Sowohl der Islam, als auch das Christentum verbieten Zinsgeschäfte. Das Christentum mit seinem tief in Politik und Wirtschaft verstricken Klerus hat das Zinsverbot allerdings 1822 ohne Begründung abgeschafft – der Islam nimmt es damit offiziell immer noch sehr genau.

Im kommenden Frühjahr werden in Deutschland voraussichtlich erstmals Bankgeschäfte nach islamischen Recht angeboten – zinsfrei. Spätestens im März 2010 will die Kuveyt Türk Bank eine Zweigstelle für Finanzdienstleistungen in Mannheim eröffnen, der später eine Lizenz als Vollbank, und ein Filialnetz in ganz Europa folgen sollen.

 

Islamic Banking als Zukunftsmodell?

Schon häufiger haben Wirtschaftswissenschaftler darauf hingewiesen, dass es mit einem islamischen Bankensystem niemals zu einer solchen Finanzkrise hätte kommen können. Und dass, ohne dass die Wirtschaft durch ein solches System gelähmt würde. Das islamische Finanzwesen untersagt zwar Zinsen, erlaubt aber unter bestimmten Bedingungen die Vergabe von Sachmittelkrediten mit unmittelbarem Bezug zur realen Wirtschaft.

Neben Zinsen verbietet das islamische Recht auch unkalkulierbare Risiken und Geschäfte, bei denen der Geschäftsgegenstand nicht eindeutig benannt werden kann.

Jedes Finanzprodukt muss außerdem von Religionsgelehrten als ethisch unbedenklich bescheinigt werden. Anlagen in Geschäfte mit Sex, Glücksspiel oder Waffen sind zum Beispiel nicht erlaubt.

 

Der islamische Kredit

In einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt Jochen Stahnke, wie ein islamischer Kredit funktioniert:

„Wenn ein Kunde ein Haus kaufen möchte, nimmt er keinen Kredit auf, sondern schließt einen Vertrag mit seiner Bank. Die erwirbt das gewünschte Haus in eigenem Namen und verkauft es unmittelbar an den Kunden weiter – mit einem vorher ausgehandelten Aufschlag. Der Kaufpreis wird gestundet, der Kunde hat ihn hernach in Raten abzuzahlen. So ist das Objekt gleichsam durch einen liquiden Käufer vor dem Zugriff des ursprünglichen Verkäufers geschützt. Dieses Darlehensgeschäft, mit dem Zinsen umgangen werden, heißt ‚Murabaha‘.“

In einem solchen Fall zahlt der/die KäuferIn also quasi wie gewohnt Miete – nur dass er/sie dadurch nach und nach das Haus erwirbt. Der Unterschied zu einer Abzahlung von Kreditraten?

Erstens sind die Banken sind durch dieses System zu einer hohen Eigenkapitalquote gezwungen, während sie im normalen Bankensystem das Geld für das Haus quasi erst durch den Kredit selbst erschaffen. Im islamischen System trägt die Bank das Hauptrisiko, sie kauft das Haus mit Eigenkapital und wird daher nur mit entsprechend solventen Käufern einen Vertrag abschließen.

Zweitens bleibt im herkömmlichen System das Haus so lange Eigentum der Bank (Hypothek) bis der Kredit ganz abbezahlt ist – erst dann wird das Haus im Grundbuch umgetragen. Im islamischen System hingegen steigert sich der Eigentumsanteil am Haus mit jeder Ratenzahlung und Käufer können daher nicht einfach aus ihren Häusern geworfen werden, sollten sie in Zahlungsverzug geraten.

Insgesamt scheint das islamische System also sehr viel fairer – man wird sehen, ob es sich auch in Deutschland durchsetzen kann.

 

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Bild: Bakkouz / Wikimedia

 

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