Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

…. dass keiner Trauer um mich trage, kein Mensch sich meiner je erinnere, das ist mein letzter Wunsch …

… so endet ein Gedicht von Thomas Hardy und so empfindet, wer homöopathisch mit Hundemilch in Resonanz geht.
Solange wir ungestillt sind und ein ganz tiefer Mangel in uns nicht geheilt ist, haben wir nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn wir unsere eigene Identität zutiefst verleugnen und uns unterwerfen. Wir sind bereit, alles tun, nur um nicht aus dem Rudel verstoßen zu werden und wieder in diese tiefe Verlassenheit zu fallen, die wir früher einmal erfahren haben. Auch Pulsatilla, die Windblume, symbolisiert homöopathisch eine tiefe traumatische Angst, verlassen zu werden, so dass Harmonie um jeden Preis zur einzigen Lebensmaxime geworden ist, um sie nicht noch einmal fühlen zu müssen.

Wer sein Leben lang erniedrigt wird und trotzdem immer mit dem Schwanz wedelt, der findet sich in den Arzneiprofilen von Hundemilch und Pulsatilla wieder – interessanterweise die homöopathischen Mittel mit dem höchsten angestauten Gewaltpotential. Solange das verlassene Kind in uns ist nicht gestillt ist, sind wir voller destruktiver Impulse. Wir bleiben zudem unverbunden mit Mutter Erde, verloren und heimatlos in einer Welt, die kein nährender, sicherer Ort ist. Im Krieg mit dem mütterlichen Prinzip rächen wir uns an Mutter Erde, indem wir sie ausbeuten.

Das „verdiente“ Geld ist dabei die Milch von Mutter Erde, in deren Schoß wir uns nicht gehalten, vergessen und im Stich gelassen fühlen – Materie, also Mütterliches, das wir uns jetzt auf diese Weise einfach nehmen. Klappt das nicht, stellen wir nicht selten unser tiefes Gefühl von Mangel und Ungestilltsein auf der Ebene finanzieller Not dar. Die Corona-Zeit verschärft dieses kollektive Mangelthema.

Tiefe Heilung

Direkt nach Einnahme von Hundemilch habe ich morgens beim Einkauf im Bioladen einen Moment nicht aufgepasst – und weg war mein nicht angekettetes 1000-Euro-Rad. In dem Moment kommt ein verwahrloster, etwas diabolischer Typ vorbei und sagt: „Dein Rad hat gerade ein Schwarzer mitgenommen“ und fährt weiter. Obwohl mir mein Verstand sagte, „das Rad ist weg, vergiss es“, renne ich los und hole den Typ an der nächsten Ampel ein. Ich will gerade losziehen und im Görlitzer Park nachschauen, wo die afrikanischen Drogendealer rumhängen, da fragt er mich noch, wo er sich bei mir melden könne, falls er irgendwo was sieht. Wenig später höre ich jemanden mehrfach laut meinen Namen rufen. Ich traue meinen Augen nicht, als eben dieser diabolische Typ auf seinem Fahrrad angefahren kommt – an einer Hand mein Rad. Er habe es keine hundert Meter weiter vor einem Drogenhilfe-Cafe stehen sehen und in einer kurzen, aber scharfen Auseinandersetzung dem rotzfrechen Dieb klargemacht, dass man das Ganze auch mit der Polizei regeln könne. Er hatte sich offensichtlich total eingesetzt und zitterte noch am ganzen Körper. Wir fuhren dann zusammen zu meiner Praxis. Ich war so dankbar, dass er mir mein Rad zurückerkämpft hatte, dass ich mich erkenntlich zeigen wollte. Eine Patientin hatte mir am Vortag zum Dank für eine sehr zeitaufwendige Behandlung völlig unerwartet 400 Euro gegeben, mich wie eine Mutter genährt, und da war plötzlich einfach der Impuls, das Geld mit ihm brüderlich zu teilen. Ich habe ihm dann vier 50-Euroscheine in die Hand gedrückt und sagte: „Ich habe im Moment zwar wenig Geld, aber gestern völlig unerwartet 400 Euro bekommen. Davon möchte ich dir gerne die Hälfte geben, denn dein Einsatz für mein Rad hat mich total berührt. Nimm es bitte, es kommt echt von Herzen!“

In diesem Moment brachen alle Mauern bei diesem oberflächlich üblen Typen weg und sein verhärmtes, düsteres Gesicht bekam plötzlich etwas ganz Junges, Kindliches. Seine verloschenen Augen strahlten und ihm kamen die Tränen. Auch ich konnte plötzlich die Tränen nicht mehr zurückhalten und so standen wir beide weinend voreinander. In diesem Moment ist viel geheilt – bei ihm und bei mir. Ich hatte durch meine wirklich ehrlich gemeinte Wertschätzung etwas ganz Tiefes in ihm berührt. Denn das Thema von Hundemilch ist ja gerade, es nicht wert zu sein, etwas zu bekommen. Von niemandem gebraucht zu werden und nichts zu geben zu haben. Verlassen und vergessen. Doch er hatte mir sehr viel gegeben, für mich gekämpft, sogar eine körperliche Auseinandersetzung in Kauf genommen. Und ich konnte das sehen und wertschätzen.

Vielleicht war es diese nie erhaltene Wertschätzung, die ihn dahin gebracht hat, wo er heute war und die Heilung in ihm initiierte. Und auch er hat etwas ganz Tiefes bei mir geheilt. Ich habe nicht aufgepasst auf mein Rad, aber da war jemand, der auf mich aufgepasst hat. Meine Mutter hat mich (mit den 400 Euro) genährt und mein Bruder hat für mich gekämpft. Was für ein Balsam auf meine Wunden…

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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