buch „Wächter der Nacht“ zu den russischen Klassikern zu zählen. Abseits der üblichen Klischees ist es nicht nur angefüllt mit actionreichen Kämpfen, sondern vor allem mit philosophischen Disputen und inneren Dialogen über die unermesslichen Abgründe und Beweggründe der menschlichen Seele sowie dem ewigen Ringen von Licht und Dunkelheit.
Anton Gorodezki, der melancholisch wirkende, desillusionierte und recht neu initiierte „Lichte“ (Kämpfer auf der Seite des Lichts) führt den Leser durch diesen ersten Band der vierteiligen Serie. Sergej Lukianenkos Held ist kein strahlender Paladin des Guten. Die dem Leser seltsam real erscheinende Erzählung bildet ein Netz, welches sein wahres Ausmaß erst nach und nach – Buch für Buch – enthüllt. Bei vielen Bücherserien ist es so, dass diese nach einigen Bänden inhaltlich verlieren und der Spannungsbogen auf ein Null herab sinkt. Lukianenko ist in der glücklichen Lage, trotz aller Enthüllungen und seelischen Tiefs seine sehr ausgefeilt dargestellten Hauptcharaktere nicht in diese schriftstellerische Falle zu tappen.

Fazit: Anspruchsvolle Sc-Fi. Absolut suchterzeugend – führt zu durchlesenen Nächten – und ist den schon erschienen Verfilmungen der Buchreihe bei weitem vorzuziehen. Bleibt abzuwarten, was der Trend in den nächsten Jahren bringt und welche Plagiate in die Bugwelle dieses Vorreiters geworfen werden.

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