Wenn es um Energiesparlampen geht, bekommt man die verschiedensten Meinungen. Einzig die Politik scheint sich sicher: Energiesparlampe gut – Glühbirne schlecht.

Folgerichtig ist dann wohl auch bald Schluss mit den Glühbirnen. Der EU-Plan sieht eine schrittweise Abschaffung bis 2012 vor: Ab heute, dem 1. September, ist per EU-Gesetz der Vertrieb von Glühlampen mit einer Leistung von mehr als 100 Watt untersagt, gleichzeitig werden alle matten Glühbirnen aus dem Verkehr gezogen – was wahrscheinlich noch relevanter ist, da 100-Watt-Flutlicht im privaten Bereich ohnehin eher ungemütlich ist. Anfang 2010 sollen Glühlampen mit über 40 Watt Leistung aus den Geschäften verschwinden. Ab Ende 2012 dürfen dann nur noch Energiesparlampen, effiziente Halogenlampen und LED-Leuchten verkauft werden.

Stromsparen

Was die Ersparnis von Strom angeht, scheint das Gesetz tatsächlich Sinn zu machen: In der EU würden durch die Umstellung auf Energiesparlampen angeblich nahezu 40 Terrawatt eingespart werden – das entspricht dem Stromverbrauch von elf Millionen Haushalten. Fast zehn 500-Megawatt-Kraftwerke könnten dadurch europaweit vom Netz gehen. Ganz richtig ist diese Rechnung aber nicht, denn Energiesparlampen verbrauchen mehr Energie in der Herstellung, was nicht eingerechnet wurde. Dennoch fällt die Gesamtbilanz positiv für die Energiesparlampe aus.

Widerstand

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen formiert sich der Widerstand – und das mitunter von unerwarteter Seite. Ausgerechnet die Zeitschrift Ökotest fällte in der Oktoberausgabe 2008 ein vernichtendes Urteil über die Energiesparlampen und kommt zu dem Schluss sie seien „keine echte Alternative zu Glühlampen“ und längst nicht so sparsam wie angenommen.

Lichtqualität

Ein starkes Argument gegen die Energiesparlampen scheint ihre verheerend schlechte Lichtqualität zu sein. Leuchtstofflampen weisen ein unregelmäßiges Linienspektrum mit problematischen Energiespitzen im Blaubereich auf. Das ist nicht nur ungemütlich, sondern nach Ansicht vieler Forscher auch gesundheitsschädlich. Sparlampen mischen ihr Licht aus wenigen Peak-Farben, wo Glühbirnen ihr Licht linear aus allen Farbbereichen des Spektrums beziehen, mit einem Schwerpunkt im angenehm „warmen“ rot-gelben Bereich.

Das schlechte Licht der Sparlampen wird mit vielen physischen und psychischen Erkrankungen von Augenschäden über Depressionen bis zu Krebs in Verbindung gebracht, wie Alexander Wunsch schon ausführlich in seinem Artikel „Schädliches Licht – Warum Energiesparlampen krank machen“ dargelegt hat.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat in diesem Zusammenhang umfassende klinische Studien gefordert:

„Wenn sich die Strahlung von künstlichem Licht stark von natürlichem Licht unterscheidet – und dies ist bei Energiesparlampen der Fall – dann kann dies den menschlichen Hormonhaushalt massiv beeinflussen“, sagte Lauterbach der Mitteldeutschen Zeitung.

Strahlung

Energiesparlampen haben neben dem ungesunden Licht auch noch eine ungesunde Strahlung, die etwa mit den elektromagnetischen Feldern von Monitoren zu vergleichen ist. Die Strahlung ist wissenschaftlich messbar, ihre Schädlichkeit jedoch umstritten. Die EU räumt lediglich ein, das zumindest die ebenfalls messbare starke UV-Strahlung der Lampen für manche Menschen schädlich sein kann.

Energiesparlampen sind Sondermüll

Energiesparlampen enthalten Quecksilber und sind deshalb Sondermüll. Ein gesundheitliches Risiko soll von dem Quecksilber nach offiziellen Angaben jedoch auch im Falle eines Zerbrechens nicht ausgehen: „Die in modernen Beleuchtungsmitteln enthaltene Menge Quecksilber von bis zu 2 Milligramm ist dafür zu gering. Zum Vergleich: Ein Quecksilber-Fieberthermometer enthält rund 150 bis 500 Milligramm des Metalls“, erklärt Helmut Kolba, Geschäftsführer der UFH Altlampen Systembetreiber GmbH.

Andere Experten sehen das anders und zerbrechende Lampen sehr wohl als Gesundheitsrisiko:
„Eigentlich müsste dann sofort die Umweltpolizei alarmiert werden“, mahnt Gary Zörner von Institut für chemische Analytik in Delmenhorst gegenüber dem Spiegel. Denn das hochgiftige Quecksilber ist unsichtbar, verteilt sich in der Luft und kann verheerende Wirkungen nach sich ziehen. „Nicht die Glühlampe, sondern die Energiesparlampe sollte verboten werden“, meint er.

Von Seiten der EU wird lediglich empfohlen, den Raum zu lüften, sollte eine Lampe zerbrechen.

Weiterhin umstritten

Das Verbot der Glühbirne dürfte also weiterhin umstritten bleiben. Es ist nun abzuwarten, ob es tatsächlich klinische Tests bezüglich der Schädlichkeit von Energiesparlampen-Licht geben wird – und was dabei herauskommt.

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