Essen ist der intensivste Kontakt zu unserer Umwelt. Fremde Substanzen werden in körpereigene Substanzen umgesetzt: Der Mensch ist, was er isst. Weil die Ernährung so großen Einfluss auf unsere Körperfunktionen, unseren Stoffwechsel und auch unseren Geist hat, ist sie ein wesentlicher Bestandteil jeder ayurvedischen Therapie. Eine zentrale Bedeutung haben dabei die Gewürze – die Würze des Lebens …

 

Gewürze spielen in der ayurvedischen Küche eine große Rolle, um das Gleichgewicht der Doshas Pitta (Feuer und Wasser), Vata (Luft und Raum) und Kapha (Erde und Wasser) aufrechtzuerhalten. Gut essen, richtig würzen und heilen bedeuten im Ayurveda ein und dasselbe. In den tropischen Ursprungsländern des Ayurveda,  Indien und Sri Lanka, findet sich kaum ein Gericht ohne Currymischung, Ingwer und Chili. Neben dem Aroma zur Anregung des Appetits werden Gewürze als Antibiotika und Verdauungsmittel geschätzt. Gewürze haben vielfältige Wirkungen: Sie beleben, erfrischen, erneuern und verjüngen. Eine zentrale Bedeutung haben die Gewürze für die Verwertung der Nahrung und damit für “Agni”, das Verdauungsfeuer. Vollständige Verdauung ist wichtig, um “Ama”, die Bildung giftiger Stoffe, zu vermeiden. Die Ansammlung von Ama in den Körpergeweben ist der Ursprung von Krankheit. Die Entgiftung des Körpers hat im Ayurveda daher eine zentrale Bedeutung. Leicht bekömmliches Essen, also wenig Fleisch und Rohkost, kein Alkohol und wenig Fett, gehört nach Ayurveda ebenso zur Gesunderhaltung wie die Vielfalt bei jeder Mahlzeit. Jede Mahlzeit sollte alle sechs Geschmacksrichtungen (Rasa) enthalten: süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Zudem sollten die Lebensmittel frisch und aus ökologischem Anbau, also frei von Giftstoffen, sein.

 

Volksmedizin Ayurveda

Als ich meinen Lebensgefährten aus Sri Lanka kennenlernte, ging ich einmal mit ihm im Botanischen Garten in Berlin ins Tropengewächshaus: Auf Anhieb erkannte er alle Gewürzpflanzen und erklärte mir die Verwendung von Samen, Rinden, Früchten. Als ich dann das erste Mal nach Sri Lanka fuhr, verstand ich, warum er sich so gut auskannte, ohne Botaniker zu sein: In jedem kleinen Hausgarten wuchern neben Bananenstauden, Papaya-, Mango- und Jackfruchtbäumen auch Pfeffer, Chili, Vanille, Zitronengras und vieles mehr. Aus den Häusern dringt der Duft von gerösteten Gewürzen. Ayurveda ist dort Volksmedizin: Jedes Kind weiß, dass Zahnschmerzen am besten mit dem Kauen von getrockneten Nelkenknospen betäubt werden. Nelken haben zudem eine antibakterielle Wirkung und dienen der Atemreinigung. Auch Thilini, heute Mitarbeiterin im Sri-Lanka-Restaurant Suriya Kanthi in Berlin, erinnert sich, dass sie als Kind bei Erkältung und Fieber gerösteten Koriander und Ingwer in heißem Wasser getrunken hat und dass bei Durchfall eine Suppe aus Kümmel, schwarzem Pfeffer, Tamarinde und Curryblättern sowie bei Blähungen gerösteter Kümmel in heißem Wasser hilft.

In Sri Lanka spiegelt sich die Vielfalt der Natur in den Reis- und Currygerichten wider. Curries sind unterschiedliche Gerichte mit Fleisch, Fisch oder Gemüse, die mit verschiedenen Gewürzmischungen (hier bekannt als Curry) zubereitet werden. Eine für alle Doshas verträgliche Currymischung besteht aus Cumin, Koriander, Kurkuma, Curryblättern, Fenchel und Zimt. Die Gewürze werden frisch gemahlen und für Fleisch- und Fischgerichte geröstet, für Gemüse ungeröstet verwendet. Bockshornklee, Senfkörner, Ingwer, Zwiebeln und Knoblauch werden in Öl angebraten und die Currymischung sowie Fleisch, Fisch oder Gemüse hinzugegeben. Gemüse wird in Sri Lanka meist in Kokosmilch gekocht. Das mildert den Geschmack und ist sehr magenverträglich. Fleisch- und Fischgerichten wird meist Chili (zerkleinerte Chilischoten) hinzugefügt. Das scharfe Chili regt Speichel- und Magensaftbildung an und ist somit verdauungsfördernd. In Sri Lanka werden die Currygerichte beim Essen mit viel Reis gemischt, das nimmt dem Essen die Schärfe.

 

Gewürze und Ausgleich der Doshas

Viele exotische Gewürze sind uns heute geläufig: Kardamom, Zimt und Ingwer finden sich im Weihnachtsgebäck. Die Gewürze machen das Gebäck bekömmlicher und leichter. Kümmel in Kohlgerichten und auf Zwiebelkuchen verhindert Blähungen. Um einen Ausgleich der Lebensenergien zu erzielen, können wir genauso europäische Gewürzkräuter wie Liebstöckel, Lavendel, Salbei, Wacholder einsetzen. Eigentlich besitzt jede regionale Küche ihre Gewürze und Kräuter, die das Essen bekömmlicher machen. Nach der Lehre des Ayurveda ist jedoch eine individuell auf den Konstitutionstyp abgestimmte Ernährung besonders gesundheitsfördernd. Bei einer ayurvedischen Ernährungsberatung werden das Dosha bestimmt und Ungleichgewichte fest- gestellt. Entsprechend werden individuell Lebensmittel und Gewürze empfohlen.

Zur Ayurveda-Therapie werden spezielle Kräuter wie Triphala (Darmreiniger), Brahmi (Konzentrationsverstärker) und Ashwaganda (bei Stress, mentalen Problemen) und Neem (Blutreinigend, entgiftend) eingesetzt. Alle ayurvedischen Ölmassagen und Schwitzbehandlungen werden mit Heilkräuterzusätzen durchgeführt.

Surya Villa – Ayurveda Wellness Zentrum
Rykestr. 3
10405 Berlin
Tel.: 030-48 49 57 80
www.ayurveda-wellnesszentrum.de

Restaurant Suriya Kanthi
Knaackstr. 4
10405 Berlin
Tel.: 030-442 53 01
www.suriya-kanthi.de

Restaurant Chandra Kumari
Gneisenaustr. 4
10961 Berlin
Tel.: 030-694 12 03
www.chandra-kumari.de

Über den Autor

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ursprünglich Gärtnerin und diplomierte Landschaftsplanerin, leitet seit 2002 zusammen mit ihrem Lebensgefährten Wijerathna Storz-Vidanage das Ayurveda-Wellness-Zentrum Surya Villa in Prenzlauer Berg, zu dem auch die Bio-Sri-Lanka-Restaurants Suriya Kanthi und Chandra Kumari gehören.

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Eine Antwort

  1. Bernadette Dachs-Oberer

    Hallo Frau Scheda,
    können Sie mir evtl. helfen. Ich suche die Info, wie Koriander geröstet wird um ihn dann mit Ingwer zu einem Tee zu überprühen. Diese Info habe ich aus der Januar Ausgabe der Zeitschrift Reformhaus Kurier. Darin wurde sie zum Thema Koriander von einer ajurvedischen Arztin bei Magenproblemen empfohlen. Es wäre sehr freundlich von Ihnen wenn Sie mir antworten könnten.
    Herzlichen Dank und Grüße,
    Bernadette Dachs-Oberer

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