Was lange als Hirngespinst und Panikmache einiger Weltverbesserer galt, gewinnt an Kontur. Erstmals in der Geschichte des Kapitalismus sind die Grenzen des Wachstums real. Die Ölhähne sind bis zum Anschlag offen, der Verbrauch und die Preise steigen. Die Party neigt sich dem Ende. Aus der Reihe „Deutschland neu erfinden“.

In Zeiten des zunehmenden Terrors sollten wir uns fragen, ob die Art und Weise wie wir uns mit Energie versorgen dazu beiträgt, dass die Welt immer unsicherer wird. Als sei unser Lebensstil ein unumstößliches Naturgesetz, werden wir von Profitinteressen ermuntert, weiter rücksichtslos die Schätze dieses Planeten zu plündern, Kommende Generationen erwarten nur noch die abgenagten Reste und der Abwasch dieser zu Ende gehenden Party.

Dass wir uns mitten im Hochsommer Gedanken über Heizölpreise machen werden, hätte wohl kaum jemand so schnell erwartet. Muß der Heizölvorrat aufgefüllt werden, so sind zur Zeit pro Liter 53 Cent zu bezahlen. Der Durchschnittspreis im Jahr 2003 lag bei 38 Cent pro Liter. Eine Steigerung um 39,5 % die die nächste Heizkostenabrechnung belasten wird. Aber auch diejenigen, die mit Erdgas heizen, immerhin 60 % der bundesweiten und 600.000 der Berliner Haushalte, dürfen sich nur kurz darüber freuen, eine vermeintlich billigere Variante des Heizens zu nutzen. Die Erdgaspreise folgen den Heizölpreisen im Abstand von sechs Monaten.
Hohe Energiepreise sind in vielerlei Hinsicht nichts schlechtes. Einmal schärfen wir Verbraucher unsere Aufmerksamkeit dafür, wer an unserer vermeintlichen Abhängigkeit verdient. Andererseits werden wir aufgefordert nicht länger wegzusehen, wenn zunehmende Verteilungskämpfe sich zu Kriegen ausweiten. Und wer weiß, ein Volkssport könnte es werden, über mögliche Energieeinsparung und Alternativen nachzudenken.

Die Profiteure des Booms – Die Energiekonzerne profitieren in erster Linie von den hohen Öl- und Erdgaspreisen. So verbuchte Exxon (Esso) in den ersten drei Monaten diesen Jahres einen um 44% gestiegenen Gewinn von 7,86 Mrd $. Der Gewinn von BP (Aral) stieg um 29% auf 5,49 Mrd. $, der von Shell um 28% auf 5,55 Mrd. $ und der von Total stieg sogar um 53% auf 5,46 Mrd. $. Wohlgemerkt für die ersten drei Monaten in 2005.
Auch bei den Öl exportierenden Ländern sind die Kassen gut gefüllt. Zu den größten Gewinnern gehört der Nahe Osten. Saudi Arabien bedient allein 12% der Weltproduktion und investiert mit den Gewinnen kräftig in die eigene Wirschaft. Aber auch Länder wie Grossbritannien und Norwegen, dessen Wirtschaft 2004 um 2,8% wuchs, gehören zu den Profiteuren. Russland erwirtschaftet 18% der Wirtschaftseinnahmen über Öl- und Gasexporte. In Ecuador machen die Öleinnahmen 95% des Staatshaushaltes aus, während die Wirtschaft um 7% zulegte. In Venezuela versucht Präsident Hugo Chavez, mit dem Ölsegen populär zu werden. 4. Mrd. $ aus den Öleinnahmen pumpt er jährlich in soziale Programme.

Die Verlierer – Die deutsche Wirtschaft hingegen gehört momentan zu den größten Verlierern des Ölpreisbooms. Selbst innerhalb Europas ist Deutschland am stärksten betroffen. Die deutschen Firmen sehen auf Grund des schwachen Konsums keine Chance die gestiegenen Herstellungs- und Transportkosten an die Kunden weiter zu geben. Fallende Unternehmensgewinne bedeuten aber weniger Investitionen und damit weniger Arbeitsplätze. Positiv bewertet wird Experten zufolge, dass Deutschland in den vergangenen Jahren seine Abhängikeit vom Öl reduziert hat und statt dessen auf erneuerbare Energien zurückgreift. So ist die Abhängigkeit vom importierten Öl seit 1980 um etwa 40% gesunken.

Wie lange dürfen wir noch prassen? Als die OPEC jüngst erklärte, dass sie die derzeitige Nachfrage nicht befriedigen könne, setzte dies der Ölpreisspirale die Krone auf. Die Märkte begannen die Endzeit der Ölära einzupreisen.
In einem am 19. Juli in der TAZ erschienenn Artikel „Die Desinformation der Ölmultis“ von Hauke Ritz, wird der Höhepunkt der weltweiten Ölförderung bereits für November diesen Jahres erwartet. So nahm die Ölförderung in der Nordsee seit 1999 um 40% ab und die der Opec-Staaten sinkt seit 2000 kontinuierlich. Höchst fragwürdig sind auch die Angaben der Saudis, über ihre Reserven von angeblich 32 Mrd. Tonnen. Überprüfen konnte diese Angaben bisher niemand. Insider berichten, dass die Saudis aus ihrem größten Ölfeld bereits einen großen Anteil Wasser fördern, welches vorher zur Erhöhung des Förderdrucks in die Bohrungen gepresst wird. Ein untrügliches Zeichen für das Versiegen einer Ölquelle. Wen wunderts, dass lediglich der Irak über gesicherte und leicht zu fördende Ölreserven von 15 Mrd. Tonnen verfügt.

Wege aus der Krise – Die Zeichen mehren sich, dass bei unverändertem Kurs ein Zusammenbruch nicht nur der einheimischen Wirtschaft droht. Ein auf Öl, Gas, Kohle und Uran basierende Energieversorgung sichert nur die Profite der zentralistisch organisiserten Energiemonopole. Einer dezentralen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger gehört daher die Zukunft.

 

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