Bild: Money closeup von Pen Waggener Lizenz: cc-byFalschgeld: Anatomie einer Krise 28. Dezember 2011 Neue Wirtschaft 2 Kommentare Am 10.8.2007 titelte die Welt: „Feuerwehraktion: Zentralbanken verhindern Crash.“ Seitdem haben Zentralbanken und Regierungen Billionen in die Märkte gepumpt – Falschgeld! Trotz dieser wie mit dem Wasserwerfer verteilten Geldspritzen sind inzwischen über 40 Billionen Euro vernichtet worden. 40.000.000.000.000 Euro verteilt auf 6,75 Milliarden Menschen weltweit, das ergibt knapp 6.000 Euro pro Kopf. Für die meisten Menschen in der Welt sind 6.000 Euro unvorstellbar viel Geld. Selbst in Japan, Europa oder Nordamerika träumt die Mehrheit der Menschen von so einem Monatslohn. Ungeachtet der gigantischen Geldvernichtung scheint das Geld nicht knapp zu werden. Zumindest zur Rettung von Banken und Konzernen zaubern die Regierungen nach und nach Billionen aus dem Hut. Schwerer fällt es ihnen schon – zumindest in Deutschland – ein paar Milliarden für Konjunkturprogramme aus dem Ärmel zu schütteln. Doch wenn es gar nicht anders geht, ist plötzlich auch dafür Geld da. Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern. Diese Milliarden musste sich kein Milliardär vom Munde absparen. Sie werden mittels Bankcomputern aus dem Nichts erschaffen. Warum aber der ganze Budenzauber? Warum vernichten die Geschäftsbanken mehrstellige Billionenbeträge und erpressen Zentralbanken und Regierungen gleich darauf, ihnen immer wieder mit Milliarden auszuhelfen? Um das zu verstehen, muss man wissen was Geld ist. Erstaunlicherweise scheint das nicht klar zu sein, wie wir einer Dissertation über Elektronisches Geld entnehmen können. Was ist Geld? Sobald Ökonomen versuchen, den Begriff Geld klären zu wollen, herrscht eine geradezu babylonische Verwirrung. Einigkeit herrscht lediglich darüber, dass Bargeld Geld ist. Allerdings werden nur noch höchsten fünf Prozent aller Zahlungen mittels Bargeld getätigt. Trotz dieses erdrückenden Tatbestandes wird Buchgeld nicht von jedem als Geld betrachtet. Zweifelsfrei lassen sich Begriffe frei definieren. Doch wer sich für Geld als Zahlungsmittel interessiert, muss zur Kenntnis nehmen, dass Buchgeld längst das wichtigste Wertübertragungsmittel ist. Mehr als 95 Prozent der Waren- und Eigentumswerte sowie der Rechtstitel werden heutzutage mittels Buchgeld übertragen. Wir müssen Buchgeld folglich als Geld betrachten, wenn unsere Untersuchung über Geld als Mittel zur gesellschaftlichen (Um-)Verteilung irgendeine Relevanz haben soll. Eine Geldtheorie ohne Berücksichtigung des Buchgeldes wäre so sinnvoll wie eine Beschreibung des Wasserkreislaufes der Erde ohne Berücksichtigung der Meere. Deshalb wird in diesem Buch unter „Geld“ Bar- und Buchgeld verstanden. Bargeld, Buchgeld und Zentralbankgeld Um die Finanzkrise zu verstehen, muss man indessen zwischen beiden Geldformen unterscheiden. Vereinfacht lässt sich sagen, dass Geschäftsbanken (das sind alle Banken, bei denen Privatleute oder Unternehmen Konten unterhalten) Buchgeld schöpfen. Bargeld wird hingegen ausschließlich von den Zentralbanken bereitgestellt. Doch Bargeldherstellung ist keine Geldschöpfung. Nur die Geschäftsbanken schöpfen tatsächlich Geld. Die Zentralbanken wandeln lediglich Buchgeld der Geschäftsbanken in Zentralbankgeld um. Das Zentralbankgeld besteht aus einem Guthaben, das die Geschäftsbanken bei der Zentralbank besitzen. Weil die Zentralbankguthaben (zumindest theoretisch) in bar abgehoben werden können, setzt man Zentralbankgeld oft mit Bargeld gleich. Das ist jedoch nur ein rein optischer Unterschied. Der Wesensunterschied zwischen dem Buchgeld der Geschäftsbanken und dem Zentralbankgeld besteht darin, dass für Überweisungen von einer Bank an eine andere nur Zentralbankgeld verwendet werden kann. Deshalb müssen Geschäftsbanken einen Teil ihres selbst geschaffenen Geldes in Zentralbankgeld umwandeln. Dazu müssen die Banken Sicherheiten bei der Zentralbank hinterlegen. Zentralbankfähige Sicherheiten sind solide Schuldscheine von Kreditnehmern der Geschäftsbanken. Werden die Sicherheiten von der Zentralbank als „werthaltig“ akzeptiert, erhalten die Geschäftsbanken ein entsprechendes Zentralbankguthaben. Nun hat die Krise offenbart, dass die Geschäftsbanken außerhalb ihrer Bilanzen hemmungslos ungesicherte Kredite vergeben haben. Als Folge existieren Buchgeldbeträge in Billionenhöhe die nicht in Zentralbankgeld umgewandelt werden können, weil keine seriösen Schuldscheine für diese Kredite existieren. Geschaffen wurde dieses Geld, um Wertpapiere zu kaufen, die man alsbald mit Gewinn zu verkaufen hoffte. Als das Geschäft mit Wertpapieren 2007 plötzlich nicht mehr lief, blieben die Banken auf gigantischen Mengen wertloser Finanzprodukte und ungesicherter Kredite sitzen. Die Kredite mussten durch Vernichten entsprechender Guthaben getilgt werden. Dadurch verschwanden 40 Billionen Euro, von denen zuvor kaum jemand wusste, dass sie überhaupt existierten, weil sie außerhalb der Bankbilanzen und damit außerhalb der Kontrolle der Zentralbanken geschaffen worden waren. Die Wahrheit hinter den „Rettungspaketen“ Um die gigantischen Kredite tilgen zu können, die sich die Banken gegenseitig gegeben haben, müssen mehrstellige Milliardenbeträge zwischen den Banken hin und her überwiesen werden. Dazu reichen die durch solide Kredite abgesicherten Zentralbankguthaben nicht aus. Um den Zahlungsverkehr zwischen den Banken nicht zu gefährden, waren die Zentralbanken gezwungen, den Geschäftsbanken auch ohne entsprechende Sicherheiten Zentralbankguthaben zu gewähren. Denn wenn die Banken keine Überweisungen mehr tätigen können, betrifft das nicht nur ihre Finanzmarktgeschäfte, sondern auch unsere Gehalts- und Mietzahlungen etc. Durch die Geldspritzen der Zentralbanken wurde kein zusätzliches Geld geschaffen, sondern lediglich die unseriöse Geldschöpfung der Geschäftsbanken nachträglich sanktioniert. So konnten wir am 19.8.2007, als die heutige Weltfinanzkrise noch US-Hypothekenkrise hieß, in der ‚Welt am Sonntag‘ lesen: „Wenn sich Banken bei der Zentralbank (…) Geld leihen wollen, akzeptiert sie künftig auch Sicherheiten mit deutlich höheren Risiken als bisher. (…) Konkret heißt das: Die Banken können auch Hypothekenkredite hinterlegen.“ Das heißt, die Zentralbanken verzichten darauf, die Seriosität der Geldschöpfung der Geschäftsbanken zu kontrollieren. Faktisch haben sie die Kontrolle jedoch schon lange vorher aufgegeben. 2005 konnte man in der taz lesen: „Ab März 2006 wird sie [die US-Zentralbank, d.A.] die sogenannte Geldmenge M3 [d.h. die Gesamtgeldmenge, d.A.] nicht mehr erfassen …“ Bereits 1972 klagten deutsche Zentralbanker im ‚Spiegel‘, dass die Bemühungen der Bundesbank, die Geldmenge zu begrenzen, durch die Geschäftsbanken unterwandert werden: „Jeder Bankier borgt immer mehr Geld von seinen Berufskollegen …“ Wozu ist Profit nützlich? Warum borgen sich Banken Geld, obwohl sie selbst welches schaffen können? Offensichtlich nicht, um es in die Realwirtschaft zu pumpen, denn dort wird das Geld trotz wachsender Geldmenge immer knapper. Sie borgen es, um damit an den Finanzmärkten zu spekulieren. Wenn dort Gewinne locken, die höher sind als die Kreditzinsen, lohnt es, sich durch Kreditaufnahme zusätzliches Geld für Spekulationszwecke zu beschaffen. Das Motiv dafür scheint auf der Hand zu liegen: Profitgier. Es ist jedoch zu kurz gegriffen die Ursache der Finanzkrise in der Profitgier zu sehen. Profitgier mag eine pervertierte Form des Profitstrebens sein, doch Profitstreben gilt als notwendige wirtschaftliche Triebkraft. Deshalb wird hier nicht die Frage gestellt, ob sich „gesundes“ von „krankem“ Profitstreben unterscheiden lässt, sondern wozu Profit überhaupt nützlich ist? Die Antwort auf diese Frage wird erst am Ende des Buches in vollem Umfang verständlich. Profit ist notwendig, weil unsere Wirtschaft davon abhängig ist, dass private Geldvermögensbesitzer ihr privatisiertes Geld als gesellschaftliches Tauschmittel zur Verfügung stellen. Wird ihnen dafür kein Profit zugesichert, ziehen sie ihr Geld aus den Unternehmen und lassen diese – unabhängig davon ob die Unternehmen rentabel arbeiten – in Konkurs gehen. Ein Beispiel dafür ist die Insolvenz des Kaufhausimperiums Karstadt und Quelle. Weil die Realwirtschaft die erwarteten Profite nicht mehr hergibt, ist sie davon abhängig, dass die Finanzwirtschaft genug Profit abwirft, um die Renditeerwartungen der Eigenkapitalbesitzer zu befriedigen. Als Profitgenerator funktioniert die Finanzwirtschaft aber nur, wenn eine stetig wachsende Geldmenge Wertpapieren nachjagt, deren Wert allein davon abhängt, welche Nachfrage nach ihnen besteht. Wertpapiere ohne Werte Als diese Nachfrage im Sommer 2007 zusammenbrach, klärte uns die Berliner Zeitung über die Wertlosigkeit der Wertpapiere auf. Sie teilte im Juni 2007 mit, dass bis 2006 sogenannte Subprime-Loans, d.h. unzureichend gesicherte Kredite, in Höhe von rund 800 Milliarden Dollar vergeben worden waren. Die Hypothekenbanken verkaufen die Subprime-Kredite an große Banken weiter. Die wiederum bündeln viele Kreditverträge zu Paketen und – Wunder der modernen Finanztechnologie – kreieren aus diesen Paketen neue Wertpapiere wie Mortgage Backed Securities (MBS) oder Collateralized Debt Obligations (CDO) und verkaufen diese. Derzeit sind MBS im Wert von 2.400 Milliarden Dollar auf dem Markt, bei CDO sind es über 1000 Milliarden Dollar.vii Auf der Basis eines ohnehin überbewerteten Sachvermögens von 800 Milliarden Dollar wurden Wertpapiere im Umfang von 3.400 Milliarden Dollar geschaffen. Hinter einem Wertpapiervolumen von 2.800 Milliarden Dollar stehen also keinerlei Sachwerte. Dies ist nur die Spitze des Eisberges. Weil die aus dem Nichts geschaffenen Wertpapiere aber mit aus dem Nichts geschaffenem Geld gekauft wurden und werden, erschaffen die Finanzmärkte eine wunderbare Wertillusion. Das Geld verschafft den Wertpapieren und die Wertpapiere dem Geld fiktiven Wert. An den Finanzmärkten wurde eine neue Mathematik erschaffen, deren Grundgleichung lautet: Null plus Null ist gleich Unendlich. Die Forderung, das Casino zu schließen, findet heute zunehmend Akzeptanz. Um diese Forderung durchsetzen zu können und um zu verhindern, dass es in einigen Jahren still und heimlich wieder eröffnet wird, muss man die Gründe beseitigen, die Finanzmärkte heute notwendig machen. Der zentrale Grund ist, dass wir die Profiterwartungen der Eigenkapitalbesitzer erfüllen müssen, bis wir durch Schaffen unseres eigenen Tauschmittels unabhängig von ihnen werden. Abbildung: Jahrzehntelange Diskrepanz zwischen Geldmengen- und Wirtschaftswachstum. Die fehlende Warendeckung wird durch Wertpapiere ersetzt. Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Falschgeld – die Herrschaft des Nichts über die Wirklichkeit“ von Samirah Kenawi, erschienen im EWK-Verlag. Falschgeld Die Herrschaft des Nichts über die Wirklichkeit ISBN 978-3-938175-49-1 312 Seiten 18,80 Euro EWK-Verlag Hier bestellen 2 Responses WellenbeobachterHH 30. Dezember 2011 Aahhh…hier wird es deutlich, dass der Autor leider Ursache und Wirkung vertauscht – bei der Bildunterschrift: „Die fehlende Warendeckung wird durch Wertpapiere ersetzt.“ …das stimmt nicht. Er argumentiert nämlich so: weil die Banken unabhängig vom Zentralbankgeld mit hohen Profitaussichten selbst ungezügelt Geschäftskredite vergeben, müssen die Wertpapiere den Warenwert ersetzen. Das verdreht jedoch klar die geschichtliche Ablaufreihenfolge. Zuerst erschöpfte sich die innere Dynamik der kapitalistischen Wertproduktion (Realwirtschaft). Dann folgte als Reaktion(!) darauf die zunehmende Geschäftskreditvergabe und die Kreation von Finanzprodukten, nicht umgekehrt!!! Die zentrale Aussage des Buches ist also leider FALSCH!!! Sie würde implizieren, wenn die Spekulation nur ad acta gelegt werden würde und nur die Vermehrung von „richtigem Zentralbankgeld“ verfolgt würde, wäre die „richtige Marktwirtschaft“ wieder hergestellt. Ich habe beide Begriffe bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil sie begrifflich dem damit transportiertem Inhalt nach nicht stimmen. Man kann vielmehr unterscheiden zwischen physischem Geld und elektronischem Giralgeld einerseits, sowie kaufmännisch gesehen „echtem Geld“ (Kapital mit Warendeckung) und fiktivem Geld (Kapital in spe, wofür erst noch etwas in der Zukunft produziert werden soll). Was der Autor jedoch als „Falschgeld“ bezeichnet ist ein undifferenzierter Mischmasch. Deshalb verheddert er sich auch etwas im Dickicht der Geldlogik. Schade… macht aber nichts. Als Diskussionsgrundlage ist dieses Buch auf jeden Fall geeignet. Antworten WellenbeobachterHH 30. Dezember 2011 Der entscheidende Satz in diesem Artikel lautet: „Weil die Realwirtschaft die erwarteten Profite nicht mehr hergibt, ist sie davon abhängig, dass die Finanzwirtschaft genug Profit abwirft, um die Renditeerwartungen der Eigenkapitalbesitzer zu befriedigen.“ Das bedeutet aber, dass die virtuell simulierte Mehrwertproduktion als Basis für „Gewinn“ zur tragenden Säule kapitalistischer Reproduktion überhaupt und an sich geworden ist!!!!! Würde das wegfallen, würde die Marktwirtschaft aka die kapitalistische Produktionsweise an sich selbst zugrunde gehen, was sich in den 1970er Jahren ja auch schon weltweit andeutete. Deshalb folgten dann ja als Reaktion auf die innere Krise des Kapitals der Keynianismus (Defizit spending, d.h. antizyklisches Investieren durch den Staat) und als das scheiterte die „Globalisierung“ (Flucht des Kapitals auf die Weltmärkte) sowie der Neoliberalismus (Deregulierung der Finanzmärkte). Auch das ist nun gescheitert. Mehr dazu siehe: http://www.heise.de/tp/artikel/36/36123/1.html Fazit 1: Man sollte darauf achten, Ursache und Wirkung in den richtigen kausalen Zusammenhang zu bringen. Aus dem Artikel wird nicht klar, ob der Autor das letztendlich wirklich macht. Fazit 2: Die kapitalistische Logik scheitert an sich selbst. das spricht eindeutig gegen jede Form von Marktwirtschaft, Warenform und Geld, weil diese immer auf Profit basieren, also eine Form von Chrematistik (Bereicherungswirtschaft) darstellen. Es wird „wertmäßiger Reichtum“ geschaffen, anstatt „stofflicher Reichtum“. Ersterer ist der Zweck. Letzterer ist nur das Mittel zum Zweck. Das gibt es zu überwinden, indem „wertmäßiger Reichtum“ (weil ja gerade kein Naturzustand) abzuschaffen ist. Kapitalismus ist eine Religion. Insofern stimmt der Buchuntertitel „Die Herrschaft des Nichts über die Wirklichkeit“. Aber es gibt ja auch Leute, die glauben immer noch an Götter… Die religiöse Verfasstheit des Menschen resultiert womöglich aus einer unzureichenden Bereitschaft sich mit dem eigenen SEIN kritisch auseinanderzusetzen. Erst wenn wir das lernen, macht das menschliche Bewusstsein den evolutionären Sprung, auf den alle hoffen… Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.
WellenbeobachterHH 30. Dezember 2011 Aahhh…hier wird es deutlich, dass der Autor leider Ursache und Wirkung vertauscht – bei der Bildunterschrift: „Die fehlende Warendeckung wird durch Wertpapiere ersetzt.“ …das stimmt nicht. Er argumentiert nämlich so: weil die Banken unabhängig vom Zentralbankgeld mit hohen Profitaussichten selbst ungezügelt Geschäftskredite vergeben, müssen die Wertpapiere den Warenwert ersetzen. Das verdreht jedoch klar die geschichtliche Ablaufreihenfolge. Zuerst erschöpfte sich die innere Dynamik der kapitalistischen Wertproduktion (Realwirtschaft). Dann folgte als Reaktion(!) darauf die zunehmende Geschäftskreditvergabe und die Kreation von Finanzprodukten, nicht umgekehrt!!! Die zentrale Aussage des Buches ist also leider FALSCH!!! Sie würde implizieren, wenn die Spekulation nur ad acta gelegt werden würde und nur die Vermehrung von „richtigem Zentralbankgeld“ verfolgt würde, wäre die „richtige Marktwirtschaft“ wieder hergestellt. Ich habe beide Begriffe bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil sie begrifflich dem damit transportiertem Inhalt nach nicht stimmen. Man kann vielmehr unterscheiden zwischen physischem Geld und elektronischem Giralgeld einerseits, sowie kaufmännisch gesehen „echtem Geld“ (Kapital mit Warendeckung) und fiktivem Geld (Kapital in spe, wofür erst noch etwas in der Zukunft produziert werden soll). Was der Autor jedoch als „Falschgeld“ bezeichnet ist ein undifferenzierter Mischmasch. Deshalb verheddert er sich auch etwas im Dickicht der Geldlogik. Schade… macht aber nichts. Als Diskussionsgrundlage ist dieses Buch auf jeden Fall geeignet. Antworten
WellenbeobachterHH 30. Dezember 2011 Der entscheidende Satz in diesem Artikel lautet: „Weil die Realwirtschaft die erwarteten Profite nicht mehr hergibt, ist sie davon abhängig, dass die Finanzwirtschaft genug Profit abwirft, um die Renditeerwartungen der Eigenkapitalbesitzer zu befriedigen.“ Das bedeutet aber, dass die virtuell simulierte Mehrwertproduktion als Basis für „Gewinn“ zur tragenden Säule kapitalistischer Reproduktion überhaupt und an sich geworden ist!!!!! Würde das wegfallen, würde die Marktwirtschaft aka die kapitalistische Produktionsweise an sich selbst zugrunde gehen, was sich in den 1970er Jahren ja auch schon weltweit andeutete. Deshalb folgten dann ja als Reaktion auf die innere Krise des Kapitals der Keynianismus (Defizit spending, d.h. antizyklisches Investieren durch den Staat) und als das scheiterte die „Globalisierung“ (Flucht des Kapitals auf die Weltmärkte) sowie der Neoliberalismus (Deregulierung der Finanzmärkte). Auch das ist nun gescheitert. Mehr dazu siehe: http://www.heise.de/tp/artikel/36/36123/1.html Fazit 1: Man sollte darauf achten, Ursache und Wirkung in den richtigen kausalen Zusammenhang zu bringen. Aus dem Artikel wird nicht klar, ob der Autor das letztendlich wirklich macht. Fazit 2: Die kapitalistische Logik scheitert an sich selbst. das spricht eindeutig gegen jede Form von Marktwirtschaft, Warenform und Geld, weil diese immer auf Profit basieren, also eine Form von Chrematistik (Bereicherungswirtschaft) darstellen. Es wird „wertmäßiger Reichtum“ geschaffen, anstatt „stofflicher Reichtum“. Ersterer ist der Zweck. Letzterer ist nur das Mittel zum Zweck. Das gibt es zu überwinden, indem „wertmäßiger Reichtum“ (weil ja gerade kein Naturzustand) abzuschaffen ist. Kapitalismus ist eine Religion. Insofern stimmt der Buchuntertitel „Die Herrschaft des Nichts über die Wirklichkeit“. Aber es gibt ja auch Leute, die glauben immer noch an Götter… Die religiöse Verfasstheit des Menschen resultiert womöglich aus einer unzureichenden Bereitschaft sich mit dem eigenen SEIN kritisch auseinanderzusetzen. Erst wenn wir das lernen, macht das menschliche Bewusstsein den evolutionären Sprung, auf den alle hoffen… Antworten