Über das Einlassen auf die innere Führung und andere Herausforderungen…

von Jörg Engelsing

Vertrauen ins Leben zu haben, ist relativ einfach, wenn die Dinge so laufen, wie wir uns das vorstellen. Wenn wir gesund sind und uns auf unsere Kraft und unsere (vermeintliche) Fähigkeit, das Leben zu steuern, verlassen können. Wenn wir mit finanziellen Mitteln und menschlicher Unterstützung so versorgt sind, dass wir zwar manchmal stöhnen, weil es schon ein bisserl mehr an Wohlbehagen sein könnte, aber im Grunde doch das Gefühl haben, dass alles schon seinen rechten Weg geht. Klar, es wäre schon schön, wenn das Leben leichter wäre, wenn wir mehr Kohle hätten, öfter Flow und Freude erleben würden und das Alter nicht seine Furchen in unserem Gesicht hinterließe wie ein Geröll-Lawinenabgang in einer Gebirgslandschaft, aber mein Gott: Jeder hat seine Probleme. Menschsein ist eben so. Also nicht klagen und die Dinge anpacken.

Mit anderen Worten: Wir bewerten das Leben als okay, wenn wir das Gefühl haben, mehr oder weniger die Kontrolle darüber zu haben, und uns keine fiesen Ausreißer aus der Komfortzone stoßen. Überrascht uns dann allerdings der große Lenker dieses Spiels mit Unerwartetem und Unangenehmem in Sturmstärke, brüllen wir meist erst einmal „Scheiße“. Aber dann aktivieren wir doch unseren jahrzehntelang eingeübten Problemlösungsmodus und fangen an, den Müll aufzuräumen und zu beseitigen – mehr oder weniger nachhaltig und intelligent. Was bleibt uns sonst übrig? Wir müssen die Verantwortung übernehmen, die Dinge am Laufen halten, Rechnungen bezahlen, sonst tut das ja keiner. Außer uns selbst. Das haben wir gelernt und bisher hat das ja auch irgendwie immer funktioniert. Das bedeutet doch schließlich Erwachsensein, oder?

Die Dinge in der Hand haben. Souverän sein. Sich nicht unterkriegen lassen. Auch dann noch ein Lächeln auf den Lippen, wenn uns innerlich die Angst fast auffrisst. Was aber, wenn das Leben immer noch einen drauflegt und wir irgendwann keine Kraft mehr haben, dagegenzuhalten? Wenn es uns entweder mit einer brutalen Schicksalsbewegung plötzlich den Boden unter den Füßen wegzieht oder auf fast elegante Weise das Spiel der Überforderung spielt, indem es uns mit ständigen, gerade noch so erträglichen Nadelstichen piesackt und die Daumenschrauben Stück für Stück zunehmend schmerzhafter anzieht. Manchmal auf so absurde Art, dass wir schon denken, dass wir uns das alles nur einbilden und im Grunde doch Jammerlappen sind.

Die Qualen sind gerade so stark, dass wir schließlich zu dem Ergebnis kommen, dass dieses Elend eben zum Normalzustand dazugehört und wir uns mit einem schlechten Gewissen herumschlagen, wenn wir uns auch noch beschweren. Es ist ja nicht alles mies. Also heißt es, all unsere gelernten Strategien anzuwenden, Augen zu und durch.

Läuft hier was falsch?

Doch schließlich haben wir dann doch das Gefühl, dass hier irgendetwas grundlegend falsch läuft. Wir strampeln und rotieren wie der berühmte Hamster im Laufrad, fokussieren all unsere Ressourcen – Geld, Zeit, Kraft und Intelligenz – auf die Lösung des Problems, aber die Dinge werden nicht besser, sondern eher schlechter. Die glatte Oberfläche unserer uns eingetrichterten Lebensmaxime von „ Alles ist möglich“, „Man muss nur wollen“, „Ich kann nicht heißt ich will nicht“ erhält erste Sprünge. Wir erkennen: Der eigene Wunsch und Wille ist eben nur ein Teil des ganzen Spiels und nicht die Konstante, die hier alles im Griff hat. Jedenfalls ging es mir so vor über 15 Jahren, als die ersten Symptome von Neurodermitis bei mir auftauchten.

Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich gerne noch kurz einen Gedanken voranstellen: Wir können nie wissen, was Wirklichkeit ist – schon gar nicht die eines anderen. Wir konstruieren unsere Realität aus unserer Vergangenheit, aus dem, was wir über eine bestimmte Sache gelernt haben. Unsere Wirklichkeit ist also eine – mehr oder weniger fundierte und damit vertrauenswerte – Interpretation. Wenn wir bei vier Ärzten waren und zwei sagen, dass ein bestimmter Befund auf Krebs hindeutet, und zwei meinen, dass dem nicht so wäre, dann entscheidet irgendwo in uns drin eine Instanz, wem wir vertrauen und damit den entsprechenden Behandlungs- Empfehlungen folgen. Diese Instanz ist nicht objektiv, sondern ein subjektives Konstrukt, das sich in vielen Lebensjahren gebildet hat – ebenso wie die Bewertungskompetenz der Ärzte, die ihre Interpretation aber aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen (Ausbildung + Berufsalltag) natürlich für fundiert und objektiv halten. Diese Art von subjektiver Einordnung und Bewertung, die sich als echtes Wissen präsentiert, begegnete mir beim Thema Neurodermitis ständig. Jeder glaubte, die Ursache zu wissen. Und jeder sah sie an anderer Stelle und wusste damit auch um die „richtige“ Behandlung…

Keine Hoffnung auf Hilfe von der Schulmedizin

Das Elend begann mit juckenden Handgelenken. Über die Jahre breitete sich das Jucken über den ganzen Körper aus und zeigte sich auch optisch in verschiedensten, teils krassen Hautveränderungen. Jahrelang hielt ich es einfach aus, weil ich hoffte, das es verschwindet, wenn ich die seelische Ursache dahinter finde. Aber irgendwann litt ich so, dass ich zum Hautarzt ging, der mir sofort Antihistaminika und Cortison verschrieb. Beide Medikamente wirkten auch rund ein Jahr lang, dann wurde die Wirkung schwächer und ging schließlich gegen null. Im Grunde hat die Medizin bei Jucken nicht wirklich viel mehr zu bieten. Eine neu entwickelte Medikamentengruppe, die Biologica genannt wird und die Immunantwort des Körpers auf krankmachende Reize reduziert, also letztendlich das Immunsystem schwächt (was ich auch nicht so prickelnd finde), sollte als ultima ratio helfen, blieb aber bei mir ohne Wirkung. Letztlich hieß das, dass die moderne Medizin mir nicht helfen konnte und ich das grauenhafte Jucken eben aushalten muss – auch wenn man mich mit weiteren Untersuchungen und der Hoffnung auf irgendwelche Wirkstoffkombinationen im schulmedizinischen System halten wollte.

Natürlich bekam ich von verschiedenen Seiten viele Tipps aus dem Bereich der Alternativmedizin, aber auch beim Einsatz von Darmbakterien und Entgiftungspulvern zeigte sich nicht die geringste Besserung, sondern im Gegenteil über die Jahre hinweg eine zunehmende Verschlechterung des gesamten Zustandes. Grundsätzlich ließen sich die Tipps in zwei Gruppen aufteilen. Die eine Gruppe setzte auf einer biochemischmateriellen Ebene an und wollte bestimmte Mangelerscheinungen ausgleichen oder mich von Stoffwechselschlacken reinigen und von Giften, die ich übers Essen und die Luft aufgenommen habe. Für mich erschien das aber nur wie eine Variante des schulmedizinisch-pharmakologischen Blickwinkels und ich fühlte dazu nur begrenzt Vertrauen.

Die andere Gruppe sah mein Problem eher als energetisch-feinstoffliche Fehlsteuerung und vermutete eine dementsprechende seelische Störung in meinem System, die sich auf die Haut projizierte. Und weil die steuernden Kräfte umso mehr Power haben, je weiter sie von der materiellen Ebene entfernt sind (heißt: feinstofflich steuert grobstofflich, aber umgekehrt gilt das nur sehr begrenzt), gilt es, den Ursprung der Fehlsteuerung herauszufinden und diese Energie (z.B. ein verdrängtes Trauma) aufzulösen. Damit konnte ich schon mehr anfangen, aber in den ganzen Jahren, in denen ich mich jetzt energetisch und psychologisch mit dieser Symptomatik auseinandersetze, erlebte ich durch noch so tolle Erkenntnisse und energetische Bewegungen keine Verbesserung meiner Hautprobleme. Die Situation erschien hoffnungslos.

Die innere Führung

Was mir half, mit dieser Situation von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung zumindest irgendwie umzugehen, war der Zugang zu meiner inneren Führung. Da man mir sagte, dass mein gesundheitlicher Zustand auch mit Elektrosmog zu tun haben könnte, nahm ich ein Angebot an, meine Wohnung diesbezüglich zu entstören. Das Besondere an diesem Elektrosmog-Experten war, dass er seine Kunden auf eine Bewusstseinsreise mitnahm. Jedes Stück, das er in meiner Wohnung entstört hatte, gab er mir vor und nach der Entstörung in die Hand, damit ich lernte, den Unterschied wahrzunehmen. Während der ersten zwei Stunden bemerkte ich gar nichts und war irgendwann sehr frustriert. Aber auf einmal nahm ich nach der Entstörung Gefühle von Entspannung, Freude und Ähnliches wahr.

Am Abend im Supermarkt konnte ich dann ganz genau wahrnehmen, was von den Produkten dort mir gut tat oder nicht. Und diese neue Wahrnehmungsebene blieb und erweiterte sich so, dass ich bezüglich aller Themen mit ihr in Kontakt treten konnte und über meine Fragen und entsprechende Ja- Nein-Antworten Hilfestellungen in meinem ganz normalen Leben erhielt.

Neurodermitis und frühere Leben

Ganz am Anfang der Neurodermitis sah ich vor meinem inneren Auge immer wieder Bilder eines kleinen Jungen, dessen Kopf, Arme und Beine mit Gurten fixiert waren. Intuitiv – und durch Kontakt zu meiner inneren Führung bestätigt – wusste ich, dass dieser kleine Junge durch medizinische Experimente gefoltert wurde (Operationen ohne Betäubung, Injektionen in die Augen) und dass ich dieser Junge in einer anderen Inkarnation war. Das Ganze fand in Nazi-Deutschland statt und schon beim ersten Mal, als diese Bilder kamen, sah ich mich den Ärzten und ihren Folterungen verzeihen. Das alles war aber nicht einfach Kopfkino, sondern ich fühlte das ganz genau.

In den ganzen Jahren danach habe ich mich natürlich immer wieder gefragt, ob diese Bilder nicht einfach Projektionen meiner Psyche waren, die mein fürchterliches Jucken bildlich als Folterung darstellte, aber die innere Führung versicherte mir wiederholt, dass die Bilder, die sich von Mal zu Mal weiter konkretisierten, auf wahren Begebenheiten beruhen. Da ich durch viele kleine Situationen zunehmend Vertrauen in die innere Führung und deren Interpretation meiner Symptome bekommen hatte, konnte ich die Wahrheit dieser Bildsequenzen als seelischen Hintergrund meiner Neurodermitis immer mehr akzeptieren, was mir durchaus half, mit den ganzen Qualen etwas besser umzugehen.

Da meine Symptome über die Jahre hinweg eher schlimmer wurden, hatte meine Umwelt, der ich teilweise von meiner inneren Führung erzählte, wenig Vertrauen in deren Erklärungen. Schließlich wäre es ihr Job, mich zur Gesundheit zurückzuführen. Ich hatte mich allerdings an einem bestimmten Punkt entschlossen, dieser inneren Führung einfach zu vertrauen – manchmal auch mit schlotternden Knien. Was blieb mir auch übrig? Alles andere hatte versagt – ohne dass mir jemand erklären konnte, warum. Meine innere Führung sagte mir dagegen, dass ich viel alte karmische Energie abzutragen habe – von früheren Leben, dem Feststecken in der Geburt in diesem Leben (zeigt sich jetzt als Hilf- und Hoffnungslosigkeit sowie totaler Ohnmacht, was meine Wirksamkeit bei meinem Heilungsprozess angeht und in dem Gefühl völliger Stagnation), der Totgeburt mit Wiederbelebung und einem brutalen sexuellen Missbrauch mit drei Jahren. Das reitest du nicht auf einer Backe ab. Und: Fortschritt gäbe es bei mir nicht in kleinen Schritten, sondern erst dann als richtig großen Sprung, wenn der Großteil des alten Mülls integriert wäre.

Mein trotzdem durchaus vorhandenes Misstrauen spiegelte sich in den Kommentaren der Menschen um mich herum, die mir erklärten, dass meine innere Führung nicht von meinem höchsten Selbst käme, sondern Teil meiner selbstzerstörerischen Egostrukturen sei. Eine Freundin sagte mir, dass sie auch so eine Führung hätte, der sie durchaus in 95 % aller Fälle folgte, deren Aussagen sie aber immer auch überprüfen würde. Hmm, dachte ich, es geht doch darum, dem Kontrollwahn des Egos nicht mehr zu folgen. Wenn ich alles überprüfe, was die innere Führung sagt, dann stehe ich doch eigentlich wieder an dem Punkt, von dem ich mich eigentlich fortbewegen wollte. Ich will doch den Schritt von der Kontrolle ins Vertrauen machen und nicht die Kontrolle wieder über die Hintertür einführen. Das wäre für mich Selbstbetrug.

Ich hatte natürlich auch meine eigenen Schwierigkeiten mit dem, was die innere Führung mir über das Leben, Gesundheit und Krankheit mitteilte. Es war manchmal sehr radikal und stimmte in einer Reihe von Punkten nicht mit meiner bisherigen spirituellen Weltsicht überein.

Jucken als Ventil

Bezüglich meiner Symptome erklärte mir die innere Führung, dass sowohl das Jucken als auch mein nicht operierter Leistenbruch – bei dem sich mein Darm durch das Bindegewebe nach außen drückt und eine schmerzhafte Halbkugel in Größe einer halben Honigmelone produziert – eine Ventilfunktion für verdrängte Trauma-Energie haben. Das Jucken ist erst einmal nur Energie – ebenso wie Schmerz. Es geht darum, mich ihr möglichst wenig entgegenzustellen und ihr Abfließen nicht zu blockieren. Von daher ist die Unwirksamkeit aller Medikamente letztlich positiv für den Prozess – ebenso wie die Unmöglichkeit einer Operation des Leistenbruchs, weil ich jede noch so kleine Operationswunde aufreißen würde, wenn es an dieser Stelle richtig juckt.

Die Neurodermitis sei ein Heilungsprozess, auch wenn ich das subjektiv als sehr unangenehm empfinden würde. Die Frage, die sich in diesem Prozess für mich – wenn ich leide – immer wieder stellt: Will das Leben mir wirklich Gutes tun oder will es mir Schlechtes?

Trägt, beschützt und hilft es mir oder legt es mir Steine in den Weg? Ist tatsächlich alles zu meinem Besten? Und was ist eigentlich mein Bestes? Das Ergebnis dieser inneren Diskussion: Wenn ich dem Leben traue, dass es mein Bestes will (was ich ständig versuche), dann ist es letztendlich also gut, wenn ich in eine Situation gerate, in der mein Vertrauen erschüttert wird, ich nicht weiter weiß mit meinen bisherigen Strategien und der Boden unter mir auch durchaus mal ins Schwanken gerät. Denn in der Konfrontation mit Unsicherheit und Angst wachse ich und die Angst, die aus den Tiefen meines Bewusstseins an die Oberfläche kommt, kann mich über diesen Prozess Stück für Stück verlassen. Auch das Gefühl festzuhängen, gehört dazu.

Unser bisher durch Bewusstheit, Therapie, Energiearbeit usw. erarbeitetes Vertrauen trägt uns so weit, wie wir durch unsere Bewusstseinsarbeit den Weg freigeschaufelt haben. An einem bestimmten Punkt treffen wir wieder auf eine Blockade, irgendein Trauma, das wir irgendwann verdrängt haben und das ja eine ganz bestimmte Energie hat. Ist diese Energie noch größer als die, mit der wir jetzt unterwegs sind, knallen wir gegen diese Blockade oder entwickeln Zweifel und Misstrauen und unser Weg scheint nicht voranzugehen. Hier heißt es nun wieder, weiter an uns zu arbeiten, um neue Energie zu befreien und die Blockade zu überwinden, deren Energie uns dann für den nächsten Schritt zur Verfügung steht.

Leider ist meine Erfahrung: Je tiefer ich komme, desto härter und energetisch kompakter sind die Widerstände, die ich aus dem Weg räumen muss. Manche Blockaden, die unser aktuelles Vertrauen zum Einsturz bringen, können wir in Minuten oder Tagen lösen, andere benötigen Jahrzehnte. Dass ich mit meiner Neurodermitis seit vielen Jahren das Gefühl habe festzustecken, liegt übrigens nach Aussage meiner inneren Führung daran, dass ich während meiner Geburt festgesteckt habe und sich diese Energie nun darin ausdrückt, dass anscheinend nichts in Richtung Gesundheit weitergeht. Um aber diese innere Führung wirklich zu verstehen, braucht es viele verschiedene Blickwinkel auf ein Thema, die sich zu einem stimmigen Gesamtbild fügen (was hier rein platzmäßig nicht ausgeführt werden kann).  Eine Erklärung, die sich nur auf einen Blickwinkel fokussiert, ruft im Verstand oft nur weitere Fragen und oft auch Widerstände hervor.

Training in Vertrauen

Die ganze Situation sehe ich daher mittlerweile tatsächlich auch als ein Training in Vertrauen, dass das Leben es gut mit mir meint. Immer. Es wählt – so die innere Führung – immer die sanfteste Variante (bezogen auf Dauer und Intensität der Symptome), um eine bestimmte momentane Energie auszudrücken, der ich nicht entfliehen kann, weil sie zu meinem Leben (karmisch) dazugehört. Das heißt auch: Nichts davon ist falsch. In einer YouTube-Doku über den indischen Weisen Ramana Maharshi (1879-1950) wird dieser auf die besorgte Frage eines Westlers nach der Gefährlichkeit von Hitlers Vormarsch in Europa zitiert: „Der Schöpfer sorgt schon für seine Schöpfung.“

Wirkliches Leben geht nicht ohne ein derartiges Vertrauen. Denn das Gegenteil von Vertrauen ist die Angst, dass mir dann, wenn ich entspanne und loslassen will und mich meinen Impulsen überlasse, Schlimmes passiert. Diese Angst kommt, wenn mir genau in diesen Momenten der Entspanntheit irgendwann einmal Schlimmes passiert ist, meistens in der Kindheit. Ab einer gewissen Intensität würgt die Angst alle Kreativität ab, führt zum Rückzug aus dem Leben und in eine Lethargie. Ohne das Vertrauen, dass ich mich im Leben frei bewegen und ausbreiten darf, bleibe ich immer „unter dem Radar“, werde nicht sichtbar mit meinen Qualitäten, damit mir ja nichts geschehen kann. Vertrauen ist daher Freiheit, denn Vertrauen öffnet Grenzen und lässt Kontrolle los. Ich zeige mich. Ab diesem Punkt beginnt ein neues Leben. Echtes Leben…

Umgang mit Angstgedanken

Wenn es uns nicht gut geht, dann bemerken wir, wenn wir genau hinsehen, dass es für diesen Zustand im Außen eigentlich oft gar keinen wirklichen Grund gibt. Trotzdem können wir die Schönheit und Liebe des Momentes, die immer irgendwo da ist, nicht wahrnehmen. Das, was unseren Körper verspannen lässt, sind Angstanteile in uns, innere Kinder, die beim leisesten Anzeichen von Gefahr sofort verkrampfen und uns erzählen, dass hier jetzt irgendetwas falsch läuft und wir wachsam sein müssen. Begleitet sind die Verspannungen in unserem Körper von Angstgedanken, die wir meist überhaupt nicht wahrnehmen – und wenn doch, dann als mögliche Realität, mit der wir uns unbedingt und vordringlich beschäftigen müssen (sagt die Angst).

Beispielsweise nehme ich an meiner Haut irgend eine neue Stelle wahr, die wund ist oder merkwürdig aussieht – und sofort tauchen Gedanken auf, dass das vielleicht gefährlich ist und besonderer Beobachtung bedarf, damit es nicht eskaliert. Aufgrund meiner vieljährigen Erfahrung mit solchen Symptomen weiß ich, dass solche Phänomene kommen und gehen und nicht wirklich bedrohlich sind. Das weiß der Erwachsene in mir. Für meine inneren Kinder, die immer noch die Energie der verdrängten angstbesetzten Traumata mit sich herumtragen und das Gefühl haben, sich (mich) schützen zu müssen, sind all solche Situationen Signale dafür, dass mir möglicherweise Schlimmes bevorsteht. Wenn wir bei der Aufarbeitung unserer Traumata eine bestimmte Energieebene erreicht haben (jedes durchfühlte und integrierte Trauma hebt unsere Energie), dann haben wir die Möglichkeit, in jedem Moment diese inneren Stimmen als angstgeschüttelte innere Kinder zu erkennen (im Gegensatz zur weisen, furchtlosen inneren Führung) – sie vielleicht auch in den Arm zu nehmen und ihnen Halt zu geben –, aber ihnen nicht mehr die Führung unseres Lebens zu überlassen.

Das heißt: Wir sehen beispielsweise ein Symptom, bemerken Angstgedanken, die sich auf die Zukunft beziehen und in dem Symptom Gefahren sehen, glauben diesen Gedanken aber nicht mehr und geben ihnen auch keinen Platz mehr, sich in uns auszubreiten, sondern fühlen das, was mit diesen Gedanken an die Oberfläche gekommen ist. Das ist aber nicht etwas, was sofort perfekt funktioniert, sondern braucht einfach Training und eben ein gewisses Bewusstseinslevel = Energie. Wir fangen dann erst an zu bemerken, welches große Ausmaß an Angstgedanken wir haben und wie sie sich auf den Zustand unseres Körpers auswirken. Denn jeder Angstgedanke ruft in unserem Körper eine Verspannung hervor, weil ein unbewusster Teil von uns glaubt, dass wir uns mit Verspannungen gegen Gefahren schützen können.

Ich bin selbst noch nicht so weit in diesem Prozess vorangeschritten, dass ich den Großteil der Angstgedanken bemerke, loslassen kann und dementsprechend auch eine dauerhafte körperliche Entspannung eintritt. Aber ab und zu zeigen sich Entspannung und positive Gefühle für mehrere Sekunden, so dass ich davon überzeugt bin, hier etwas Zentrales verstanden zu haben, und mache damit weiter. Wenn es nicht klappt, die Gedanken loszulassen, kann man sie auch Gott, Jesus oder einem spirituellen Lehrer übergeben, die mehr Kapazität haben als wir, sie zu transformieren.

Woran erkennt man, dass Vertrauen entsteht und wächst? Es beginnt mit anderen, positiven Gedanken. Wenn diese immer öfter auftauchen, ohne dass wir sie suchen oder mit künstlicher Positivität erzeugen, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Und erhalten wieder Kapazität für die nächste Stufe des Vertrauens ins Leben: Vertrauen fühlen, denn Vertrauen ist letztlich ein ganz natürliches Gefühl, das in jedem Menschen existiert: als Urvertrauen, dass wir im Leben sicher, beschützt und getragen sind.

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