Das Schichtenmodell der Psyche oder: Warum wir erst anfangen, uns selbst zu verstehen

Die Psyche ist ein sich selbst organisierendes System autonom handelnder Einheiten – diese Grundidee hat ihren Ausdruck in verschiedenen Modellen der Teile-Psychologie gefunden. Jede dieser Teilpersönlichkeiten hat eine ganz eigene Art, die Welt zu erleben, sie zu verarbeiten und ihr zu antworten. Artho Wittemann erklärt seinen Ansatz der IndividualSystemik, der diesen inneren Quellen unserer Psyche auf den Grund geht.

Die innere Architektur der Psyche

Die menschliche Psyche gehört zu den verwirrendsten, widersprüchlichsten und unerklärlichsten Phänomenen dieser Welt. Einhundert Jahre nach Sigmund Freud fehlt uns immer noch ein übergreifendes Bild des Menschen. Ein Bild, das alle Phänomene – vom kleinen persönlichen Wutanfall bis zur spirituellen Erleuchtung – in einem großen Modell einordnen und erklären kann und das zudem in der Praxis präzise überprüfbar ist. Warum gibt es bis heute keine allgemeine Theorie über den inneren Aufbau der Psyche?

Es war Sigmund Freud selbst, der uns davon überzeugt hat, dass sich das Unbewusste für immer der direkten und systematischen Untersuchung entzieht und niemand hat ihn bisher in diesem zentralen Punkt widerlegt. Die menschliche Psyche gilt immer noch als eine Art Black-Box, in die man nicht direkt hineinsehen kann. Alle psychologischen Schulen sind um dieses Paradigma herum errichtet.

Dabei kann die Psyche des Menschen durchaus direkt, systematisch und umfassend erforscht werden – wenn wir ihren inneren Aufbau verstehen.

Teile-Psychologie: Die Teile unseres Ich

Die menschliche Psyche ist keine Einheit. Sie besteht aus einer Vielzahl von Teilen oder inneren Quellen, von denen jede ganz unterschiedlich auf das Leben, die Menschen und die Welt antwortet. Wenn wir einen Menschen verstehen wollen, dann dürfen wir nicht nur darauf achten, was und wie er etwas sagt; vielmehr müssen wir darauf achten, aus welcher inneren Quelle es kommt. Denn je nach Quelle bedeutet die gleiche Aussage etwas völlig anderes.

Zum Beispiel sagt jemand Ich liebe Dich. Je nachdem, aus welcher inneren Quelle der Satz kommt, hat er eine andere Bedeutung. Hier eine kleine Auswahl:

Ich will Sex.
Ich kann nicht alleine sein.
Hoffentlich bist Du jetzt zufrieden und lässt mich in Ruhe.
Liebe mich!
Ich betrüge Dich, aber Du sollst es nicht merken.
Ich liebe Dich, solange Du nichts von mir forderst.
Ich gebe mich für Dich auf.
Es ist sehr praktisch, dass Du da bist.

Aber wie soll man herausfinden, aus welcher inneren Quelle eine Aussage kommt? Um das herauszufinden, müssen wir uns die Mühe machen, in die Mikro-Ebene eines inneren Systems einzusteigen.

Fallbeispiel: Von der Reaktion zur Essenz

Nehmen Sie zum Beispiel Philip, einen erfolgsverwöhnten, etwas grossspurigen jungen Unternehmer, der in meine Praxis kommt, um herauszufinden, warum seine Beziehungen nie länger halten als eine Saison. Er wirkt erst einmal gar nicht wie jemand der Beratung sucht, sondern eher so, als würde er auf einen kurzen Smalltalk vorbeischauen. Auf einmal wird er dann doch etwas ernsthafter und bekennt, dass ihm seine Bindungslosigkeit Sorgen bereitet – nur um mir im nächsten Moment mit einem etwas frechen Grinsen zu erklären, dass er sich bei seinem Job eine längere Beziehung schon rein zeitlich gar nicht leisten könne. So geht das eine ganze Weile hin und her, bis ich ihn frage, ob ihm auffällt, wie unterschiedlich er spricht: mal ganz ernsthaft und dann wieder so witzig und überlegen.

Könnten das zwei verschiedene innere Quellen sein, die sich abwechselnd zum gleichen Thema äußern? Und wenn das so ist: Könnten wir sie einzeln kennenlernen und dabei mehr über sie herausfinden?

In dem Moment, wo wir diese Frage stellen, machen wir einen entscheidenden Schritt: Wir fragen nicht mehr nur nach dem Inhalt, sondern nach der Quelle, aus der der Inhalt kommt. Wir fragen nicht mehr: Was wird gesagt? Wir fragen jetzt: Wer sagt es?

Den inneren Quellen der Psyche auf der Spur

Philip leuchtet dieser Ansatz ein und er will die Spur weiter verfolgen. Wir sitzen uns in meinem Praxisraum in einem Abstand von etwa drei Metern gegenüber. Ich bitte Philip nun, mit dem Stuhl ein wenig nach vorne zu rutschen, um seiner charmant-überlegenen Seite einen eigenen Platz in Raum zu geben. Sie bildet gewissermaßen das Empfangskommittee, mit dem jeder, der Philip kennenlernt, erst einmal zu tun hat.

Nun entspinnt sich ein witziger Dialog zwischen „Philip dem Großen, dem Meister aller Hubraum-Klassen“, wie er sich gleich einmal vorstellt und mir; ein Dialog der mit der ursprünglichen Frage nach beständigen Beziehungen, auf den ersten Blick gar nichts mehr zu tun hat. Es geht jetzt nur noch um Philip den Großen und seine Kunst, andere Menschen mit seiner großpurigen Art zu beeindrucken und für sich zu gewinnen. Es geht darum, diese innere Quelle so genau und intensiv wie möglich kennen zu lernen, ohne sie zu verändern oder zu bewerten.

Dialog von Gleich zu Gleich

Um das zu erreichen, muss ich ähnlich werden wie die Quelle selbst. Das bedeutet aber nicht, dass ich sie nachmache. Es bedeutet, dass ich eine Quelle in mir finde, der es selbst Spaß macht, witzig, überlegen und großspurig zu sein und die Lust daran hat, dieses Spiel auf die Spitze zu treiben. Wir nennen diese Art des Dialoges Gleich-zu-Gleich. Das Prinzip ist recht einfach; die Praxis ist ziemlich anspruchsvoll und komplex, denn dieser Dialog wird in fünf Sprachen gleichzeitig geführt: In der Sprache des Körpers, der Emotionen, der Symbole, der Worte und der Schwingung.

Aber zurück zu Philip dem Großen. Wie gesagt, es geht weder darum, ihn zu verändern oder zu einer Einsicht zu bewegen, sondern nur darum, seine Art bewusst zu machen. Am Ende der ersten Sitzung verabschiede ich einen ziemlich nachdenklichen Philip, der zum ersten Mal versteht, dass eine einzige innere Quelle, zu der er bisher immer „Ich“ gesagt hat, einen Großteil seiner Kommunikation mit anderen Menschen dominiert.

IndividualSystemik: Die innere Architektur der Psyche

Das ist aber nur der Anfang. In den nächsten Sitzungen beschäftigen wir uns weiter ausschließlich mit Philip dem Großen und machen eine erstaunliche Entdeckung: Wenn man Philip den Großen nicht in Ruhe lässt, sondern ihm, im Gegenteil, den direkten Kontakt förmlich aufdrängt, wie ich das im Rahmen der Sitzungen tue, dann schlägt seine joviale und grosszügige Stimmung an einem Punkt plötzlich um und er verwandelt sich in einen unangenehm distanzierten, unfreundlichen, fast aggressiven Zeitgenossen, der alles dafür tut, dass man gerne auf Abstand geht. Aus dem Meister aller Hubraumklassen wird ein veritabler Stinkstiefel.

Zu seiner Verblüffung erkennt Philip diesen Zustand wieder: Genau so fühlt er sich jedesmal, wenn er von einer Beziehung wieder einmal die Nase voll hat und er seine aktuelle Dame loswerden will. Normalerweise hat er dafür eine Menge einleuchtender Gründe parat, für die natürlich allein die jeweilige Dame die Verantwortung trägt. Jetzt muss er erkennen, dass diese Haltung auch ohne äußeren Anlass ständig in ihm ist und zwar unter der einladenden und freundlichen Oberfläche von Philip dem Großen.

Wieder verstärken und vertiefen wir diese Haltung und dabei darf ich jetzt ähnlich unverschämt und abweisend werden wie er. Und wieder, nach einigen Stunden des intensiven Kontaktes im Gleich-zu-Gleich, wendet sich das Blatt. Der abweisende, missgelaunte Stinkstiefel verwandelt sich nun in einen aufrechten Wächter, der klar und direkt seine enorme Unabhängigkeit, seine Stärke und seine Urteile zeigt. Er nennt sich selbst Der Boss. Der Boss ist so machtvoll, dass er niemanden braucht und doch befindet er sich in einem Zustand permanenter Selbstbehauptung. Als ihm schließlich bewusst wird, dass er eigentlich eine andere Quelle in Philip schützt, die noch klein und verletzlich ist, wird der Boss von Gefühlen der Liebe und Zuneigung überwältigt. Seine Kraft bleibt erhalten, aber weil nun seine Liebe wieder ins Spiel kommt, wird sie respektvoll, bezogen und menschlich.

Abb.1 Schichtenmodell innerer Quellen: bewusst/unbewusst am Beispiel Philip der Grosse

Schichtenmodell der Psyche  IndividualSystemik

Abb. 1: Schichtenmodell innerer Quellen: bewusst/unbewusst am Beispiel „Philip der Große“

 

Das Schichtenmodell der Psyche

Die innere Quelle, die wir Philip der Große nennen, war ihrem Besitzer Philip zu Beginn dieses Prozesses fast völlig unbewusst – obwohl sie immer einen wesentlichen Teil seines Lebens bestimmte. Nur ein kleiner Teil ihrer Oberfläche, nämlich ihre wechselnden Inhalte, waren Philip bewusst.

Ab und zu, wenn er eine Beziehung beenden wollte, erlebte er die Negativität aus der Schicht des Stinkstiefels, aber er hatte keinerlei Ahnung, was sie bedeutete. Wenn ihre Aufagbe erledigt war, verschwand sie wieder völlig aus seiner Wahrnehmung. Die weiteren Schichten waren ihm immer und ganz unbewusst.

Wie war es möglich, so gezielt und tief in das Unbewusste einzudringen, es erlebbar zu machen und vor allem, die inneren Zusammenhänge zu beleuchten und zu verstehen? Es war möglich, weil wir dem natürlichen Aufbau der Psyche gefolgt sind.

Schichten der Psyche  IndividualSystemik

Abb.2 Reaktionshaltungen und Essenzhaltung am Beispiel Philip der Grosse

Dabei haben wir, ähnlich wie ein Archäologe, mehrere Schichten freigelegt – und zwar in der umgekehrten Reihenfolge ihrer Entstehung.

Die Essenzhaltung

Ganz unten ist die Essenzhaltung, die ursprüngliche unverstellte Natur der inneren Quelle; in diesem Beispiel ist es ein kraftvoller, unabhängiger Mann, der ein tiefes Gefühl für Respekt, Gerechtigkeit und Integrität empfindet. Seine Werte müssen irgendwann früh in Philips Leben bedroht gewesen sein.
Er wollte die Bedrohung abwehren und sammelte all seine Kraft, Autorität und Unabhängigkeit, um sich ihr in den Weg zu stellen – er wurde zum Boss. Der Boss ist eine Reaktionshaltung dieser Quelle, denn er befindet sich in einem dauerhaften und unreflektierten Zustand der Abwehr und Selbstbehauptung. Weil diese Haltung nicht reichte, um seine Werte zu verteidigen, begann er zusätzlich eine ständige negative, ablehnende Haltung zu entwickeln – den Stinkstiefel.
Nun war er zwar sicher, aber auch einsam. Also entwickelte er eine weitere Schicht, die ihm zwar Freunde und Anerkennung brachte, die Menschen aber gleichzeitig auf Abstand hielt: das war die oberste Schicht, Philip der Große.

Dies alles geschah im Dunkeln des Unbewussten und in der Freilegung der Schichten wird es zum erstenmal bewusst erlebt und verstanden. Philipp kennt nun eine wichtige innere Quelle von der Oberfläche bis in ihre Tiefe. Durch das bewusste Erleben auf allen fünf Kommunikationsebenen – Körper, Emotion, Symbol, Wort und Energie – kann die Spaltung der Quelle in ihre verschiedenen Schichten wieder zurückgeführt werden zu ihrer ursprünglichen Ganzheit.
Die Quelle hat große Anteile ihrer eigenen Natur selbst verdrängt: Ihre Stärke, ihren Willen, ihre Urteile und ihre Liebe. Alles, was man direkt hätte angreifen oder missbrauchen konnte, hatte sie selbst vor den Augen der Welt und aus dem Bewusstsein von Philip verbannt, um es in Sicherheit zu bringen.

Selbstverdrängung

Seit Sigmund Freud sind wir gewohnt, uns den Vorgang der Verdrängung als ein Geschehen zwischen zwei Gegnern vorzustellen: Der Verdränger und das Verdrängte. Das Verdrängte ist das Opfer des Verdrängers und wartet sehnsüchtig auf seine Befreiung durch einen klugen Therapeuten, eine Bioenergetik-Sitzung oder ein Tantra-Seminar.

Wenn aber eine innere Quelle eigene Qualitäten und Impulse verdrängt, dann ist sie Täter und Opfer in einer Person. Sie ähnelt einem Mann, der sich selbst einmauert, um sich zu retten. Für ihn ist die selbsterzeugte Verdrängung kein Unglück, sondern die Lösung. Er will nicht befreit werden.

Wir müssen daher unterscheiden zwischen Fremdverdrängung und Selbstverdrängung. Im ersten Fall verdrängt eine Kraft eine andere; im zweiten Fall verdrängt eine Kraft ihre eigenen Impulse und Gefühle. Selbstverdrängung ist viel häufiger und weil es eine Lösung auch für das Verdrängte darstellt, kann oft auch viel hartnäckiger als Fremdverdrängung. Das erklärt, warum die befreiende Wirkung von Therapiemethoden manchmal nicht weiterführt.

Versteckspiel im Dunkel der Psyche

Aber zurück zu Philip. Als nächstes werden wir uns der Quelle in Philip zuwenden, die sich beim ersten Gespräch etwas ernsthafter gezeigt hat und wir werden sie genauso intensiv erforschen wie Philip den Großen. Wir werden herausfinden, was sie sagt und wie sie sich verhält – und wer sie ist.

Ungefähr 10 solchen sehr unterschiedlichen Quellen werden wir im Laufe des Prozesses begegnen, bis wir das geheime Zentrum dieses Systems entdecken. Worin könnte dieses Zentrum bestehen – und warum ist es geheim?

Im Zentrum eines jeden psychischen Systems leben Kräfte, die selbst alles daran setzen, geheim zu bleiben. Die nie wieder in Kontakt mit dem Leben, den Menschen und der Welt kommen wollen. Die sich geschworen haben, sich dem schreienden Unrecht, dem blinden Egoismus, der vernichtenden Unberechenbarkeit der Welt nicht mehr auszuliefern. Sie sind so unbahängig, entschlossen und machtvoll, dass sie sich die vollständige Isolation, den kompletten Rückzug, den Verzicht auf das Leben leisten können. Es sind die ‚Geheimen Machtseiten’.

Auch wenn sie nicht mehr direkt aktiv werden, so hat ihre Haltung einen großen Einfluss auf das innere System. Sie entscheiden letztlich darüber, wie viel Kraft, Liebe und Lebendigkeit ein Mensch in seinen Beziehungen, in seiner Arbeit, in seinem Leben entfalten darf. Sie sind mit herkömmlichen Methoden der Therapie nicht zu erreichen, denn gerade das Nicht-Reagieren auf jede Einladung, Herausforderung oder Provokation ist ihre größte Kunst. Es braucht eine sehr differenzierte Wahrnehmung und viel Geduld, um sie überhaupt zu entdecken und dann mit ihnen im Gleich-zu-Gleich in Kontakt zu treten.

Die Fünf Kontinente der Psyche

Für diese Arbeit muss der Begleiter ganz auf eine Wertehierarchie verzichten. Denn wenn er selbst – und sei es auch nur unbewusst – auf Werten besteht, die den Werten einer inneren Quelle widersprechen, dann kann er dieser Quelle nicht gerecht werden und er wird sie nicht bis in ihre Tiefe zurückführen können. Dies wird am deutlichsten, wenn wir uns bewusst machen, dass man alle inneren Quellen letztlich auf fünf große archetypische Felder zurückführen kann.

Jede innere Quelle ist ihrer Natur nach entweder weiblich, männlich, kindlich, instinkthaft oder spirituell. Wir nennen dies die Fünf Kontinente der Psyche: Frau, Mann, Kind, Tier und Gott. Jeder der Kontinente hat seine eigenen tiefen Werte.

Abb. 3: Die fünf Kontinente der Psyche

Abb. 3: Die fünf Kontinente der Psyche

Wenn ich nun einer Quelle, die aus dem Kontinent Tier kommt mit Werten aus dem Kontinent Gott begegne, dann kann ich ihr nicht wirklich antworten. Sogar wenn ich ihr bedingungslose Liebe schenke, werde ich ihr nicht gerecht. Sie braucht eine instinkthafte, saftige Antwort, sie braucht die Liebe aus dem Kontinent Tier. Jeder Kontinent hat in seinem Zentrum eine eigene Essenz. Erleuchtung ist die Essenz im Kontinent Gott. Bezogene persönliche Liebe ist die Essenz im Kontinent Frau. Planvoll übergreifendes Denken ist die Essenz im Kontinent Mann. Empfindsam empfangende Liebe ist die Essenz im Kontinent Kind. Und instinkthaft überlebenstüchtige Bewegung ist die Essenz im Kontinent Tier. In unendlich vielen Variationen und Spielarten bringen diese fünf großen Felder unsere menschliche Natur zum Ausdruck.

Entwicklung zu innerer Ganzheit

Die Entwicklung hin zu einer inneren Ganzheit ist in diesem Konzept nicht auf die spirituelle Entwicklung konzentriert. Sie umfasst und fordert die Bewusstmachung und Klärung aller Quellen aus allen fünf Kontinenten, und zwar in der Reihenfolge, wie wir sie im jeweiligen individuellen System antreffen.

Diese Art die Psyche zu betrachten führt zu einem erstaunlich logischen und nachvollziehbaren Bild der Innenwelt. Die Strukturmodelle von Freud (Ich, Es und Über-Ich), C.G. Jung (Komplexe und Archetypen) und Assagioli (Teilpersönlichkeiten und Höheres Selbst) finden darin ebenso Platz wie zeitlose spirituelle Einsichten. Die Phänomene von Widerstand und Verdrängung, die Gleichzeitigkeit gegensätzlicher subjektiver ‚Wahrheiten’ in einem einzelnen Menschen und die scheinbaren Widersprüche zwischen Erleuchtung und Persönlichkeitsstruktur lösen sich auf in einer multipolaren, systemischen Ordnung.

Dies ist ein neues Bild der menschlichen Psyche. Es beruht auf der radikalen Unterscheidung von Inhalten und den Quellen, die diese Inhalte produzieren. Es beruht auf einem radikal systemischen, sich selbst regulierenden Bild der Psyche, das keinem seiner Teilnehmer eine übergeordnete Rolle einräumt. Und es beruht auf der radikalen Bereitschaft des Begleiters und seines Klienten, sich den Eigenheiten jeder einzelnen inneren Quelle so lange auszusetzen, bis ihre ursprüngliche Natur nicht nur verstanden, sondern mit allen Sinnen erfahren wurde.

Veranstaltung:

Vortrag auf der Lebensenergie-Konferenz
„Gute Menschen – schlechte Welt? Warum Gut-Sein nicht ausreicht, um die Welt zu verbessern!“
12. September 2015 in der Urania Berlin
http://lebensenergie-konferenz.de/

Buch

Cover-Architektur-der-InnenweltDie Architektur der Innenwelt

Artho S. Wittemann

380 Seiten

Download auf: individualsystemics.com

 

 

 

2 Responses

  1. shumil
    Neues Konzept erklärt endlich die Psyche?

    „DIES IST EIN NEUES BILD DER MENSCHLICHEN PSYCHE.“

    Leider nichts Neues … aus so ziemlich allen bestehenden Konzepten zusammengemischt – („Die Strukturmodelle von Freud (Ich, Es und Über-Ich), C.G. Jung (Komplexe und Archetypen) und Assagioli (Teilpersönlichkeiten und Höheres Selbst) finden darin ebenso Platz wie zeitlose spirituelle Einsichten.“) – und im Ergebnis recht dürftig, dort (connection.de/index.php/gesundheit-heilung/1761-die-struktur-der-psyche) so kurz zusammengefasst:

    „Die FÜNF inneren TP [Teilpersönlichkeiten] bezeichnen sie als Kontinente, die sich über die FÜNF Sprachen der Psyche Körper, Emotion, Symbol, Wort und Energie mitteilen. Die inneren Personen stammen aus FÜNF archetypischen Räumen menschlicher Erfahrung: Aus dem weiblichen, männlichen, kindlichen, instinkthaften und spirituellen Raum.“

    „Ungefähr 10 solchen sehr unterschiedlichen Quellen werden wir im Laufe des Prozesses begegnen“ – ich fühle mich stark an das Konzept des Enneagrams (sein.de/themen/enneagramm/) erinnert, welches 9 Charaktertypen kennt, u.a. auch den Boss …

    Grafik 2 soll nun den Aufbau der Psyche darstellen … kommt leider bei mir nicht an, also ich kann da nichts mit anfangen.

    Grafik 3 ist mehr als schwach: weiblicher und männlicher Anteil des Menschen, dann wird noch das Überbewusstsein (Gott, Essenz: Erleuchtung) mit ins Unterbewusstsein gequetscht, noch ein bisschen ‚Inneres Kind‘ dazu und obendrauf das Instinkt-gehirn (Tier), vielleicht ja auch als Krafttier – ziemlich unneu, das Ganze!

    Im ersten Link oben ist ebenfalls die lange Geschichte des Konzeptes der ‚Teilpersönlichkeiten‘ in der Psychologie zu lesen, in der es dann heisst: „Eine Sonderstellung nimmt der deutsche Therapeut Artho S. Wittemann ein, …“ – wenn der Autor eine solch herrausragende Grösse ist (zumindest im Marketing-bereich scheint er das zu sein) und sein ‚neues‘ Konzept uns endlich die Welt der Psyche erklärt, dann hat er doch eigentlich diese abwertenden Aussagen gegeüber all seinen Vorreitern und Lehrern nicht nötig:

    „Einhundert Jahre nach Sigmund Freud fehlt uns immer noch ein übergreifendes Bild des Menschen. – Warum gibt es bis heute keine allgemeine Theorie über den inneren Aufbau der Psyche? – Die menschliche Psyche […] in die man nicht direkt hineinsehen kann. Alle psychologischen Schulen sind um dieses Paradigma herum errichtet. – Das erklärt, warum die befreiende Wirkung von Therapiemethoden manchmal nicht weiterführt.“

    Es gibt seit tausenden von Jahren Wege ins Unterbewusstsein und unzählige Menschen, die (an und mit Anderen) dort arbeiten, und ich empfinde es schon fast als Verunglimpfung all dieser Menschen, zu behaupten, erst das ‚neue‘ Konzept der ‚IndividualSystemik‘ kenne den Weg und zeige Wirkung!

    „In den nächsten Sitzungen beschäftigen wir uns weiter ausschließlich mit Philip dem Großen …“ – es erschrickt mich immer wieder, wie unendlich viele Sitzungen (und Geld!) so manche Therapiemethode erfordert, um den Menschen in seine Selbst-erkenntnis und Heilwerdung zu führen – es gibt heutzutage Turbowege, tausendfach Anleitungen im Net und Gruppen, wenn man denn bereit ist, sein eigenes ‚Schicksal‘ selbst in die Hand zu nehmen – alles kostenlos, es braucht nur Mut und Wille!

    (Dieses war meine subjektive Spontanbeurteilung – ich habe weder das Buch gelesen noch ein Seminar besucht, und werde auch gewiss nicht unzähle Sitzungen buchen – persönlich würde mich einzig noch interessieren, wie dort mit dem Teil ‚Energie‘(bzw. ‚Schwingung‘) der fünf Sprachen gearbeitet wird.)

    Alles Liebe.

    Antworten
    • Pia Hahn
      Wer genau liest, versteht was Neu ist - eine Tiefenpsychologie der Teile

      Lieber Herr Shumil,
      informieren Sie sich doch bitte etwas sorgfältiger, bevor Sie sich so abschätzig und unfreundlich über ein umfassendes Konzept wie die IndividualSystemik äußern. Artho Wittemann hat die Lehren von Freud, Jung, Assagioli u.a. tief untersucht, angewandt und analysiert, bevor er sie in Bezug zu diesem neuen Teile-Modell gesetzt hat. Die IndividualSystemik ist ein tiefenpsychologisches Modell der Psyche; keine Turbo-Anleitung. Die Psyche ist das komplexeste System das es gibt; ich finde, sie verdient eine sehr genaue und gewissenhafte Behandlung und ist noch lange nicht ganz verstanden (auch nicht durch die IndividualSystemik). Das Problem des Unbewussten, vor allem des unbewussten Widerstandes, kann gerade nicht durch „Mut und Wille“ gelöst werden; denn der unbewusste Widerstand, und da vor allem die Selbst-Verdrängung der inneren Quellen, ist genau unser Wille!
      Falls Sie darüber mehr wissen wollen, werden Sie in Herrn Wittemanns Buch eine umfassende Analyse und Darstellung finden; inklusive einer Beschreibung, wie er mit der Energie-Ebene arbeitet. Abb.2 zeigt übrigens nicht ein Modell der Psyche, wie Sie vermuten, sondern die verschiedenen Schichten einer Teilpersönlichkeit. Und in Abb. 3 wurde nichts reingequetscht oder draufgepackt, wie Sie es nennen; es zeigt lediglich die Gleichzeitigkeit der 5 archetypischen Aspekte des Menschseins. Mir ist nicht bekannt, dass die in einem anderen Modell so klar und eindeutig benannt wird; mir hat es jedenfalls schon sehr geholfen, um meine eigene innere Widersprüchlichkeit zu begreifen. Etwas mehr Genauigkeit, Freundlichkeit und Respekt tut uns allen gut! Mit freundlichen Grüßen, Pia Hahn

      Antworten

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