Schlechte Laune. Alltagstrott. Konsum. Sich-über-Wasser-halten. Vorschriften. Verpflichtungen und Zwänge. Erschöpfung. Kaum Freizeit…
Wenn diese Begriffe das eigene Leben im Großen und Ganzen umschreiben, dann läuft etwas schief! Wenn man es Leid ist, dieses System, den Kapitalismus, die Umweltverschmutzung, die Armut und den Hunger auf der Welt, und darüber täglich nur klagen kann, dann läuft ganz gewaltig etwas schief.

Nur warum macht man das dann noch mit? Wieso unterstützt das eigene Konsumverhalten noch Großkonzerne, die sich im Umweltschutz nicht gerade rühmlich tun und ihre Arbeiter oft ausbeuten? Warum arbeitet man noch für ein Unternehmen, hinter dessen Konzept man nicht unbedingt steht; nur des Geldes wegen oder aufgrund des Druckes durch das eigene Umfeld? Warum macht man die ganzen Politiker und das „böse“ Geld verantwortlich dafür, dass es einen so schlecht geht und überhaupt, dass die Welt untergeht.

Wer nur meckert und anderen die Verantwortung für alles in die Schuhe schiebt, der gibt seine eigene Verantwortung ab. Warum vertraut man blind, anstatt selbst was zu unternehmen? Natürlich kann man das Weltgeschehen nicht komplett verändern, aber zumindestens sich selbst auf den richtigen Weg bringen. Wer das alles satt hat, muss zusehen, dass er das tut, was er möchte und sich nicht festnageln lässt in seiner Situation, weil andere es so bestimmen oder erwarten. Wer das alles satt hat, muss bereit sein auch Opfer zu bringen.

Wie ich Freiheit fand in einer unfreien Welt

Der Autor Harry Brown hat sich in seinem Buch „How I Found Freedom in an Unfree World“ ausführlich damit beschäftigt, wie man ein selbstbestimmtes Leben führt und vor allem Verantwortung für sich selbst übernimmt. Er meint, viele träumen nur von Freiheit, verdammen alles Schlechte und bleiben letztendlich hängen.

Er geht davon aus, dass soziales Engagement und politische Partizipation im herkömmlichen Sinne auf die Dauer nur sehr wenig fruchten und es daher unmöglich sei, weiterhin zu versuchen, andere zu überreden, dies oder jenes sei besser zu tun.
Wer versucht, andere zu kontrollieren, verliere die Kontrolle über sich selbst. Letztendlich könne man nur eines tun, den eigenen Umgang mit anderen und wie man auf sie reagiert, kontrollieren. Man müsse erkennen, dass es sinnlos und auch nicht verpflichtend sei, die Regierung weiterhin zu unterstützen; auch wählen gehört dazu.

Anstatt sich aber tatenlos zurückzulehnen, solle man beginnen, sich frei zu machen, frei zu machen von all den Einflüssen, die einen davon „abhalten“, Glück und Freiheit zu finden. Weder andere noch die Regierung selbst haben die Macht, einen davon abzuhalten. Wer das erkennt, bemerke ganz leicht, dass er es in der Hand hat, frei zu sein. Doch dieses Wissen zieht die Verantwortungsübernahme nach sich. Man sieht, dass man anderen nicht die Schuld geben kann, weil man die Macht hat, selbst zu entscheiden bzw. zu wählen, wo man mitwirkt und wo nicht.

Außerdem solle man es aufgeben, auf seine so genannten Rechte zu pochen, denn diese bringen die erwünschte Freiheit nicht. Der Satz aus Browns Buch „One goes further with a handful of might than with a bagful of right.“ bedeutet sinngemäß, dass man mit ein bisschen Macht (über sich selbst) viel weiter kommt, als mit einem ganzen Gesetzbuch voll Rechte.

Man ist nur sich selbst verpflichtet

Auch von einer besseren Welt nur zu träumen bringe nichts, denn man habe es einfach nicht in der Hand. Man habe aber alle Macht, seine eigene Situation so zu verbessern, um letztendlich einen Beitrag für die Menschheit zu leisten. Die Mehrheit der Menschen denken, anderen gerecht werden zu müssen oder irgendeine aufgesetzte Moral verfolgen zu müssen. Eigentlich komme es nur darauf an, man selbst zu sein und seine eigene Moral zu haben, sich der Konsequenzen seines Handelns bewusst zu sein und zu verantworten. Es sei gesunder Egoismus, sich selbst gerecht zu werden und sein eigenes Glück zuerst zu verfolgen, denn jeder kenne seine eigenen Bedürfnisse am besten, wenn er sich ausführlich damit befasst. Es bringe viel mehr, wenn jemand dazu in der Lage ist, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, damit auch ein selbstbestimmtes glückliches Leben führen zu können und so die Gesellschaft positiv zu beeinflussen.

Was hält einen von der Freiheit noch ab?

Ein gewisses Maß an Selbstbestimmtheit, Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen muss erstmal entwickelt werden, damit mit man für sich einsteht. Laut Brown liegt der nicht gewagte Sprung in die Freiheit oft daran, dass viele Menschen sich der Alternativen und Optionen nicht bewusst seien, Einschränkungen all zu schnell akzeptieren, aber in der Regel auch Angst haben.

Sich zum einen von den gängigen Überzeugungen der Gesellschaft frei zu machen, lässt die Möglichkeit offen, ganz andere Wege zu gehen. Zum anderen müsse man bereit sein, die vermeintliche Sicherheit hinter sich zu lassen und neue Schritte ins Unbekannte zu wagen. Je eher man über den Tellerrand springt (nicht nur sieht!), je niedriger sei der Preis, den man bezahle, um in Freiheit zu leben. Doch natürlich spielt hier Angst eine Rolle. Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass immer Risiko im Spiel ist, denn man könne einfach unmöglich alles wissen, weil das Leben in jedem Moment neu sei und man müsse mit Ablehnung der anderen umgehen können.

Einer der schwierigsten Punkte ist, dass man sich auch frei machen muss von schmerzhaften Fehlinvestitionen, aber auch Entscheidungen und Situationen, die eine schlechte Wendung genommen haben. Man müsse den Gedanken ablegen, wie viel man an Geld, Arbeit und Zeit in eine Angelegenheit, die letztendlich stagniert ist, investiert hat. Um unbefangen eine Entscheidung treffen zu können, die für den jetzigen Zeitpunkt am besten wäre, muss man einfach akzeptieren, dass diese Ressourcen weg sind und es nichts bringt, noch weiter daran festzuhalten.

Freiheit mit Vernunft genießen

Bei aller Begeisterung, die durch frisch erlangte Freiheit plötzlich ausgelöst werden kann, solle man die Risiken dennoch nicht ignorieren. Brown warnt vor voreiligen Handlungen und davor, zu verzweifeln, wenn etwas schief geht, obwohl man sich so sicher war, denn es gibt schließlich keine Garantie dafür, dass man die richtige Wahl trifft. Anstatt in seiner Enttäuschung zu versinken und früher oder später depressiv zu werden, solle man mutig weiter den Weg der Freiheit gehen und sich nicht verurteilen (lassen), denn immerhin hat man es versucht.

Vorsicht solle man auch walten lassen beim täglichen Informationsfluss. Was die Allgemeinheit glaubt, muss nicht stimmen. Skepsis sei immer angebracht und man müsse sich damit abfinden, nicht alles wissen zu können. Was für einen zutrifft bzw. was man für sich annimmt, muss man für sich selbst feststellen, indem man in sich hinein hört. Nur wenn man sich nicht so leicht beeinflussen lasse, könne man frei sein.

Zum Abschluss des Buches richtet Harry Brown noch mal folgende Worte an seine Leser:
„Du bist dein eigener Souverän über dein Leben. Du bist der Herrscher, der entscheidet, wie er handelt und was er glaubt. Du machst es sowieso, aber wenn du erkennst, dass du es machst, erlangst du viel größere Kontrolle über dein Leben.
Freiheit wartet auf dich – Jederzeit, wenn du dafür bereit bist.“

 

Über den Autor

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Autor

beschäftigt sich mit persönlichem Wachstum, der Welt und wie man seinen rechten Platz in ihr findet, um einen positiven Beitrag zu leisten. Literatur und Malerei sind ihre Hauptinteressen.

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2 Responses

  1. Adio

    Wer sich ab dem Text amüsiert & generell über diese krankhafte Ernsthaftigkeit vom Sytsem und dessen voll integrierten Sklaven schmunzelt…
    Dem empfehle ich etwas in meinen Blog zu schnuppern 🙂
    http://adioaurel.blogspot.com

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