Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Diesen Artikel habe ich meiner Schwester zu verdanken.
Sie wohnt in der Eifel und berichtete mir, wie neulich früh beim Duschen draußen auf dem Feldweg eine gigantische Kröte an ihrem Fenster vorbeikroch. Es war still und dunkel und das Einzige, was sich im Mondlicht bewegte, war dieses Urviech. Meine Schwester meint sich zu erinnern, dass die Kröte sie direkt angeguckt hat, bevor sie sich unter ihr Auto setzte. Ich habe natürlich sofort homöopathisch Witterung aufgenommen und Folgendes gefunden: Geliebt und gehasst zugleich, ist die Kröte im Märchen eine Schatzhüterin (vielleicht ja auch homöopathisch?!).

Die nachtaktive Erdkröte sitzt im Märchen unter dem Bett und zieht alle Gifte an sich, hat also die Fähigkeit, Krankheiten zu heilen. Ein archetypisches Sinnbild für weibliche Macht und Stärke, erinnert ihr Aussehen an den Uterus, den Gebärmuttermuskel. Sie wurde früher in matriarchalen Kulturen den unfruchtbaren Frauen sogar in Fruchtbarkeitsriten auf den Bauch gesetzt. Während der Zeit der Hexenverbrennungen wurde sie als Teufels- und Hexentier betrachtet, verfolgt und vernichtet. Und galt – wen wundert´s – als patriarchales Hassobjekt, schleppt doch das kräftige Krötenweibchen bis zu drei Männchen, die sich an ihr festklammern, auf ihrem Rücken zum Laichtümpel.

Homöopathisch thematisiert die Kröte archaische urwissende Instinkte und fördert das Urvertrauen darin, dass das Leben uns trägt und ernährt. Bufo, die Kröte, ist daher angezeigt, wenn wir unser Urvertrauen verloren haben, uns also im Krieg mit dem mütterlichen Prinzip befinden – ein auch gesamtgesellschaftlich hochaktuelles Thema.

Ich will noch nicht geboren werden

Gleich nach Einnahme des homöopathischen Krötengifts stellt alles, was mir im Leben momentan als „Ersatzmutter“ zur Stillung meiner süchtigen Bedürftigkeit dient, unwiderruflich die Versorgung ein, bis ich schließlich total desillusioniert aufhöre, danach zu suchen und zu greifen. Kein Wunder, dass die Kröte hier aufräumt: Krötengift wirkt direkt auf unsere archaischen Stammhirnareale, wo zum Beispiel das Fresszentrum sitzt. Bufo ist angezeigt, wenn hier die Hemmung nicht funktioniert. Heißt: wenn wir beispielsweise unseren Appetit nicht beherrschen können und dauernd essen oder ständig Sex brauchen (Bufo-Leitsymptom: hypersexuell, totaler Geschlechtstrieb, Pornosucht oder totales Negieren von Sexualität; nur im Kopf). Wir alle waren mal zu hundert Prozent angewiesen auf Essen, Wärme, Schutz und Aufmerksamkeit der Mutter – und haben sie oft nicht bekommen. Und diese dadurch erzeugten Gefühle von Angst und Wut stecken noch in uns drin.

Das homöopathische Krötengift holt diese (primitiven) Gefühle, diese basalen Strukturen, wieder an die Oberfläche und reinszeniert diese Energien auf eine heilsame Art in unserem heutigen Leben. Dabei taucht mein zentraler Glaubenssatz wieder auf: „Auf Frauen (Mutter) kann ich mich nicht verlassen!“ Auf diese frühe Wunde fokussiert oder besser verengt sich unter Bufo noch einmal meine gesamte Wahrnehmung.

Die Angst vor der Freiheit

Homöopathisch begleitet die Kröte, ihres Zeichens Symbol für die Urmutter, somit einen meiner schwierigsten Schritte in diesem Jahr. Im Grunde ist es noch einmal die Erfahrung des Geborenwerdens. Es galt noch einmal zu erfahren, was es heißt, dass die Mutter ab einem bestimmten Moment nicht mehr für mich da ist und auch nicht mehr da sein darf, weil es sonst kein Geborenwerden gibt. Das Thema zeigte sich als die Reaktivierung meiner Geburtsstrecke von der Weigerung „Nein, ich will noch nicht geboren werden“ über ein „Ja, ich kralle mich nicht mehr mit aller Macht im Geburtskanal fest (= heutige Komfortzone), werde geboren in mein eigenes Leben und kümmere mich jetzt um mich selber“ hin zu der Konzentration auf die Entfaltung meines vollen Potentials. Damit diese Regression an den Anfang meines Lebens etwas Heilsames hat, musste all das, was mich gefühlt gerade von außen mütterlich versorgte, zu einem Ende kommen – unwiderruflich.

Wie damals auch, gibt es jetzt kein Zurück mehr in die geborgene Wärme der Gebärmutter (der gewohnten Versorgung). Dieser Schritt, den die Kröte begleitet, ist nicht unbedingt schön, aber unglaublich hilfreich, so wie wir ja auch bei der Geburt einen Raum der uns vertrauten Geborgenheit verlassen müssen und uns die Welt, in die wir hineingeboren werden, zunächst einmal frösteln lässt, bevor wir unseren eigenen Weg gehen …

Homöopathische Geburtshilfe – Die Entbindung

Die Kröte als Symbol für das Hässliche hilft homöopathisch dabei, all das, was wir reflexartig erstmal abwehren (weil es unangenehme Gefühle hervorruft), vertrauensvoller an uns ranzulassen. Krötengift enthält herzwirksame Substanzen. Bufagine gehören zu den Herzglykosiden und getrocknete, zu Pulver verriebene Krötenhäute wurden früher als Herzmedikament verwendet und waren der Vorgänger von Digitalis. Homöopathisch löst die Kröte die durch Misstrauen gegen das Leben entstandene Verkrampfung des Herzens, lässt uns tief verdrängten Schmerz in unserem Herzchakra wieder spüren und hilft uns, alte Wunden mit dem Wasser unserer Tränen zu reinigen.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

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