Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Der Zeitpunkt einer homöopathischen Arzneigabe eröffnet immer auch ein ganz neues Wirkspektrum derselben Arznei. So ist Uranium 2017 etwas völlig anderes als Uranium 2016 oder 2015 und keine Wiederholung des Altbekannten! Das Timing, also der ganz bestimmte aktuelle Zeitbezug einer homöopathischen Arzneigabe, ist wesentlich und gibt die Chancen und Möglichkeiten, aber auch die Grenzen einer homöopathischen Wirkung vor.

Entlastung

2017 ist für viele von uns ein Jahr, in dem deutlich wird, dass das ganze Leben eigentlich ein einziger Geburtskanal ist. Uranium nitricum ist ein ideales homöopathisches Mittel, wenn es im Leben mal wieder so weit ist, sich aus der Enge eines Geburtskanals freizusprengen. Gefäßenge mit Bluthochdruck und Atemenge durch Bronchospasmus sind dabei mögliche körperliche Entsprechungen. Wenn wir draußen, also neugeboren sind, erfahren wir eine unglaubliche Entlastung durch die Weite eines neuen Raumes. Oder frei nach Hesses Stufengedicht: „…das Leben will nicht fesseln uns und engen, es will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten… uns neuen Räumen jung entgegensenden.“

Es gibt allerdings Situationen, aus denen wir nur durch eine brachiale Befreiungsaktion rauskommen, und die sind dann ein Fall für homöopathisches Uranium nitricum. Das können auch Alltäglichkeiten sein, wie folgende eigene Erfahrung zeigt:
Seit Wochen steht mein schönes Fahrrad mit teurem Hufeisenschloss und abgebrochenem Schlüssel im Innenhof angeschlossen. Nach Uranium kann ich mich endlich aufraffen, den Hausmeister zu überreden, mit dem Trennschleifer den Metallbügel durchzusägen. Eine brachiale, aufwändige und nicht ungefährliche Aktion, da er das Schloss in der Nähe der Trennstelle mit der Hand festhalten muss. Ich stehe daneben und bete, dass er nicht abrutscht mit dem Trennschleifer, und bin berührt von seinem mutigen Einsatz. Er ist dann auch berührt von dem 50-Euroschein, den ich ihm in die Hand drücke und den er sich allemal verdient hat. Ich glaube, ich habe mich noch nie so über mein (zurückgewonnenes) Rad und die damit verbundene (neue) Bewegungsfreiheit gefreut.

Nitricum, also das Nitro, der Salpeteranteil, steht hier für das brachiale Freisprengen, Befreien. Und Uranium, astrologisch Uranus, symbolisiert die neugewonnene Freiheit und Beweglichkeit. Eine kleine alltägliche Situation, die sich gleichzeitig anfühlt wie ein großer Befreiungsschlag samt damit verbundener großer Freude.

Uranium: Zerfall und Integration

Indikation für Uranium nitricum ist „ Zersplitterung“. Zerschlagen in tausend Stücke, erschüttert bis ins Mark. Extreme Umstände (Schock) gebären extreme Fähigkeiten (frühreif, weise, intuitiv, hellsichtig), um mit solchen Umständen umzugehen. Oft werden wir schon sehr früh als Kind mit Tod, Zerstörung, Zusammenbruch oder Destabilisierung der tragenden familiären Basis konfrontiert. Auch die Elemente der siebten Serie des Periodensystems, in der Uranium steht, sind instabil. Sie haben – wie Uranium – zu viel Energie. Die Materie kann so viel Energie nicht zusammenhalten. So zerfällt sie, ja, muss zerbrechen. Beim Zerfall von Materie entsteht Strahlung, Radioaktivität – eine enorme Kraft. In der Analogie heißt das, dass – wie oben beschrieben – besondere Fähigkeiten freigesetzt werden, wenn unsere Persönlichkeit durch Trauma zu zerfallen droht.

Krasseste Entsprechung und zugleich Indikation für homöopathisches Uranium nitricum ist die DIS, die dissoziative Identitätsstörung (multiple Persönlichkeitsstörung), verursacht durch extrem negative überwätigende Kindheitserfahrungen, die die Entwicklung einer einheitlichen Persönlichkeit verhindern. DIS gilt als schwerste Form der Dissoziation, wobei scheinbar unterschiedliche Persönlichkeiten entstehen, die wechselweise die Kontrolle über das Verhalten übernehmen. Im Extremfall kommt es zur Aufspaltung und Abkapselung von Erinnerungen, die sich verfestigen und schließlich zu wechselnden und sich gegenseitig ausschließenden Teilpersönlichkeiten führen. Radioaktive homöopathische Arzneien helfen bei der Bearbeitung und Integration traumatischer Erinnerungen, abgespaltener Persönlichkeitsanteile (beispielsweise bei Missbrauch und anderen Formen extremer Gewalt) und der Wiederherstellung einer einheitlichen Identität.

„Heilung radioaktiv“ heißt auch, den Dingen erstmal bis zum Anschlag ihren Lauf zu lassen, damit Erkenntnis über die Hintergründe des eigenen Musters passieren kann, also sich erstmal auf eine weitere Runde Selbstdestruktion einzulassen und so schließlich den Wendepunkt zu erreichen. Uranium nitricum ermöglicht uns dabei, nicht bis in die Vernichtung gehen zu müssen – sowohl im Dialog mit anderen als auch mit uns selbst. Es kann diese tiefsten destruktiven Muster in uns knacken (Uranmunition ist eine panzerbrechende Waffe!) und so den Weg in einen neuen Raum bereiten. Uranium nitricum ist hier wie ein Mediator zwischen unseren Teilpersönlichkeiten – die letztlich mehr oder weniger stark jeder hat –, da, wo diese nicht miteinander klarkommen und jeden Tag eine andere dominiert. Wenn man mit seinen Teilpersönlichkeiten (die unter Uranium brilliant deutlich werden) konfliktlos sein kann, dann nimmt auch die Toleranz im Außen zu.

Den anderen sehen

Hierzu passt das Feedback eines Klienten, der nach Uranium nitricum in einer beruflichen Auseinandersetzung nicht wie gewohnt in den Vernichtungskampf gehen musste:

„Auf einmal kam die Erkenntnis: Was ich mit anderen veranstalte, mache ich auch mit mir. Wenn ich einen anderen Menschen ausschließe, schließe ich einen Persönlichkeitsanteil von mir aus. Wenn ich auf einen anderen Menschen zugehe und ihn wieder ins Boot hole, hole ich auch einen von mir ausgeschlossenen Persönlichkeitsanteil zurück ins Boot. Natürlich geht es dabei darum, authentisch und ehrlich zu sein, denn wenn ich unehrlich freundlich auf andere zugehe, klappt es erstens nicht wirklich und zweitens schließe ich wieder einen anderen Persönlichkeitsanteil von mir aus, der vielleicht wütend ist. Ich merkte aber bei mir, dass ich richtig Lust drauf habe, so eine Art Mediator zu sein. Es macht einfach mehr Spaß, Menschen zu verbinden, Nähe herzustellen, als sie von etwas auszuschließen. Das ist alter Mist, wie wir ihn in der Kindheit erlebt habe. Der Andere dient im Grunde nur meinen Interessen. Wenn er sie stört, dann wird er bekämpft, reglementiert, blockiert, aussortiert.
Das neue Verhalten beruht dagegen darauf, eine Metaperspektive einzunehmen, bei der der Blickwinkel des anderen erst einmal genauso viel Aufmerksamkeit erhält wie mein eigener. Ich versuche dabei den anderen wirklich zu verstehen und eine Lösung zu finden, die für uns beide gut ist (die berühmte win-win-Situation). Das Geniale daran ist auch, dass mich dieses neue Verhalten aus einer jahrzehntelangen Ohnmacht herausholt. Die Ohnmacht, das Gefühl, nichts machen zu können und dem Elend total ausgeliefert zu sein, bringt uns in die Wut auf das Leben und die anderen Menschen, die uns das Leben schwer machen – und die Wut führt letztlich in die Selbstzerstörung, denn in unserer immer wiederkehrenden und letztlich auch als nutzlos erlebten Wut fühlen wir uns irgendwann auch wieder ohnmächtig und wollen dann auch nur noch alles kaputt machen. Und ich merkte: Auf andere zugehen, ihren Bedürfnissen Aufmerksamkeit schenken, sie ins Leben einschließen, ist auch für mich selbst ein Weg zurück ins Leben aus jahrzehntelanger Isolation. Aber nochmal: Es geht nur, wenn es echt ist“.

Aufhören mit der Selbstgeißelung – Charisma und Ausstrahlung gewinnen

Ähnlich äußerte sich ein anderer Klient nach der Einnahme von Uranium nitricum C 50.000:

„Nach dem Duschen heute morgen fiel mir plötzlich ein, was in der Nacht passiert war. Ich lag in meinem Bett und auf einmal entschied ich mich – und zwar nicht einfach an der Oberfläche, sondern auf einer tieferen Ebene –, mich nicht mehr fertigzumachen, mich nicht mehr ständig selbst als hässlich, unfähig, ungenügend in fast jeder Hinsicht abzuwerten. So ungeheuerlich diese Entscheidung für mich war, der ich den Großteil meines Lebens in brutalem Selbsthass verbracht hatte, konnte ich doch auch schon in der Nacht sehen, dass diese Entscheidung zwar einem Erdbeben in meinem System gleichkommt, dass die Kraft der alten Muster damit aber noch nicht sofort gebrochen ist. Aber was ich bemerkte, war, dass diese Entscheidung eine ganz neue Sensibilität und Wachheit für die Situationen in mir hat entstehen lassen, in denen ich mich niedermache. Und wenn ich erkenne, was ich da treibe, dann kann ich diese Gedanken auch wieder loslassen. Ich bin total gespannt, wie das in den nächsten Tagen und Wochen weitergeht.“

Uranium nitricum ist angezeigt, wenn durch frühe einschneidende Erlebnisse unsere Welt aus den Fugen geraten ist. Wir lernen durch diese Information immer mehr, unsere Traumata als unvermeidliche Herausforderung zu sehen, dem Verfall zu begegnen und uns nicht unterkriegen zu lassen. Wir stellen uns dem übermächtigen Schicksal und überwinden es, beweisen mit schier übermenschlicher Kraft, dass so etwas möglich ist und unsere Belastungen (Genetik, Vorfahren, Vorleben) keine unabänderliche Bestimmung sein müssen. Wir alle wünschen uns eine charismatische Ausstrahlung, und die, das kann ich bestätigen, setzt Uranium nitricum durch seine Integrationskraft offensichtlich frei. Diese „gewinnende“ Ausstrahlung werden wir vielleicht beim Blick in den Spiegel erst einmal nicht sehen, aber umso mehr als eine starke Anziehungskraft auf andere erleben!

Homöopathischer Themenbereich

Der Moment unserer Geburt, als wir einst den Mutterbauch verlassen und uns aus der Enge des Geburtskanals hinaus in einen neuen Raum befreit haben – genauso wie alle späteren analogen Geburten ins Leben – ist gekennzeichnet von drohender Vernichtung und Rettung in allerletzter Minute. Damit wir wirklich vollständig inkarnieren können, stehen uns homöopathische Geburtshelfer wie Nachtschattenpflanzen (Stechapfel), Tiergifte (Schlangen, Spinnen) und radioaktive Elemente bei.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
HomöopathieGeburtFreiheitSchockZerstörungRadioaktivität – „Kernkraft“ – TraumaDissoziationMissbrauchSelbstzerstörungOhnmachtWutMutterbauch

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

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