Das Universum ist mühelos: Der Amerikaner Don Hanson bietet eine spezielle Form von Energiearbeit an, bei der er sich wie eine Stimmgabel auf sein Gegenüber einstellt, dessen verdrängte Traumata spürt, sie an die Oberfläche holt und sie mit Licht durchflutet. Worauf sie sich in Minutenschnelle auflösen. Jörg Engelsing wollte mehr über diese anstrengungslose Art der Transformation wissen.

 

SEIN: Du machst Energiearbeit. Wie funktioniert das?
Hanson: Wahre Kommunikation ist Energie. Die meisten Menschen kommunizieren allerdings über ihren Verstand, über ihre Ohren und ihren Mund. Wenn du die telepathische Kommunikation und die Energie verstehst, weißt du exakt, was im Kopf und im Körper einer Person vorgeht. Du kannst sie lesen wie ein Buch. Ganz einfach, weil die Energie nicht lügt. Wenn eine Person in ihrem Verstand ist und dir etwas erzählt, kannst du genau erkennen, ob sie sich selbst betrügt oder dich belügt. Du fühlst, ob sich die Energie ausdehnt und eine Öffnung geschieht – wenn die Person die Wahrheit erzählt – oder sich zusammenzieht, wenn sie absichtlich oder unabsichtlich die Unwahrheit sagt. Der Verstand oder die Emotionen können uns in die Irre führen, die Energie nicht.

SEIN: Als ich dir gegenüber stand und du mit mir gearbeitet hast, verzog sich auf einmal dein Mund für über fünf Minuten zu einer Maske totaler Traurigkeit. Anfangs dachte ich, dass du Spaß machst und herumalberst, aber mittlerweile vermute ich, dass du einfach gefühlt hast, was sich in mir bewegte.

Hanson: Genau. Wenn du zwei Stimmgabeln hast und eine anstößt, dann wird die zweite die Schwingung aufnehmen. Ich bin wie eine Stimmgabel, ich schwinge mit deiner Frequenz. Ich tune mich auf dich ein und kann alles fühlen, was in dir passiert – auch das unter der Oberfläche, was du nicht fühlst. Ich gehe buchstäblich in dich hinein. Ich bringe alles, was unbewusst in dir ist, ans Licht, damit wir es beide fühlen können. Und dann bringe ich den Heiligen Geist oder das Licht oder die göttliche Energie hinein – wie auch immer du es nennen willst, – und diese Energie vermischt sich mit dem unbewussten Material und löst es auf. Und was du und ich fühlen, ist oft so etwas wie eine anfängliche Verwirrung und die Befreiung davon. Schicht um Schicht beginnt sich zu lösen, so ähnlich, wie wenn man eine Zwiebel schält.

Ich nehme alle Schichten wahr, die wir das ganze Leben lang im Körper speichern – und das, was wir von unseren Vorfahren mitbekommen haben. Alle unsere unbewussten Traumen und Ängste, Schmerz und Verspannung. Alles das, was wir nicht wirklich sind. Ich gehe  in dich hinein und befasse mich mit diesen Schichten – diese Fähigkeit ist das Geschenk, das ich erhalten habe. Ich fühle diese Schichten, nehme sie, lege sie offen und lasse Licht in sie hineinscheinen. Durch diese kraftvolle Übertragung von Energie graben wir die Traumata buchstäblich aus der zellulären Struktur heraus und heben sie ins Licht. Was du vielleicht fühlst, wenn diese Schichten an die Oberfläche kommen, ist Verwirrung oder auch ein befreiendes Kribbeln. Danach entsteht ein kleiner Freiraum. Dann kommt eine weitere Schicht hoch, und wieder lassen wir sie vom Licht durchfluten. Dabei kann es sein, dass richtige Kribbel-Explosionen geschehen. Manchmal fühlt es sich so an, als ob sich dein Gehirn verändert, als ob es gereinigt und gewaschen wird. Und dann kommt eine weitere Schicht nach oben. Und so machen wir weiter, bis sich alle Schichten gelöst haben, die gerade anstehen. Wenn das Universum sagt, dass es erst mal genug ist, entsteht oft ein Gefühl von Liebe und Freiheit.

SEIN: Viele Menschen machen Therapie um Therapie, kommen keinen Schritt weiter, fühlen sich nach wie vor mies und unglücklich und wissen einfach nicht mehr weiter. Greift die „normale“ Therapie zu kurz?
Hanson: In den 70ern war auch ich Psychotherapeut und hatte wirklich gute Lehrer. Irgendwann fing ich aber an zu erkennen, dass wir nicht zum Ursprung der Probleme kamen. Es hilft natürlich, ein Problem zu identifizieren und ins Bewusstsein zu holen, was die meisten Therapien mit den verschiedensten Techniken versuchen. Aber was ich über die Jahre gelernt habe, ist Folgendes: Je mehr ich aus dem Weg gehe und es schaffe, Zugang zu der Intelligenz der Universums zu bekommen, damit sie als Licht in uns hineinkommen kann, desto einfacher und schneller geschieht Heilung. Diese universelle Energie ist tausend Mal intelligenter als ich und alle meine Methoden. Sie weiß, wie sie zum Ursprung des Traumas gelangen und es auflösen kann – und zwar ein für alle Mal. Das Trauma ist dann weg, es existiert nicht mehr im Körper. Die Arbeit mit dem Licht ist nach meiner Erfahrung der einzige Weg, Traumata so komplett aufzulösen, dass du später, wenn du zurückschaust, dich kaum erinnern kannst, dass du sie jemals hattest. Ein Aspekt des Lichtes ist, dass es Traumata erkennt, von denen du überhaupt nicht wusstest, dass sie in dir existieren, weil sie vielleicht 500 Jahre in deiner Familie zurückliegen und mit deiner persönlichen Lebensgeschichte überhaupt nichts zu tun haben. Das Licht dreht jeden Stein um und schaut darunter. Es hat viel mehr Möglichkeiten als ich als Psychotherapeut.

SEIN: Wir befinden uns in einer Zeit, in der Gruppenenergien eine immer größere Rolle spielen. Inwieweit trifft das auch auf deine Arbeit zu?

Hanson: Wenn eine Gruppe von Menschen mit der gleichen Intention zusammenkommt, nämlich leiderzeugende Muster mit Hilfe der universellen Intelligenz zu transformieren, kann für jeden Teilnehmer etwas Magisches passieren. Meine Erfahrung ist: Wenn eine Person arbeitet und der große Geist kommt und diese Lichtübertragung geschieht, dann erfährt jeder im Raum, der das gleiche Thema hat, die gleiche Transformation. Alle fühlen Kribbeln, ein Loslassen im Becken und in den Füßen oder die bereits erwähnte Empfindung einer „Gehirnwäsche“.
Ein anderer Aspekt ist, dass wir diese Arbeit nicht nur für uns selbst machen, sondern für die gesamte Menschheit. Die Wirkung der Arbeit erstreckt sich auf die ganze Linie unserer Vorfahren bis hin zum Anfang. Wir befreien nicht nur uns selbst, sondern unsere gesamte Ahnenreihe. Und auch alle Kinder, die noch nach uns kommen, weil sie diese ganzen Traumata nicht mehr erben. Wir machen das hier für so viel mehr als nur uns selbst – letztlich für die ganze Welt.

SEIN: Aber das Wichtigste ist, bei uns selbst zu beginnen…
Hanson: Ja. Ich habe über zehn Jahre lang in den USA und Kanada eine Ausbildung als Psychotherapeut gemacht. Eines Tages kam ich in eine Gruppe, die eine Frau leitete. Sie saß nur da und redete gerade über das Wetter, und bei mir begann es im Körper richtig abzugehen mit Kribbeln, Hitze und dergleichen. Ein Transformationsprozess kam in Gang, einfach, indem ich in ihrem Energiefeld saß. Ich ging die nächsten sechs Jahre weiter zu ihr, und sie sagte mir nach ein paar Wochen: Hör auf, als Psychotherapeut zu arbeiten. Arbeite mir mir und komm in meine Gemeinschaft. Das tat ich und ging durch sehr tiefe Reinigungsprozesse – und diese geschahen nur durch das Licht. Nach zehn Jahren als Psychotherapeut begann ich überhaupt erst, die zentralen Punkte anzugehen. Teilweise saß ich in den Gruppen und in meinem Körper prickelte es vom Kopf bis zu den Füßen, wenn sich die alten Sachen lösten. Das ging so lange, bis ich erfüllt war mit dem Gefühl der Liebe und Ekstase. Es veränderte mein Denken, mein Gehirn, meine Gefühle, meinen Körper, meine Beziehungen. Und ich begann ein Maß an Liebe, Freude und Genuss an mir selbst zu empfinden, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Und was mir meine Lehrerin immer wieder klar machte: Du kannst als Heiler nicht gut sein, wenn du nicht dein eigenes Haus gesäubert hast. Sie gab mir die Anweisung, die Arbeit mit Menschen sein zu lassen, bis ich bei mir selbst aufgeräumt habe. Und dann erst sagte das Universum: Jetzt ist es Zeit, in die Welt zu gehen. Aber das war nach vielen, vielen Jahren eines Reinigungsprozesses. Denn ein Mensch, der bei sich aufgeräumt hat und durch den diese göttliche Energie fließt, kann allein durch sein Sein Tausende von Menschen in der Welt berühren. Menschen, die nicht durch diesen Prozess gegangen sind und mit Menschen arbeiten, sind nur begrenzt hilfreich, weil sie letztlich immer durch den Filter ihres eigenen unbewältigten Traumas blicken und damit in vielen Bereichen einfach nicht klar sind. Die meisten Menschen tragen unverarbeiteten Schmerz im Herzen, der sie davon abhält, sich anderen gegenüber zu öffnen und sich mit ihnen zu verbinden. Sie fühlen sich letztlich einsam und abgetrennt. Wenn ein Therapeut nicht weiß, wie er sich mit anderen Menschen verbinden soll, was kann er dann seinen Klienten weitergeben? Was wirklich heilt, ist der Kontakt zu dem Gefühl der Liebe und Verbundenheit. Alle Transformation kommt vom Großen Geist. Und mein Job ist einfach, dieser Kraft aus dem Weg zu gehen, indem ich lerne, das Licht durch mich wirken zu lassen. Einfach, weil es viel kraftvoller ist, als ich das als menschliches Wesen bin.

SEIN: Viele Lehrer sagen ja: Es gibt überhaupt nichts zu verändern, alles ist so richtig, wie es ist.
Hanson: Ja, ich kenne das, aber es funktioniert nicht, weil unser Körper die Geschichte der Welt mit sich herumträgt. Ohne uns davon zu reinigen – wie können wir da frei sein? Wenn wir uns nicht die Zeit nehmen, Angst, Schmerz und Wut an die Oberfläche kommen zu lassen und sie zu verwandeln, werden sie bis in die Unendlichkeit in unserem Körper verweilen.

SEIN: Und der Körper ist schließlich das Wahrnehmungsinstrument, mit dem wir die Welt sinnlich erfassen und uns mit ihr verbinden.
Hanson: Ja, der Körper ist ein brillantes Werkzeug. Und wenn er gereinigt ist – emotional, mental, körperlich und spirituell – kann er andere Menschen lesen, er hat die Macht, dir großartige Energien zu schenken, er kann sich selbst heilen. Und: Du kannst Liebe nicht im Verstand fühlen, sondern nur mit dem Körper. Wenn du sie in jeder Zelle fühlst, dann wird der Körper ein Ausdruck von Gott. Und Gott ist bedingungslose Liebe. Und wenn du dann mit anderen zusammen sitzt, dann strahlt diese bedingungslose Akzeptanz auf sie aus und in ihrem Körper beginnen sich die Verspannungen und alten Muster zu lösen. In der Präsenz eines Buddhas beginnt der Transformationsprozess von selbst.

SEIN: Apropos „von selbst“: Was mich an deiner Methode so beeindruckt, ist die Mühelosigkeit, mit der dieser Transformationsprozess geschieht.

Hanson: Das Universum ist mühelos. Wenn wir lernen, mit ihm zu arbeiten, können wir unseren Verstand, unsere Gefühle und unseren Körper tatsächlich mühelos transformieren. Was seit unzähligen Lebensaltern existiert, kann in zehn Minuten heilen, wenn man mit dem Großen Geist arbeitet. Er ist die einzige Kraft, die ich gefunden habe, die durch die Kernschichten unserer Persönlichkeit einfach und schnell hindurchkommt.

 


Abb1.: © makuba – Fotolia.com
Abb2.: © frankoppermann – Fotolia.com

2 Responses

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*