Der visionäre Biologe Bruce Lipton ist überzeugt: Unsere Zellen haben die Antworten auf alle Probleme unserer Zeit. In einem Auszug aus einem Interview mit Tami Simon von SoundsTrue.com erzählt Lipton, was unsere Zellen uns über Spiritualität, Gesellschaft und Wirtschaft beibringen können.

 

Was können wir von unseren 50 Billionen Zellen lernen?
Fangen wir beim Thema Wirtschaft an. Hier gibt es den interessanten Fakt, dass die Zellen durch ihre Arbeit Energie erzeugen. Sie arbeiten in einer riesigen Gemeinschaft und  haben alle verschiedene Jobs. Die Zellen bilden dabei sozusagen Verbände. Herzzellen erfüllen eine ganz andere Funktion als Magen-Zellen, die wiederum ganz andere Aufgaben haben als Hautzellen. Die 50 Billionen Zellen des Körpers arbeiten alle in diesen unterschiedlichen Verbänden, in denen sie verschiedene Funktionen ausführen und kooperativ zusammenarbeiten. Und durch ihre Anstrengungen produzieren sie Energie. Und Energie in chemischer Form im Körper ist ein Molekül namens ATP.  Biologen sagen tatsächlich – sie benutzen diesen Ausdruck – „ATP ist die Währung“. Das heißt also, dass es Energie-Einheiten gibt, die eine Entsprechung zum Geld haben. Darum sage ich: „Wenn ich wissen will, wie die Wirtschaft des Körpers funktioniert, dann folge ich einfach den Spuren des ATP.“

Und was sehe ich da? Nummer eins: Es gibt keinen Reichtum im Körper, bis nicht alle Zellen eine Grundversorgung erhalten haben. Anders ausgedrückt bekommen alle Zellen eine Gesundheitsversorgung und Schutz, sie werden bezahlt und für ihre Grundbedürfnisse wird gesorgt. Wenn das Zellsystem “satt” ist, wenn alle Zellen im System ihre Grundbedürfnisse gedeckt haben, dann ist die überschüssige Energie ab diesem Punkt mehr oder weniger Gewinn. Und das ist sehr wichtig zu erkennen. Zum Beispiel kann keine Zelle in der Leber sagen: „Ich will mehr Geld, und ich horte hier jetzt eine Menge Geld“, während, sagen wir mal, die Zellen der Muskeln in den Beinen kein Geld haben. So funktioniert es nicht. Die Zellen können keine Energie akkumulieren, wenn nicht für alle Zellen die Grundbedürfnisse erfüllt sind – in unserer Welt wären das Nahrung, Obdach und Schutz. Übertragen auf eine neue Wirtschaftsform heißt das: Wenn du das jedermann zur Verfügung stellen kannst, dann ist alles, was du danach produzierst, Gewinn für das System.

Jetzt kommt der nächste interessante Teil über die Wirtschaft: Jede Zelle kann eine Menge Geld verdienen, aber es gibt eine Obergrenze. Die Zellen können sich nicht mit zu viel ATP-Molekülen überfüllen, sie erreichen ein Limit an ATP. Angenommen, du wärst eine arme Zelle. Wenn das System beginnt, Reichtum zu erwirtschaften, fangen alle Zellen an, mehr Geld zu verdienen – also auch du – und “machen” mehr und mehr ATP. Und dann erreichen sie einen Punkt, an dem die Zellen ein Niveau von ATP für sich selbst erwirtschaften, wo sie einen kleinen Puffer haben – das ist ihr Taschengeld sozusagen. Und was darüber hinaus geht, wandert in eine Community Bank. Die Community-Bank-Einlagen werden übrigens Fettdepots genannt [lacht] und diese Energie wird gespeichert. Und sie ist nicht für eine einzelne Zelle – sie ist für das System. Sie ist dafür da, um etwas im System zu reparieren, es am Laufen zu halten, es zu erhalten, und sie schützt das System in Zeiten, in denen es keine Energie gibt. Im Grunde ist es so: Jede Zelle arbeitet, jede Zelle wird bezahlt. Jede Zelle kann einen bestimmten Geldbetrag über das hinaus, was sie braucht, erwirtschaften. Und danach geht aller überschüssige Gewinn an die ganze Gemeinschaft, die damit tun kann, was sie als das Beste und als notwendig für ihr Wachstum und ihr Überleben ansieht.

Im Grunde sagt uns das: Schau dir unsere Welt heute an. Da gibt es Menschen, Einzelne, mit fünfzig, sechzig Milliarden Dollar, und andere Leute leben von ein paar Dollar pro Tag – und das nicht sehr gut. Und dir wird allmählich klar, dass hier etwas völlig falsch läuft. Wir leben in einer sehr darwinistischen Welt, in der es heißt: „Ich verdiene sechzig Milliarden Dollar, weil ich es wert bin und du nicht.“ Wenn Zellen diese Haltung an den Tag legten, würde das ganze System sofort auseinanderfallen. Im Körper gibt es nicht diese Art des darwinistischen Wettbewerbs. Ein Körper arbeitet in Harmonie, die ganze, riesige Community mit 50 Billionen Zellen. Was wir in unserer Welt vor allem anerkennen müssen, ist, dass die gegenwärtige Zeit der Krise ein notwendiger auslösender Faktor für den nächsten Evolutionsschritt ist. Wir stehen vor der Wand. Wir müssen die Entscheidung treffen, etwas anderes zu tun als das, was wir jetzt tun – denn wenn wir das weiterhin tun, dann wissen wir, dass wir aussterben werden.

Der nächste Evolutionsschritt liegt darin zu erkennen, dass wir eine Gemeinschaft und alle Teil eines Super-Organismus namens Menschheit sind. Unser Körper setzt sich aus 50 Billionen Zellen zusammen und die Menschheit aus sechs, sieben Milliarden Körpern. Wir müssen verstehen, dass das Konkurrenzprinzip, das wir in den letzten paar hundert Jahren gelebt haben – vor allem seit Darwin – eigentlich eine sehr destruktive und zersetzende Kraft ist. Und dass der menschliche Körper so etwas nicht kennt – wenn doch, würde er fast sofort sterben. Mittlerweile wissen wir, dass die Evolution auf Gemeinschaftlichkeit basiert und auf Harmonie. Wir erkennen jetzt, dass die darwinistische Sicht – nämlich, dass die Evolution auf Kampf und Wettbewerb ums Überleben beruht – 180 Grad entfernt ist von der Richtung, in die wir eigentlich gehen sollten.

 

Das komplette Interview gibt es hier zu lesen:

Die Weisheit der Zellen – Interview mit Bruce Lipton

 

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Abb: © ktsdesign – fotolia.com

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Nachdruck des Interviews mit Erlaubnis von soundstrue.com. Übersetzung/
Bearbeitung: David Rotter und Jörg Engelsing

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8 Responses

  1. René

    Ich finde den Artikel sehr interessant mit dem Vergleich des menschlichen Körpers mit unserer heutigen Wirtschaft. Dort wird beschrieben, dass ALLE Zellen eines Organismus ihre Arbeit tun. Welche Arbeit tun diese? Die Arbeit, welche Ihnen am besten liegt, also bringen sie ihre Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten in den gesamten Organismus ein und helfen damit, ihren „Mitbewohnern“, deren Probleme zu lösen. Sie nutzen also das, was sie haben. Wie ist es in der menschlichen Gesellschaft? Jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum mit einer ganz speziellen Kombination von Intelligenz, Talenten, Charaktereigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Die Frage ist nur, nutze ich diese auch oder lasse ich sie verkümmern. Je besser ich diese nutze und anderen Menschen damit helfe, deren Probleme zu lösen, umso besser geht es mir. Warum gibt es Menschen, die so viel Geld haben? Weil andere Menschen bereit waren, ihnen für eine bestimmte Leistung – Problemlösung – Energie z.B. in Form von Geld zu bezahlen. In Deutschland gibt es Unterstützung vom Staat, um überleben zu können. Was tun wir Menschen jedoch in einer solchen Situation, in der wir auf Unterstützung angewiesen sind? Bedauern wir uns wegen unserer Situation oder suchen wir in unserem tiefsten Innenren, welche besonderen Energien in uns schlummern und was wir damit tun könnnen, um anderen Menschen zu helfen. Ich glaube, wenn wir dazu bereit sind, uns selbst zu überwinden, wird uns auch geholfen. Das ist das oberste Prinzip der Natur – Welken oder Wachsen – Stillstand ist Rückgang oder um es mit den Worten Johann Wolfgang von Goethes zu formulieren:
    „Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“

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  2. Guido Vobig

    Dabei geht es aber nicht nur um uns Menschen, sondern um das gesamte Leben, dessen Summe eine Konstante ist. Zwar ändert sich das Erscheinungsbild aller Spielarten des Lebens, aber die Summe des Lebens bleibt indes immer gleich. Ist das wichtig ? Und ob. Welche Möglichkeiten mag das Leben haben, um für Ordnung zu sorgen, wenn nicht nur alle Zellen eines Lebewesens in Resonanz sind, sondern alle Zellen ALLER Lebewesen. Und dazu zählen sämtliche Viren und Bakterien. Krankheiten sind Missverhältnisse, Mangel an lokaler Resonanz. Das Leben hat es selbst in den Händen, Pfoten, Blättern, Wurzeln, Geißeln, …

    Gruß Guido
    http://www.gold-dna.de

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  3. Dietmar

    Ich bin Fan des Bedingungslosen Grundeinkommens. Es von dieser Seite hier (also, wie unsere Körper funktionieren) begründen zu können, ist eine schöne Möglichkeit, es anderen Menschen näher zu bringen.

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  4. Ja, sehr interessanter Ansatz. Unser Dasein als ein sich entwickelnden Organsismus auffassen. Wie im Grossen so im Kleinem. Die Natur ist unheimlich Reich an Weisheit. Der unseren um Äonen vorraus. Wenn wir das nicht in Ehrerbietung anerkennen werden wir untergehen. Die Natur ist nicht unser Feind. Sie ist wie sie ist, hat uns hervorgebracht und wird auch ohne uns weitermachen. Wenn wir dies nicht sehen werden wir von ihrem Lauf überrollt.

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  5. Josef

    Ein schöner und gelungener Vergleich – 50 Billionen Zellen, 7 Milliarden Menschen. Trotzdem kann ich der Schlussfolgerung nicht ganz zustimmen. Konkurrenz ist für mich ein positiver Prinzip. Die 50 Billionen Zellen haben sich nur in Konkurrenz, zu den Zellen entwickelt, wie es sie heute gibt. Nur in Konkurrenz konnten die besten Eigenschaften der Zellen weitervererbt werden. Nur Zellen, die dem Gesamtsystem von Nutzen sind (die Zellen tun etwas fürs Wohlbefinden des Gesamtsystems) werden mit ausreichend Energie versorgt und können diese nützliche Eigenschaft weitervererben.
    Und nun übertragen auf unser privatkapitalistisches Wirtschaftssystem: es werden überwiegend die Eigenschaften der Reichsten und nicht der Besten weitervererbt. Hätten wir eine Konkurrenz, in der nicht das Geld die wichtigste Rolle spielt, sondern die besten Talente, wären Krisen, Armut, Kriegen unbekannte Phänomene.
    Einen ähnlichen Vergleich könnte man zwischen der Biosphäre (ohne Menschen) und den 7 Milliarden Menschen anstellen. Hier kann man das „gesunde“ Konkurrenzprinzip besser erkennen. Noch mal: alle dürfen leben und überleben, aber nur die besten Eigenschaften werden weitervererbt.
    Zum Schluss möchte ich noch folgende Fragen stellen:
    Gibt es bei den 50 Billionen Zellen oder der Biosphäre eine Religion die Moral predigt, nach der sich die Einzelnen richten müssen? Oder gilt nicht vielleicht, das Beste für den Einzelnen ist auch das Beste fürs Gesamte?

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