Diagnose Brustkrebs

Es ging alles sehr schnell im späten Frühling ’96 im Diakonissenkrankenhaus Dessau. Ende Mai Röntgen, Biopsie und Diagnose Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Schon am 3. Juni die Operation, eine kleine Verschnaufpause nur und dann, noch bevor es Juli wurde, Chemotherapie, die erste von elf bis in den grauen November hinein. Die damals 34-jährige Heidrun Ehrhardt aus dem anhaltinischen Salzfurtkapelle nahe Bitterfeld schien keine Wahl zu haben. Jedenfalls ließ man ihr keine Zeit nachzudenken. Was hätte es auch genützt! Was die Ärzte sagten, war wohl richtig, was sie ansetzten, gewiss nötig. Sie kannte nichts anderes, hatte nie etwas anderes gehört.

Von Brusterhaltung war nicht die Rede gewesen. Amputation, obwohl der im Röntgenbild sichtbare Knoten nur 2,1cm Durchmesser hatte! Die Chemo lasse sich nicht umgehen, hieß es, wegen des Befalls der Lymphknoten. Von den 10, die man großzügig „ausgeräumt“ hatte, waren (nur?) zwei verkrebst. „Wir werden die stärkste Chemo nehmen, die wir in Ihrem Fall haben.“ Cyclophosphamid.

Es war in der Tat eine scharfe Waffe. Rundumfeuer! Auf versprengte Krebszellen, die sich (vielleicht oder gewiss) noch im Verborgenen hielten und, sich teilend, wuchern könnten. Aber auch auf alles im Körper, was sich, ebenfalls durch Zellteilung, erneuern wollte. So auch auf ein Immunsystem, das jetzt eigentlich antreten sollte, eben jene vermuteten Krebsherde zu vernichten oder „zur Vernunft zu bringen“. Der „Kriegsschauplatz“ Heidrun Ehrhard erlitt Verwüstungen. „Es ging immer mehr bergab“, sagt sie, „mit den Kräften und mit den Gedanken.“  Dabei darf ein Umstand nicht übersehen werden: Zu diesem Zeitpunkt gab es keine einzige sichtbare Metastase. Die waren erst ein halbes Jahr nach der letzten Chemo da – trotz oder infolge des Zellgiftes?

Fahren Sie noch einmal in den Urlaub…

Die Chirurgin, die den Röntgenbefund in Händen hielt, vertrieb jede Hoffnung: „Metastasen in der Lunge! Aussichtslos. Wir können nichts mehr für Sie tun. Es gibt keine Rettung! Fahren Sie noch mal mit Ihren Kindern in den Urlaub. …Vielleicht haben Sie noch bis Weihnachten.“ Es war jetzt Juli. Was die Medizin allenfalls noch zu bieten habe, sei eine Hochdosis-Chemotherapie.
Die Art und Weise, in der jene Ärztin solches von sich gab, kann Heidrun Ehrhardt bis heute nicht vergessen. „Vielleicht habe ich gerade das gebraucht, um richtig wach zu werden“, sagt sie. Doch so weit war es damals noch nicht. Die Todesangst trieb sie zunächst weiter von Arzt zu Arzt. Eine onkologische „Kapazität“ offenbarte ihr, ihre Chancen stünden 1 zu 60.000. Die wenigen Fälle, die es bei ihrer Ausgangslage geschafft hätten – es seien ganze zwei, die er kenne –  hätten das „auf geistigem Weg“ gemacht. Eine beiläufige Bemerkung, die ihr damals noch unverständlich, ja komisch erschien.

Was der Mann dann ernsthaft empfahl, war die schon in Aussicht gestellte Hochdosis-Chemo mit anschließender Transplantation von Knochenmark (denn das eigene würde bei der Tortur vor die Hunde gehen!).  Zu haben war diese Therapie für sie im Berliner Virchow-Krankenhaus, in Düsseldorf oder in einem neuen Jenaer Forschungsinstitut. In jedem Falle war man Proband einer Studie. Doch Berlin ging es wegen eines falschen Rhesusfaktors nicht, in Düsseldorf war der Termin verstrichen. Blieb Jena. Die Sache würde  dort zweimal gemacht, zweimal für je 150.000 D-Mark. „Aber machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Das kriegen wir schon hin!“

Allerdings war dazu noch ein bitterer Weg zu gehen: Die Metastasen mussten vorher an Zahl und Masse auf die Hälfte schrumpfen. Wieder unter Attacken von Zellgift. Diesmal war es Taxol, was, wie man sagte, bei Lungenmetastasen „recht viel versprechend“ sein soll. Das Einverständnis für Mitte August 1997 erfolgte nur schweren Herzens und mit wenig Hoffnung. Zunächst gab es drei „Dröhnungen“ im Abstand von drei Wochen. „Das war schlimmer als alles Vorherige!“ Und ohne den geforderten Erfolg. Also noch ein Zyklus und dann noch einer, bevor die 50 Prozent vorläufiger Rückgang endlich erreicht waren. Aber da diese Art Steilvorlage für die Hochdosis nicht wieder bröckeln durfte und  die verbliebene Wartezeit dafür Gefahr bot, sollte ein sechster Taxol-Schlag folgen. Konnte das so weiter gehen? Und welche Aussicht bot die Hochdosis-Chemo, also die größte gebündelte Gifteinwirkung, der ihr Körper ausgesetzt sein würde?

Hochdosis-Chemotherapie? Nein!

Bei der Vorabsprache in Jena hatte Heidrun Ehrhardt das Bett gesehen, in dem sie liegen und die Infusionen bekommen würde. Über Wochen isoliert und steril, das Immunsystem am Boden, k. o. Selbst das Niesen einer Schwester hätte lebensgefährlich sein können. „Kann man nicht doch noch etwas Sanftes machen?“, hatte sie zögerlich gefragt. Eine der biologischen Therapien, von denen sie inzwischen aus einigen Büchern wusste? Kopfschütteln und: „Sie sind hier, um eine Hochdosis-Chemotherapie zu machen. Nur das allein kann Ihnen helfen!“ Sie habe eine Chance von 30 Prozent, fünf Jahre zu überleben. Zu 70 Prozent würde es also schief gehen? Eine innere Stimme sagte immer wieder: Nein! Nein! Nein!

Monate später, als sie bereits in der ganzheitlich behandelnden Hufeland-Klinik weilte, war sie einer Frau begegnet, die solch eine Hochdosis überstanden hatte, das zweite Jahr, eine von acht Studienteilnehmerinnen. Sieben lebten nicht mehr.

Es muss etwas anderes geben

Die große Wende im Denken und für ihre Entscheidung hatte es bei Heidrun Ehrhardt schon nach dem ersten Taxol-Zyklus gegeben. Hundeelend hatte sie auf dem Sofa gelegen, nach der Autofahrt von Halle, die nur im Liegen zu absolvieren war. „Ich konnte nicht mehr stehen.“ Der Magen drehte sich um, immerfort, die ganze Nacht bis zum Morgen, an dem sie wusste: Das kann es nicht sein. Irgendwann, je früher, desto  besser wirst du den Absprung schaffen. Es muss etwas anderes geben, das dich wieder gesund macht!

An diesem Morgen – war es Zufall oder Fügung? – hatte ein Weltbildkatalog vor ihr auf dem Tisch gelegen, mit 20 Seiten naturheilkundlicher Bücher. Vier wählte sie aus. Noch während der Taxol-Behandlung trank sie parallel Kräutertees, nahm hochdosiert Nahrungsergänzungsmittel, ließ sich vom Gynäkologen, der auch Homöopath ist, Mistel spritzen.
Dann kam die zweite Fügung, die Begegnung mit einer Frau, der man in einer ganzheitlich behandelnden Klinik geholfen hatte, ihren Krebs zu besiegen – im Hufeland-Krankenhaus Bad Mergentheim. Dorthin schickte sie nun alle ihre Unterlagen mit einem Hilferuf an den Chefarzt Dr. Wöppel: „Ich möchte in Ihre Klinik.“ Die Hochdosis-Chemo sagte sie ab. Jetzt schon ohne Angst, etwas Falsches zu tun.  Am 6. Januar 1998 wurde Heidrun Ehrhard in die Hufeland-Klinik aufgenommen. Noch ohne Kostenübernahmeerklärung der Krankenkasse. Die musste erst noch erstritten werden.

Entscheidend für die Möglichkeit einer Genesung war wohl der erste Dialog zwischen Patientin und Chefarzt. Auf die allererste Frage Heidrun Ehrhards „Können Sie mich heilen?“ hatte Dr. Wöppel geantwortet: „Nein, das kann ich nicht. Das müssen Sie schon selber tun!“ Was die Klinik versuchen wolle, sei, ihre Selbstheilungskräfte zu mobilisieren.

Welch gewaltige Arbeit hier von beiden zu leisten war, kann man vielleicht an einem lapidaren Satz ermessen, den ich vor kurzem in einem Krebs-Journal fand. Ein Professor hatte da aus seiner schulmedizinischen Erfahrung heraus geschrieben: „Das metastasierte Mammakarzinom (Brustkrebs) ist nach jetzigem medizinischen Verständnis als nicht heilbar anzusehen.“ Bei Frau Ehrhardt waren vier Monate nach Beginn der ganzheitlichen Behandlung keine Metastasen mehr auf dem Röntgenbild zu sehen. Hatte es ein Wunder gegeben? Und wenn ja, was hatte dann dieses „Wunder“ bewirkt? Waren es die Hitzeschübe der aktiven Fiebertherapie? Oder die Thymusextrakt-Injektionen? Die Mistelspritzen? Die proteolytischen Enzyme? Echinacea? Die Maltherapie? War es die Umstellung der Ernährung? Oder verdankte sie es den Visualisierungsübungen, die sie nach den Vorschlägen Carl Simontons praktizierte? Vielleicht war es alles zusammen. Oder nichts von alledem?

Die Geschichte einer Heilung: Das Ruder des Lebensschiffes herumreißen

Zwei Jahre nach ihrer Heilung schrieb Heidrun Ehrhardt ein Buch. Es trägt den Titel „Schulmedizinisch aufgegeben! Was nun?“ Es ist mehr als nur die Geschichte ihres Aufstandes gegen den Krebs und gegen eine Art, ihm zu begegnen, die sie beinahe umgebracht hätte. Es ist vielleicht selbst sichtbares Zeugnis des eigentlichen „Wunderelixiers“. Irgendwo hatte sie einmal gelesen, dass Menschen, die das Wunder einer Heilung erleben wollten, bereit sein müssten, das Ruder ihres Lebensschiffes radikal herumzureißen. Und genau damit hatte sie in den Wochen des Klinikaufenthaltes in Bad Mergentheim begonnen. Alte Wege und alte Zwänge verlassen. Nein gesagt, wo sie nein sagen wollte. Das getan, was sie schon immer tun wollte. Gaben genutzt und entwickelt, die ihr geschenkt waren, das Schreiben zum Beispiel. „Der liebe Gott“, lese ich bei ihr, „hat mich dahin geführt, hat mich all das erleben lassen, worüber ich schreiben möchte. Ich habe mir einen Traum erfüllt.“ Anstatt Angst vor dem Tod – Erwartung eines neuen Lebens.
Heute arbeitet Heidrun Ehrhardt an ihrem dritten Buch. Erfolgreich absolvierte sie eine Ausbildung zur ärztlich geprüften Gesundheits-, Ernährungs- und Lebensberaterin. Krebskranke besuchen sie, lassen sich ihre Erfahrungen erzählen, sehen sich an, wie sie lebt, ihr Gemüse anbaut, ihre Ziege melkt, ihre Kräutergetränke herstellt, ihr Wohnumfeld von Strahlen und ihren Alltag von negativen Informationen freihält. Und wie sie Bücher schreibt.

Die heute 44-Jährige, für die es laut ärztlichem Urteil vor neun Jahren keine Rettung mehr geben sollte, fühlt sich vollständig geheilt. Eine Computertomographie hat sie 1999 das letzte Mal machen lassen. Alles o. k. Und nun, keine Nachsorge mehr, die doch auch eine Vorsorge sein könnte? – Sorge? Nein, sie möchte nicht auf die Möglichkeit eines Rückfalls starren wie das Kaninchen auf die Schlange. „Was brächte eine Diagnose“, sagt sie, “wenn ich nicht so lebte, wie ich es offenbar soll! Und wenn ich so lebe, dann bleibe ich gesund!“

In Ihrem neuen Buch “Gifte sieht man nicht im Röntgenbild“ geht es um all das, was krank macht und  die Themen Frausein und weibliche Medizin.
Das Buch erscheint im Herbst 2006 im Rulf-Verlag Berlin. Bestellungen unter
Tel.:  030 – 42 85 08 01,
E-Mail: med.tipp@freenet.de oder  bei
Heidrun Erhardt, Tel.:/Fax: 03494 – 26050

Eine Antwort

  1. Markus
    Geistloser Mist mit dem Geist

    [Textpassagen mit persönlichen Angriffen oder Beleidigungen wurden entfernt – die SEIN Redaktion]

    Der einzige der Krebspatienten hier die Hoffnung wegblasen will ist der Autor selbst !
    Die Hochdosischemotherapie ist sehr effektiv und zeigt Remissionen in Fällen die wirklich nicht gut aussehen. Wenn Du betroffen bist und die Chance dafür hast nimm sie wahr !!! Den Krebs wirst du NIEMALS mit einem lächeln weg-meditieren. Keine der hier aufgestellten Behauptungen kann wahr sein !

    Mich hat eine derartige Behandlung sogar geheilt obwohl meine Prognose sehr schlecht gewesen ist !

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