Trip to Asia

Man hört das von spirituellen LehrerInnen immer wieder: dass man ein starkes Ego braucht, um es loslassen zu können. „Trip to Asia“, den neuen Film von Thomas Grube („Rhythm is it!“) kann man als Lehrbeispiel für diese These lesen.
Es geht um die Berliner Philharmoniker, die Grube und sein Team auf einer triumphalen Konzert-Reise durch Asien begleiten durfte.

Was Grube wissen will: wie dieser ‚Klangkörper‘ einen so harmonischen, detailscharfen und transparenten Sound zustande bringt. Denn bei näherer Betrachtung zerfallen „die Philharmoniker“ in unendlich unterschiedliche Einzelpersönlichkeiten, die durch die Bank – neben ihrer Rolle als Philharmoniker – ihr eigenes Ding zu laufen haben. Außerdem sind sie außerordentlich selbstbewusst, weil sie ihre Geschicke zu einem guten Teil in der eigenen Hand haben. Die Philharmoniker wählen ihre Dirigenten selber, und sie wählen neue Mitglieder, mit 2/3-Mehrheit. Wer sie dazu bringen will, nach seiner Pfeife zu tanzen, sich ihm hinzugeben, muss etwas zu bieten haben.

Was uns zu ihrem derzeitigen Dirigenten bringt, Sir Simon Rattle, den Star des Films. Frühere Dirigenten haben mit der Simon RattleMacht lukrativer Verträge, mit Attitüden und Beziehungen regiert – Simon Rattle hat nichts davon nötig, nicht die kleinste Allüre von Macht. Er führt dieses Orchester mit der Macht der Liebe, inbrünstiger Liebe, einer beim Dirigieren in allen Nuancen ausgelebten Liebe zur gemeinsamen Sache, zum jeweiligen Stück.

Wenn Barack [arab.: der Gesegnete] Obama ins Weiße Haus einziehen sollte, was ich ihm und meinen amerikanischen Freunden aus tiefstem Herzen wünsche, werden Sozialhistoriker einst feststellen, dass die neue, vom Weißen Haus aus sich ausbreitende Führungskultur durch das Wirken von begnadeten Herzensmenschen wie Simon Rattle und Yogi (!) Loew vorbereitet wurde.

[seit 28.2. im Capitol Dahlem, Cinema Paris, Kino in der Kulturbrauerei u.a.; www.triptoasia.de]

 

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