Über das Internet organisierte Gruppen („Crop Mobs“) helfen in den USA kostenlos auf kleinen Bio-Farmen – um einen persönlichen Kontakt zu den Bauern herzustellen, einen Einblick in die Produktion ihrer Nahrungsmittel zu erhalten, das Gärtnern zu erlernen und weil es einfach Spaß macht, den Großstadt-Dschungel mal für einen Tag durch einen Gemüseacker zu ersetzen. Und für die Farmer ist die Hilfe ein wahrer Segen, in kürzester Zeit werden durch die zusätzlichen Hände Aufgaben erledigt, die sonst tagelang aufhalten würden. Der neue Trend ist vielleicht mehr als ein neuer Trend und ist einer von vielen Ausdrücken eines neuen Bewusstseins für Gemeinschaft, unsere Nahrungsmittel und die Rückkehr zu einer natürlicheren Wirtschaft, die auf Solidarität gründet und die Werte unserer Gesellschaft nachhaltig umschreibt.

 

Flash Mobs- Carrot Mobs – Crop Mobs

Entwickelt haben sich die Crop Mobs aus den Flash Mobs – über Kommunikationsmedien spontan organisierte Massenaufläufe von Menschen, die sich wohl inzwischen auch in Deutschland rumgesprochen haben. (Spätestens seit den legendären „Und alle so: Yeah!“ Flashmobs, die unsere Bundeskanzlerin bei ihren Reden für jede sinnfreie Aussage mit lauten „Yeah!“- Rufen beglückten.)

Auch der Carrotmob – das an bestimmte Bedingungen geknüpfte, gezielte Einkaufen bei bestimmten Geschäften oder Firmen – wird inzwischen weltweit praktiziert.

In den USA hat die *mob-Familie nun also noch ein weiteres Mitglied: den Crop Mob, bei dem Freiwillige auf kleinen Farmen mit anpacken. 2008 gab es den ersten Crop Mob, nun wächst und gedeiht die Bewegung landesweit und es kommen immer mehr Menschen auf die Farmen, um dort für einen Tag oder ein Wochenende zu arbeiten.

Rückkehr zur Natürlichkeit

Die Crop-Mobber vergleichen sich gerne mit dörflichen Kulturen, in denen das ganze Dorf an einem Tag mal eben ein Haus baut, wenn eins gebraucht wird – eine Solidarität, die man fast verloren glaubte, die nun aber an vielen Orten und auf vielerlei Weise wieder auftaucht.

Es ist mehr als nur Langeweile, was die Teilnehmer dazu antreibt, einen Tag lang kostenlos schwere Arbeit zu verrichten. Der persönliche Kontakt zu kleinen regionalen Farmen ist einerseits die logische Fortsetzung der Abkehr von der industriellen Lebensmittelindustrie und der Hinwendung zu regional produzierten biologischen Lebensmitteln. Darüber hinaus sind es aber vor allem immaterielle Dinge, die zählen: Die Verbindung zur Erde, den Pflanzen und anderen Menschen, die Sehnsucht nach Natürlichkeit und Gemeinschaft sind wohl die Hauptantriebsgründe für die Crop Mobs.

„Das wird explodieren“, prophezeit Kirsten Santucci, Organisatorin des Crop Mob in Washington, D.C., der in seinem ersten Jahr schon 200 Mitglieder zählt. Die Bewegung organisiert sich dezentral über Facebook und andere soziale Netzwerke und findet immer mehr Anhänger. Ein Google-Maps-Mashup verzeichnet derzeit schon über 40 Crop Mobs im ganzen Land.

Gärten im Trend

Familienfarmen und Versorgungsgemeinschaften, die direkt mit Farmern zusammenarbeiten, gibt es auch in Deutschland. Und der Trend zu Gemeinschaftsgärten ist mittlerweile ebenfalls in fast allen Großstädten angekommen. Wer weiß, vielleicht findet hier unter dem Radar der Öffentlichkeit gerade der Beginn einer kleinen Revolution statt. Der Wunsch nach Selbstversorgung und mehr Kontakt zur Natur jedenfalls scheint derzeit in vielen Menschen zu erwachen. Und vielleicht kommen einmal Zeiten, in denen wir das Wissen um den Anbau von Lebensmitteln gut gebrauchen können.

 

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