Es wird zunehmend wahrscheinlicher, dass unser bestehendes Finanz- und Wirtschaftssystem die aktuelle Systemkrise nicht überstehen wird. Der Zusammenbruch von Pfund und Dollar scheint kaum mehr zu verhindern zu sein – und das wäre gleichbedeutend mit dem Ende der bestehenden Weltordnung. Keine Frage, das sind ungemütliche Aussichten. Die Vorbereitungen, welche die Armeen aller Industrienationen gerade für Einsätze bei Revolten und Aufständen treffen, sprechen eine deutliche Sprache. Trotzdem ist der Zusammenbruch der Weltwirtschaft das beste, was uns passieren kann. Ich werde im folgenden versuchen darzulegen, welche Chancen die aktuellen Entwicklungen bergen und warum es von größter Wichtigkeit ist, jetzt positive Alternativen zu entwickeln.

 

Zeitenwende

Die aktuelle Situation hat historische Ausmaße, die bis jetzt die wenigsten Menschen zu begreifen scheinen. Vergleiche zur Krise von 1920 sind noch viel zu klein gegriffen: Zum ersten Mal steht das gesamte Wirtschaftssystem der Welt zu Disposition und nicht bloß die Binnenwirtschaft eines Landes. Das bedeutet zwar einerseits wahrscheinlich auch einen Crash, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat, aber auch, dass die gesamte Welt zwangsläufig kooperieren muss, da eine nationale Lösung schlicht nicht mehr in Frage kommt. Das gemeinsame Interesse war noch nie so deutlich offenbar wie gerade jetzt.

Ein Problem, mit dem sich alle Lösungsansätze bisher konfrontiert sahen, war, dass die internationale Verflechtung der Wirtschaft ein solches Ausmaß angenommen hat, das es einzelnen Staaten nur schwer möglich gewesen wäre, ein alternatives System aufzubauen. Um dies zu tun, hätte ein Staat vollständig autark in Hinsicht auf Rohstoffe, Technik und Nahrung sein müssen. Durch den bevorstehenden Zusammenbruch des Gesamtsystems bietet sich jetzt erstmals in der Geschichte der Welt die Möglichkeit, in internationaler Kooperation ein komplett neues Wirtschaftssystem aufzubauen. Eines, dass der Menschheit wirklich dient und Überfluss für alle ermöglicht.

Die nötigen Ressourcen und die technischen Möglichkeiten dazu sind längst vorhanden – wir müssen es nur noch wollen.

 

Eigentlich ganz einfach

In der momentanen Lage der Welt wird eines oft vergessen: Das alles eigentlich ganz einfach ist. Die Frage, die wir uns als Menschen stellen müssen, könnte simpler gar nicht sein:

1.Welche Ressourcen haben wir?
2.Wie nutzen wir diese im Einklang mit den natürlichen Gesetzen so, dass wir alle im Überfluss leben?

Der Grund für die aktuellen Schwierigkeiten ist das bestehende Geldsystem mit seiner Notwendigkeit ständigen exponentiellen Wachstums und Profitmaximierung. Die richtigen Dinge werden schlicht deshalb nicht getan, weil es eben profitabler ist, sie nicht zu tun. Innerhalb der Logik eines Systems, das auf Profit und Konkurrenz aufgebaut ist, wird moralisches Handeln unmöglich.

Nehmen wir den Profit jedoch aus der Rechnung heraus, gibt es keinen Grund mehr, warum nicht die ganze Welt in einem Wohlstand leben sollte, den wir uns jetzt nicht mal vorstellen können. Unser Planet bietet uns einen aberwitzigen Überfluss an Energie und Nahrungsmitteln, der zudem niemals versiegen wird, wenn wir ihn nur intelligent nutzen. Wenn es das bestehende Geldsystem nicht gäbe, wären unsere globalen Probleme tatsächlich rein organisatorischer und technischer Natur und binnen kürzester Zeit gelöst. Innerhalb des Systems ist ihre Lösung jedoch nahezu unmöglich, da sie den Profitinteressen der Mächtigen und Reichen entgegenläuft.

 

Ist der Mensch das Problem?

Es wird häufig argumentiert, Macht- und Profitgier wären dem Menschen innewohnende Eigenschaften. Meist wird dabei auf die blutige Geschichte der Menschheit verwiesen. Ich bin der Überzeugung, dass diese Ansicht falsch ist:
Noch zu keinem Zeitpunkt hat die Menschheit in einem Gefühl der Sicherheit gelebt. Krieg oder materielle Ängste sind das Klima in dem die Menscheit sich nun seit Jahrhunderten befindet. In den Anfängen waren tatsächlicher Streit um Ressourcen der Grund für Kriege, dann teilweise religiöser Bekehrungswahn und später hauptsächlich rein wirtschaftlich motivierte Macht-Interessen.

Durch den Stand der Technik, die internationale Vernetzung und die intellektuelle Aufklärung sind wir heute aber erstmals in einer Situation, in der weltweite Kooperation eine realistische Möglichkeit ist. Wenn die Menschheit das Leben auf diesem Planeten endlich als ein gemeinschaftliches Projekt erkennt, bei dem alle ein gemeinsames Interesse haben, werden Kriege aufhören und ein Zustand dauerhafter Sicherheit tritt ein. Die Entwicklung Europas zeigt sehr deutlich, dass dieses Erkennen eines gemeinsamen Interesses bis zu einem gewissen Grad schon stattgefunden hat.

Der Punkt ist, dass Macht- und Profitgier nur innerhalb eines Systems der Unsicherheit Sinn machen. In unserem Geldsystem ist es ein Überlebens-Vorteil Macht und Geld zu besitzen. Aufgrund der dem ZinesZins-System innewohnenden Mechanismen wird sich Geld nämlich immer in den Händen weniger anhäufen, während eine große Zahl von Menschen notwendigerweise bankrott gehen muss. Selbiges gilt auch global: Das System führt unweigerlich zu einigen wenigen reichen Nationen und vielen ausgebeuteten, in kompletter Armut lebenden Staaten.

Das ist nicht der Schlechtigkeit des Menschen anzulasten, sondern logische Folge des ZinesZins-Systems. Ein moralischer Kapitalismus kann niemals existieren: Es ist ein Irrglaube, die Probleme der Welt könnten durch eine Umverteilung des Kapitals gelöst werden: In unserem aktuellen Wirtschaftssystem gibt es aufgrund seiner Struktur zu jedem Zeitpunkt mehr Schulden als Geld, so das es auch theoretisch niemals möglich sein kann, alle Schulden zu begleichen – geschweige denn Wohlstand zu erzeugen. Die dem Menschen innewohnende Überlebensangst und sein Sicherheitsbedürfnis führen daher innerhalb dieses Systems automatisch zu einem Streben nach Geld und Macht. Fressen, oder gefressen werden.

Ich wage aber zu bezweifeln, das Macht und Reichtum in einem Klima des Überflusses und der Kooperation noch besonders verlockend wären. Ich glaube vielmehr, das Selbstverwirklichung ein viel attraktiveres Ziel in einer globalen Gesellschaft wäre, die allen Menschen absolute Sicherheit und gegenseitige Hilfe bietet. Macht- und Profitgier sind nicht die Ursache, sondern die Folge des gegenwärtigen Systems!

 

Update, bitte!

Wenn sie aber erst Folge des Systems sind, wie kam es dann überhaupt dazu?
Unser gegenwärtiges Systems ist komplett veraltet und entspricht den aktuellen Gegebenheiten in keiner Weise. Es geht auf eine Zeit zurück, in welcher der Kampf um Ressourcen noch realer war. Es ist ein mittelalterliches System und produziert mittelalterliche Zustände. Auch wenn der moderne Despot einen Schlips trägt und der Raubritter Hedge-Fonds verwaltet: Substanziell hat sich hier nicht viel geändert.

Geld war so lange die Grundlage unseres Systems, dass die meisten Menschen sich eine Welt ohne Geld nicht mal mehr vorstellen können und die aktuellen Zustände so fraglos hinnehmen, als wären sie ein Naturgesetz. Das sind sie nicht. Und es ist jetzt von vordringlichster Wichtigkeit, dass alle Menschen dies verstehen. Eine andere Welt ist jederzeit möglich. Wenn wir unsere völlig veralteten Vorstellungen darüber, wie unsere Gesellschaft funktioniert allerdings nicht schnellstmöglich über Bord werfen, stehen wir tatsächlich vor ziemlichen Problemen.

 

Die Anderen machen nicht mit

Oft wird gesagt, dass ein solcher Wandel nicht stattfinden kann, weil niemals alle Menschen die Notwendigkeit des Wandels verstehen würden. Interessanterweise sagen dies vor allem Leute, die glauben es verstanden zu haben. Ich wage daher zu behaupten, dass diese Einstellung nichts weiter ist als Arroganz: Wenn Du es verstanden hast, warum sollte es nicht auch jeder andere verstehen? Hältst Du dich für so viel intelligenter?

In der Wirklichkeit ist es so einfach, das es jedes Kind verstehen kann:

1.Welche Ressourcen haben wir?
2. Wie nutzen wir diese im Einklang mit den natürlichen Gesetzen so, dass wir alle im Überfluss leben?

Nochmals: Wir haben ein rein organisatorisches Problem, wenn wir uns vom bestehenden System befreien. Letzteres passiert glücklicherweise vielleicht gerade ganz von selbst und es ist jetzt an uns allen, unsere Glaubens- und Verhaltensmuster zu hinterfragen, unsere Angst und unser Konkurrenzdenken abzulegen und in gemeinsamer Kooperation die Lösungen für ein goldenes Zeitalter zu erarbeiten.

Und jeder logisch denkende Mensch kann das verstehen.

 

Der Übergang

Es gilt jetzt ein Konzept zu entwickeln, wie ein neues System aussehen könnte, und vor allem wie ein sanfter Übergang dorthin eingeleitet werden kann, der alle Menschen in Verständnis und Vertrauen wachsen lässt und genügend Raum bietet, alte Überzeugungen kontinuierlich abzustreifen. Überall auf der Welt arbeiten Menschen derzeit mit ganzem Herzen an solchen Lösungen. Viel wichtige Arbeit wurde schon geleistet, es braucht nun nicht viel mehr, als das Puzzle zusammenzusetzen. Uns allen steht eine spannende Zeit bevor und auch wenn es vorübergehend ungemütlich werden sollte, ist es wichtig die positive Ausrichtung beizubehalten.

„Es ist Zeit unsere Loyalität und Beziehung über den begrenzten Handlungsrahmen des Marktplatzes, der Traditionen und der Nationalstaaten auszuweiten , so dass sie die Menscheit als Ganzes umfassen, gemeinsam mit der Umwelt des Planeten, die uns alle unterstützt. Es ist Zeit die Erde als ein unteilbares organisches Ganzes zu sehen, ein lebendiges Wesen, zusammengesetzt aus unzähligen Lebensformen, zusammengeführt in eine einzige Gemeinschaft.“

(The Zeitgeist Movement: Activist Orientation Guide)

7 Responses

  1. WellenbeobachterHH

    Sehr guter Artikel mit einem kleinen aber nicht unwichtigen Fehler!

    Ursache ist nicht „unser Geldsystem“ oder das „ZinesZins-System“ – also beides im Speziellen, sondern das darüber tronende allgemeine Prinzip der Wertschöpfung, welches in der warenförmigen Produktions- und Lebensweise besteht.

    Alle Vorgänge sind wertgesteuert, also von einer „abstrakten Wertform“ bestimmt. Die „Warenform“ und die „Geldform“ sind lediglich die äußeren Erscheinungsformen des „abstrakten Werts“ und der ihm zugrunde liegenden (Wert-)Substanz (= abstrakte Arbeit, also bezahlte Lohn- und Erwerbsarbeit).

    Es werden jeweils die Mengen der abstrakten Arbeit geplant und wirtschaftlich zur Anwendung gebracht, um Tauschdifferenzen zu den Marktpreisen auszunutzen, um Gewinn zu erzielen. Die Krux besteht darin, dass der Wert auf sich selbst zurückgekoppelt ist und somit reale Produkte nur produziert werden, wenn sich der Wert dabei dabei erhöht, also neuer Mehrwert hinzu kommt. Das ist ein reiner Selbstzweck, der auch als „Verwertung des Wertes“ (Robert Kurz) bekannt ist.

    Das vermeintlich „gute Leben“ hängt an diesem Verwertungsprozeß quasi nur sekundär als Abfallprodukt / Nebenprodukt mit dran.

    Das ZinesZins-System ist lediglich eine spezifische Erscheinungsform des Verwertungszusammenhangs und der Wertschöpfungsprinzips, weil ein ein systemisch bedingter Geldmangel die Notwendigkeit von Krediten – vor allem zur Finanzierung der erweiterten Produktionsprozesse – erzwingt. Zinsen sind ledilich eine spezifische Form des Mehrwerts, d.h. die Produzenten geben einen Teil ihres Mehrwertes über den Zins an die Kapitalgeber ab. Das hat innerhalb des Systems auch Sinn, weil es den Zweck erfüllt, die Geldflüsse dort hin zu lenken, wo die größte Rendite erzielt wird bzw. einfach neues Kapital benötigt wird.

    Das Problem besteht nun darin, das die stofflichen Größen (wie Produkte) und die wertmäßigen (monetär abgerechnete) Größen nicht etwas stetig parallel wachsen, sondern auseinanderdriften (können). Das gilt insbesondere seit etwa 1970, dem Ende der „Fordistischen Massenproduktion“. Seit dem werden massenhaft und stetig mehr Arbeitskräfte freigesetzt, als an anderen Stellen wieder neue Arbeitskräfte entstehen (ein Effekt der 3. Industriellen Revolution durch die Anwendung der Mikroelektronik).

    Ab 1980 hat man das durch Expansion des Kapitals (= Globalisierung) und Deregulierung der Finanzmärkte (= Verlängerung der Kreditketten, Handel von reinen „Finanzprodukten“) künstlich in die Zukunft verschieben können. Deshalb läuft das Hamsterrad noch.

    Das geht allerdings nicht ewig, wenn keine reale Mehrwertproduktion mehr folgt. Alles Geld der Welt nützt nichts, wenn es keine neuen, realen Anlagemöglichkeiten zur Verwertung mehr in stofflichen Größen findet. Hinzu kommen die Verschuldungslogik und die extrem ungleiche Verteilung, die die soziale Seite prekarisieren.

    Der Ex-USA-Präsident Clinton hat das mal sinngemäß so skizziert, dass man für 50 Dollar in der Welt, die heute schon existieren, man nur für 1 Dollar real was kaufen könnte. So sieht in etwa das verschobene Wertverhältnis auf dem Globus aus. Das Kapitals als Gesamtverhältnis ist „entsubstantialisiert“ worden.

    Die oft gegeißelte „Finanzindustrie“ ist also in Wahrheit nicht „schuld an der Krise“, sondern umgekehrt – hat sie die kapitalistische Produktionsweise bis heute über deren inneren Totpunkt hinaus noch künstlich am Leben gehalten!!! Die Finanzwirtschaft ist also zur tragenden Säule der Realwirtschaft mutiert.

    Würde man dem ernsthaft Fesseln anlegen, wie oft populistisch von Politikern gefordert, würde die Realwirtschaft auf den Rest ihrer tatsächlichen Mehrwertproduktion zurückgeworfen werden und quasi kollabieren.
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    Unsere Generation steht also vor dem Problem eine Lösung finden zu müssen dafür, wie man ohne Geld auskommt, um anstelle der „wertförmigen Steuerung“ eine konkrete Steuerung der stofflichen Größen zu erreichen.
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    Dann gibt es weder Geldmangel, noch Kredite, noch Zinsen, weil niemand mehr „Gewinn“ erzielen muss. Ziel wäre stattdessen vielmehr das gute Leben an sich. Das soll geplant und umgesetzt werden, und zwar in einem Tempo, welches sich mit der Menge der natürlichen Energieproduktion per Sonne, Wind, Erdwärme u.ä. verträgt, also idealerweise komplett ohne fossile Stoffe verbrennen zu müssen. Nur so lässt sich die Problemlage vollständig richtig zum Guten auflösen.

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  2. Dreiklops

    kein geld mehr wer super 1a warum was will ich da mit mal erlich ich habe 1 fehrnse 1 neuen computer was zu essen und zu trinken und etwas geld aber
    was bringt mir das geld mal erlich ich weiß nicht was ich da mit noch machen soll ich habe alles was ich brauch und so was wie geld strafen würde es auch nicht mehr geben nur noch 1 konnto wo zahlen drauf sind machst du was egal was bekommst du punkte das ganze muss der algemeinheit zu gute kommen bekommst du punkte als geld ersatz und kaufst dir da mit was du willst:) keine schulden mehr und keine sorgen mehr was mach ich nur noch 3 tage ich habe nichts zu essen die frage stehlt sich dann nicht mehr mann mann dann wern wir auf dem weg zu raumschif enderpreis das wer echt geilo:)

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  3. Martin Bartonitz

    Ist Geld selbst nicht ein anderes Mittel, um Eigentum auszudrücken?
    Ist also Eigentum nicht der Fehler in unserem Lebenskonzept?
    Nur das Geld in den Fokus zu rücken, würden damit zu kurz greifen. Es würden nur weiter andere Mechanismen gefunden, um Eigentum unbegrenzt wachsen zu lassen.
    Die indigenen Völker dieser Erde zeigen auf, dass es auch ohne Konzepts Eigentum geht. Sie leben im Einklang mit der Natur.
    Sie betrachten den Menschen als Faser im Gewebe von Mutter Erde.
    Der Mensch gehört der Mutter Erde und nicht die Erde den Menschen.
    Weil wir aber so denken, zerstören wir immer mehr Fasern dieser Erde, bis am Ende unsere Lebensgrundlage zerstört ist.
    Wenn wir also nicht die Kurve finden und in diese beschriebene Kooperation in eine Ökonomie finden, die nachhaltig ist, dann werden wir Menschen als Irrtum der Natur verschwinden und es wird ohne uns weitergehen.
    Dazu diese sehr schöne Rede des Indianers zur Anfrage des Verkaufs ihres Lebensgebiets an die Weißen:
    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ZgEzfZE4qpA
    Zum Thema des ethischen Handelns in diese Profit-orientierten System hatte ich wie folgt gefragt:
    http://faszinationmensch.wordpress.com/2011/04/18/wie-ethisch-kann-ein-manager-sein-der-profit-machen-und-die-konkurrenz-ausstechen-soll

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  4. melini

    Zu dem Artikel von Harry möchte ich sagen, dass er in meinen Augen den Knackpunkt der gesamten Diskussion über die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten formuliert. Genau hier scheiden sich die Geister und es lohnt sich, genauer hinzusehen. Die aufgezeigte Logik beschäftigt m.E. alle nachdenkenden Menschen und dürfte auch den optimistischsten Vertreter von Zeit zu Zeit mit dem Zweifel beunruhigen, ob die Masse unserer individuellen Schwächen gesamtgesellschaftlich jemals überwunden werden kann. Und auch die Erkenntnis, dass letztlich Liebe das einzig wirklich Existierende ist, wir uns unsere Welt getreu unserer Erwartungen erschaffen und uns somit alles möglich ist, erspart uns nicht die Beschäftigung mit der Frage, wie dies in der globalen Realität konkret aussehen könnte.
    Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich diese Frage für mich noch nicht auflösen. Auch ich habe grundsätzliche Zweifel, dass es überhaupt nur theoretisch möglich ist, in ein weltweites, dauerhaftes, kooperierendes und liebendes Miteinander überzugehen – von der praktischen Umsetzbarkeit ganz zu schweigen. Aber für mich weiß ich auch definitiv, dass es mich unglaublich stark zu diesem Traum hinzieht – seit ich denken kann, begehre ich gegen die gefühlte Diskrepanz zwischen meinen „göttlichen“ Erwartungen und der „Realität“ auf. Und ich vermute, dass ich dieses Gefühl mit vielen, vielleicht sogar mit allen Menschen teile und wir unsere Erwartungen nur mehr oder weniger gründlich zugemauert haben.
    Darüber hinaus ahne ich, wie groß die Rolle der Sichtweise und Erwartungshaltung der Außenwelt tatsächlich ist. Sie zieht uns gewaltig in die eine oder andere Richtung, besonders diejenigen, die eher weniger über sich reflektieren. Das könnte ein entscheidender Faktor in einer wie auch immer gearteten Übergangszeit sein. Ich bin der Meinung, dass trotz unserer Ängste, Schwächen und Konditionierungen der überwiegende Teil aller Menschen tief im Herzen sehr menschlich ist und nach Ablegen äußerer Hinderungsgründe schnell bereit sein könnte, diese Menschlichkeit stärker zu leben. Wenn dies dann noch durch neue Rahmenbedingungen bestärkt wird (konkrete Vorschläge s. z.B. in „Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch), könnte sich nach Überschreiten einer kritischen Masse rasch eine sich selbst verstärkende Dynamik entwickeln. Die Verfeinerung der Annäherung an unser wahres Selbst – und damit an das Selbst aller anderen – bleibt natürlich ein lebenslanger (oder ewiger (c;) individueller Prozess. Der dann aber weniger als notwendiges Übel bewertet und empfunden wird, sondern als das Abenteuer unseres Daseins überhaupt. Dieser Prozess der Auflösung nutzlos gewordener Programmierungen und Verhaltensweisen und die zunehmende Nutzung unserer tatsächlichen Möglichkeiten werden uns viel großartigere Belohnungen erleben lassen als die Mehrzahl der Menschen bisher erfahren hat und somit jeden Einzelnen immer weiter motivieren. Missverständnisse und unterschiedliche Wertigkeiten (in meinen Augen die basalen Grundlagen allen Elends) werden immer seltener bis zum Exzess ausgelebt, sondern aufgrund wachsender Bereitschaft zunehmend aneinander abgeschliffen, was wiederum zu immer größerer gegenseitiger Bereicherung führt. Diese Entwicklung beschränkt sich dann nicht mehr nur auf den spirituell ausgerichteten Menschen, sondern umfasst auch die bis dato relativ unbewusste „Otto-Normal-Bevölkerung“ bis hin zum Giermenschen, die dann ebenfalls zunehmend bewusster wird. Kurz gesagt ändert sich einfach die Richtung der Spirale – weiterhin basierend auf unseren grundlegenden menschlichen Eigenschaften.
    Bleibt die Frage, was mit den „neuronal Defizitären“ und evolutionsresistenten Menschen passiert, die es sicherlich trotz allem geben wird. Sollen in dieser wunderbaren neuen Welt dann wieder Gefängnisse für Mörder etc. zum Einsatz kommen? Ich könnte mir vorstellen, dass uns hier der Verdünnungseffekt zugute kommen könnte. Der Anteil der Menschen, die eine akute Gefahr für ihre Mitmenschen und/oder die angestrebte Gesellschaftsform darstellen, ist von vornherein sehr klein und wird im Zuge der beschriebenen Entwicklung immer kleiner werden.
    Das liegt daran, dass die zugrundeliegenden psychisch-seelischen Schäden zum allergrößten Teil auf (früh)kindliche Fehlprägungen und Traumata zurückzuführen sind und in einer Welt, die ihre Kinder aufgrund der Positivspirale immer menschlicher großzieht, zwangsläufig immer seltener werden. Ich vermute, dass sich damit langfristig auch die neuronalen Defizite von selbst erledigen dürften.
    Und die noch existierenden „Problemfälle“ sehen sich einer Umgebung gegenüber, die (aus dem Bewusstsein heraus, dass kein Individuum mehr vom Kollektiv im Stich gelassen wird) ehrliche Anstrengungen unternimmt und alle Erfahrungen dahingehend bündelt, dass jedem Menschen das Werkzeug an die Hand gegeben wird, sich selbst aus allen destruktiven Verstrickungen zu befreien. Es lässt sich hoffen, dass damit ALLE Menschen aus dem Gröbsten herauskommen.

    Zusammenfassend glaube ich, dass die Hoffnung auf die vor uns liegenden Möglichkeiten den (wenn auch gut begründeten) Zweifeln daran aus einem Grund überlegen und deshalb zu bevorzugen ist: Sie führt uns zu wirklich konstruktivem Denken und Handeln.
    Jeder Mensch hat jederzeit die Wahl zwischen beiden Wahrnehmungsmöglichkeiten und trägt damit, ob er will oder nicht, zum Gesamtergebnis bei. Bevor wir also aufgeben, lasst es uns einfach versuchen, kostet ja nix!

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  5. Bleep

    Ich bin überzeugt davon, dass es möglich ist ein positiv ausgerichtetes Wirtschaftssystem zu entwickeln und habe vor 6 Jahren schonmal von einem sehr interessanten Konzept gelesen. Beispielsweise könnte statt einem Zins für das Besitzen (Horten) von Geld wie es heute ist, der Fluß (das in Umlauf bringen) belohnt werden.
    Es gibt so viele Ansatzpunkte und zum Glück immer mehr Menschen die vor entsprechenden kreativen Ideen sprudeln. Ängste wie sie Harry hat sind nicht mehr zeitgemäß und wenig zielführend. Es geht doch hier schließlich um das Träumen von einer „neuen Welt“, oder auch das Erschaffen einer solchen, wenn auch vorerst nur im Geiste!

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  6. hans

    Machtausübung wird es immer geben. Die kann man aber unter kontrolle halten. Ohne geldsysteme oder mit halbwegs gerechten systemen wird den heutigen irrsinnigen machtansprüchen der boden unter den füssen weggezogen. Da bin ich mir sicher. Schwierig und unberechenbar wird der übergang vom kapitalismus zum freimonetären system. Bessere wäre es das geld überhaupt abzuschaffen und ein verteilungssystem aufzubauen. Und natürlich ein humanes arbeitsklima mit entsprechend wenig arbeitsstunden zu realisieren. So etwas kann man auch dezentral einführen, wie freigeld auch.

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  7. Harry

    Hallo David,

    ist der Mensch wirklich das „allseits gute Wesen“, das nur durch seine erzwungenen Lebensumstände „schlecht“ wird?
    Ich denke, Verhaltensweisen des Menschen sind zu komplex, um sie mit einfachen Kausalitätsketten oder Bewertungen wie gut und schlecht, erklären zu können.

    Von Biologen wird der Mensch mittlerweile als das aggressivste Lebewesen betrachtet, das seit Entstehung dieser Wissenschaft beobachtet werden konnte. Keine anderen Mitbewohner unserer Welt haben bisher Massenvernichtungswaffen hervorgebracht oder töteten und quälen Artgenossen aus Gründen des Lustgewinns. Die Ursachen für derartiges Verhalten scheinen paradoxerweise gerade aus unserer vermeintlichen Intelligenz und daraus resultierender Anpassungsfähigkeit hervorzugehen. Um das Paradox noch auf die Spitze zu treiben, ist aber genau diese Intelligenz, die Moral, Ethik und Mitgefühl geschaffen hat, um artbedrohende Exzesse zu verhindern. Eine natürliche, instinktive „Beißhemmung“ gibt es beim Menschen nicht.

    Wie du treffend schreibst, sind Wirtschaftssysteme künstlich – von keinem Naturgesetz getragen. Gerade diese Künstlichkeit macht es den Akteuren aber so leicht, sich damit herauszureden, nur ihren Job zu machen und nichts daran ändern zu können. Nachdem man Existenzen vernichtet, Anleger betrogen oder Massenvernichtungswaffen an Diktaturen verkauft hat, fährt man nach Hause und vergisst, was man getan hat. Es mag sein, dass das System es verlangt, aber wer oder was zwingt einen dazu dabei mitzuspielen?

    Du stellst die These auf, dass Profit-/Geldgier nur existiert, weil sie von unserem Wirtschaftssystem durch Unsicherheit und Angst gefördert – wenn nicht sogar gefordert wird. Aber auch im bestehenden System macht es keinen Sinn und bringt keinen weiteren Überlebens-Vorteil, wenn man sich mehr Geld auf seine Konten schaufelt, als man im Rest seines Lebens ausgeben könnte. Es ist nicht mehr der Besitz an sich, der befriedigt, sondern die damit verbundene Illusion, mehr Ansehen, Macht und „Höherwertigkeit“ gegenüber anderen Menschen zu besitzen. Geld bzw. Reichtum ist nur Mittel zum Zweck.
    Warum betrügt ein Multimilliardär bewusst seine Kunden?
    Warum werden von den Verantwortlichen, trotz massiv eingefahrener Verluste und damit erwiesenermaßen miesen Arbeit, Prämien und Boni eingeklagt, für die es keine Grundlage gibt?
    Warum steigen einige Leute erst aus, nachdem die eigenen Konten voll sind?
    Warum werden nicht alle arme Menschen zu Kriminellen?
    Das sind Fragen, die sich mit systembedingter Gier nicht beantworten lassen.

    Gier jeder Art, also auch das Streben nach immer mehr Reichtum, ist als eine Form der Sucht anzusehen und Süchte habe etwas mit unserem internen Belohnungssystem zu tun, das in der Regel vollkommen unterbewusst arbeitet und mit teilweise seltsamen Fetischen gekoppelt ist. Süchte können aber sehr schnell zum Verlust der Selbstkontrolle und des Mitgefühls führen. Daher wird es wohl auch in einem Wirtschaftssystem, welches das massenhafte Anhäufen von „Werten“ nicht verhindern kann, solche Auswüchse geben. Ein gerechtes und humanes Wirtschaftssystem wird sicherlich armutsbedingte Kriminalität und noch andere Folgen eliminieren, kann aber niemals verhindern, dass vereinzelte Individuen dieses System trotzdem zu ihrem eigenen, wie auch immer gearteten, Vorteil und ihrer Befriedigung ausnutzen werden. Auch die Anhäufung von Macht könnte man ja ketzerisch als Selbstverwirklichung ansehen.

    Macht bedeutet, der Stärkere zu sein, Einfluss zu haben und dadurch Vorteile und Annehmlichkeiten zu genießen. Macht und seine Auswirkungen produzieren Lustgewinn! Es ist ein Prinzip, das sich durch alle menschlichen Belange zieht. Ob es nun der despotische Ehepartner, der Blockwart nebenan oder der knallharte Hedgefond- Manager ist, ist egal. Alle empfinden in ihren Handlungen eine gewisse Befriedigung. Einzig Bewusstheit, Moral, Ethik und ein verinnerlichter Verhaltenskodex könnten Machtmissbrauch verhindern.
    Ein anderes Wirtschaftssystem wird nichts ändern, solange es in ihm noch Formen von Macht und Einfluss gibt und der „Mächtigere“ seinen Mitmenschen etwas zumuten kann, was er selbst als Betroffener nie akzeptieren würden. Gerade hierin scheint aber der Reiz zu liegen. Niemand wird in eine Machtposition geprügelt, sie wird bewusst gewählt! Zu glauben, die Verursacher von Leid, Armut, Kriegen und Ausbeutung seien nur Opfer des Systems oder wüssten nicht, was sie tun, erscheint mir, nach aller menschlicher und gerade deutscher Historie, längst widerlegt.

    Ich behaupte daher, dass der Mensch nicht in der Lage ist, Systeme zu erschaffen, die nicht irgendwo mit seine(r/n) Entwicklungsgeschichte, Sozialisation, Wünschen, Vorstellungen etc.gekoppelt sind. Jeder Schöpfer eines Systems wird zwangsläufig seinen eigenes Ego bewusst oder unterschwellig einfließen lassen. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn man wenigstens Erkenntnisgewinne aus dem Gebrauch dieser Systeme zur Verbesserung derselben verwenden würde. In Technik und Wissenschaft ist das ja weitgehend der Fall. In Wirtschaft und insbesondere im Finanzsektor geht es aber trotz Krise so weiter, wie bisher. Allgemeines Desinteresse und milliardenschwere Stützungen durch die Steuerzahler, dürfte das große Frohlocken in den Vorstandsetagen der Banken und Hedgefonds ausgelöst haben. Wissen sie doch jetzt, dass sie nichts mehr zu befürchten haben und selbst die schlimmsten Folgen ihres Handelns auch noch mit Belohnungen in Millionenhöhe verbunden sind.

    Das größte Problem an unserem Wirtschaftssystem ist aber, dass es den Mächtigen und „Machern“ seit Jahrzehnten so gut gefällt, dass es zur einzig wahren und unumstößlichen Religion erklärt wird und jeder Zweifler mit rethorischen Taschenspielertricks zum Gotteslästerer oder Kommunisten erklärt wird. Alternativen werden bewusst ignoriert, Kritiker lächerlich gemacht. Zu hirntoten Prämissen, wie dem unendlichem Wachstum und dem allseits informierten „Homo Oeconomicus“, braucht man wohl nichts mehr zu schreiben.

    Würden alle Menschen freiwillig und überzeugt nach dem moralischem Grundsatz handeln
    „Was du nicht willst, das man dir tu, das füge keinem anderen zu“
    gäbe es hier weder deinen Artikel, noch meinen Kommentar und kein Bankster in London hätte eine Tracht Prügel zu befürchten.

    Nach neuesten wissenschaftlichen Studien jedoch, sollen hochgerechnet 3% der Menschheit wg. neuronaler Defizite nicht in der Lage sein, Mitgefühl für ihre Mitmenschen empfinden zu können. Ihnen fehlt schlicht die Fähigkeit, die Situation eines anderen Menschen auf ihre eigene Person zu „spiegeln“. Von Autisten kannte man das ja schon längst, einer Studie mit Probanden aus den Bereichen Management und Politik sehe ich mit Spannung entgegen.

    L.G. Harry

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