Physiologische Ebene des Gehirns

Das Gehirn ist die zentrale Verwaltungsstation des Körpers, in der alle Informationen gesammelt, ausgewertet und gespeichert werden.

Das Großhirn ist der jüngste Teil des ZNS mit „höheren“ Funktionen im Unterschied zum Stammhirn mit seinen „niederen Funktionen“ wie Instinkt und Vitalfunktionen. Das Gehirn ist der Sitz des Bewusstseins, das heißt: aller bewussten Empfindungen, allen bewussten Handelns, des Willens, der Kreativität und des Gedächtnisses.

Es ist grob eingeteilt in eine rechte und eine linke Hemisphäre. Der rechten Hemisphäre sind zugeordnet: Körpersprache, Bildersprache, Intuition, Gefühl, Kreativität, Spontaneität, Neugier, Spielen, Risiko, Synthese, Überblick, Zusammenhänge, Raumempfinden, Ganzheitlichkeit. Der linken Hemisphäre: Sprache, Lesen, Rechnen, Ratio, Logik, Regeln, Gesetze, Konzentration auf einen Punkt, Analyse, Wissenschaft, Einzelheiten, Zeitempfinden, Schritt für Schritt.

Die Farbschwingung des Großhirns ist Zyklam, ein leuchtend rötliches lila.

Tiere sind der Fuchs und der Papagei.

Das Land ist Tibet und die Sprache ist Latein.

In der Zeit des Großhirns befinden wir uns in der Polarität zwischen Ratio und Intelligenz. Das zu Höchsteistung entwickelte Großhirn hat viele Fähigkeiten, allen voran die rationale Vernunft, die seit der Zeit der Aufklärung einen besonderen Stellenwert eingenommen hat. Sie kann unabhängig von Herz- und Bauchgefühl agieren, was dazu führt, dass Dinge auf der Welt geschehen, die un-intelligent bis grausam sind. Der Größenwahn tyrannischer Herrscher, die Ausbeutung der Erde, die Abschlachtung von Tieren uvm. folgen der Überhöhung des Kopfes über eine fühlende Intelligenz. Diese Intelligenz kommt aus der inneren Verbindung mit Herz- und Bauchzentrum, aus der Integration von Stammhirn, Brücke und Großhirn.

Die Zeit des Großhirns lädt dazu ein, sich bewusst zu verbinden, Abspaltungen und Trennungen etwas entgegen zu setzen, das verbindet und eint.

Polaritäten im Gehirn

Ein schönes Synonym für die zwei Hemisphären des Gehirns ist ein Vogel mit seinen Flügeln. Damit der Vogel sich in die Luft erheben und fliegen kann, braucht er beide Flügel. Hängt ein Flügel zu sehr nach unten oder fehlt er gänzlich, kann er nicht fliegen.

Bei den Gehirnhälften ist es ähnlich: Die linke Gehirnshälfte, die mit der rechten Körperseite korrespondiert, bildet Qualitäten aus, die männlichen Attributen zugeordnet werden und sich durch Sprache ausdrücken. Die rechte, weibliche Seite, die mit der linken Körperseite korrespondiert, verarbeitet Sinneseindrücke wie Gerüche, Geschmack, Form und Tonqualität. Wir brauchen beide Hälften, um uns ganz zu fühlen, Intelligenz zu entwickeln und kommunizieren zu können.

Kehren wir zum Bild des Vogels zurück: Die Flügel stehen stellvertretend für den Begriff der Polarität. So haben wir mit der Entwicklung des Großhirns gelernt, unsere Welt und was wir wahrnehmen in Ja und Nein, Hell und Dunkel, weiblich und männlich, aber auch in Richtig und Falsch, Gut und Böse einzuteilen.

Die Wahrnehmung der Realität hängt von der Konditionierung ab, die geprägt ist vom sozialen Umfeld, von der Religion, mit der wir aufwachsen, von der Kultur, von Erziehungsmethoden, von Wertvorstellungen unserer Umgebung und vielem mehr.

Wir lernen Dinge zu benennen, damit wir kommunizieren können. Durch die Benennung eines Wesens, einer Pflanze, eines Tiers oder eines Gegenstandes, sind wir in der Lage, uns zu verständigen. Das menschliche Gehirn hat die große Fähigkeit, sich zu erinnern. Das nennen wir Gedächtnis. Wir haben ein Kurz- und ein Langzeitgedächtnis. Das Gehirn entscheidet, was nur kurz oder was in den Langzeitspeicher abgelegt werden muss.

Die selektiven Fähigkeiten befähigen uns aber auch dazu, zu polarisieren, etwas in gut und schlecht einzuteilen. Das schärft einerseits unser Urteilsvermögen, schränkt aber auch unsere Wahrnehmung ein. Lernen wir, dass schwarze Hautfarbe schlechter ist als weiße, halten wir Afrikaner für Menschen zweiter Klasse und uns für etwas Besseres. Das Leben in schwarz-weiß oder entweder-oder zu sehen, schafft Trennung und Enge in uns. Das Wort „oder“ ist polarisierend, das Wort „und“ bringt zusammen. Dabei sind auch Paradoxien möglich wie „Ich bin intelligent und dumm“, was bedeutet: Manchmal bin ich in Verbindung, beide Hemisphären sind aktiv und manchmal bin ich nur auf einer Seite abgespalten und stelle mich dumm.

Intelligenz bewegt sich in der Mitte, auf dem Grat zwischen den Flügeln. Von da aus betrachten wir die Welt zu allen Seiten und weiten unseren Blick.

Ist der Verstand frei von Urteilen und Bewertungen, erleben wir inneren Frieden, Gleichmut und wahres Glück. Dann können wir das Großhirn dazu nutzen, effizient für uns zu arbeiten. Wenn wir zu einer Seite hin polarisieren, sind wir im Leiden gefangen. Sind wir in Balance, können wir fliegen.

Die Macht des Denkens

Mit der Entwicklung des Großhirns lernt der Mensch in Abstraktionen zu denken, zu analysieren und Dinge zu begreifen. Das Gehirn ist wie ein Computer: Es speichert Daten, kann sie vernetzen und abrufen. Die größte elektrische Ladung ist da, wo auf kleinstem Raum unzählig viele Nervenverbindungen existieren. Ab und zu muss der Computer heruntergefahren werden, ab und zu müssen wir eine Pause machen und konzentrierte Denkvorgänge entspannen.

Dem Mysterium des Lebens müssen wir dabei bewusst einen Platz einräumen, denn der Verstand ist nicht in der Lage, das zu begreifen, was über ihn hinausgeht. Die Wissenschaft wird nicht müde, das Lebens, den Menschen, das Universum und die Materie zu erforschen. Jede neue Entdeckung wirft neue Fragen auf und jedes Mal bleibt ein Körnchen Ungeklärtes übrig. Zum Beispiel gibt es neue Erkenntnisse über das Wasserstoffmolekül. Es benimmt sich dermaßen unlogisch, dass alle Bemühungen, einen Sinn darin zu finden, wie es sich zusammensetzt und verhält, bisher scheitern.

Der Versuch, das Mysterium des Lebens zu begreifen führt dazu, dass immer wieder neue Mysterien aufgedeckt werden. So kann der Verstand beispielsweise „Ewigkeit“ nicht denken, es ist unmöglich. Gleichzeitig macht „Endlichkeit“ uns Angst. Um diese Angst nicht zu fühlen, versuchen wir das Mysteriöse zu entmystifizieren, das Unfassbare zu greifen, Geheimnisse zu entschlüsseln und Einfluss zu nehmen, wo wir machtlos sind. Der Versuch, das Leben und den Tod unter Kontrolle zu bringen, ist der Wunsch, der Ungewissheit und der Ohnmacht, die das auslöst, zu entkommen, der wir im Angesicht des Todes und der Vergänglichkeit unweigerlich begegnen müssen.

Das Gehirn – ein Datenspeicher

Es gibt eine wahre Geschichte, die verdeutlicht, dass das Gehirn nur das erkennen kann, was es gelernt und erfahren hat: Als die Eingeborenen von Australien zum ersten Mal in ihrem Leben ein Schiff sahen, war es kein Schiff für sie, sondern eine starke Luftbewegung am Horizont. Sie bemerkten es und gingen ihren alltäglichen Dingen nach. Plötzlich wurden sie von unbekannten Menschen übermannt. Das Schiff war inzwischen gelandet und erst als die fremden Menschen vor den Eingeborenen standen, wurden sie wahrgenommen. Das Schiff als solches war vollständig fremd und konnte daher nicht als solches identifiziert werden.

Das Gehirn hat auch die Funktion, Erfahrungen zu speichern. Die Erlebnisse, die schmerzhaft waren, sollen in Zukunft vermieden werden. Doch wir wissen nicht, wie es wäre, einer ähnlichen Situation vollständig neu zu begegnen, eben nicht aus der Sicht der Erinnerung. Der Verstand klammert sich an das Alte und entwickelt die Furcht, dass etwas ähnlich Schlimmes noch einmal passieren könnte. Er übersieht, dass das, wovor er Angst hat, längst geschehen ist und es niemals genauso wieder eintreten wird. Die Angst vor einer Wiederholung, geschmückt mit Vorstellungen und Bildern von noch schlimmeren Situationen, lässt uns innerlich eng werden und errichtet einen Schutzwall gegen die imaginäre Bedrohung von außen.

Je mehr wir dem Verstand erlauben, diesen Horrorszenarien, die er selbst erzeugt, zu glauben, desto weniger sind wir in Kontakt mit dem jetzigen Moment, dem Wahrnehmen des Körpers und den momentanen Empfindungen. Die gesamte Aufmerksamkeit ist im Kopf und im Denken, einem Gemisch von Erinnerungen und Bildern, die auf die Zukunft projiziert und ausgeschmückt werden.

Entstehung von Psychosen und anderen Geisteskrankheiten

In Folge dieser Überaktivierung des Denkens (aus Angst vor der Angst) spannt sich die Muskulatur im Nacken und in der Wirbelsäule an, so dass der energetische Durchfluss der Nerven vom Kopf zum Körper und vom Körper in den Kopf stark vermindert ist.

Die elektrische Ladung im Gehirn steigert sich gleichsam mit der Angst und der Abtrennung vom Fühlen. Emotionales Fühlen ist eingeschränkt, die Körperwahrnehmung stark vermindert.

Hält dieser Zustand über viele Jahre an, kann er zu einem Nährboden für Geisteskrankheiten, für Größenwahn, Psychosen und Schizophrenie werden. Der Größenwahn unseres Verstandes ist die Einbildung, sich über alles erhöhen zu können und Macht über die Natur, das Leben und andere Menschen haben zu können. Es geht um die absolute Kontrolle des Verstandes über Herz und Körper. Aber ein Herrscher kann die Macht zum Wohle seines Volkes nutzen oder zu einem Tyrannen werden.

Wer bin ich? Die Transzendenz des Großhirns 

Die Kapazität des Gehirns kann genutzt werden, wofür es gemacht ist: logisches Denken, wissenschaftliche Erforschungen, Kommunikation und Verarbeitung von Informationen. Seine größte Fähigkeit liegt wahrscheinlich in der Möglichkeit zur Transzendenz. Der Mensch kann als einziges Lebewesen sich selbst reflektieren, der Geist kann sich selbst hinterfragen und über sich hinausgehen. Er ist in der Lage, die größten Fragen des Lebens zu stellen und jenseits des Denkens Antworten zu empfangen. Tibet hat wie kein anderes Land eine spirituelle Tradition, in der der Geist seit jeher dazu benutzt wird, das Bewusstsein zum Höchsten zu entwickeln.

Die Frage zur Selbsterkenntnis, durch die Ramana Maharshi erwacht ist, heißt: „Wer bin ich?“

Hand-Mudra für das Großhirn

Bring beide Hände vor den oberen Brustbereich, schließe die Augen und töne den Buchstaben „C“ in 3 Frequenzen: ein tiefes „C“ vom Bauch, ein „C“ vom Herzen und ein hohes „C“ vom Kopf.

Bringe dann die Aufmerksamkeit zwischen die Hände und spüre den Magnetismus, der entsteht. Du kannst damit spielen, die Hände etwas näher zusammen zu bringen und wieder etwas mehr auseinander. Zum Schluss lege die Hände in deinen Schoß und verweile noch einen Augenblick in Stille.

 

Aktuelle Seminare und Ausbildungen von Elvira Schneider:

„Die Kraft des Pulsschlags: Vertrauen in Haltlosigkeit“
vom 16.-18. September 2016 auf Gut Saunstorf – Ort der Stille (www.gut-saunstorf.de)

„Mut zur Angst: Tibetan Pulsing & Innere Arbeit mit dem Enneagramm“
vom 21.-23. Oktober 2016 in Dresden

Ausbildung „Tibetan Pulsing Intensive“
von Januar 2017 bis August 2019 (in Blöcken) auf Gut Saunstorf – Ort der Stille. (www.gut-saunstorf.de)

Informationen unter:
www.heilpraxis-schneider.de
info@heilpraxis-schneider.de
Tel: 038424-223962

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