Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Dieses Jahr vor Ostern haben sich meine Krampfaderbeschwerden immer stärker verschlimmert, so wie noch nie.
Es bestand akuter Handlungsbedarf. Der Druck war so groß, dass ich drei Wochen auf Hochtouren nach einer Lösung suchte. Ich habe alles Mögliche probiert: doppelte Trinkmenge, Yoga, natürliche Blutverdünnung mit Blutegeln, Homöopathie. Nichts hat geholfen, es wurde immer schlimmer – und interessanterweise passierte das zeitgleich bei meiner Schwester auch.

Wir sind also beide gleichzeitig körperlich extrem unter Druck geraten.
Ich dachte gleich schon am Anfang, dass es doch kein Zufall sein kann, dass wir beide so massiv mit dieser Enge in den Beinvenen zu tun haben. Mir war intuitiv klar, das musste homöopathisch mit der Schlange zu tun haben, und Schlange ist eben nicht nur die Auflösung dieser Gefäßenge, sondern auch das Thema der Abspaltung und der Schuld. Die Schlange trägt die Schuld für etwas, was sie gar nicht gemacht hat. Sie wird aus dem Paradies vertrieben und muss am Boden kriechen, kann sich nicht aufrichten. Ich darf mich nicht aufrichten im Leben!

Das homöopathische Potential der Schlange ist ja gerade diese enorme Aufrichtekraft.
Und so kam mir angesichts unserer gemeinsamen körperlichen Not die Idee: Das muss etwas zu tun haben mit einem Thema, was nicht unseres ist, sondern das unserer Vorfahren. Etwas Unsichtbares, was sich nicht ausdrücken kann, keine Sprache hat außer der Körpersprache in den nachfolgenden Generationen. Das Mittel der Wahl, sagte mir mein homöopathischer Instinkt, muss in der Lage sein, diese Enge in den Beinvenen zu beseitigen. So kam ich auf das tiefgreifende Gift der Klapperschlange.

Auf der Spur des Schuldgefühls

Nach der Einnahme von Klapperschlangengift in homöopathischer Verdünnung träume ich von einer Familienaufstellung. Alle an der Aufstellung Beteiligten sollten eine Elisabeth benennen in ihrem Familiensystem und auf sie zeigen und konnten das auch. Als ich an der Reihe war, gucke ich nach rechts, aber da war niemand. Ich dachte noch, es gibt doch gar keine Elisabeth in unserem Familiensystem, da erinnere ich mich, dass mir meine Mutter zwei Tage vor ihrem Tod sagte: „Du musst wissen, deine Eltern sind Mörder.“ Soweit der Traum.

Der familiäre Hintergrund dazu ist folgender: Nachdem mein Bruder mit einem schweren Herzfehler zur Welt kam und noch vor seinem dritten Lebensjahr daran verstarb, wurde meine Mutter noch einmal schwanger. Die Angst vor einem weiterem schwerbehinderten Kind und dem unerträglichen Schmerz eines möglichen erneuten Verlustes muss meine Eltern damals in eine furchtbare innere Zerreißprobe gestürzt haben. Meine Eltern haben sich dann schweren Herzens für eine Abtreibung in Holland entschieden, da Abtreibung damals in Deutschland noch ein Straftatbestand war.

Am Tag nach dem Traum habe ich meine Schwester angerufen und ihr davon erzählt.
Ist ja merkwürdig, antwortete sie, sie sei zwei Tage vorher in einem Café gewesen in der Eifel, das unsere Mutter 50 Jahre vorher mit ihr besuchte, um ihr zu sagen, dass sie ein weiteres Kind, ein Mädchen, erwarten würden und ob meine Schwester bereit wäre, sie nach der Geburt zu unterstützen, ihr zu helfen bei diesem vierten Kind. Meine Schwester erinnert sich, dass sie sehr aufgeregt war und meiner Mutter sagte: „Ich helfe dir auf jeden Fall!“ – worauf meine Mutter antwortete, dass es für sie aber sehr wichtig sei, dass meine Schwester das nicht einfach so dahersagen würde. Danach hat meine Mutter nie mehr mit meiner Schwester darüber geredet und meine Schwester speicherte das als ihre Schuld ab. Meiner Schwester wurde während unseres Telefonats klar, dass sie sich damals als Kind schuldig gefühlt hat, weil sie unserer Mutter offenbar nicht glaubhaft genug vermittelt hatte, dass sie ihr helfen würde, und dass deshalb das Kind abgetrieben wurde. Dann sagt sie zu mir: „Elisabeth brauchte einen Namen, um unsere kleine Schwester zu werden“. In dem Moment kommen uns beiden die Tränen und ich spüre: Das ist dieser Druck, den wir im Moment beide haben!

Geschenk im Traum

Die Klapperschlange hat uns beiden ein lebenswichtiges Geschenk gemacht, indem sie uns über einen Traum ein nicht aufgelöstes Schuldgefühl in unserem Familiensystem offenbart hat. Lebensthema meiner Schwester war immer, dass sie eigentlich keine Lebensberechtigung, kein Recht auf eigene Bedürfnisse hat, sondern nur als Satellit um andere kreisen, für andere da sein darf. Dadurch trägt sie unbewusst ihre gefühlte Mitschuld für die Abtreibung ihrer kleinen Schwester ab.

Die Schuld ist auch mein Lebensthema. Das gipfelte Mitte der 90er Jahre in einer Situation, die ich in meinem Plutonium-Artikel „Die Begegnung mit unserem Folterer“ beschrieben habe. Ein Ausnahmejahr, in dem mir ein ambulant behandelter Psychotiker ein Jahr lang nach dem Leben trachtete und augenblicklich von mir abließ nach einem schamanischen Ritual. Der Lösungssatz, den ich damals sprechen sollte, lautete: „Ich lasse die Schuld los!“. Bis heute, bis zu dem Traum nach der Klapperschlange, hatte ich keine Ahnung, was für eine Schuld ich da loslasse, eine eingebildete, eine echte, meine eigene oder eine übernommene Schuld…?

Das System will eine Lösung

Meine Mutter hat dieses Schuldgefühl, das sie da bis zum Schluss gequält hat, Gott sei Dank sichtbar gemacht. Wenn uns unsere Mutter diese Spur nicht noch vermittelt hätte, hätten meine Schwester und ich jetzt keine Chance gehabt. Wir hätten die Wahrheit nicht rausgekriegt. Man hätte es vielleicht durch eine Familienaufstellung erahnen können, aber wir hätten es nie wirklich sicher gewusst, hätten im Dunkeln gestochert. Diese Tabuthemen werden also wirklich wie der Stab bei einem Marathonlauf weitergegeben. Das System will eine Lösung und das Individuum interessiert da nicht. Egal, wie sehr wir uns biographisch um Entwicklung bemühen, wir sind vor diesen mächtigen systemischen Dynamiken, die nach Ausgleich streben, nicht gefeit. Und nur weil meine Schwester zeitgleich in derselben Not war, habe ich die systemische Dynamik überhaupt realisiert, die da Druck macht, weil etwas sichtbar werden will.

Elisabeth wollte endlich sichtbar werden.
Deshalb widme ich ihr, meiner kleinen ungeborenen Schwester, diesen Artikel. Elisabeth ist Teil unserer Familie und will nicht weiter totgeschwiegen werden. Und was macht die Klapperschlange? Sie schickt mir einen Heiltraum und nimmt nach Gabe mehrerer Potenzen zeitgleich bei meiner Schwester und mir den Druck aus den Beinvenen raus, beseitigt die Enge. Die Krampfaderbeschwerden sind bei uns beiden dauerhaft komplett weg, als wäre nie was gewesen! So arbeitet die Schlange ursächlich, im wahrsten Sinne des Wortes psycho-somatisch. Die Beschwerden waren so manifest, so konkret, dass ich ja selbst dachte, da kann nur so etwas Konkretes wie ein Blutverdünner helfen. Nein, es hat sich erst auf der seelisch- emotional-systemischen Ebene wirklich gelöst.

Meine Eltern haben dieses Kind totgeschwiegen, was in der Nachkriegsgeneration die einzige Möglichkeit der Verarbeitung war. Da gab es noch keine Traumatherapie. Da gab´s nur Verdrängen, Aufstehen, Weitermachen und mir und meiner Schwester so etwas wie eine einigermaßen normale, schöne Kindheit bereiten. Irgendwann fordert uns unser System aber auf zur Integration des Abgespaltenen. Meine Schwester und ich waren so massiv – als letztes Glied der Kette ohne eigene Kinder, denen wir das hätten weitergeben können – aufgefordert, Elisabeth den Platz in unserer Familie zu verschaffen, der ihr gebührt, und sie eben so auch in die Sichtbarkeit zu holen. Das ist unsere Aufgabe, und die wurde uns unmissverständlich durch eine massive Körpersymptomatik vermittelt. Wir hätten uns totsuchen können in unserer Biographie, uns anstrengen, bemühen, an uns arbeiten können. Ich weiß nicht, was wir ohne die Klapperschlange gemacht hätten. Das war echt beängstigend. Wenn das System sagt, „Next step!“, dann gibt es kein Ausweichen, und da kann ich nur sagen: Wohl dem, der so etwas wie die Homöopathie hat. Ich kenne nichts anderes, das immer wieder so gezielt und zeitnah eine Symptomatik in Erkenntnis übersetzen und damit Bewusstsein schaffen kann.

Das nenne ich unbezahlbare systemische Bombenentschärfung.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
HomöopathieSchuldFamilieSchlangeTraumaPlutonium

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit“ 
(mit Themenregister) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer
auch als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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(jeweils 13-19 Uhr, 90,- Euro, Anmeldung erforderlich,
Praxis in 10999 Berlin-Kreuzberg, Reichenberger Str. 114)

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Über den Autor

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Werner Baumeister ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin. Einzeltermine nach Vereinbarung

Die im SEIN regelmäßig veröffentlichte Fortsetzungsserie „Homöopathie am Puls der Zeit“ versteht sich auch immer als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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Eine Antwort

  1. Holle

    Wenn der Großteil der inkarnierten Seelen (Mensch), wenigstens ein Zwölftel dieser Selbstreflexion wagen würde, dann wäre es auf der Erde sehr viel lichtvoller.

    Antworten

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