EYEBODY – dieser Begriff steht für Sehen und Sehkraft, Körperkoordination, Bewusstsein, Vorstellungsvermögen und einen Zugriff auf das Funktionieren des eigenen Gehirns. Denn nicht die Augen sehen, sondern die Sehrinde, ein etwa handtellergroßes Areal des Neocortex in unserem Hinterkopf.

Dass in diesem Bereich des Großhirns nicht nur die visuelle Wahrnehmung, sondern der Schlüssel zur ganzheitlichen Koordination lokalisiert ist – diese revolutionäre Erkenntnis ist der Pionierarbeit von Peter Grunwald zu verdanken.

 

Vom physischen zum ganzheitlichen Sehen

Der Begründer der EYEBODY Methode erzählt im gleichnamigen Buch seinen eigenen Seh- und Lebens-Weg: von der starken Kurzsichtigkeit zum natürlichen Klarsehen, vom stotternden Jungen mit schlechter Haltung und großer Unsicherheit zum weltgereisten Vortragenden und Seminarleiter. Peter Grunwald machte in den frühen 1990er Jahren die einzigartige Erfahrung, dass die einzelnen Bereiche des Augapfels einen Zusammenhang mit Teilen des Körpers haben. So bemerkte er an sich selbst die Verbindung zwischen Schultern und Hornhaut. Wenn er die Hornhaut seiner Augen mental anspannte, spürte er, wie der Oberkörper gleichzeitig fester wurde. Nach und nach konnte er allen Teilen des Auges bestimmte Regionen des Körpers zuordnen, vergleichbar einem Reflexbogen. Im Laufe seiner Forschung mit Hunderten von Schülern entdeckte er außerdem die verschiedenen Sehtypen, den überweiten, den kontrahierten und den Mischtyp, eine Art Prädisposition im Sehgehirn. Diese wirkt sich in der gesamten Sehbahn aus und legt die Grundlage für viele bekannte Phänomene wie Kurz- und Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit, Grauen und Grünen Star, Astigmatismus, Schielen u.v.m. – und den damit einhergehenden körperlichen, emotionalen, mentalen und spirituellen Aspekten.

So zielt das Erlernen einer bewussten Steuerung des Sehens weit über die körperliche Ebene hinaus: Peter Grunwald verweist auf die Bedeutung der Nutzung der oberen Sehrinde als übergeordnetem Potenzial. Von dort zu visualisieren heißt, das innere Auge zu schulen. Auf dieses Potenzial können wir Einfluss nehmen mit einer entsprechenden Haltung, die von einer entspannten Fokussiertheit im Hier und Jetzt, also weder Über-Fokus noch Unter- Fokus gekennzeichnet ist.

In die Präsenz zu kommen und aus der Präsenz heraus zu leben, ist das Ziel von vielen, die spirituelle Entwicklung anstreben, und zentrales Anliegen von Meditation. Das ist oft viel leichter gewünscht als erreicht! EYEBODY bietet hierfür ein praktisches Werkzeug, das nachvollziehbar mit unserem Körper verbunden ist.

Die obere Sehrinde enthält Synapsen, die bei Anregung eine Schlüsselfunktion übernehmen – für die Gesamtkoordination verschiedener Gehirnlagen, sowie der Augen und des Körpers. Nach Grunwalds Erfahrung verfügen wir Menschen alle über diese Koordination, nur wissen wir nicht, dass und wie wir sie zu unserem inneren und äußeren Wohlergehen nutzen können. Genauso wichtig ist die obere Sehrinde als Schnittpunkt zum Seelenverbindlichen hin. Verschiedene Bereiche des Sehsystems können erfahrungsgemäß mit bestimmten seelischen Qualitäten wie Klarheit, Dankbarkeit, Vergebung, Liebe, Hingabe und Vertrauen direkt in Verbindung treten. Auf diese Weise helfen sie uns dabei, diese Qualitäten zu verkörpern.

Die Verkörperung seelischer Qualitäten…

Jede der den Körper umgebenden Lagen der Aura besitzt im Bereich hinter der oberen Sehrinde eine spezifische Koordinationsstelle. Alle Koordinationsstellen sind wiederum untereinander verbunden. Es sind diese feinstofflichen „Seelenknotenpunkte“, mit denen die EYEBODY Arbeit uns wieder bewusst in Verbindung treten lässt.

Am Anfang von Grunwalds Entdeckungsreise stand eine Zeit in Indien. Dort wurde ihm die Erfahrung dieser Verbindungen geschenkt. Er hatte sie spontan und unvorbereitet erlebt. Sie wurden ihm zum Wegweiser und Auftrag für den Rest seines Erdenlebens. Zur damaligen Zeit waren sie erfahren, aber nicht bewusst verkörpert. Das ebenso spontane Verschwinden des beglückenden Zustands hinterließ Grunwald mit Fragen und gab ihm quasi die Motivation zum Forschen.

Durch die Absicht der Seelenqualität von Vertrauen ist der Einstieg in den ätherischen „Seelenknotenpunkt“ direkt hinter der oberen Sehrinde möglich. Es ist die Qualität von Urvertrauen, wie wir es in unserem deutschen Sprachschatz kennen. Ebenso sind alle anderen Seelenqualitäten als Urqualitäten zu verstehen. Das unterscheidet sie von den so genannten „limbischen Qualitäten“, die ego-zentriert sind. Das „limbische Vertrauen“ etwa ist abhängig von den inneren und äußeren Umständen und besteht oftmals aus der Suche nach einem guten Gefühl, das wir dann gewohnheitsmäßig Vertrauen nennen. Seelenvertrauen ist kein Gefühl – es ist umfassend und unabhängig von inneren bzw. äußeren Umständen. Grunwald wurde nach und nach zur Erfahrung der Seelenqualitäten geführt – gerade auch von der Absicht von Vertrauen. So hat er immer mehr Seelenqualitäten entdeckt und in ihrer 3 Wirkung und direkten Verbindung zu Bereichen in Auge und Gehirn sowie den darin befindlichen Flüssigkeiten beschreiben können.

Die Qualität von Liebe etwa steht in Verbindung zur Iris, welche ihrerseits mit dem physischen Herz verbunden ist. Oder die Qualität von Glücklichsein, sie steht in Verbindung zum Glaskörper, der seinerseits eine direkte Beziehung zu den Baucheingeweiden hat.

 

Eyebody Grunewald

 

 

… und ihre Wirkung auf die Gesundheit

Zur Veranschaulichung erzählt Grunwald gerne Fallbeispiele aus seiner Praxis: „Im letzten Jahr suchte mich eine Frau Anfang Fünfzig auf. Sie wollte mit der EYEBODY Methode einen alternativen Umgang mit ihrem Glaukom, also erhöhtem Augeninnendruck, finden. Da sie außerdem kurzsichtig war und unter beginnender Alterssichtigkeit litt, wollte sie gern eine Gleitsichtbrille vermeiden. Körperlich war eine Festigkeit im Schulter- und oberen Brustbereich zu bemerken. Im Laufe der Begegnungen erfuhr ich, dass sie unter erheblichem Bluthochdruck litt. Sie war im Bereich der emotionalen Liebe nicht wirklich erfüllt, konnte entweder nur anhaften oder aber wegschieben und das fand seinen Spiegel in ihrem Leben.

Schritt für Schritt lernte sie, die Iris mit der Qualität der Seelenliebe zu verbinden und die relevanten Bereiche des Sehwegs neu auszurichten. Mithilfe der Präsenz kann sie nun immer besser hinderliche alte, emotional aufgeladene Geschichten gehen lassen und freier werden für Begegnungen im Hier und Jetzt mit echter Herzensverbindung. Der Blutdruck und auch der Augeninnendruck ließen messbar nach.“

 

Der Empiriker Grunwald

Wenn Grunwald eine Eingebung, eine Idee hat, dann ist er selbst sein Versuchskaninchen. Mit einer speziellen Technik, Interview genannt, verfolgt er solche intuitiven Impulse weiter und erforscht neues Terrain. Durch seine jahrzehntelange Erfahrung kann er die Wirkung des Denkens auf den physischen Körper und feinstoffliche Unterschiede gut und relativ rasch wahrnehmen. In Begegnungen mit fortgeschrittenen Schülern verifiziert er die Einsichten viele, viele Male, ehe er sie dann in den „offiziellen Katalog“ aufnimmt.

Die direkte Verbindung zum Bewusstsein entsteht durch die Intention. Mittels Absicht zur Präsenz kommt man vom Tun – sei es das „Übertun“ durch Überfokus oder „Unter-Tun“ durch Unterfokus – zum Sein. Das ist der Ausgangspunkt, durch den man dann eine gedankliche Ausrichtung zu den spirituellen Qualitäten aufbaut. Die Verbindung kommt also aus dem Sein, nicht aus dem Tun. Denn wir können dieses Qualitäten ja nicht selbst herstellen und auch nicht erspüren. Es geht vielmehr um die vertrauensvolle Anbindung ans transpersonale Feld. In dem Moment, wo man versucht, die Qualität zu erspüren, begibt man sich in die Gefangenschaft des eigenen limbischen Systems mit seinen Erfahrungen, Geschichten und Anhaftungen. Zur Unterstützung dieses Prozesses hat Grunwald eine spezielle Meditation entwickelt. Sie eignet sich für ein formales Üben ebenso wie zur Anwendung im täglichen Leben, z. B. beim Lesen, Autofahren oder bei der Bildschirmarbeit. Diese Meditation bedient sich einer durch die EYEBODY Prinzipien gesteuerten Art der Visualisierung.

Ein Weg zur Erleuchtung?


„Die Kraft oder Energie wirkt sich stets anders aus. Ich möchte oder sogar sollte mich daher nicht vom Spüren oder Fühlen abhängig machen. Stattdessen bleibe ich beim Beabsichtigen der Qualität, wie auch immer sich die Energie vielleicht anfühlen mag. Gleichwohl ist Veränderung zu beobachten, manchmal nicht sofort oder unmittelbar, manchmal aber sehr wohl direkt wahrzunehmen. Zum Beispiel als ein Zuwachs an körperlicher, emotionaler, geistiger und seelischer Leichtigkeit, über einen kürzeren oder längeren Zeitraum hinweg. 5 Diese Veränderung steht mit dem Gehenlassen von Anhaftung an Zellerinnerung und mit den spirituellen Urqualitäten in Verbindung, welche dabei helfen, Zellen im gesamten Körper neu aufzubauen. Diese Qualitäten bringen mehr „Licht“ ins gesamte System. Licht und leicht sind ja auch nah verwandte Worte. Im Englischen bezeichnet „light“ sogar beides. Die Seelenqualität der Erleuchtung ist die Qualität, die mit der oberen Sehrinde selbst verbunden ist. Sie ist insbesondere im Sterbeprozess wichtig. Wie alle anderen Qualitäten auch kann ich sie nicht willkürlich herbeirufen, aber gute Rahmenbedingungen schaffen. Erleuchtung geschieht dann von selbst. Durch die Absicht zur Erleuchtung verkörpern wir auch die Qualität der Erleuchtung in einem fortwährenden Prozess.“

EYEBODY erlernen

Jährlich nehmen Hunderte von Teilnehmern weltweit an einem oder mehreren der vom Begründer selbst geleiteten Seminare teil. Viele kommen mit dem Wunsch, die Brille loszuwerden. Viele sind sehr erfolgreich darin, ihre Brille entweder nach einer Zeit für immer abzulegen oder aber den Gebrauch stark einzuschränken. Die Zeitfrage ist dabei bedingt durch die Intensität der Symptome wie Kurzsichtigkeit, Altersichtigkeit, Schielen, Grauer oder Grüner Star usw. Primär geht es in der EYEBODY Methode um die Neuausrichtung von Gehirn, Augen und Körper. Wenn Lichtstrahlen möglichst ungehindert durch die Flüssigkeiten und Strukturen des Auges gelangen können, kann das Gehirn Klarsicht erfahren. Die Klarsicht ist also die Folge einer guten Koordination. Das Bedürfnis des Brilletragens verringert sich also automatisch, wenn sich die Koordination des Gehirns verbessert.

Für einige ist die Methode der erste und manchmal unverhoffte Kontakt mit einer lebbaren Spiritualität, für andere endlich ein fassbares Werkzeug, mit dem so manche spirituelle Praxis Boden gewinnt und verkörpert werden kann. Das primäre Ziel ist, aus Bewusstsein zu leben und alle „Knotenpunkte“ so zu koordinieren, dass wir im Prozess des Sterbens schließlich das Irdische wirklich loslassen und dadurch frei ins spirituelle Licht gehen können.

 

Die entscheidende Frage

Noch einmal Peter Grunwald selbst:  

„Es liegt eine enorme Hoffnung in der Möglichkeit, vom Spirituellen eine koordinierende Verbindung in unser mentales, emotionales, psychisches und physisches Selbst herzustellen und bis in die Zellebene hinein die spirituellen Qualitäten zu verkörpern. Gelingt mir dies, werde ich ganz von selbst konstruktiv auf meine Mitmenschen und meine Umwelt wirken, 6 ohne dass ich dabei mein Seelenselbst einschränke. Wir haben die Aussicht, dass wir unsere Absicht immer wieder erneuern und Erdengewohnheiten grundlegend neu aufbauen und ausrichten können. Das bezieht sich auch auf die Gewohnheiten in unserem physischen Sehen. Das Göttliche wird erfahrbar und kann in uns im Tiefsten wirken. Wir Menschen können es tatsächlich verkörpern. Die Frage ist: bin ich dazu bereit?“

 

Text von Dagmar Thürnagel, auf der Basis eines 2010 geführten Interviews

 

 

 

Bilder

Auge 1: Moisey / Wikimedia

Auge Schema: Peter Grunwald

 

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