Cynosbati fructus: Die Frucht der Hecken- oder Hundsrose Rosa canina

Als Kind waren für mich die leuchtend roten Früchte der Inbegriff von Schätzen. Großzügig in ihrer Anzahl schmücken sie im Herbst und Winter den Heckenrosenstrauch. Üppig ja purpur ist ihr Rot, das ab einem bestimmten Reifegrad in ein tiefes Orange übergeht. Vollmundig, etwas erdig und fruchtig säuerlich ist ihr aromatischer Geschmack. Mir schmecken sie am Besten reif und frisch vom Strauch gepflückt.

Als kleines Mädchen waren sie mir kostbarer als Geld und meine damalig Vorstellung, sie wären viel besser als Zahlungsmittel geeignet, als die metallisch kalten Geldstücke, blitzt bis heute immer wieder auf. Jedes Mal, wenn ich Hagebutten sammle, fühle ich mich beschenkt, ja belohnt. Schon allein der Anblick von Sträuchern, die sich reich mit Hagebutten geschmückt haben, löst Freude in mir aus.

Der Name der Hundsrose leitet sich aus ihrer früheren Verwendung ab. Bissverletzungen durch tollwütige Hunde wurden mit dem Wurzelsaft der Rosa canina behandelt. Sie wird auch Hagrose, Hiefenstrauch oder wilde Heiderose genant. Sie wächst gern an Waldrändern, in Gebüschen und wie ihr zweiter Name schon sagt, bildet sie zusammen mit Holunder, Schlehe und Weißdorn dichte Hecken.

Die Bezeichnung für die Hagebutte hat ihren Ursprung in dem mittelhochdeutschen Wort „Hagen“ das bedeutet Dornstrauch. Je nach Landstrich nennt man die Früchte auch Butzen, Hainbutte oder Heinzerlein.

Wilde Rosen gibt es schon viel länger, als uns Menschen. Im Pariser Rosenmuseum bezeugen Funde von versteinerten Pflanzenteilen, dass Rosen schon vor 25 bis 30 Millionen Jahren existierten.
Ein noch lebendes imposantes Exemplar der Rosa canina wächst an der Außenwand der Grabkapelle des Hildesheimer Doms. Er ist 13 m hoch und wird bereits in einer Urkunde aus dem 11. Jahrhundert erwähnt.

Die Hagebutte ist schön anzusehen, hat ein einzigartiges Aroma und ist außerdem mit wertvollen Ingredienzien üppig gefüllt. Dieses kleine Kraftpaket enthält Vitamine, Mineralien, ätherische Öle, Eisen, Karotin, Pektin und Apfel-, Gerb- und Gallensäuren. Die Hagebutte zeichnet sich durch einen besonders hohen Gehalt an Vitamin C (bis zu 1.500 mg in 100 g frischer Frucht) aus.

Sie enthält Vitamin A, das unsere Sehfähigkeit, Haar-, Haut-, Knochenwachstum und Zähne positiv beeinflusst. Außerdem Vitamin B1, das besonders unseren Nerven zugute kommt. Weiterhin Vitamin E, das als Antioxidans den Organismus vor freien Radikalen schützt

Ihr hoher Mineralstoffgehalt setzt sich zusammen aus 50 % Kalium und 50 % Eisen, Magnesium, Natrium und Schwefel, die überwiegend in Form von Salzen mit basischem Charakter vorkommen.

Das sind alles wichtige Inhaltsstoffe, die verpackt in der Hagebutte sehr wohlschmeckend unseren Speiseplan bereichern können.
Außerdem machen all diese „inneren“ Werte die kleine kostbare Frucht, zu einem Mittel, das in der traditionellen Volksheilkunde seit Jahrhunderten für etliche Beschwerden eingesetzt wurde und wird. Sie hilft bei Nierenerkrankungen, Infektionen, Fieber, Stein- und Grießbildung und Wechseljahresbeschwerden.

 

Tee:

Hagebutten sammeln – sie sind ab Ende September reif, im Ganzen trocknen, hierfür eignet sich besonders ein Dörrautomat. Ob sie richtig trocken sind, kann man daran erkennen, dass sie steinhart sind, am Besten in dunkle Gläser füllen,

Für ½ Liter Tee 20 Butten im Mörser zerstoßen und in kaltem Wasser 5 Stunden ziehen lassen, dann langsam zum Kochen bringen und 5 Minuten kochen, abseihen und mit Honig süßen, der Tee schmeckt auch, wenn die Butten mit Apfelschalen und Holunderbeeren gemischt angesetzt werden.

 

Hagebuttenlikör:

Hagebutten sammeln, die dürfen schon etwas weicher sein, je reifer sie sind, desto weicher werden sie und außerdem werden sie weich, wenn sie Frost bekommen haben, sie sind dann allerdings nicht mehr so leicht zu ernten, mit einer Nagelschere geht es aber ganz gut und es lohnt sich, da dieser Likör sehr lecker ist,

Butten in ein Glas füllen, ungefähr 1/3 des Gesamtvolumens, kann auch mehr sein und dann mit gutem Alkohol z.B. Bio-Korn auffüllen. An einem warmen Ort, z.B. in der Küche auf dem Schrank, ziehen lassen, immer wieder das Glas schütteln, am Besten 1 Jahr lang, dann den Ansatz abseihen und eventuell etwas Rohrohrzucker dazufügen, muss aber nicht sein, da dieser Likör jetzt noch mal reifen darf und je länger er reift, umso süßer wird er und natürlich auch leckerer.

Eine weitere Variante ist, eine Prise Bourbounvanillie hinzuzufügen. Die Kerne der Hagebutte haben ein ganz sanftes Vanillie-Aroma und ein wenig kann man das noch heben – wie gesagt, je länger er reift, desto köstlicher wird sein Geschmack und auch die Konsistenz verändert sich in Richtung Sherry, etwas ölig.

 

Hagebuttenmark:

Hagebutten sammeln, wie bei Hagebuttenlikör, in einem Topf knapp mit Wasser bedeckt köcheln lassen, je reifer sie sind, desto kürzer ist die Garzeit, dann das Ganze mit einem Pürierstab pürieren und durch ein Sieb rühren, in dem die Kerne und Blüten übrigbleiben. Dieses Mark mit Rohrohrzucker und Agar-Agar zu einem Gelee kochen und heiß in Twist-off Gläser füllen, schmeckt herrlich aufs Butterbrot, heiß über Vanillie-Eis und als raffinierte Zugabe für eine fruchtige Tomatensauce, die auch Kindern schmeckt.

 

Über den Autor

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Vegetarisches Catering und Wildpflanzen

Lebt seit 17 Jahren vegetarisch. Seit 14 beschäftigt sie sich intensiv mit den Wildpflanzen, ging bei einer Heilpraktikerin in die Lehre, studiert die Wilden Grünen an ihren natürlichen Standorten und verwendet sie für die Zubereitung von Speisen, Herstellung von Tees, Salben, Ölen, Tinkturen und für Dekorationen. Seit 4 Jahren leitet sie Kurse zum Thema „Vegetarisch Kochen / Kochen mit Wildpflanze“ und bietet Exkursionen und Workshops zu den Wildpflanzen an.

Verkauf von Kardentinktur und vielen anderen Produkten aus/mit Wildpflanzen.

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Eine Antwort

  1. ante

    Hallo,

    Finde diesen Artikel sehr Interessant und werde mit meinen gesammelten Hagebutten auch etwas daraus machen. Doch eine Frage hätte ich und die währe wenn ich eine menge an Hagebutte habe was kann icht damit anfangen. Alles für Private zwecke kann ich nicht verarbeiten. Könne Sie mir vielleicht verraten ob jemand in Deutschland Hagebutte ankauft.
    Vielen Dank im Voraus

    Mit freundlichen Grüßen

    Antworten

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