Obwohl es die Menschheit bisher nicht geschafft hat, echte Demokratie zu leben, glaube ich, dass die Zukunft unseres Planeten in Gemeinschaften liegt – und das auf diversen Ebenen und in unterschiedlichsten Zusammenhängen. Einfach darum, weil die Probleme unserer Zeit viel zu komplex sind, als dass wir sie im Alleingang lösen könnten.

Es gibt eine Studie der NASA, bei der man einer einzelnen äußerst intelligenten Versuchsperson sowie einer Gruppe durchschnittlich intelligenter Menschen die gleichen Aufgaben stellte. Die Lösungen der Gruppe, deren Mitglieder sich untereinander austauschten und gegenseitig inspirierten, waren kreativer, origineller und umsichtiger. Zudem wissen wir mittlerweile, dass das Bewusstsein einer Gruppe mehr ist als die reine Addition ihrer Teile.

Um also auf eine neue Ebene des Bewusstseins und der Problemlösung zu gelangen, braucht es das „Wir“. Das ist allerdings nicht so ganz einfach, denn beim Aufeinandertreffen zweier Individuen begegnen sich nicht nur die inneren Instanzen, die Zusammenarbeit wünschen, sondern auch unsere Egos, die vor allem eines wollen: sich vor Verletzung schützen und recht haben, um sich sicher zu fühlen. Während die Herausforderungen bezüglich des Umgangs miteinander in Arbeitsgruppen oder Familien bereits viele Menschen überfordern, gibt es mittlerweile immer mehr Menschen, die solche Lust auf das soziale Experiment „Gruppe“ haben, dass sie sich in größeren Lebensgemeinschaften zusammentun.

Ich finde das unglaublich mutig, denn es bedeutet ja auch, sich ständig mit den Wünschen und Interessen der anderen auseinanderzusetzen – und damit die kontinuierliche Konfrontation mit dem eigenen Ego, das eben oft etwas anderes will. Während ich mich als Einzelner in schwierigen Situationen in meine heimische Höhle zurückziehen kann, können Gemeinschaftsmitglieder Ängsten, Schwächen, Wut, Schmerz und Verzweiflung nicht so einfach ausweichen, weil schon außerhalb ihres eigenen Zimmers die nächste Konfrontation in Form irgendeiner Person aus der Gruppe wartet. Aber ich denke, dass all diese Versuche, dem Wir in unserem Leben mehr Platz einzuräumen, für die nächste Entwicklungsstufe unserer Zivilisation wertvolle Erfahrungswerte liefern, eine Basis, das Ja zum Leben und zum anderen zu finden und zu vertiefen. Denn ein erfülltes Leben ist letztlich Austausch auf vielen Ebenen – und damit ein Miteinander.

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Innenweltreisender, Redakteur der SEIN.

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