Bild: Dancing Through the Tunnel von Shannon. Lizenz: (CC BY-ND 2.0)Durch Körperbewusstsein zu mehr Selbstwertgefühl 3. November 2014 Atem & Bewegung Drei Möglichkeiten, durch einfache Körperarbeit das Körperbewusstsein in deinem täglichen Leben zu fördern und ein stärkeres Selbstwertgefühl zu entwickeln. Körper und Geist – eine Einheit. Körper und Geist sind eine Einheit – nur vergessen wir das heute leider oft. Denn in unserer heutigen Gesellschaft spielt sich fast das komplette Leben im Kopf ab. Wir arbeiten überwiegend in kognitiv dominierten Berufen, in denen Rationalität und Denken im Vordergrund stehen. Außerdem entbehren die meisten Arbeitsumgebungen jeglicher Bewegungsmöglichkeit, so dass wir stundenlang starr und unbeweglich auf einem Stuhl sitzen. Dieser Trend beginnt übrigens schon in sehr jungen Jahren: Bereits in der Schule wird überwiegend kognitiv gearbeitet und zum Stillsitzen animiert. Selbst in den 2-3 Sportstunden pro Woche wird sich immer weniger bewegt. Wenn wir nur noch in unserem Kopf leben und uns obendrein nur so oft wie unbedingt nötig bewegen, kann kein gesundes Körpergefühl und keine Beziehung zu unserem eigenen Körper entstehen- der Körper ist nur noch da. Dabei hat er unsere Aufmerksamkeit doch so nötig. Durch Körperbewusstsein das Selbstwertgefühl stärken Denn gerade diese spürende Beziehung zum eigenen Körper ist für unser Selbstwertgefühl von entscheidender Bedeutung. Unser Körper ist ein Teil von uns und zudem unser sichtbarster Ausdruck in der Welt – wir können uns selbst schlecht wertschätzen, wenn wir diesen Teil von uns nicht mal kennen. Außerdem verlieren wir so die Fähigkeit, auf unseren Körper zu hören. Die intuitive Komponente von Entscheidungen, das sogenannte Bauchgefühl, wird ignoriert. Doch kann uns gerade diese Intuition hervorragend bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Des weiteren verlieren wir so die Fähigkeit, wirklichen Zugang zu unseren Gefühlen zu haben. Fühlt sich der Körper unangenehm an, ist die Strategie häufig, den Kopf ordentlich abzulenken, beispielsweise durch stundenlanges Surfen im Internet, Alkohol und Zigaretten, anstatt das Gefühl zu spüren und zu schauen, was es uns zu sagen hat. Wege zu mehr Körperbewusstsein Jedoch gibt es unzählige Methoden, diese Verbindung zu dem eigenen Körper wiederzuentdecken. Zu allererst helfen alle Formen von Körperarbeit ungemein. Ich persönlich praktiziere Yoga und habe dadurch einen Weg gefunden, wieder mehr ins Spüren und in den Kontakt mit meinem Körper zu gelangen. Des weiteren gibt es einige sehr effektive und kostenlose Angebote zur Progressiven Muskelentspannung, die ganz einfach zum Download zu finden sind. Der Markt an Angeboten zur Körperarbeit wird immer größer und lädt ein, selbst ein paar Dinge auszuprobieren und zu sehen, was resoniert und was nicht. Körperarbeit – Do it yourself! Für alle, die weniger Zeit zur Verfügung haben gibt es zum Glück auch sehr effektive Methoden, ganz für sich allein, ohne zusätzlichen Zeitaufwand während des Alltages an der Fähigkeit zu arbeiten, einen besseren Kontakt zu unserem Körper aufzubauen. Dabei steht zu allererst die bewusste Entscheidung, dem eigenen Körper ab sofort mehr Aufmerksamkeit zu geben. Ist diese getroffen, können wir mit diesen Übungen unbegrenzt oft am Tag in unseren Körper zurückkehren. Köperbewusstsein Übung 1: Achtsamkeit bei alltäglichen Aktivitäten Während ich beispielsweise diese Zeilen hier tippe, bin ich mental bei Inhalt, Rechtschreibung und Grammatik. Aber genauso spüre ich an meinem Gesäß und Oberschenkel den Stuhl, auf dem ich sitze. Ich nehme wahr, wie es sich anfühlt, wenn meine Finger die Tasten berühren und meine Unterarme auf dem Tisch aufliegen. Ich bin bei mir und meiner Atmung, nehme wahr wie mein Brustkorb sich langsam aber stetig immer wieder hebt und senkt. Ich fühle, wie die Luft in meine Lungen strömt und meine Füße auf dem Boden stehen. Diese Achtsamkeit, vor allem bei mentalen Tätigkeiten ist ein wunderbares Mittel, um wieder mehr in Kontakt mit seinem Körper zu gelangen. Anfangs wirst du schnell wieder komplett in deinen Kopf zurückkehren. Doch du hast eine Entscheidung getroffen. Rufe sie dir immer wieder vor dein geistige Auge und erinnere dich so daran, sanft und in deinem Tempo wieder zurück in deinen Körper zu kehren. Köperbewusstsein Übung 2: Deine Unterseite spüren Um dich selbst und deinen Körper wieder besser kennenzulernen, nimm dir 15-20 Minuten Zeit und lege dich auf eine Matte oder einen Teppich auf den Boden. Mache es dir auf dem Rücken bequem und platziere deine Hände Links und Rechts von dir. Jetzt komme langsam und in deinem Tempo zu deinem Körper zurück. Nimm die Beobachterposition ein. Schaue dir einmal an und spüre, wie du auf deiner Unterlage aufliegst. Gehe achtsam vom Hinterkopf bis zu deinen Hacken alle Stellen durch, an denen du Kontakt mit dem Untergrund hast. Bewerte hier nichts, sondern spüre und beobachte den Kontakt so, wie er gerade ist. Das ist eine wunderbare Einsteigerübung um wieder mehr in Kontakt mit dem Körper zu treten. Dadurch, dass du beobachtest und nicht bewertest, dreht sie deinem ewigen Denker im Kopf den Saft ab und führt dich sanft wieder zurück in den Körper. Solltest du doch einmal abschweifen und ins Bewerten kommen ist das kein Beinbruch. Erinnere dich einfach sanft – wieder zum Beobachter zu werden und zu spüren. Köperbewusstsein Übung 3: Einen kleinen Schritt weitergehen Wenn du in der U-Bahn sitzt, Auto fährst oder zu einem Termin läufst, dann richte deine Aufmerksamkeit in deinen Körper. Diese Übung geht noch einen Schritt weiter als die erste, denn hier wollen wir, anstatt uns auf den Kontakt zu beschränken, in unseren Körper hineinhorchen. Sei bei deinem Körper und schaue, welcher Part sich wie anfühlt: Wo spürst du Verspannungen? Kribbelt es irgendwo? Wo ist er locker und entspannt. Tut er vielleicht sogar irgendwo weh? Der nächste Schritt ist hier, sich langsam aber sicher von diesen Bewertungen zu lösen. Anstatt deinen Empfindungen bestimmte Namen zu geben, sei als stiller Beobachter tätig und versuche, einfach das zu spüren, was ist. Es so zu beobachten, wie es ist und ihm keinen Stempel aufzudrücken. So kannst du wirklich das spüren, was ist und bist nicht schon voreingenommen von deinen Bewertungen. Bonus-Übung: Durch deinen Körper mit schweren Zeiten besser umgehen lernen Die Situationen, in denen mehr Kontakt zu deinem eigenen Körper am allerwichtigsten ist, sind die harten Zeiten im Leben. Dann, wenn scheinbar gar nichts zu klappen scheint, wenn du einen Fehler gemacht hast, in Phasen von Trennung, Zweifel, Tragödien und Schmerz. Gerade hier bietet sich die wunderbare Möglichkeit, in Kontakt mit unserem Körper und den Emotionen zu treten. Doch leider verknüpfen viel zu viele Menschen ihre Gedanken zu stark mit diesem Empfindungen. Da wird dann eine riesige Dramastory um ein Gefühl gesponnen, was auf körperlicher Ebene betrachtet nur halb so schlimm ist. Erst die Verknüpfung mit Gedanken machen nämlich aus den Gefühlen erst wahre Monster. Die Gedankenmaschinerie da in deinem Oberstübchen kann nicht aufhören zu rattern. Versuche einmal, in solchen Situationen einen Moment innezuhalten – auch wenn es schwer fällt. Konzentriere dich nur auf das Gefühl in deinem Körper. Ohne es zu bewerten. Lass es einfach da sein und akzeptiere es. Sag zu den Gedanken für einen Moment:“Schön, dass ihr auch da seid, aber euch brauche ich gerade nicht“. Das ist eine sehr effektive Möglichkeit, um besser mit solchen Phasen äußerer Schwierigkeiten umzugehen. Denn das Gefühl für sich betrachtet, ist aushaltbar. Körpergefühl in zwischenmenschlichen Beziehungen Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass wir heute vor allem in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen viel zu sehr in unserem Kopf anstatt im Körper sind. Da wird gedacht, interpretiert, argumentiert – nur eins wird nicht gemacht – die Beziehung zu dem anderen Menschen gespürt. Klar schwingen die Emotionen da immer auf einer unterschwelligen Ebene mit. Jedoch wird ihnen viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Für den Anfang reicht es, wenn du dich mit einer anderen Person unterhältst, zwar mit voller Aufmerksamkeit bei dem Gespräch zu sein, den Kontakt zu deinem Körper und deinen Empfindungen aber nicht zu vernachlässigen. Ganz mutige können ihr Gespürtes auch frei kommunizieren. Das trägt unheimlich zum Vertrauen bei denn Situationen, in denen ich etwas sage, was ich gar nicht meine (fühle), gehören dann der Vergangenheit an. Gewohnheiten entwickeln Wenn du anfänglich ein wenig verwirrst bist, was du da so alles für widersprüchliche Dinge in deinem Körper spürst, dann ist das ganz normal. Auch vollkommen normal ist unsere natürliche Reaktion, da erst einmal wegschauen zu wollen und uns einzureden, da wäre doch gar nichts. Doch es ist da. Hinzuschauen fühlt sich nur etwas komisch an, weil es ungewohnt ist und weil es jahrelang vernachlässigt wurde. Mache es dir also zur Gewohnheit, jeden Tag in Kontakt zu deinem Körper zu treten, ihn wichtig zu nehmen und eine ganz neue Beziehung zu ihm aufzubauen. Mach dich auf den Weg! Liebe Grüße Tim Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. 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