Die großen Herausforderungen der heutigen Zeit sind chronische ­Erkrankungen. Besonders im fortgeschrittenen Lebensalter ­bestimmen sie den gesundheit­lichen Zustand. Das LongvityCenter hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vorhandenen Wissensschätze alter Kulturen zum Thema Gesunderhaltung bis ins hohe Alter zu sammeln, auszuwerten und in den Dienst der zeitgenössischen medizinischen Herausforderungen zu stellen. Chronisch heißt nicht unheilbar.

 

Seit über 30 Jahren inspiriert mich die Vorstellung, Gesundung selbst aktiv zu gestalten. Durch eigene gesundheitliche Störungen belastet und in einer unseligen Leidensperspektive gefangen, absolvierte ich eine schulmedizinische Ausbildung und sammelte Erfahrungen in Krankenhäusern und Pflegestationen. Doch was ich in der Praxis bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen erlebte, war recht ernüchternd. Chronisch Kranke zu heilen war eher die Ausnahme als die Regel: Es war schon ein großer Erfolg, die Krankheit nicht fortschreiten zu lassen, sondern auf einem bestimmten Level halten zu können. Hinzu kamen oft noch die Nebenwirkungen schwerer Medikation, die den Gesamtzustand verschlechterten. Alle Partizipienten – die Patienten, die Ärzte, das Krankenpflegepersonal – blieben gefangen im begrenzten ­Deutungssystem der Medizin – und es schien für alle keine Alternativen zu geben zur orthodoxen Medizin.

Mein Weg führte mich nach Asien und dort fand ich, zunächst für meine ­eigenen Beschwerden, dann in Form von Studien der orientalischen Medizin, was ich mir hier so gewünscht hatte. Ich lernte umfassendere, ja fast antike medizinische Modelle kennen von Krankheitsentstehung, Weiterentwicklung und Therapie, die durch ihre zeitlose Gültigkeit bestachen. Diese Systeme boten sogar Luft für Synergie, also für die Einbeziehung schulmedizinischer Gesichtspunkte. Ich sah, wie multi­dimensionale Therapie funktionieren könnte. Vor allem sah ich: Es ist möglich, Patienten aus der Leidensecke ­herauszuholen und sie aktiv in den ­Gesundungsprozess einzubinden. Jeder, der möchte, kann sich autarkes Wissen über seine eigene Gesundheit aneignen und diese damit beeinflussen. Medizinische Weisheit und Weitblick, über Jahrtausende verdichtet, sind verfügbar. Unsere Aufgabe ist es heute, die Essenz dieser kulturellen Kostbarkeiten auf­zugreifen, sie sinnvoll in unseren ­modernen medizinischen Kontext zu übertragen, um damit möglichst vielen Menschen eine Perspektive aus ihrem Leid zu eröffnen.

 

Vom passiven Leiden zur aktiven Handlungsfähigkeit

Was bedeutet dies nun ganz praktisch gesehen? Zunächst einmal machen wir eine Bestandsaufnahme dessen, was schulmedizinisch festgestellt wurde, wir nehmen die gesamte schulmedizinische Biografie auf. Danach folgt eine Erfassung der Syndrome nach der Traditionellen Chinesischen Medizin. Ergänzt wird das Ganze durch verschiedene Diagnosemethoden, zum Beispiel Zungendiagnose, Gesichtsdiagnose, Augen, Puls etc.

Syndrome sind Komplexe von Symptomen, die auf einer bestimmten patho­logischen Störung beruhen. Die ent­scheidende „künstlerische“ Arbeit des Therapeuten besteht nun darin, eine ­Synopse, eine Zusammenstellung aus allen diesen Ergebnissen zu formen und für die Patienten nachvollziehbar zu ­machen. Dies gelingt fast immer und kommt einem Befreiungsschlag gleich: Sie erkennen, wie sich ihr persönliches Krankheitsdrama entwickelt hat und wo es noch hinführen wird. Die Analyse der Pathologie liefert den logischen Ansatz für die Therapie und damit die Erkenntnis: Man kann etwas dagegen machen! An diesem Punkt dreht sich passives Leiden um in aktive Handlungsfähigkeit.

Der Behandlungsprozess, der sich anschließt, stellt zunächst die Therapie mit Heilkräuterzubereitungen in den Mittelpunkt. Eventuell ergänzend mit Akupunktur oder anderen geeigneten Maßnahmen. Sobald sich erste positive Effekte zeigen, kommen kleine Übungs­einheiten hinzu, die wenige Minuten pro Tag erfordern. Außerdem schauen wir uns die Essgewohnheiten und sonstige Gewohnheiten an und nehmen hier gesündere Korrekturen vor, ohne jedoch alles umzukrempeln. 

 

Chronisch heißt nicht unheilbar: Den eigenen Zustand steuern lernen

Gesundung vollzieht sich in fast unmerklich kleinen Schritten. Wir erhoffen immer eine dramatische Wende, doch dies ist selten der Fall. Insbesondere, wenn sich die Leiden bereits Jahre und Jahrzehnte in den Körper eingefräst haben. Unsere Wahrnehmung ist jedoch so, dass wir oft die kleinen, zarten Besserungsschritte nicht sehen. Um diese sichtbar zu machen und auch zu würdigen, empfehlen wir ein Befindlichkeitsprotokoll zur Dokumentation. Wenn wir die Aufmerksamkeit schulen und immer weiter ausbauen, erschließt sich hier ein mächtiges Werkzeug der Selbstregulation für den Betroffenen. Jetzt wird deutlich, warum hier eine Verschlechterung eingetreten ist oder dort eine Verbesserung – wir lernen allmählich durch eigenes Verhalten unseren Zustand zu steuern.

Dieser Prozess kostet natürlich Zeit, Aufmerksamkeit, einen souveränen therapeutischen Blick und auch Geld. Doch was kostet uns die Krankheit? Was kostet sie uns jetzt und was wird sie uns noch kosten an Lebensqualität und Selbstbestimmung?
Oft werde ich gefragt, wie lange eine solche Behandlung dauert. Schauen wir uns das Ganze nach Etappen an: Zunächst erfordert der chronische Zustand eine Sanierungsphase, in der die pathologischen Muster ausreichend gut und lange behandelt werden müssen. Dies kann je nach Zustand und Komplexität drei bis vier Monate oder aber sechs Monate bis zu einem Jahr dauern.

Es versteht sich von selbst, dass beispielsweise ein Patient mit einem Schulter-Arm-Syndrom in der Regel drei Monate Behandlungszeitraum benötigt, Patienten mit rheumatoider Arthritis, Migräne oder anderen chronischen Schmerzzuständen aber deutlich länger behandelt werden müssen. Wenn die Syndrome gut kompensiert sind, wird die Heilkräutertherapie behutsam zurückgefahren. Der Anteil an gesundheitlichen Maßnahmen, die der Patient nun selbst leistet, wird nun größer.
In der Erhaltungsphase pflegen wir die erreichten Verbesserungen und betreiben Prophylaxe. Hier steht uns ein ­ganzes Füllhorn an Möglichkeiten zur Verfügung, um ein langes Leben zu erreichen, zum Beispiel durch den Genuss von Kraftsuppen, die wir mit Langlebigkeitskräutern (Adaptogene) anreichern und die wir in einem aufwändigen ­alchimistischen Kochprozess in einer Manufaktur herstellen lassen.

 

Zunahme der Augenerkrankungen durch PC-Arbeit

An dieser Stelle möchte ich erwähnen,  dass wir seit über zehn Jahren mit Patienten mit schweren Augenerkrankungen arbeiten. Diese Patienten stehen unter augenärztlicher Kontrolle, werden jedoch von uns komplementär behandelt. Unser Patientenkreis leidet unter verschiedenen Formen der Maculadegeneration, Glaukom, Katarakt, Retinopathien und Fehlsichtigkeiten. Wir setzen Kräuterrezepturen ein, um von innen her die Störungsmuster abzubauen und die Ernährung der Augen zu verbessern. Darüber hinaus können wir durch eigens entwickelte Gesichtsbehandlungen eine deutliche Entspannung der gesamten Augenstrukturen herbeiführen, was bei vielen Störungen ein essentieller Hebel ist, um Sehverbesserungen zu erreichen. Auch hier gehen wir den Weg, den Betroffenen zu zeigen, wie sie selbst ihre Sehfähigkeit täglich pflegen können. Wir beobachten seit Jahren alarmiert die Zunahme schwerer Augenerkrankungen und müssen uns darauf einstellen, dass in Zukunft die Erkrankungsraten massiv steigen werden durch die jahrezehntelangen einseitigen Beanspruchungen der PC-Arbeit. Deshalb ist es uns wichtig, Maßnahmen zur Pflege und den Erhalt des Sehsinns bekannt zu machen.

Die Namensgebung „LongvityCenter“, Zentrum für Langlebigkeit, ist gleichzeitig das Thema unserer täglichen Arbeit. Wir engagieren uns für ein würdevolles Älter-Werden in jeder Hinsicht. Wahlmöglichkeiten und Selbstbestimmung, insbesondere in gesundheitlichen Belangen, gehören für uns unbedingt dazu. Individuelle gesundheitliche Ressourcen sind fast immer vorhanden, werden aber meist nicht strukturiert genutzt. Diese zu entwickeln, gibt den Betroffenen wieder Selbstbestimmung und Lebensqualität zurück. Chronisch heißt nicht unheilbar.


Abb: © uckyo – Fotolia.com

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