„Der Ort des Wandels liegt in der Interaktion, im Austausch, in der Beziehung zwischen Individuen. Was wir brauchen, ist ein Quantensprung in unserer Fähigkeit, miteinander in Beziehung zu treten, zu teilen und zu reagieren. In dem verstärkten Aufbau kooperativer Arbeits- und Lebensstrukturen geht es darum, großzügig die ­eigenen Fähigkeiten und Stärken zu ­kultivieren und sie mit anderen zu teilen.“
Joana Macy

 

Die Dritte Revolution – The Great Turning – ist laut Joana Macy ein Begriff, der das existentielle Abenteuer unserer Zeit beschreibt: die Transformation des industriellen Zeitalters in ein Zeitalter, das nachhaltig Lebens-erhaltend aufgebaut ist.

Unsere globale Situation ist verursacht von einem System stetigen Wachstumszwangs, der der Wirtschaftsordnung des Kapitalismus zugrunde liegt. Dieses sich selbst zerstörende Prinzip setzt ­seine Ziele und misst seine Erfolge in sich ständig steigernden Profiten – in anderen Worten: wie schnell Stoffe aus der Erde geholt und in Konsumprodukte, Waffen und Abfall umgewandelt werden.

Es geht also um eine Revolution, in der die Menschen realisieren, dass ihre Bedürfnisse befriedigt werden können, ohne die Welt zu zerstören. Wir haben das technologische Wissen, Kommunikationswerkzeuge und materielle Ressourcen, die uns erlauben, Nahrung, frische Luft, Wasser und vernünftige Mengen von Energie für alle zur Verfügung zu haben. Künftige Generationen werden auf diese Zeit zurückschauen als die Zeit einer großen Transforma­tion. Sie geschieht jetzt.

Obwohl wir nicht wissen können, ob der Wandel rechtzeitig genug durchkommt, damit menschliche und andere komplexe Lebensformen überleben können, wissen wir doch, dass er auf dem Weg ist. Und dass er Kraft gewinnt durch das Handeln vieler Einzelner und vieler Gruppen überall auf der Welt. Uns in diesem größeren Kontext zu sehen, weckt unsere Vision und bündelt unseren Mut.

 

Leben im größeren Kontext

In Berlin und Brandenburg gibt es Initiativen und Netzwerke, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diesen Wandel zu stärken und sich und ihr Leben in einen größeren Kontext zu stellen. Eine davon ist die Be(e) School Berlin, die in diesem Zusammenhang inneres Wissen und äußeres Handeln verbindet. In einer Welt, die stark durch materielle Werte geprägt ist, will sie das Äußere wieder mehr aus der Verbindung unter Menschen, aus der Selbstkenntnis, Intuition und menschlichen Authentizität heraus gestalten.

Damit einher geht ein Transformationsprozess, der unser Gefühl von Sicherheit oder einem erfülltem Leben aus einer Quelle schöpft, die wir erst von den Äußerlichkeiten unserer Konsumgesellschaft freiputzen müssen. Dieses Freiputzen geschieht teils durch Erkenntnisse und Informationen, teils aus einer zwischenmenschlichen Kooperation, die uns vertrauensvoller agieren lässt. Dabei entsteht eine Lebenshaltung, die sich wieder in den Dienst des Lebens stellt.

Die Be(e) School inspiriert ihre Teilnehmer zur Umsetzung des Gelernten in ein Handeln, das ihnen in ihrer momentanen Lebenssituation entspricht. Das kann sehr verschieden aussehen. Oft drücken sich die neuen Handlungsweisen in aktiver Teilnahme an politischen Aktionen, verändertem Konsumverhalten, bewussterer Kommunikation in Familie und Arbeitsplatz aus. Einige bringen ein Projekt mit, das sie mit den Werkzeugen der Be(e) School verfeinern und präzisieren. Andere entwickeln während des Trainings ein Projekt.

Einige Beispiele aus den letzten Jahrgängen: Die Organisation eines Be-The-Change-Symposiums an einer Schule. Eine Marketingagentur, die Berufsanfänger und Existenzgründer aus dem kultur-kreativen Bereich unterstützt. Gestaltung und Durchführung eines Sommercamps mit Schwerpunkt für Mädchen und junge Frauen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Ein Architekturkonzept, das der Einzigartigkeit der Baufamilie und des Bauplatzes Bedeutung gibt. Eine interkulturelle Elternbegegnungsstätte. Gemeinsame Tangoworkshops für sehende und blinde Menschen. Der Entwurf einer alternativen Altersvorsorge.

Ein gemeinsames Projekt des Jahrgangs von 2013 ist der Vernetzungsnachmittag am 14. Dezember (siehe Infos).


Erfahrungsbericht eines Be(e)-School-Teilnehmers

„Ich erlebte die einzelnen Module als eine anregende Mischung aus Welt- und Selbstbetrachtung. Vergleichbar mit einem Pendel oder dem Atemvorgang bewegten wir uns vom Erfassen der Weltsituation hin zu eigener Visionsfindung über Methoden zur Projektentwicklung zurück zur Frage, was spirituelles Handeln im politischen Kontext bedeuten kann, woran sich dann wieder der Fokus auf Selbsttransformation und Potenzialentfaltung anschloss, um sich darüber wieder den jeweiligen Projektideen und deren Umsetzungen zuzuwenden. Rückblickend betrachtet haben mich, neben den rein fachlichen Informationen bzw. Techniken, die geistigen und sozialen Räume beeindruckt, die sich während der Zeit entwickelt und eröffnet haben. Räume, in denen ich sowohl mich selbst neu erfahren konnte als auch meine ‚Mit-Bienen‘. Ich habe selten so bewusst erleben können, wie Verbindungen entstehen und wachsen.“    
Sönke Bernardi


Abb: © brozova – Fotolia.com

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