Physiologische Ebene der Kehle

Die Kehle ist die Schnittstelle zwischen Kopf und Körper. Durch diese Passage atmen wir Luft ein und nehmen Nahrung auf. Der Schluckreflex im Hals verhindert, dass Nahrung in die Luftröhre gelangt. Mit dem Kehlkopf und den Stimmbändern bilden wir Töne.

Der Hals ist wie eine Pforte, die den Übergang vom Bewusstsein ins Unbewusste bildet. Sobald wir Nahrung hinuntergeschluckt haben, entzieht sie sich unserer bewussten Kontrolle. Der Verdauungsprozess ist ein autonomes Geschehen, der ohne unser Zutun funktioniert. Das was wir innerlich empfinden, wird wiederum durch diese Passage nach außen transportiert. Das gesprochene Wort lässt sich nicht mehr rückgängig machen, es wird gehört.

Die Farbschwingung der Kehle ist GOLD.

Das Land ist England.

Die Tiere sind das Reh, die Biene, die Giraffe, die Ente und das Eichhörnchen.

Kehle: authentisch sein ist die Devise

In der Zeit der Kehle geht es vor allem um den Selbst Ausdruck, Selbstwert und eine natürliche Großzügigkeit dir selbst und anderen gegenüber. Authentisch sein ist die Devise! Selbstvertrauen und Selbstvergebung ist die Stärke, die du in dir wahrnimmst.

Wenn du eine Blockade im Thema der Kehle hast, wirst du verstärkt mit Selbstzweifel zu tun haben, mit einer Schwierigkeit, dich auszudrücken und dem Gefühl, irgendwie falsch zu sein. Du wirst dich für Dinge entschuldigen, wo du von anderen nie eine Entschuldigung erwarten würdest und dein Selbstwertgefühl wird eher gering sein. Ein Realitäts-Check steht an!

Kommunikation und das gesprochene Wort

Die Kehle ist das Organ für Kommunikation. Mit ihr drücken wir aus, was wir wahrnehmen. Vibration und Klang einer Stimme erzeugen eine Resonanz, die ihre Wirkung nach innen und außen entfaltet. Es kommt darauf an, wie Wort gesprochen werden, was die Stimmlage und Ausdruck des Menschen vermittelt, ganz anderes als das geschriebene Wort. Wenn wir einer Stimme lauschen, deren Sprache uns fremd ist, bekommen wir ein Gefühl für den Sprecher und sind nicht abgelenkt vom Inhalt seiner Worte.

Der Klang eines Wortes, der Schrei eines Kindes, die zarte Schwingung im Ausdruck von Verliebten, die zornige Stimme des Verärgerten, die zurechtweisende Stimme des Vaters, die sorgende Stimme einer Mutter, das Geschrei vieler Menschen auf einem Jahrmarkt, die Stille eines Klosters oder das gesprochene Wort der Wahrheit berühren uns auf vielfältige Weise.

Nach der Geburt verschiebt sich die Kommunikation unserer Bedürfnisse von der Nabelschnur auf die Kehle. Das Baby drückt sich durch Schreien und Weinen oder Lachen aus. Später lernt das Kind, sich durch Worte auszudrücken. Es lernt Sätze wie: „Was sagt man? – Danke“. „Wie fragt man? – Bitte“. „Wie heißt du? – Ich heiße …“ Sätze, die das soziale Verhalten in Form von Geboten, Verboten lehren sollen: „Du wartest, bis du dran bist mit sprechen“. „Jetzt nicht!“ „Wenn Erwachsene sprechen, müssen Kinder still sein!“ „Dass du das bloß nie jemandem erzählst!“ „Halt den Mund!“

Von Anfang an werden dem heranwachsenden Kind Ausdrucksformen gelehrt, die in der jeweiligen Gesellschaft, in der es aufwächst, wichtig sind. Ein Kind erfährt die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle durch seinen stimmlichen Ausdruck. Es kann entweder unterstützt, bestätigt, gehört oder ausgelacht, demaskiert, kritisiert, unterbrochen, zum Schweigen gebracht, verunsichert oder verurteilt werden. Manche Kinder erleben einen Mangel an Ansprache. Aus Unwissenheit behandeln Eltern ihre Kinder so, dass sie sie ignorieren, sie nicht beachten, nicht mit ihnen sprechen, weil sie denken, dass sie das sowieso noch nicht verstehen. Das ist nicht der Fall. Kinder brauchen direkte Ansprache, auch wenn sie selbst noch nicht sprechen können. Sie hören vor allem den Klang einer Stimme, sie achten auf Gestik und Mimik der Mutter und orientieren sich daran. Sie brauchen das Gefühl, angesprochen zu werden, sie wollen verstehen, lernen, sie wollen in Kommunikation sein, damit sie sich in ihrem Selbstausdruck gut entwickeln und darin vertrauen können.

Ein Kind, das seine ersten Worte spricht, erntet großen Beifall. Das Lernen von Sätzen und Inhalten wird unterstützt und seine Leistungen werden anerkannt. Jedes Kind freut sich, wenn es etwas geschafft hat und dafür gelobt wird. Es ist sehr wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern sprechen und auf all die Fragen eingehen, die das Kind stellt. Auch wenn sie keine Antwort wissen! Natürlich lernt es aus der Realitätssicht der Eltern, die es erst einmal annehmen muss. Später können diese Lehrsätze überprüft und hinterfragt werden.

In der Schule sind es die Lehrer, die die Aufgabe des Lobes oder der Anerkennung übernehmen. Sie benoten die Leistungen der Schüler und teilen sie in gut, befriedigend, mangelhaft oder schlecht ein. In unserer Gesellschaft lernen wir ein System von Belohnung/Anerkennung und Bestrafung/Zurückweisung. Das kann große Verunsicherung über die eigene Leistung und Originalität bewirken. Es kann sowohl ein Ansporn sein, es besser zu machen oder das genaue Gegenteil auslösen. Aus lauter Angst, etwas falsch zu machen, etwas Falsches zu sagen, trauen wir uns nicht mehr, zu sprechen.

Das, was wir nicht verbalisieren, findet andere Wege des Ausdrucks. Zum Beispiel durch die Mimik im Gesicht, über die Augen oder die Gestik des Körpers. Ein einfaches Beispiel, das uns bekannt sein dürfte: Ein Jugendlicher, der sich zum ersten Mal verliebt, hat nicht den leisesten Schimmer, wie er sich dem Mädchen gegenüber ausdrücken soll. Er hat nicht gelernt, wie er diese Gefühle, die für ihn absolut neu und überwältigend sind, kommunizieren kann. Er wird seine Angebetete anstarren oder verstohlen anlächeln, vielleicht irgendetwas stottern oder in sich hinein murmeln. Sie wird ihre Gefühle genauso wenig zeigen und im Gegenteil so tun, als ob sie nicht interessiert wäre, um ihn dann genau zu fixieren, in dem Augenblick, wo er nicht hinschaut. Wenn sie mutig ist, wird sie ihn direkt anschauen und dabei all ihre Sehnsucht in diesen Augen-Blick legen oder ihr Gesicht erstarrt zu einer Maske, um nicht zu zeigen, was sie fühlt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde nicht wirklich gesprochen. Wir kennen diese Art der Kommunikation und verstehen sie. Es ist der Versuch, etwas auszudrücken, was uns verunsichert und von dem wir noch nicht wissen, wie wir es verbal kommunizieren können.

In dem wir versuchen, das, was uns wirklich bewegt, zu verstecken, lernen wir, Masken aufzusetzen und die Stimme zu verändern, um weniger direkt und ehrlich sein zu müssen. Das kann dazu führen, dass Stimme und Mimik unecht wirken, maskenhaft oder hohl.

Wir müssen lernen, den echten von einem falschen Klang in einer Stimme zu unterscheiden. Oft sind es die Gesten, die Mimik, der Klang, der uns verrät, was das Gegenüber wirklich denkt und fühlt und nicht so sehr die Worte, die gesprochen werden. Worte sind authentisch, wenn das, was transportiert wird, wirklich gemeint ist.

Die Auswirkung von Zweifel

Zweifeln wir an dem, was wir ausdrücken? Woher kommen diese Selbstzweifel? Warum sind wir uns nicht sicher mit dem, was wir ausdrücken? Selbstzweifel entstehen durch Verunsicherung. Sich selbst nicht über den Weg zu trauen, rührt aus einer Angst, falsch zu sein. Es gibt in jedem von uns einen starken Wunsch nach Gewissheit. Ich glaube zu wissen, dass ich die Tochter von dieser Mutter und diesem Vater bin. Doch plötzlich deckt jemand aus der Familie ein Geheimnis auf, ein so genanntes Familiengeheimnis, welches diese Fakten in Frage stellt. Das ist wie ein Schock.

Um nicht in mentalen Gedankenschleifen von Zweifel hängen zu bleiben, müssen wir einen Weg vom Denken ins Fühlen finden. Zweifel werden von unserem Verstand dazu benutzt, uns zu verunsichern mit dem, was wir fühlen. Mein Lehrer sagte einmal dazu: Zweifle an dem, was du denkst, nicht an dem, was du fühlst.

Was ist real?

Wer oder was gibt mir Gewissheit über das Leben? Woher kommen wir, was ist meine Lebensaufgabe und was geschieht mit mir, wenn ich sterbe? Wer bin ich wirklich? Diese Fragen können ganz pragmatisch und praktisch gestellt werden, sie können aber auch über das Sichtbare hinausgehen. Die Frage, die alle Sinn-Suchenden einmal stellen ist: Wer oder was bin ich jenseits der Identität, die ich mir angeeignet habe? Wer bin ich, wenn ich nicht die Gedanken bin, die mich zu beherrschen scheinen, wenn ich nicht dieser Körper bin, der mir Lust verschafft oder mich plagt? Wer bin ich, wenn ich nicht dieses Gefühl bin, das mich wütend oder traurig macht? Bin ich überhaupt etwas davon?

Im Hals erforschen wir, was real ist und was nicht. Wir müssen unsere Ideen, Meinungen und Urteile überprüfen, indem wir das, was wir sagen und hören, in Frage stellen. Hier ist der Zweifel angebracht. Wir prüfen innerlich, was sich richtig anfühlt. Dazu müssen wir empfangsbereit sein, wirklich hinhören und dann nach Innen lauschen. Ist es wahr, was ich höre? Was empfinde ich dabei? Im Hals lausche ich dem Klang einer Stimme, höre auf die Schwingung zwischen den Worten, die Wahrheit zwischen den Zeilen. Wenn wir unserem Gefühl vertrauen, hören wir, was richtig und was falsch ist.

Wie hört es sich für uns selbst an, wenn wir sprechen? Sind wir dabei in Kontakt mit unserem Gefühl? Legen wir die Aufmerksamkeit auf diese Feinheit in der Wahrnehmung, sind wir authentisch, weil wir unser Sprechen mit dem verbinden, was wir wirklich fühlen.

Der transformierte und höchste Zustand des Hals-Chakras ist das Lehren durch Stille, so wie sie von realisierten Weisen übermittelt wird.

Ein Auszug aus einem Gespräch mit dem Weisen Ramana Maharshi: „Das Schweigen spricht immer: es ist ein ewiger Strom von Worten, der durch gewöhnliches Sprechen zeitweise unterbrochen wird. Worte behindern diese stumme Sprache. Was man selbst nach jahrelangen Gesprächen nicht begreift, kann in einem Augenblick des Schweigens erkannt werden.“

Übung: Meditation für die Kehle

Setze dich in eine bequeme Position und meditiere mit geschlossenen Augen. Bilde mit deinen Händen das Handmudra der Kehle. Mit der bewussten Intention, die Kehle zu heilen, bilde den Ton „D“ und töne ihn dreimal so, dass du ihn in deinem Hals vibrieren fühlst.

 

Aktuelle Seminare und Ausbildungen von Elvira Schneider:

„Die Kraft des Pulsschlags: Vertrauen in Haltlosigkeit“
vom 16.-18. September 2016 auf Gut Saunstorf – Ort der Stille (www.gut-saunstorf.de)

„Mut zur Angst: Tibetan Pulsing & Innere Arbeit mit dem Enneagramm“
vom 21.-23. Oktober 2016 in Dresden

Ausbildung „Tibetan Pulsing Intensive“
von Januar 2017 bis August 2019 (in Blöcken) auf Gut Saunstorf – Ort der Stille. (www.gut-saunstorf.de)

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