Dan Millman, amerikanischer Bestsellerautor, ehemaliger Weltmeister im Trampolinspringen und Sport-Dozent an verschiedenen Universitäten, zeigt in seinen Büchern, Vorträgen und Seminaren einen praktischen Weg, die täglichen Herausforderungen zum persönlichen, spirituellen Wachstum zu nutzen.  Der Grundgedanke seines neuen Buches  “Erleuchteter Alltag  – die 12 Entwicklungsschritte des friedvollen Kriegers“  ist  ebenso  genial  wie  einfach: Wie  es eine Gesetzmäßigkeit der biologischen Evolution gibt, so gibt es auch eine Gesetzmäßigkeit der spirituellen Evolution. Indem wir die “12 Tore der Erleuchtung“ durchschreiten, entdecken und nutzen wir zugleich unsere menschlichen Ressourcen, so daß unser Alltag friedvoll und erleuchtet wird.

Frage:  Der friedvolle Krieger scheint zu einer Art Archetyp geworden zu sein. Kann man ihn mit dem Archetyp des Helden vergleichen? Und was wäre seine Mission?

Dan Millman: Jeder von uns übt sich darin, ein friedvoller Krieger zu werden, den Geist des Kriegers und ein friedvolles Herz zu erlangen; bestrebt, trotz aufbrausender Gefühls- und Gedankenstürme konstruktiv, freundlich und mitfühlend zu sein, müssen wir uns mit unseren eigenen inneren Kämpfen auseinandersetzen. Schwer zu sagen, ob „der friedvolle Krieger“ nun ein Archetyp ist oder einfach ein neues Modell für ein Leben, in dem Mut und Liebe maßgebend sind.

Frage: Ist der friedvolle Krieger aus dem  ersten Buch „Der Pfad des friedvollen Kriegers“ derselbe wie der in dem neuesten Buch „Erleuchteter Alltag“, wo er ja gleichsam das Potential des Lesers verkörpert?

Dan Millman: Erleuchteter Alltag erklärt zum erstenmal unseren Alltag zu einer Schule der spirituellen Praxis, einer Schule, in der wir unterrichtet und geprüft werden. Bezüglich dessen, was wir kontrollieren können und was nicht geht das neue Buch einen Schritt weiter: Die Betonung liegt auf unserem Verhalten, nicht mehr so sehr darauf, wie wir unsere Verstandes- und Gefühlswelt in Ordnung bringen.

Die traditionellen Begriffe von Erleuchtung beinhalten Vorbereitung und Gnade: „Vertraue Gott, aber binde dein Kamel an“. Ramakrishna sagte einmal: „Eine noch grüne Walnuß zu öffnen ist fast unmöglich, bei einer reifen dagegen genügt ein kleiner Schlag.“  Unser Leben ist ein Reifungsprozeß. Die Gnade sorgt für den leichten Schlag, und zwar nach Gottes Zeitplan, nicht nach unserem. Ich habe in meinem neuen Buch versucht, diesen ungreifbaren Zustand oder Begriff der Erleuchtung auf die Erde zu holen, in Form einer Übungspraxis, die wir jeden Moment ausführen können, sobald wir uns erinnern. Doch um das effektiv tun zu können, müssen wir die Probleme, die ich in den 12 Schritten von „Erleuchteter Alltag“ aufzeige, angehen und lösen.

Frage: Können Sie einige der Übungen in Ihren Seminaren beschreiben?

Dan Millman: Welche Art von Übungen gemacht werden, hängt von der Dauer des Seminars ab. In einem Tagesseminar, wo wir mehr Zeit zum Experimentieren haben, stellen sich die TeilnehmerInnen körperlichen, geistigen und emotionalen Herausforderungen, um die wichtigsten Punkte der 12 Schritte oder Tore zu klären. Das betrifft das Selbstwertgefühl, den Willen, die Energie, den Umgang mit Geld, mit Gedanken, Gefühlen und dem eigenen Schatten und schließlich das Erwecken des Herzens. Es würde den hier gegebenen Rahmen sprengen, weiter ins Detail zu gehen.

„Es gibt nur ein Licht aber viele Lampen“  sagt ein weiteres Sprichwort. Kein Lehrer hat das Monopol der Wahrheit oder spirituellen Weisheit, doch jeder bringt diese Weisheit auf unterschiedliche Art zum Ausdruck, hat eine andere Frequenz oder Schwingung, vergleichbar den verschiedenen Radiosendern. Die einen mögen Sender A, die anderen bevorzugen Sender B. Wo immer ich hinkomme, sei es in Amerika oder in Europa, ziehe ich wohl genau die Leute an, die sich gerne den „Sender Friedvoller Krieger“ anhören. Auch wenn die Menschen in den  vielen verschiedenen Ländern die unterschiedlichsten Wege gehen mögen, wir alle erklimmen den selben Berg der menschlichen Entwicklung. Egal wo ich hingehe, ich begegne stets friedvollen Kriegern.

Frage: Können Sie Beispiele dafür geben, wie Ihnen bekannte Menschen Ihre Anleitung umgesetzt haben und was sich in deren Leben verändert hat?

Dan Millman: Im Grunde kann ich nur für mich selbst sprechen. Ein Sprichwort sagt: Gott ist da, aber ob man ihn wahrnehmen will, ist eine andere Sache. Da ich die uns alle betreffenden Themen der 12 Schritte, nämlich Selbstwertgefühl, Willenskraft, Energie, Geld, Verstand, Intuition, Emotionen, Angst, Schatten, Sexualität, Herz und Dienst am Nächsten in meinem Leben selbst konfrontiert habe, hat sich meine Wahrnehmung erweitert und geöffnet, so daß ich Gott, Schönheit und Inspiration überall erkenne, außen wie innen. Ich könnte hunderte von konkreten Beispielen geben. Sie laufen alle darauf hinaus, daß unsere Aufmerksamkeit schrittweise von alltäglichen Problemen entbunden wird und sich so auf die Wahrheit ausrichten kann.

Frage: Sind es denn nun wirklich genau 12 Schritte zur Erleuchtung, nicht mehr und nicht weniger, oder verhält es sich hier eher wie bei einem Kochrezept, wo man etwas hinzufügen oder weglassen, eben variieren kann?

Dan Millman: Zu den 12 Schritten oder Toren erzähle ich in meinen Seminaren eine längere Geschichte. Doch um es kurz zu fassen, ich habe diese 12 Schritte nun jahrelang in unzähligen Seminaren präsentiert und immer wieder nachgefragt, ob jemand noch etwas hinzufügen kann. Bisher ist das nicht geschehen. Von daher denke ich, daß die 12 Schritte in „Erleuchteter Alltag“ eine vollständige „Karte“ darstellen, die unser menschliches Potential aufzeigt und dabei den Alltag als das von Gott gegebene, universale spirituelle Übungsfeld ausweist.

Die Fragen stellte Christian Salvesen

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Eine Antwort

  1. bernd gerken

    Aus Christian Salvesens Fragen spricht bereits eine gewisse Begeisterung für die in diesem Buch beschriebenen Ideen. Mich hat dieses Buch auch von der ersten Zeile an begeistert! Mit Karl Pils könnte man auch hier sagen „Es ist alles so einfach“ – doch entscheidend ist, wie weit wir in unserem Tun gehen. Dass wir wirklich täglich praktizieren, dabei unseren persönlichen Stil finden und stetig dabei bleiben. Welche Disziplin das erfordert spüren viele von uns – und oft muß ich mich selbst sehr schätzen, wenn ich wieder mal nachlässig wurde … (im Sinne des Klopfens/MET/Tapping: Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin, obwohl …) .
    Ich freute mich, diese site gefunden zu haben und wünsche diesem Forum alles Gute – an Dan Millman denke ich ohnedies stets mit großem Dank für seine ermutigenden Werke!! Bernd Gerken

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