Dem Leben begegnen: Guruji Sri Vast ist ein erleuchteter spiritueller Meister aus ­Südindien, der eine geerdete und aufweckende Spiritualität lehrt, die direkt den göttlichen Ursprung in uns anspricht. Seine Lehren fordern unsere grundlegenden Lebensansichten heraus und entfachen das Verlangen nach vollkommener Befreiung. SEIN sprach mit ihm.

 

Was ist wirklich gelebtes Leben?

Leben muss gelebt werden. Meistens geht es in unserem Leben nur um uns Menschen. Kannst du dir vorstellen, dass du auf einem Planeten nur mit Menschen lebst, ohne Blumen und Bäume, Vögel und Flüsse, ohne die Sterne und den Mond? Es wäre überhaupt kein Leben, sondern unfruchtbar. Wenn wir nicht alle Ausdrucksformen dieser Existenz mit einschließen – wenn wir diese Existenz, die nicht von Menschen gemacht ist, nicht erfahren und genießen –, werden wir uns auch im Innern unfruchtbar fühlen. Das Leben beinhaltet so viel Schönheit. Uns wurde diese Form, dieser menschliche Körper geschenkt sowie unsere Sinne und das, was es zu erfahren gibt – die Schönheit, die Musik, die Düfte und Formen –, um zu erfahren, zu genießen, uns zu bereichern und zu erweitern. Das Leben muss in jedem Moment deiner Existenz gefeiert werden. Und dieses Feiern, diese Freude, ganz im Leben zu sein, ist Göttlichkeit. Gott sollte nicht angebetet werden, sondern gelebt.

Um aber dieses Leben in seiner Essenz zu erfahren, müssen wir denjenigen in uns kennen, der die Erfahrung macht – denjenigen, der es erfährt. Er erfährt dieses Leben durch seine Sinne, und seine Sinne sind von den Erfahrungen der Vergangenheit manipuliert. Diese Erfahrungen kreieren das Gefühl von einem „Ich“, welches eine innere Welt in einem erschafft. Um dieses Ich glücklich zu machen, wechseln wir Menschen und Orte aus und verändern unseren materiellen Komfort gemäß den Bedürfnissen des Ichs. Wir verändern sogar den Planeten, um dieses Ich glücklich, friedvoll, selig und frei zu machen. Nur wenn die äußere Welt mit der inneren Welt übereinstimmt, ist dieses „Ich“ zufrieden. Verhält sich die Welt nicht gemäß diesem Ich – was sie selten tut –, beginnen die Konfrontation und der Kampf. Die entscheidende Frage ist: Wie stellt man sieben Milliarden Menschen, sieben Milliarden Ichs zufrieden, die fast alle etwas anderes, oft sogar Gegensätzliches wollen? Der einzige Weg ist Selbstrealisierung. Wenn jemand realisiert ist, begreift er, dass die Welt seine eigene Projektion ist.

Was meinen Sie mit Selbstrealisierung?

Tief im Inneren wissen wir, dass wir jenseits davon sind, was wir erfahren. Dass wir mehr sind. Es besteht die tiefe Sehnsucht, diesem Unbekannten – uns – zu begegnen, das grenzenlos, in Frieden, Glückseligkeit und Freiheit ist. Es am Ende des eigenen Lebens erreicht zu haben, ist eine Hoffnung, die alle in ihrem Herzen bewahren. Es erscheint allerdings als etwas, das man sich verdienen muss, als Ergebnis von harter Arbeit und angehäuftem Besitz. Und so wird es eine aufgeschobene und weit entfernte Hoffnung. Menschen verlieren jedoch die Motivation – nicht, weil sie nicht interessiert sind etwas zu tun, sondern weil sie die Hoffnung und die Verbindung mit der Erfahrung des Friedens, der Glückseligkeit und Freiheit verloren haben. Wer also seine Motivation wiederfinden will, muss die Sehnsucht nach Frieden, Glückseligkeit und Freiheit wiedergewinnen. Der Weg ist da, wo die Erfahrung glücklich, friedvoll, selig und frei zu sein ständig präsent ist – wo auch immer, mit wem auch immer du bist. Nur dann macht das Leben Sinn.

Wie kommen wir da hin?

Es ist ein Paradox: Wir möchten einerseits, dass dieses Ich als Ich akzeptiert wird, andererseits möchten wir uns von diesem Ich befreien. Doch die Frage stellt sich: „Wer bin ich? Und was ist da in mir, das akzeptiert werden muss?“ Sich zu beweisen und akzeptiert zu werden ist ein ständiger Kampf, solange du dich nicht selbst akzeptierst, wissend, dass die Welt, die du wahrnimmst, nicht die Welt an sich ist, sondern deine Projektion. Erst wenn du  realisiert hast, dass die Welt deine Projektion ist, kannst du aufhören, mit einer Welt zu kämpfen, die im Außen gar nicht existiert, sondern nur in deinem Inneren. Wenn du genau hinsiehst, findet dieses Gefühl des Ichs in deinem Verstand statt und wird deinem Körper aufgebürdet. Und der Körper verhält sich entsprechend und lebt das Leben dieses Ichs – und da verlierst du den Zustand deines unendlichen Selbst. Wenn ich mich mit meinem Körper identifiziere und dieser Körper stirbt, stirbt auch dieses Leben. Aber wenn ich mich jenseits meines Körpers erfahre und diese Identität verliere, dann erfahre ich das Leben auch jenseits der Grenzen meines Körpers. Was bleibt, wenn ich diese Form verliere? Reiner Frieden, reine Glückseligkeit, reine Unendlichkeit. Wie wäre es nun, wenn wir diesen Frieden, diese Erfahrung des Formlosen auch in unserem Körper erfahren könnten?

Das ganze Leben vergeht im Verlaufe dieses Prozesses, „jemand“ zu werden, und was wir erschaffen haben, ist nicht notwendigerweise unser tiefster Wunsch. Aber das Leben ist kein vorgegebenes Manuskript, das es zu lesen gilt. Es gibt die Möglichkeit, dem Leben in jedem Moment durch die einzigartige Person zu begegnen, die du bist – ohne Bezugnahme auf die Vergangenheit, ohne jeden Vergleich.

 

Satsang mit Guruji Sri Vast in Berlin am Fr, 10. April,
im Primussaal Zehlendorf, Berliner Straße 8-8a,
14169 Berlin. Freier Eintritt, Beginn 19 Uhr.
Mehr Infos über Guruji Sri Vast, seine Lehren, Retreats in Deutschland, Schweden und Indien auf www.srivast.org

4 Responses

  1. Eso-Mystiker

    Die Natur (bzw. das Leben) ist Gott. Und es gibt Dinge in der Natur, die dem Menschen ewig verborgen sind. Gott ist nicht auf die Weise allmächtig, dass er z. B. einen unbelehrbaren Raucher, der Lungenkrebs bekommt, heilen kann. Der Mensch (und die Welt) wurde nicht “erschaffen”, sondern existiert von Natur aus (und seit ewig). Der “Sündenfall” hat sich nicht genau so ereignet, wie es in der Bibel geschildert wird. Es wurden vielmehr zu verschiedenen Zeiten viele verschiedene Fehler von Menschen gemacht, die noch heute eine negative Auswirkung haben. Christus ist ein sehr hochentwickelter Mystiker, aber nicht der “Sohn Gottes”. Christliche Mystik, (weiße) heidnische Mystik und (weiße) Esoterik sind gleichwertig.
    Es genügt, nur von Zeit zu Zeit Mitglied in der Kirche zu sein. Es besteht die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Mystiker (oder zur Mystikerin; auch im folgenden sind immer auch Frauen gemeint) oder Esoteriker zu machen. Z. B. durch ein Selbststudium oder ein Studium in Psychologie mit Schwerpunkt Jungsche Psychologie. Das Beten zu einem “Vater im Himmel” ist sinnlos. Jedes Mal wenn ein Mensch u. a. eine wesentliche Steigerung seiner Willenskraft und Liebe erreicht, kann er (evtl. in Verbindung mit einer esoterischen Technik) eine – zusätzliche – göttliche Erfahrung machen. Und immer größere göttliche Erfahrungen. Ein Beispiel einer göttlichen Erfahrung, bei der keine Eso-Technik eingesetzt wird, ist eine mystische Nahtoderfahrung (Selbstmord ist abzulehnen). Die eigene Anstrengung (obwohl notwendig) und die Eso-Technik sind nicht das Wesentliche, sondern das Wirken von verborgenen Kräften in der Natur. Es ist erforderlich, gesundheitsbewusst zu leben und sich unegoistisch zu verhalten. Und man sollte versuchen, sich in jeder Hinsicht maximal weiterzuentwickeln.
    Es ist vorgekommen, dass Esoteriker durch Drogen veränderte Bewusstseinszustände herbeigeführt haben. Dies ist abzulehnen. Ebenso ist Hypnose (auch Selbsthypnose) abzulehnen. Zudem kann das Herbeiführen eines luziden Traumes gefährlich sein. Bei der seriösen Esoterik erlangt man zunächst eine größere Reife. Dadurch, dass man viel Sport macht. Dadurch, dass man berufliche Herausforderungen so gut wie möglich meistert. Dadurch, dass man immer mehr für den Naturschutz tut. Usw. Und dann muss man eine ungefährliche esoterische Technik einsetzen. Z. B. fragt man sich: “Für was ist ein Ereignis, das mir zugestoßen ist, ein Symbol?” Man soll bei dieser Ereignisdeutung nicht versuchen, in die Zukunft sehen. Es hat nicht unbedingt jedes Ereignis eine relevante Bedeutung. Diese Eso-Technik kann noch weiterentwickelt werden.
    Es ist gut, dass es einen technischen Fortschritt gibt. Aber es ist Wahnsinn, wenn z. B. ein neuer Geschwindigkeitsrekord eines Flugzeugs als Erfolg gefeiert wird. In Wahrheit werden dadurch die Gefahren immer größer. Die Technologie darf nur dann weiterentwickelt werden, wenn dadurch die Gefahren nicht größer werden. Es ist sinnvoll, Faktor-X-Technologien zu fördern. Zudem sollte es nicht mehr medizinische Operationen geben, als nötig. Z. B. können Krampfadern mit der Linsermethode ohne Operation zerstört werden. Heilen durch Liebe, Naturforschung und Eso-Mystik sollen die herkömmliche Medizin und Wissenschaft ergänzen (nicht ersetzen). Es ist sinnvoll, sich ökologisch zu verhalten (z. B. immer weniger Fleisch zu essen). Im Übrigen wirkt ein großer Teil der heutigen Musik (z. B. die Rock- und Heavy-Metal-Musik; auch ein Teil der Musik von Zaz und Raphael Haroche) wie eine Droge. Empfehlenswert sind “Eblouie par la nuit” (insbesondere die Version ohne Gesang) und “Schengen” (live in Valras Plage; bis Minute 2:45).
    Die Wissenschaft darf nicht alles erforschen. Es ist z. B. unter Umständen gefährlich, wenn ein Mensch erforscht, ob er einen freien Willen hat. Es ist denkbar, dass ein Mensch gerade durch die Erforschung des freien bzw. unfreien Willens seinen freien Willen verliert. Und es ist denkbar, dass das menschliche Gehirn durch die Hirnforschung (negativ) verändert wird. Das heißt nicht, dass es gar keine Hirnforschung geben soll. Aber es soll nicht mehr Hirnforschung geben, als unbedingt nötig ist (um diverse Krankheiten zu bekämpfen). Es soll überhaupt keine Wissenschaft aus Neugierde geben. Zudem ist es möglich, dass ein Mensch verrückt wird, wenn er sich mit bestimmten Ideen beschäftigt, wie z. B. dass das Leben nur ein Traum ist. Das Leben ist real. Und Liebe ist mehr, als Chemie, Hormone usw. Der Mensch darf nicht unbedingt in natürliche Prozesse steuernd eingreifen. Und der Mensch darf natürliche Prozesse nicht unbedingt beobachten. Wenn mystische Erfahrungen einmal nicht mehr möglich sind, werden die Menschen die Mystik kaputtgemacht haben.

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  2. Lisa
    eigenständiger Beruf "Guru"

    Sri Vast ist auch nur einer, der auf den Trend „Guru-Sein“ aufgesprungen ist. Aus dem Einkommen, das er aus Satsang und dem Aufenthalt seiner Anhänger in seinem Ashram bei Auroville generiert, kann er sich ein gutes Leben, wie es ihm gefällt gestalten. In seinem Ashram kann er seine architektonischen Ambitionen verwirklichen und die Macht als bewunderter Guru geniessen.

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    • Tanja
      Neid? Oder noch schlimmer Mißgunst?

      Ist zwar schon älter dein Kommentar aber: wenn du neidisch bist, mach’s einfach nach. Oder mach’s besser.

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