Die Vorherrschaft des Männlichen hat Wissenschaft und Technik auf Trab gebracht – aber durch die Sichtweise der Getrenntheit aller Phänomene auch unseren Lebensraum an den Rand der Katastrophe geführt. Ein Ausgleich ist angesagt: Das Weiblich-Ganzheitliche soll Verbundenheit und Balance zurückbringen. Ein Interview mit der amerikanischen Buddhistin und Mystikerin Lucia René.

 

Lucia, du hast ein 17jähriges, sehr profundes mystisches Training unter einem erwachten Meister in den USA hinter dir, der sehr viel Wert darauf legte, Frauen in ihre Meisterschaft zu bringen. Auch in deiner Arbeit fokussierst Du Dich hauptsächlich auf Frauen. Warum?

Wenn man sich als bewusster und hellsichtiger Mensch in dieser Welt umschaut, die ganz offensichtlich völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist, dann ist ziemlich schnell klar, was es am meisten braucht, damit sie wieder in die Balance kommen kann: Es braucht das Erwachen von vielen Frauen, um die weiblichen Energien zu stärken. Denn was allen anderen Symptomen wie Krieg, Gewalt, Gier, Angst und Missbrauch zugrunde liegt, ist die gewaltige Unausgeglichenheit zwischen diesen beiden göttlichen Polen in unserer Welt. Um eine bessere Welt zu kreieren, braucht es vor allem den Ausgleich, die Balance zwischen diesen zwei Ur-Kräften der Schöpfung. In und außerhalb von uns.

 

Du sprichst davon, dass wir am Ende eines 5000 Jahre währenden patriarchalen Zeitalters angekommen sind, in dem das männliche Prinzip das Regiment inne hatte. Dem voran ging ein matrilineares Zeitalter. Beide dienten der Entwicklung der Menschheit. Das Männliche mit seinem Streben nach Freiheit und Individualität hat uns viel Wissen, Technik und vor allem auch ein individualisiertes Bewusstsein beschert. Und es hat, da ihm der Ausgleich des Weiblichen mit seinem Streben nach Verbundenheit und Ganzheit fehlte, gleichzeitig unseren Planeten an den Rand seiner Existenz gebracht. Wohin bewegt sich die Menschheit als nächstes?

Wir leben in einer sehr interessanten und herausfordernden Zeit. Auf den inneren Ebenen des Bewusstseins sieht das so aus, dass wir den einen Fuß noch in der alten Welt und den zweiten schon in der neuen Welt haben. Wir befinden uns am Ende eines großen Zyklus. Vielen Menschen ist bekannt, dass wir in unserem feinstofflichen Körper sieben Chakren haben. Auch die Erde hat solche Chakren. Wenn die Energie entlang der Chakren aufsteigt, wird die Energie immer feiner und subtiler. Und genau das passiert auch mit unserer Erde. Sie hat mit dem Wurzelchakra angefangen, da ging es um das reine Überleben. Dann bewegten wir uns zum zweiten Erdchakra, dem matrilinearen Zeitalter, um alles über Geburt und Kreativität zu lernen. Danach kam das dritte Erdchakra, das patriarchale Zeitalter, wo wir alles über Macht lernten. Wenn ich Macht sage, dann meine ich nicht Machtmissbrauch. Macht (Power) ist einfach Energie, Chi, Lebenskraft. Es gibt verschiedene Aspekte von Macht. Wir haben gelernt, wie wir zu Macht kommen können, wie wir sie speichern, sammeln oder übertragen können. Und wir haben natürlich auch viele Erfahrungen mit Machtmissbrauch gesammelt. Aus meiner Sicht ist das weder gut noch schlecht. Es ist absolut notwendig zu erfahren, wie sich Machtmissbrauch und eine fundamentale Schieflage anfühlen. Nur so können wir unser Sein in eine perfekte Balance bringen, was letztendlich unser Ziel ist. Wir bewegen jetzt die planetare Energie und unseren Bewusstseinsschwerpunkt in das feiner werdende vierte Chakra, das Herzzentrum in der Mitte. Das Herzchakra steht für die Energien der bedingungslosen Liebe, für die Harmonie zwischen dem Männlichen und Weiblichen, für die Balance der Polaritäten. Der alten Welt liegt eine unheile Dualität zugrunde. Die Neue Welt basiert auf dem Bewusstsein von der Einheit aller Schöpfung. Was wir gerade erfahren, ist die Evolution der Erde und wir als Menschen sind ein Teil von ihr. Für das Gleichgewicht der Kräfte braucht es jetzt eine Stärkung des Weiblichen. Deshalb ergießen sich momentan große Wellen göttlich-weiblicher Energie auf die Erde.

 

In Deinem Buch „Unplugging the Patriarchy“ erzählst Du von deinen spannenden Erlebnissen als Mystikerin und spirituelle Kriegerin in den letzten Jahren. Was war der Kern Deiner Arbeit? Worum ging es?

Als Mystikerin habe ich gelernt, hinter die Schleier des Physischen zu schauen, andere Dimensionen wahrzunehmen, sie zu betreten und dort Veränderungen vorzunehmen. Meine spirituelle Aufgabe hatte damit zu tun, hinter die Kulissen der globalen Machtzentren zu schauen. Die Machtstrukturen auf den inneren Ebenen zu erkennen und ihnen quasi den Stecker zu ziehen, sie auszustöpseln. Zunächst ging es für mich darum, intellektuell zu verstehen, was vor sich geht. Ich habe viel gelesen, über Globalisierung, das Bankensystem, Politik, etc. Dann bin ich als Mystikerin auch physisch zu den wichtigen Schaltstellen des gegenwärtigen Machtsystems (wie World Trade Organisation, Federal Reserve, World Bank, usw.) gereist, um deren Energie ganz in mich aufzunehmen, verbunden mit der Frage: Worum geht es hier wirklich? Was passiert hier auf der feinstofflichen Ebene? Das kann man sich vorstellen wie bei einem Heiler. Der arbeitet in der Regel nicht mit deinem physischen Körper, sondern mit deinen feinstofflichen Körpern. Er verändert etwas im Subtilen und diese Veränderungen werden dann nach einer Weile im physischen Bereich sichtbar und können Heilung bewirken. Vergleichbar ist es mit der Realität, in der wir leben. Das patriarchale System basiert auf einer Art feinstofflichem Fundament. Wenn du dort Veränderungen vornimmst, dann machen sich diese nach einer Weile auch auf der physischen Ebene bemerkbar. Damit wir (ich habe mit zwei anderen Mystikerinnen zusammengearbeitet) unsere Arbeit durchführen konnten, mussten wir allerdings zunächst unsere eigenen Energiestrukturen und Abhängigkeiten vom alten System klären und lösen. Die alte Welt existiert ja nicht nur außen, sondern auch innen. Erst wenn du deine Energien aus dem alten System löst, kannst du sicher an diesem neuen Ort der herz-basierten Balance stehen. Es ist absolut notwendig, genau hinzuschauen und sich mit der alten Welt und ihren Strukturen zu versöhnen, um sie dann loszulassen und in der neuen einzuziehen. Wenn wir vermehrt tun, werden wir den zukünftigen Generationen ein wunderschönes Erbe hinterlassen. Und Frauen insbesondere sind dafür an die Front gerufen.

 

Die Macht des Weiblichen
Offener Abend: Mittwoch, 18. August, 19.30 Uhr, Beitrag 12 €
Workshop: Donnerstag, 19. August 2010, 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr, Beitrag 90 €

Ort: Aquariana, Am Tempelhofer Berg 7d, 10965 Berlin / Kreuzberg

Anmeldung/Info bei Ilona Kästner, Tel.: 0176-20 64 48 79 oder i.kaestner@web.de


Das Buch „Unplugging the Patriarchy“ (englisch) ist – solange der Vorrat reicht – für Selbstabholer auch bei Ilona Kästner zu bekommen.

Über den Autor

Avatar of Lucia René

ist Mystikerin und spirituelle Mentorin für unzählige Menschen auf der ganzen Welt. Sie hat die Ordination eines buddhistischen Mönchs mit traditionellem spirituellem Hintergrund, ist aber zugleich dafür bekannt, unermüdlich an die Grenzen des Neuen Bewusstseins unserer Zeit zu gehen. Mit Empowerments (Ermächtigungen) und geführten Meditationen hilft sie Menschen, sich in verschiedenen Dimensionen zu bewegen und ihr Bewusstsein in nie gekanntem Ausmaß zu erweitern. Ihr preisgekröntes Buch „Unplugging the Patriarchy. A Mystical Journey into the Heart of a New Age“ ist weniger ein Buch als vielmehr eine mystische Erfahrung. Es hat bereits vielen Tausenden geholfen, ihre Wahrnehmung unserer gestörten Welt zu verändern.

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Eine Antwort

  1. Bettina Beckröge
    Die Erde benötigt den Einklang zwischen Yin und Yang

    Wenn man die Negativ- Energien der „feinstoffliche Ebene“ erspürt, dann passiert etwas in der metaphysischen Ebene des Seins. Es verändert den Blick und die Ebene der Wahrnehmung in Bezug auf die Realität, in der wir leben. Das Sein und Bewusstsein lassen sich so verknüpfen. Wenn wir es schaffen, uns von festgefahrenen alten Mustern zu befreien (loslassen), dann kann dieses zum ersten Schritt der Verknüpfung zwischen dem Sein und Bewusstsein und so zu einer Erdung im Leben führen. Das wiederum ermöglicht es uns, gegenwärtige Machtsysteme zu erkennen, zu entlarven und aufzubegehren. Ich glaube, das Zusammenspiel zwischen Yin und Yang, ein Einpendeln zwischen unserer Ratio und unseren Sinnen führt zur ganzheitlichen Wahrnehmung, für mich die entscheidende Balance, die uns nach außen strahlen lässt.
    Der griechische Gelehrte Archimedes hatte das archimedische Prinzip nach logischen Prinzipien in langen Formeln vorgedacht, doch er kam lange Zeit nicht auf den Punkt seiner Erfindung. Der Durchbruch gelang ihm erst über einen Akt der Sinne, das äußerst entspannte Baden und Untertauchen in einer Badewanne. Er machte die leibhaftige und ganzheitliche Erfahrung des statischen Auftrieb seines Körpers im Wasser und der Verdrängung von Wasser durch seinen eigenen Körper. Gepaart mit seinen vorhergehenden logischen Überlegungen war in dem Augenblick des Untertauchens das archimedische Prinzip geboren und mit ihm das berühmte Wort „Eureka“.

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