Hünengräber und Steinkreise sind nicht nur ein Zugang zu schamanischen Traditionen unserer Vorfahren, sondern auch zu uns selbst. Das Einstimmen auf die oft geomantischen Kraftplätze und die ebenso kraftvollen Energien ihrer früheren Schöpfer unterstützt uns, das eigene Potenzial zu erschließen.

Wer auf den Landstraßen Norddeutschlands unterwegs ist, kann sie nur schwer übersehen: Erhabene, von Bäumen und Sträuchern bewachsene Hügel, Landmarken gleich, oft inmitten bestellter Felder, manchmal auch am Wegesrand. Mächtige Findlinge schauen hier und da aus dem Gras, aufrecht stehend, wie von einem Riesen aufgetürmt, dann wieder lose verstreut: Großstein- oder Dolmengräber, volkstümlich auch Hünengräber genannt, Begräbnisstätten und Opferplätze aus vorgeschichtlicher Zeit.

Während der Jungsteinzeit (ca. 3000-1800 v.u.Z.) begannen die Menschen in Mitteleuropa, riesenhafte Felsblöcke zu Monumenten aufzutürmen oder in Kreisform aufzustellen. Die Steinkreise und Grabanlagen der so genannten Megalithkultur faszinieren Menschen aus allen Kulturkreisen und wurden vor allem bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts intensiv von Archäologen erforscht. Dennoch ist bis heute nicht immer eindeutig geklärt, welchem Zweck die Anlagen im Einzelnen dienten und vor allem: wie die Menschen damals diese riesigen Steinbrocken bewegt und aufgetürmt haben.

 

Das Gedächtnis des Steinvolkes

Mich ziehen die alten Großsteingräber und Steinkreise magisch in ihren Bann. Sie erinnern mich an etwas sehr Altes, tief in mir Verstecktes. Von ihnen zu erzählen, nach ihnen zu forschen aktiviert mein vegetatives Nervensystem: Mir wird heiß, mein Herz klopft, Wurzel- und Sakralchakra beginnen zu rotieren.
Das energetische Arbeiten mit Steinen ist unglaublich ergiebig, denn das Gedächtnis des Steinvolks reicht weiter in die Geschichte zurück als alle von Menschenhand erschaffenen Kulturgüter und Artefakte. Die letzte Eiszeit hat diese Riesenfindlinge, Feldsteine und Kiesel vor etwa 100.000 Jahren aus Skandinavien in die norddeutsche Tiefebene gebracht. Und wenn du einen Zugang findest zu ihrem Energiesystem, kannst du vielleicht Bilder ihrer Geburt und langen Reise im Bauche „ihres“ Gletschers erhaschen.

 

Geomantische Kraftplätze

H252_nen_Manuel.jpgEinfacher zugänglich sind Spuren ihrer jüngeren Vergangenheit. In der Regel haben die Schöpfer der Großsteinanlagen geomantische Kraftplätze als Standort ihrer Aktivitäten erwählt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass viele Generationen von Eingeweihten wie auch magischen Amateuren vor und nach ihnen an diesen Plätzen ihre Versammlungen und Feste abgehalten oder ihre Rituale durchgeführt haben. Je nachdem, wie leicht zugänglich und bekannt – und damit touristisch erschlossen – eine solche Anlage ist, lassen sich mehr oder weniger deutliche energetische Spuren bis in die heutige Zeit wahrnehmen.
Dann gibt es große Unterschiede zwischen Gräbern, die archäologisch „ausgeweidet“ und/oder mit Hilfe moderner Hebetechnik rekonstruiert wurden (häufig in Niedersachsen und den Niederlanden) und jenen, die in einem relativ ursprünglichen Zustand erhalten sind. Es ist für mich immer wieder faszinierend festzustellen, welch starke energetische Kraft von einem Steingrab ausgeht, in dem offensichtlich bis heute Überreste und Grabbeigaben der dort bestatteten Menschen enthalten sind.
So lassen sich auf einer weitgehend unberührten Anlage schon für einen durchschnittlich sensitiv begabten Menschen Informationen wahrnehmen über die Anzahl der dort bestatteten Personen, Alter, Geschlecht, gesellschaftliche Stellung, die (unterschiedlichen) Zeitpunkte der Bestattung und möglicherweise auch die Todesursache.

 

Kontakt mit Geistwesen

Mit etwas mehr Übung können wir die anwesenden Geistwesen befragen zu ihrem Leben und Sterben, zu ihrer Kultur, aber auch zu unseren eigenen Wünschen, Schwierigkeiten und Herausforderungen in dieser Welt, in unserem Leben. So vermittelt dir ein dort bestatteter Fürst oder eine Herrscherin vielleicht Anregungen für dein eigenes Potenzial, Menschen zu führen, und ein alter Schamane oder eine Heilerin kann dich inspirieren bei deiner Arbeit mit Menschen. Und auch wenn du keine klaren Bilder oder Eindrücke erhältst, kannst du diese Steinanlagen wie Orakel befragen, denn über ihre Kraftfelder ist es möglich, einen Zugang zu deinen inneren Stimmen und dadurch Hinweise für wichtige Entscheidungen zu erhalten.
Doch manchmal offenbaren sich uns die Steine, die geistige Welt mit einem eigenen Anliegen. So haben wir bei einem Seminar im vergangenen Juni ein von Schatzsuchern entweihtes Hügelgrab auf Bitten der Hüter des Platzes rituell gereinigt und die im Grab klaffende Wunde geschlossen. Diese und andere Aufträge können dazu beitragen, die Verbindung zwischen den Dimensionen, zwischen der diesseitigen und der Anderswelt zu stärken und zu erneuern. Zudem ist das Gleichgewicht von Geben und Nehmen gerade in der schamanischen Arbeit von großer Bedeutung!

 

Fürsorge für den Platz

H252_nen_Reihe.jpgAber wie kann man nun eine Verbindung aufbauen mit der Welt der Steine, wie kommt man an diese Informationen? Welche energetischen, sensitiven, schamanischen Wege gibt es, diese auf den ersten Blick so schwerfällig wirkenden Megalithbauten für sich zu öffnen, mit ihnen zu kommunizieren, ihre Weisheit zu erschließen?
Ein Hinweis vorweg: Nimm dir genügend Zeit. Viele der steinernen Monumente wurden womöglich schon von Hunderten Generationen vor dir für ihre Rituale genutzt, und so gibt es manchmal einige energetische Schichten zu durchwandern, bevor du zur Essenz eines solchen Ortes vordringen wirst.
Doch zunächst, ganz irdisch, sammle den möglicherweise umher liegenden Abfall in eine mitgebrachte Plastiktüte und beschenke auf diese Weise den Platz mit deiner Fürsorge. Mit deiner Rassel zentrierst du dich und rufst deine geistigen Helfer (Krafttiere, Ahnen, Engel usw.) herbei. Vielleicht gibt es dir Sicherheit, wenn sie einen Schutzkreis um diesen Ort bilden, innerhalb dessen du in Ruhe deiner Arbeit nachgehen kannst. Ein Rauchopfer – möglichst aus heimischen Kräutern – unterstützt dich als Nächstes dabei, die Hüter des Platzes und die Seelen der Steine selbst zu begrüßen und zu ehren.

 

Einstimmen auf die Essenz

Geh umher, nimm Kontakt auf zu deiner inneren Führung, lass deine Sinne schweifen, höre auf die Stimme deines Herzens. Finde einen guten Platz und eine dir angenehme Haltung. Sprich ein Gebet, in dem du deinen Dank, deine Sehnsucht, deinen Wunsch an diesen Ort offenbarst. Sei empfangend. Sei nur du selbst. Versenke dich in Stille.

Vielleicht bemerkst du in dir ein Gefühl, dann lasse daraus einen Ton, ein Geräusch, eine Bewegung entstehen. Wenn du mit Runen arbeitest, ziehe eine Rune, stelle diese Rune, töne diese Rune. Nach meiner Erfahrung erinnern sich diese Steine gerne an magische Zeichen und Handlungen ihres Kulturraums – oder sind nur wir es, die sich im Kontakt mit den Steinen daran erinnern? Folge deinem Tönen, deinem Tanz, vielleicht dem Klang deiner Trommel. Tauche ein in die Welt der Steine und lausche auf ihre Botschaften.
Die alten Gräber und Steinkreise sind Zeugen der Willenskraft und Entscheidungsintelligenz unserer Vorfahren, die eine rund zweieinhalb Millionen Jahre währende Tradition beendeten, ihr nomadisches Leben aufgaben und sesshaft wurden. Diese steinernen Monumente halten konkrete Informationen in sich geborgen, die uns helfen können in dieser Zivilisation, in diesem Leben. Sie können etwas in uns wecken und auf eine fast schon körperliche Weise verbinden mit den kulturellen und spirituellen Wurzeln unserer eigenen Kultur, mit der Kraft unserer Ahnen.

Hinweis: Die Arbeit mit Großsteinanlagen ist nicht geeignet für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Anfänger sollten sich fachkundig begleiten lassen oder zumindest in Kleingruppen zusammenschließen!

Bild oben: Steinkreis Malberg bei Montabaur

Bild mitte : Der Kretstein bei Groß-Bäbelin
© Manuela Schneider

Bild unten: Großsteingrab bei Balloo in Holland
© Manuel Crone

 

Über den Autor

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Heilpraktiker, arbeitet seit 2005 als Schamanischer Klangheiler, Schwitzhütten- und Seminarleiter in Berlin und den umliegenden Bundesländern. Seine Arbeit ist geprägt von einer tiefen Liebe zur Natur und dem Wunsch, die Weisheit und Rituale der alten Völker in einer zeitgemäßen, der westlichen Lebensweise angepassten Form neu entstehen zu lassen. Schamanismus ist für ihn ein archaischer Erkenntnisweg, der uns wie kein anderer dabei helfen kann, die scheinbaren Gegensätze in uns selbst und unserer Welt miteinander zu versöhnen.

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Tel. 030-52281333

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