Auf DVD: Staub auf unseren Herzen

Lebensunsicherheit

Die Story ist die von Kathi, 30, verkappte Schauspielerin, in Berlin lebend, Alleinerziehende eines vierjährigen Jungen und dennoch noch nicht so wirklich im erwachsenen Leben angekommen. Sie steht unter ständiger Kontrolle ihrer (Über-)Mutter Chris, die von Beruf Psychologin und Lebensberaterin ist. Als sie kurzzeitig auf einem Markt ihr Kind aus den Augen verliert, greift ihre Mutter ein und lässt ihr die Verantwortung für das Kind entziehen. Als ob das nicht reicht, taucht nach 15 Jahren auch noch ihr Vater wieder auf, der sich der Mission verschrieben hat, die Familie wieder zusammenzuführen. Zwar kann so ziemlich jede erwachsene Tochter einige Szenen mit der Mutter nachempfinden, aber die Dialoge haben dennoch immer wieder die Tendenz, ins Gestelzte abzudriften.

Der Film schwankt innerhalb von Sekunden zwischen transportierter Echtheit und Phrasen, die mit dem Talent von Laiendarstellern vorgetragen werden. Besonders sticht hier – neben diversen Nebencharakteren – die Hauptfigur der Kathi hervor. Ja, die Schauspielerin versucht die emotionale und noch kindliche Verwirrtheit und Lebensunsicherheit einer Erwachsenen darzustellen, die die Revolution gegen die elterliche Übermacht erst noch durchleben muss. Dadurch wirkt die angelegte Figur aber stellenweise in etwa so, als ob sie lediglich die geistige und sprachliche Reife einer Dreijährigen besitzt, was den Film nur schwer erträglich macht.

Vielleicht ist es auch ein Spiel mit der Erzählform, ähnlich wie der unglaublich anstrengende pseudo-dokumentarische Charakter und Ton des Films, der an gruseliges RTL-Nachmittagsfernsehen gemahnt. Man hofft ja bis zuletzt.

Fazit: Akuter Fremdschäm-Alarm. Wirkt wie Improvisationstheater vom Allerschlimmsten. Erwachsenwerden ist schwer, richtiges Theater scheinbar noch mehr. Schade um den tollen Titel und den vielversprechenden Inhalt.

 

Hannah Doose
Staub auf unseren Herzen
Lighthouse Home Entertainment, 2013
DVD, 91 Minuten, 14,99 Euro

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