Wer unser Finanzsystem begreift und die verheerende Auswirkungen, die es auf unsere Gesellschaft, unsere Psyche und Seele hat, steht nicht selten Wahnsinn und Verzweiflung gegenüber. Wie konnte man nur solange in der Geldhypnose verharren, diese grundlegende Täuschung übersehen? Und wie kann ein System transformiert werden, das so weltumspannend ist und sich so tief in das Unterbewusstsein der Menschen gegraben hat, dass es gar nicht mehr wahrgenommen wird?

Einfach aussteigen?

Eine seltene aber eigentlich folgerichtige Reaktion auf die „Erleuchtung“ in Bezug auf Geld ist, dieses System nicht weiter zu unterstützen. Einfach auszusteigen. Den was auch immer man innerhalb dieses Systems auch tut – letztlich reist es uns nur tiefer in den Strudel.

Jean-François Noubel hat diesen Schritt getan. Kein einfaches Unterfangen, denn das Geld-System ist überall. Doch nicht nur praktische Widrigkeiten machen den Schritt so schwierig – es ist vor allem die Angst, der zentrale Fluch des Geldsystems, der abschreckt. Vor allem wenn man, wie Noubel, auch noch Kinder hat.

Während eines einmonatigen Retreats in Mexiko legte Noubel auf eine innere Eingebung hin das „Gelübde des Reichtums“ ab. Ganz bewusst ist das Gelübde schon vom Titel her als Gegenteil zum Armutsgelübde der Bettelmönche angelegt. Nicht der Welt und dem Reichtum entsagen, sondern vielmehr zu wirklichem Reichtum inspirieren soll der Schwur, den wir hier zur Inspiration wiedergeben möchten.

Indem sie das Gelübde des Reichtums ablege,

Beschließe ich, den Reichtum, der uns gegeben ist, willkommen zu heißen und zu umarmen, sei er in materieller oder immaterieller Form.

Begrüße ich Reichtum als das, was uns näher bringt an das Wahre, Gute und Schöne.

Begrüße ich Reichtum als Leben, dass Leben gibt, Leben das Leben erhöht, für die große Allianz zwischen Materie und Licht.

Verpflichte ich mich, sinnvolle, produktive Vereinbarungen zu treffen, die zu harmonischen und fröhlichen Beziehungen mit meinen menschlichen Brüdern und Schwestern und allen anderen Lebewesen führen.

Verpflichte ich mich, anderen anzubieten, was sie für die Erfüllung ihres Lebens brauchen.

Verpflichte ich mich zu begrüßen, was die anderen mir für die Erfüllung meines Lebens anbieten.

Verpflichte ich mich, nackt zu sein und verletzlich, und meine Unvollkommenheit zu umarmen, damit ich mich öffnen kann, um von anderen zu empfangen.

Verpflichte ich mich, die Nacktheit und Verletzlichkeit der Anderen zu begrüßen und ihre Unvollkommenheit willkommen zu heißen. Darin liegt die Freude meiner Geschenke.

Ich werde nicht unterstützen, was immer die Lebewesen vom Reichtum getrennt hält.

Ich werde keine Ideologien und Handlungen unterstützen, welche Fülle und Reichtum zu künstlicher Knappheit herabsetzen, denn dies ist der Auslöser für Gier und Krieg.

Aber anstatt mich gegen diese Ideologien und Handlungen zu wenden, werde ich die unendliche Kreativität anzapfen, die uns bei der Geburt gegeben wird. Ich werde Künstler sein, werde gemeinsam mit meinen Brüdern und Schwestern erschaffen und neue Wege werden enthüllt werden. Die Zukunft wird nicht durch meine Reaktionen kommen, sie wird aus meinen Kreationen kommen. Die Zukunft ist reine Kunst, sie springt aus meiner Präsenz in die Gegenwart.

Ich werde jedes Werkzeug, jede Technologie und Praxis, erlernen, erfinden und meistern, welche die strikte Anwendung dieses Gelübdes im Kontext unserer Epoche und Kultur ermöglicht.

~ ~ ~

Angesichts dieser Epoche, angesichts der Person, die ich bin, sind hier einige praktische Maßnahmen, die ich ergreifen werde, um diesen Schwur zu ehren:

* Ich verlasse das derzeitige Geld-System. Ich will nichts mehr mit herkömmlichem Geld erwerben oder verkaufen.

* Ich lasse jeden Gewinn, den ich in der Vergangenheit über dieses System erworben habe. Ich werde nur behalten, was mir als Geschenk angeboten wurde.

* Ich verpflichte mich, freie Währungen zu verwenden, die Reichtum befreien und katalysieren überall, in jeder Gemeinschaft, für alle Lebewesen, in universeller Weise.

* Was ich mit meinen Brüdern und Schwestern austauschen werde, wird durch diese freien Währungen erfolgen.

Ist das nicht …?

Ein solcher Schwur wirft natürlich viele Fragen auf. Noubel hat dafür einen Fragenkatalog auf seiner Website veröffentlicht, in dem er die häufigsten Fragen allgemein beantwortet. Daraus:

 

Was ist Reichtum?

Wie im Gelübde zum Ausdruck gebracht, sehe ich Reichtum als alles, was uns näher an das Wahre, Gute und Schöne bringt.

In der gemeinsamen Sprache wird Reichtum für jemanden verwendet, der eine Menge Geld besitzt. Dies zeigt die Verwirrung zwischen den Mitteln und dem Ziel. Obwohl du mit Geld bestimmte Formen des materiellen Reichtums erwerben kannst, ist es nicht der Reichtum an sich. Geld ist ein Mittel, kein Ziel. Das Ziel, Reichtum, ist eine breite Palette von Dingen, die du als Reichtum anerkennst. Es ist wichtige, materielle Bedürfnisse wie Nahrung, Gesundheit, Unterkunft, Kleidung, Bildung … die zum größten Teil – und das ist traurig – nur über Geld erreichbar sind. Reichtum ist aber auch sehr immaterielle Dinge wie Gesundheit, Pflege, Vertrauen, Freundschaft, Familie, Selbstwertgefühl, Freude, Humor, Hören … viele Dinge, die Geld nie kaufen wird. Egal, ob wir über die Unterkunft für ein menschenwürdiges Leben sprechen, die Schönheit einer Blume oder die Gesundheit unserer Kinder: Reichtum kommt immer als ein Ausdruck dessen, was wahr, gut und schön ist.

 

Wogegen kämpfst Du?

Ich kämpfe gegen nichts und niemand. Ich bin ein Forscher, ein Entdecker, das ist alles. Obwohl Forscher von der Mainstream-Gesellschaft als grenzwertig oder verrückt betrachtet werden können, sind sie nicht gegen sie. Sie dienen ihrer Evolution. Ich versuche nur, neue Wege zu öffnen.

 

Ist das nicht zu gefährlich, unbewusst und idealistisch?

Neue Wege sind ihrer Natur nach riskant, unsicher und mit vielen Versuchen und Irrtümern verbunden. Aber wie einen neuen Kontinent, einen neuen Impfstoff, ein neues Flugzeug oder Raumschiff … jemand muss es versuchen und Erfahrungen sammeln für andere. Es ist in dem Sinne idealistisch, als es die Umwandlung einer Idee in eine praktische Realität bedeutet. Aber es ist nicht idealistisch im Sinne von „nicht praktikabel.“ Was unpraktikabel ist, sind all die massiven Probleme, die durch die aktuelle wirtschaftliche Ordnung verursacht werden. Dies ist ein Versuch, einen Weg zu einer Welt zu finden, in der es diese praktischen Probleme nicht mehr gibt.

 

Stellst Du dich damit nicht über das Gesetz? (Steuern etc.)

Hier sollte eine ontologische Unterscheidung durchgeführt werden. Ein einziges und einzigartiges Wort – Gesetz – wird verwendet, um universelle Prinzipien und Werte zu benennen, aber auch, um situative Entscheidungen zu treffen, zu regulieren und zu benennen und in der Gellschaft zu vermitteln (meist durch die Rechtsprechung). Um diesen Widerspruch aufzuheben, nennen wir sie universelle Gesetze für den ersten Fall und situative Gesetze für den zweiten.

Viele situative Gesetze widersprechen universellen Gesetzen. Es gibt dafür zwei Hauptgründe. Der eine ist, dass situative Gesetze oft geschaffen werden, bevor die universellen Gesetze erklärt oder erkannt werden. Situative Gesetze tragen so Ideologien der Vergangenheit weiter, die nicht an unsere Zeit angepasst wurden (dies ist beispielsweise mit dem Code Napoléon in Frankreich der Fall). Der andere Grund ist, dass die systemischen oder sekundären Auswirkungen der situativen Gesetze ein Ergebnis hervorbringen können, das im Widerspruch zu den universellen Gesetzen steht – genau das ist beim herkömmlichen Geld der Fall. Die verheerenden systemischen Auswirkungen setzten es in Widerspruch zu universellen Rechten, wie der Chancengleichheit und dem Recht auf die Sicherheit der Person, welche Grundlagen aller modernen Verfassungen sind. In Bezug auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte werden Artikel 2, 3, 4, 17 und 25 nicht von der aktuellen Geld- und Währungsordnung eingehalten.

Das Gelübde des Reichtums arbeitet mit universellen Gesetzen, und es behauptet ihre Priorität gegenüber situativen Gesetzen.


Ist der Schwur nicht verantwortungslos gegenüber deinen familiären Verpflichtungen?

Den Weg, den ich beschlossen habe zu gehen, gehen ich auch im Namen meiner moralischen und familiären Verpflichtungen. Es ist nur eine Frage, wie weit wir sehen wollen:, ob wir im alten System bleiben, weil wir nur das kurzfristige konfrontieren wollen, oder ob wir bereit sind, auf längere Sicht zu investieren.

Bezüglich der Erziehung meines kleinen Jungen: seine Schule steckt wie viele andere in den Qualen der Unterfinanzierung. Vielleicht kann die Schule bald mit freien Währungen betrieben werden, diese würden ihr einiges an Sauerstoff geben, um zu wachsen und es mir erlauben, die akademische Ausbildung meines Sohnes direkt zu unterstützen.

Ich sehe dieses Gelübde vor allem als Versuch, verantwortlich zu sein gegenüber meinen Verpflichtungen und sehe es als ein Schritt in die volle Verantwortung.

 


Weitere Infos:

Derzeit arbeitet er aktiv bei thetransitioner.org, OpenMoney.org und dem Metacurrency-Projekt, die an technischen Lösungen für die freien Währungen der Zukunft arbeiten und virtuelle Marktplätze entwickeln, in denen mit diesen gehandelt werden soll.

Wichtige Filme zum Thema Geld:

Zeitgeist Addendum
Fabian – gib mir die Welt plus 5 %
The Money Fix

Eine Antwort

  1. Gerhard Altmann

    Ich bewundere den Mut und die Konsequenz von Jean-François Noubel diesen Weg zu gehen, vor allem seine Haltung, nicht zu kämpfen und ich danke ihm für seine Bereitschaft, uns an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Ich wünsche ihm alle Unterstützung, Klarheit und Kraft bei diesem Vorhaben. Vielleicht öffnet sich auch für mich und andere Menschen der Horizont und wir finden auch den Mut, konkret zu handeln
    und Spiritualität und Liebe im Alltag zu leben.

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