Ein Weg zu mehr Frieden in der Welt

„Du bist blöd, du darfst nicht mehr mitmachen!“ Das kennen wir aus dem Schulalltag: „gewaltvolle“ Kommunikation: Stigmatisieren, ausschließen und bestrafen. Über Gewaltfreie Kommunikation in der Schule

Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

Marshall B. Rosenberg entwickelte den Prozess der Gewaltfreien Kommunikation im Jahre 1963. Rosenberg lernte Gewalt schon sehr früh kennen und hatte das starke Bedürfnis zu verstehen, was Menschen dazu bewegt, gegen ihre Mitmenschen Gewalt anzuwenden. Er begann zu erforschen, welche Art zu reden, zu denken und zu kommunizieren eine friedliche Alternative zur Gewalt sein könnte. In der Gewaltfreien Kommunikation geht es um Bedürfnisse, die Menschen aller Kulturen und jeden Alters verbinden. Sie sind die Ursache unserer Handlungen und Beziehungen und steuern unsere Gefühle. Nach einem klaren Leitfaden wird der Streitstoff beleuchtet, die ausgelösten Gefühle und unerfüllten Bedürfnisse thematisiert und  Bitten erarbeitet, die alle Beteiligten befriedigen. Es ist ein spezieller Mediationsprozess, mit dem weltweit in innovativen Schulprojekten gearbeitet wird.
Erfolge durch die Anwendung

Gewaltfreie Kommunikation in der Schule

Zum Schulanfang im Sommer 2004 startete an der Reinhardswald-Grundschule in Kreuzberg das Projekt Soziales Lernen mit der Gewaltfreien Kommunikation. Die drei Lehrerinnen des Klassenteams der 1c bezogen die Eltern von Anfang an mit ein und diese tragen den Lernprozess mit. Einmal wöchentlich ist seither mindestens eine Stunde Training mit zwei Team-Kolleginnen.
Wie immer werden Konfliktfälle aus dem Schulalltag der Kinder zusammen geklärt. Heute ist es ein Pausenkonflikt, an dem drei Jungs beteiligt waren. Beide Lehrerinnen moderieren. Nach einer halben Stunde sind die Beobachtungen, die vermuteten Gefühle und Bedürfnisse, als auch die Bitten beider Konfliktparteien mit eifriger Unterstützung aller Anwesenden zusammengetragen. Für die eine streitende Partei, A & D, kam folgendes Ergebnis heraus: „K. schlägt uns, am Rücken, Arm und Bein. Er sagt: „Stopp“ und rennt weg. Wir sind verwirrt und sauer, weil uns die Sicherheit fehlt, dass wir ungestört bleiben können, und wir sagen das zu K. und bitten ihn, dass er uns die ganze Pause alleine lässt!“
Die andere Partei, K.: „Das Schlimmste dran ist für mich, dass die nicht sofort „Stopp“ gesagt haben, und ich hatte Angst, dass die die Sechstklässler holen, weil es für mich eigentlich Spiel und Spaß bleiben soll. Ich sage das zu D & A und bitte sie, sagt sofort laut „Stopp“ zu mir.“
Die anfängliche Aufregung hat sich vollständig gelegt – Erstaunen und Zufriedenheit. Es wurde nicht voreilig reagiert, niemand wird bestraft, beschimpft oder gehänselt. Es geht nicht ums Rechthaben, sondern um (Selbst-) Achtung und die Sicherheit aller. Am nächsten Tag wird das neue Verhalten in einem Rollenspiel eingeübt.
Was an dieser Klasse auffällt, ist der vertrauensvolle Umgang miteinander, die große Lernfreude und die Bereitschaft und Fähigkeit, einen Großteil ihrer Konflikte selbst zu regeln. Sowohl das Lehrerinnenteam als auch außerschulische Projektpartner schätzen das sehr.

…und zu Hause

Die Eltern sind begeistert und manche erstaunt über die zunehmende soziale Kompetenz ihrer Kinder. Sie berichten, dass diese mit klaren und konkreten Bitten signalisieren, wofür sie Aufmerksamkeit brauchen – in Situationen, in denen sich früher wiederholt Machtkämpfe abspielten. Auf dem letzten Elternabend erzählten zwei Mütter, dass ihre Kinder unerwartet heftige Streitsituationen wendeten, indem sie ein deutliches „Stopp“ setzten. Es hat sie tief beeindruckt, dass ihr Kind vor ihnen die Gewalt dieser Situation realisierte und es ihnen ermöglichte, sich zu besinnen. „Mama, was brauchst du eigentlich?“, fragte eine Tochter. „Eigentlich ist so ein Eingreifen doch meine Aufgabe“, resümierte die Mutter in der Runde.

Staatliche Unterstützung und Ausblick…

Die veränderte Gesetzeslage in Berlin erleichtert es, die Gewaltfreie Kommunikation in die Schulen einzubringen. Die neuen Rahmenpläne schreiben vor, dass die emotionalen und sozialen Kompetenzen in den Schulen verstärkt gefördert werden sollen.
Es ist nicht leicht, die Erziehung grundsätzlich zu verändern, doch es geht, wenn Schule und Elternhaus kooperieren. Die Gewaltfreie Kommunikation ist dabei eine wirksame Möglichkeit, den Weg zu mehr Frieden auf unserem Planeten zu ebnen und gestalten.

Eine Antwort

  1. Robert Köckritz
    Kann Freiheit vermittelt werden

    Freie Schule, freie Schüler? Wie geht das, wenn die „Lehrer“ nicht frei sind? Mit allen Möglichkeiten Freiheit anzustreben ist meine Empfehlung. LG Adelheid.
    Robert (FSK)

    Antworten

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