Nahrung hat immer auch eine geistige Komponente – postuliert der ­Ayurveda. Demnach sind sowohl der Körper als auch der Geist Produkte der Nahrung. Gute Nahrung bringt Gesundheit, gute Gedanken und Glück, schlechte Nahrung nicht nur körperliche Krankheit, sondern auch negatives Denken. Gutes Essen, gute Gedanken: Prof. Dr. Shrikrishna klärt über die genauen ­Zusammenhänge auf.

 

Ayurveda gibt uns ein tiefes Verständnis für die Wirkung unserer Nahrung auf Verstand und Emotionen. Nahrung ist aus Sicht des Ayurveda nicht nur eine zusammengesetzte Einheit aus Lebensmitteln und Getränken, sondern auch aus Atmung, Sinneswahrnehmungen und Gedanken, die alle auf Körper, Geist, Sinnesorgane sowie die Seele einwirken. Jedes Nahrungsmittel lässt sich auf eine ganz bestimmte Eigenschaft reduzieren: Entweder ist es sattvik (friedlich, wach, ruhig) oder rajasik (unruhig, agitiert, erregt) oder tamasik (lethargisch, schläfrig, stumpfsinnig). Diese drei – Gunas genannten – Eigenschaften sind im Ayurvedischen wiederum mit den Tri-Doshas, den drei Grund-Bioenergien Vata, Pitta und Kapha verbunden. Dabei steht Vata für das hyperaktive Element, dem die Rajas-Energie sowohl auf der geistigen wie der physischen Ebene entspricht. Kapha auf der physiologischen Ebene und Tamas auf der geistigen Ebene regulieren die hyperaktiven Elemente. Und Pitta auf der physiologischen Ebene und Sattva auf der geistigen Ebene steuern gleichermaßen den Stoffwechsel.

Man könnte den Zusammenhang der Doshas mit den Gunas so formulieren: Die Tri-Gunas sind die verfeinerte Form der Tri-Doshas. Die Tri–Doshas Vata, Pitta und Kapha sind dabei eher physiologische Bioenergien, die Tri-Gunas die entsprechenden Psychoenergien Sattva, Rajas und Tamas. Die Dosha-Verteilung ist bei jedem Menschen unterschiedlich, legt seine Grundkonstitution fest und steuert dementsprechend alle Körperfunktionen. Sie bestimmt damit über die Gesundheit.

Die psychische und chemische Nahrung verwandelt sich in die Energie, die vom Körper für biologische, chemische, psychologische, sensorische und spirituelle Aktivitäten benötigt wird. Der Umwandlungsprozess der Verdauung produziert zuerst grobe Energie, dann feinere und am Ende feinste Energie. Die grobe Grundenergie ist das, was wir als Vata, Pitta und Kapha kennen und was die physiologischen Funktionen im Körper steuert. Die nächst feinere Ebene bildet die grundlegenden Zellstrukturen, und der feinste Teil formt und nährt unseren Geist (Manna) und die geistigen Fähigkeiten bzw. den feinstofflichen Körper.

Physische und psychische Gesundheit spiegeln sich in den Tri-Dosha wider. Die Bioenergien Vata, Pitta und Kapha werden wiederum von den sechs Geschmacksrichtungen der Nahrung (rasa) und den Jahreszeiten beeinflusst. Das Ernährungskonzept von Ayurveda ist zwar komplex, aber genau darum auch in seiner individuellen Herangehensweise einzigartig. Es berücksichtigt folgende Faktoren:

 

  • Konstitution (Prakriti) des Menschen
  • Geschmack der einzelnen Nahrungsmittel
  • Bioenergien (Doshika) der einzelnen Nahrungsmittel
  • Art der Herstellung
  • Kombination der Nahrungsmittel
  • Emotionale Auswirkung
  • Umweltfaktoren
  • Jahreszeit
  • Menge

 

Nahrungseigenschaften

Sattvische Nahrung ist rein, besänftigend, frisch. Sie trägt zu Vitalität, Kraft und guter Gesundheit bei, zu guter ­Sinneswahrnehmung, positiven Gedanken und Zufriedenheit. Rajasische Nahrung ist scharf, sauer, bitter, salzig, beißend, trocken. Das Brennen verursacht Schmerz, Kummer und Krankheit und führt zu einem falschen Gebrauch der Gedanken, der Weisheit und der Sinne. Tamasische Ernährung ist gekennzeichnet durch einen Mangel an Prana-Energie. Sie ist unrein, nicht frisch, schlecht gelagert und darum schlecht erhalten, oft verdorben. Sie ist nicht an die Konstitution angepasst, eine Ernährung ohne Weisheit und Sinn.

Falsche Nahrung verursacht eine falsche Verdauung, die wiederum mehr Stoffwechselschlacken produziert. Diese lassen zuerst die Zellen erkranken, dann die Gewebe und später die Organe und das ganze System. Wird die Nahrung schlecht transportiert und umgewandelt, resultiert daraus nur eine geringe Energie. Geringe Energie verursacht einen Geisteszustand, der nur geringes Wissen zulässt. Und geringes Wissen wiederum verhindert eine Lebensführung, die zu mehr Glück führt. Und ein geringes Glücksempfinden verursacht Schmerz – so entsteht Krankheit.

Nahrung ist im Ayurveda darum immer ein Therapeutikum. Sie sollte qualitativ hochwertig und organischer Herkunft sein sowie den Jahreszeiten entsprechend konsumiert werden. Auch der Geschmack sollte nährende Qualitäten haben und auf die jeweilige Person abgestimmt sein. Frisch kochen statt aufwärmen, genügend trinken, Atemübungen und gute Literatur und Musik für positive Gedanken sind weitere Leitgedanken einer ayurvedischen Lebensweise.


Abb: © daynamore – Fotolia.com

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