Monas erhält mit 66 die Diagnose Blasenkrebs. Während der Krebs-Behandlung setzt er sich mit seinen Ängsten auseinander und entdeckt für sich bei Osho eine Meditationsmethode, die ihm hilft, die belastenden Emotionen in Gelassenheit zu verwandeln.

Krebs mit 66 Jahren

Im September 2012 war ich 66 Jahre alt und anders als im Udo Jürgens Song „Mit 66 Jahren“ fegte ich nicht mit dem Motorrad durch die Gegend, sondern saß in der Praxis eines Urologen. Ich hatte Probleme beim Wasserlassen und nach eingehender Untersuchung diagnostizierte er mir einen Blasenkrebs. In mir breiteten sich panikartige Gefühle aus. Die Empfehlung des Arztes, mich schnellstens operieren zu lassen, lehnte ich nach reiflicher Überlegung ab. Ich wollte den Tumor unbedingt alternativ heilen.

In den nächsten Wochen saß ich ständig am Laptop und recherchierte im Internet nach Naturheilmitteln. Dann begann ich, verschiedene Mittel einzunehmen. Zunächst wurde der Tumor etwas kleiner, doch nach einigen Monaten begann er, auf jedes Mittel mit Blutungen zu reagieren. Da Blut gerinnt, bildeten sich immer häufiger Blutklumpen in meiner Blase. Diese blockierten den freien Harnabfluss und ich konnte phasenweise kein Wasser mehr lassen. Das war eine große Qual und um die Blutungen abzustellen, sah ich keine andere Möglichkeit, als auf Naturheilmittel zu verzichten.

Krebstherapie: Zurück zur Schulmedizin

Nun war ich dem Krebs ungeschützt ausgeliefert und er begann, sich auszubreiten. Eine MRT im Januar 2014 zeigte, dass er durch die Blasenwand hindurchgewachsen war. Im Juli 2014 war auf Ultraschallbildern zu sehen, dass sich ein Nierenstau gebildet hatte und meine rechte Niere dabei war, abzusterben. Mir blieb nichts Anderes übrig, als eine sogenannte radikale Zystektomie machen zu lassen. Das bedeutete die operative Entfernung von Blase, Prostata und diversen Lymphknoten. Nach der OP kam ich für eine Woche auf die Wachstation. Dort bekam ich eine Infektion mit hohem Fieber, und weil draußen eine Hitzeperiode herrschte, fror und schwitzte ich zur gleichen Zeit. Schließlich überkamen mich vergessene Gefühle aus meiner Kindheit. Ich fühlte mich ungeliebt und einsam. Drei Tage lang weinte ich still in mein Kissen, dann wurde mir bewusst, wie sehr ich von meiner Frau und Tochter geliebt werde. Von dem Augenblick an ging es mir besser und das Gefühl einer tiefen inneren Heilung breitete sich in mir aus.

Krebs und die Angst vor dem Tod

Nach fünf Wochen Klinik kam ich in die Reha. Zum ersten Mal kam ich mit krebskranken Menschen in Kontakt und erfuhr, dass sie große Ängste vor Nachuntersuchungen und Metastasen hatten. Gerne hätte ich ihnen eine von mir praktizierte Meditationstechnik empfohlen, doch für tiefere Gespräche waren sie nicht bereit. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Vor allem das Thema Tod war für sie ein großes Tabu.

Wie geht die Psychotherapie mit dem Thema Angst um? Die kognitive Psychotherapie geht richtigerweise davon aus, dass die Art, wie wir denken, unser Gefühlsleben steuert. Doch die Strategie, Angst machende Gedanken zu verändern, funktioniert nicht. Denn Ängste folgen Mustern, die sich in unserem Unterbewusstsein verankert haben. So bleiben sich krebskranke Menschen trotz aller psychotherapeutischen Bemühungen ihren Ängsten, Sorgen, Depressionen und Schuldgefühlen selbst überlassen.

Wut und Angst auflösen durch bewusstes Hinschauen

Ich übe seit dem Jahr 2009 eine Meditationstechnik aus, auf die ich in Oshos „Buch der Geheimnisse“ gestoßen bin. Bei dieser Technik geht es darum, bei jedem auftretenden Gefühl bewusst zu bleiben. Wenn dich z. B. Angst überkommt, dann richte deine Aufmerksamkeit NICHT auf deine Gedanken, sondern vollständig auf dieses Angstgefühl. Damit verdrängst du deine Angst nicht mehr, sondern nimmst sie an. Schließe deine Augen und lass dich von ihr total erfüllen. Nun kannst du sie bewusst wahrnehmen und fühlen. Das Resultat ist fantastisch, denn Angst ist nur blockierte Energie, die sich im Licht des Bewusstseins einfach auflöst. Diese Technik kannst Du auch bei allen anderen Emotionen, wie z. B. Ärger, Wut und Schuldgefühlen, anwenden.

In der Zeit, als ich begann, meine Emotionen anzunehmen, musste ich einmal mit meinem Auto rückwärts aus unserer Hofeinfahrt fahren. Durch den Rückspiegel sah ich, dass just in diesem Moment ein Mann sein Fahrrad an einer metallenen Baumbegrenzung ankettete. Diese befand sich in der Ausfahrt auf dem Bürgersteig. Da mir nun zu wenig Platz zum Einschlagen blieb, öffnete ich mein Seitenfenster und rief ihm zu, dass er sein Fahrrad doch bitteschön versetzen möge. Da höhnte er: „Da komm ich ja mit dem Lastwagen durch, du Blinder.“ Augenblicklich packte mich die Wut und ich stürzte aus dem Wagen. Ich wollte das Fahrrad packen und in alle Einzelteile zertrümmern. Doch mitten in der Aktion hielt ich inne, denn ich hatte mich erinnert, dass ich meine Emotionen bewusst anschauen wollte. Ich setzte mich also wieder ins Auto, schloss die Augen und ließ mich von der Wut erfüllen. Nun konnte ich sie in ihrer Totalität fühlen. Nach einer Weile begann ich, mit ihr zu verschmelzen. Daraufhin war sie völlig weg. Gefasst stieg ich nun aus, nahm den Drahtesel und verschob ihn samt Kette unaufgeregt nach vorne. Dann stieg ich ins Auto und fuhr entspannt aus der Ausfahrt hinaus.

Bedingt durch meine Blasenentfernung muss ich nun alle sechs Wochen ins Krankenhaus. Dort werden zwei Katheter ausgewechselt, die in meinen Harnleitern stecken. Dieser kleine Eingriff wird ambulant gemacht und ist eigentlich ganz harmlos. Doch ist es schon einmal vorgekommen, dass sich einer der Katheter nicht in das Nierenbecken hochschieben ließ. Zwei Stunden lang mühten sich drei Ärzte abwechselnd ab, doch es klappte nicht. Schließlich wurde ich stationär aufgenommen und der Wechsel unter Vollnarkose gemacht. Manchmal passiert es auch, dass ich den Wechsel wegen einer Harnweginfektion vor dem eigentlichen Termin machen muss. Steht der Zeitpunkt dann an, breitet sich jedes Mal eine Art Lampenfieber in mir aus. Aber auch in diesem Fall benutze ich die oben beschriebene Meditationstechnik. Ich lasse mich von meiner Angst nicht einfangen, sondern nehme sie stattdessen ins Visier. Damit gebe ich ihr den Raum, sich in mir auszubreiten. Nun kann ich tief in sie hineinatmen. Nach einer Weile löst sie sich auf und verschwindet. Da Gedanken aber hartnäckige Gäste sind, lassen sie nicht locker und kommen durch die Hintertür wieder herein. Sobald sie aber Angst auslösen, wende ich mich ihr mit großer Aufmerksamkeit zu.  

Gegen Krebs und Selbstmitleid ist ein Kraut gewachsen

Durch meine häufigen Klinikbesuche pflege ich inzwischen ein gutes Verhältnis mit dem gesamten urologischen Pflege- und Ärzteteam. Die Beziehungen sind nun sogar herzlich geworden, weil ich über meinen Krankheitsverlauf ein Buch mit dem Titel „Gegen Krebs ist viel Kraut gewachsen“ geschrieben und dem Team ein Exemplar geschenkt habe. Die fanden die Lektüre total interessant, weil sie nun auch einmal die Hintergrundgeschichte eines Patienten kennenlernen durften. Das ist nicht die Regel, weil sie im Allgemeinen nur die Krankenakte ihrer Patienten kennen. Für mich dagegen war und ist es wichtig, eine gute Beziehung zum Klinikpersonal zu haben.

Was ich im Laufe meiner Krebserkrankung immer wieder feststellen konnte und auch nach wie vor bemerke, sind Gedanken, die Selbstmitleid hervorrufen. Doch identifiziere mich nicht mit ihnen, was bedeutet, dass ich ihnen keine besondere Beachtung schenke. Das hat zur Folge, dass sie einfach vorbeiziehen, wie die Wolken am Himmel. Natürlich ist mir klar, dass ich den großen Vorteil habe, über dreißig Jahre lang meditiert zu haben. In den letzten Jahren hat mein Gedankenapparat seine Rolle als Herr im Haus immer mehr aufgegeben und sich dem Bewusstsein untergeordnet. Und sollte der eine oder andere Gedanke trotzdem eine negative Emotion auslösen, wende ich wieder die bewährte Meditationstechnik an.

Die Verblendung dieser Welt

Während ich mit meinem kleinen Leben beschäftigt bin, geht draußen in der Welt der Wahnsinn weiter. Manchmal denke ich darüber nach, wie man dieser verrückten Welt, in der jeder auf Ego getrimmt ist, Einhalt gebieten kann. Doch immer wieder komme ich zum Schluss, dass neue Denkansätze nicht genügen, die tief verwurzelte Gier nach Macht und Erfolg in Zufriedenheit zu verwandeln. Buddha hatte vollkommen recht, die Gier als eines der drei Geistesgifte zu bezeichnen. Als das schlimmste Geistesgift aber bezeichnete er die Verblendung. Damit meinte er die Unwissenheit über die wahre Natur des Geistes. Auf den Weg der Bewusstseinserforschung aber lassen sich offensichtlich nur Menschen ein, die den inneren Ruf hören.

Krishnamurti sagte einmal irgendwo: „Wer die Gesellschaft verändern will, muss damit aufhören, wie die Gesellschaft zu sein: besitzgierig und egoistisch.“ Aus meiner Sicht spielt es überhaupt keine Rolle, worauf sich die Gier richtet. Wollte man den über 20 Millionen Menschen, die Woche für Woche ihre Lottoscheine ausfüllen, Gier unterstellen, würde ein heller Aufschrei durchs Land gehen. Doch sogar die Vorstellung, einen Teil seines Gewinnes für gute Zwecke zu spenden, wurzelt in der Gier. Im Buddhismus wird die Gier nicht nur als Verlangen nach Vergnügen, Sexualität, Reichtum und Macht definiert, sondern auch als Anhaften an Wünsche, Meinungen, Ansichten, Lehren und Glaubensinhalte.

Die beste Unterstützung der Krebs-Therapie: Ernährung und Bewusstsein

Ich bin auf Facebook und in Internetforen auf Menschen gestoßen, die fest daran glauben, nach erfolgter Operation und Chemo wieder völlig krebsfrei zu sein. Doch ich glaube nicht, dass positive Suggestionen helfen, inaktive, versteckte Metastasen daran hindern, aktiv zu werden. Sicherheit ist eine Illusion und ich versuche erst gar nicht, mir einzureden, völlig gesund zu sein. Dafür tue ich von der Ernährung her alles, um mein Immunsystem zu stärken. Ich habe das Glück, dass mich meine Frau tatkräftig unterstützt und unsere Ernährung genau auf meine Bedürfnisse abstimmt. So nimmt sie zum Kochen nur Leinöl her, weil dieses hochwertige Omega-3-Fettsäuren enthält. Zum Braten benutzt sie Oleolux, das sie aus Leinöl, Kokosfett, Zwiebeln und Knoblauch selbst herstellt. Sie achtet außerdem streng darauf, dass ich nur wenige Kohlenhydrate esse.

Natürlich verzichte ich auf Weißmehl und Zucker und schaue, dass mein Säure-Basenhaushalt ausgeglichen bleibt. Darüber hinaus nehme ich täglich bittere Aprikosenkerne, Brottrunk und ein selbst hergestelltes Tonikum aus Apfelessig, Knoblauch, Zwiebeln, Peperoni, Ingwer, Meerrettich, Kurkuma und Pfeffer zu mir. Außerdem täglich 3 EL Hanföl, weil dieses Öl Sauerstoff in die Zellen transportiert. Und zu guter Letzt starte ich gerade eine Enzymtherapie. Diese soll mit ihren Inhaltsstoffen Bromelain, Papain, Trypsin und Chymotrypsin bei den unterschiedlichsten Krankheiten eine beeindruckende Wirkung haben.  

Der beste Rat, den ich Menschen mit der Diagnose Krebs geben kann, ist, auf ihre Ernährung zu achten und ihre Tage nicht in Niedergeschlagenheit zu verbringen. Sie sollten negative Gedanken am besten gar nicht groß beachten. Gedanken haben, wie wir alle wissen, die Fähigkeit, einen so richtig runterzuziehen. Und das ist ja nun wirklich kontraproduktiv bei Krebs. Was mich betrifft, so erfreue ich mich an meinem Leben. Mir hat meine Erkrankung sogar den Vorteil gebracht, mich bewusst mit dem Tod auseinanderzusetzen. Manchmal stelle ich mir vor, dass ich tot bin. Dann liege ich still da und warte, bis der gedankenleere Raum in mir erscheint. Dort gibt es keinen Tod, sondern einfach nur gar nichts. Doch Halt, meistens spüre ich eine feine Energie von pulsierender Glückseligkeit. Wenn das also der Tod ist, dann empfinde ich sogar eine gewisse Vorfreude darauf.

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