Yoga ist nicht nur ein Weg zu körperlicher Fitness und höherem Bewusstsein, sondern unterstützt auch in Phasen von Krankheit und Leid den Gesundungsprozess. Bei Diagnose Krebs beispielsweise kann es die geistigen Störfelder harmonisieren, den Körper stärken – und es hilft, die Krankheit als Chance zu verstehen, dem Leben eine neue Qualität zu verleihen.

 

Wie fühlen sich Patienten nach der Diagnose Krebs? Einer Krankheit, die viele Menschen auch in jungen Jahren einholt. Organe werden von Krebszellen übermannt und spürbar geschwächt. Die kreisenden (Angst-) Gedanken verkünden Ausweglosigkeit. Hildegard von Bingen beschreibt die Krankheit als einen Mangel im Wesen des Menschen selbst. Heißt: Die Manifestation der Krankheit hat ihre Ursachen im Geist. Negative Gedankenmuster und Emotionen schwingen in die Körperzellstruktur und verursachen Störungen der natürlichen Harmonie. Eine Ernährung mit „leeren“ Kalorien beschleunigt die Inkubationszeit. 

Zwar stehen Ärzte mit Kompetenz in der akuten Phase zur Verfügung, auch Selbsthilfegruppen und die Familie unterstützen nachhaltig den Genesungsprozess. Die Diagnose, aber auch die Chemotherapien zehren in der Regel allerdings an Kraft. Es besteht die Notwendigkeit, dem Körper Achtsamkeit zu schenken. Yoga eignet sich in dieser Phase nicht nur zur Kräftigung des Körpers, sondern auch für eine Stabilisierung der Psyche, verbunden mit einer Neuorientierung. Die Zeit steht still für die Gesundheit. Das Nachdenken über das Leben, das Sein, und die Chancen, dem Leben eine neue Qualität zu geben, stehen an erster Stelle. Betroffene sind offen für universelle Botschaften, die intuitiv mit regelmäßiger Yogapraxis und einem erfahrenen Yogameister wahrgenommen werden. Wir erkennen vielleicht das erste Mal den Körper als Tempel der Seele, der vielleicht etwas Putz verliert oder sogar tragendes Gebälk. Doch wir nehmen ebenfalls unser unzerstörbares Sein – auch Atma oder Selbst genannt – als höhere Wirklichkeit wahr. Die Identifizierung mit dieser Wahrheit wirkt als kleiner „Heilweg“.

 

Yoga als praktischer und philosophischer Anker

Im Rahmen von Yogakursen für Krebspatienten werden ganz praktische Ernährungsempfehlungen vermittelt ebenso wie philosophische Inhalte aus dem Vedanta. Das Wissen über die Seele, die als unzerstörbar gilt, nimmt der Krankheit die Tragik. Das Kurskonzept wird dem individuellen Stadium der Übenden angepasst mit dem Ziel, eine körperliche und psychische Stabilität zu entwickeln. Es bleibt dabei Zeit und Raum für eine individuelle Begleitung und Betreuung.

Die Teilnehmer werden mit erprobten Bewegungs- und Entspannungstechniken einfühlsam begleitet. Ausgewählte Asanas mit rotierender Dynamik stabilisieren das vegetative Nervensystem, andere stärken das Immunsystem. Das „rechte“ Atmen wirkt harmonisierend. Mit einer regelmäßigen Pranayama-Atempraxis kommt der Geist zur Klarheit. Vitalisierend wirkt beispielsweise Kaphalabhati, ein kraftvolles Ausatmen zur Reinigung der Lunge. Diese Atemtechnik wirkt lungenstärkend und wird bei Lungenkrebs empfohlen. Der Körper wird dabei mit Sauerstoff angereichert und Stoffwechselvorgänge werden initiiert. Alle feinstofflichen Energiekanäle, die sogenannten Nadis, werden gereinigt – der menschliche Körper verfügt über 72.000 davon. Dagegen wirkt die Wechselatmung, auch Anuloma-Viloma genannt, ausgleichend. Die Gedanken werden klarer, der Geist zur Ruhe gebracht, Ängste haben weniger Angriffspunkte. Der geschmeidige Sonnengruß wiederum berührt jeden einzelnen Muskel und wird oft auch mit Kontemplationen ergänzt. In fortgeschrittenen Phasen werden ausgewählte Asanas (Körperübungen) lange gehalten mit Wirkung auf die Energiezentren entlang der Wirbelsäule. Rotationsdrehungen flexibilisieren die Wirbelsäule und festigen das vegetative Nervensystem. Die Chakren werden reguliert. Nach Patanjali, dem Verfasser der Yoga-Sutras, bringt die Konzentration auf die Wirbelsäule geistige Festigkeit, die in Phasen von Orientierungslosigkeit den Heilweg lenkt.    

Yoga-Nidra, eine Tiefenentspannung mit positiven Suggestionen, führt die Teilnehmer in einen besonders aufnahmefähigen Bewusstseinszustand für eine neue, heilende „Software“. Die Aufmerksamkeit bewegt sich durch den Körper und ein Sankalpa, eine Absicht, wird gedanklich wiederholt, so dass sie sich durch die Entspannung in tieferen Bewusstseinsräumen verwurzeln kann. Der Wunsch nach Genesung, einem gesunden Körper und einem langen Leben wird in Phasen von Krankheit natürlich bevorzugt als Absicht und Ziel definiert. Das Gute: Dieser Weg steht jedem offen, denn Yoga wirkt ganzheitlich und ergänzt hervorragend die schulmedizinischen Therapieformen.


Abb: © Heggie – Fotolia.com

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