Abb: © levranii - Fotolia.comKälte statt Kaffee… 29. Januar 2019 Ernährung Wenn man morgens aufwacht, raus muss und wirklich nicht mehr schlafen kann, obwohl man gern noch möchte, stehen viele vor dem Problem, richtig wach zu werden. Und viele von uns sind erst nach der zweiten Tasse Kaffee halbwegs ansprechbar. Ohne das anregende schwarze Getränk geht es eigentlich nicht! Kaffee gehört zum Aufwachen und zum Frühstück so sicher wie das Amen zur Kirche. Aber was wäre, wenn wir all die Effekte vom Kaffee auch so bekommen könnten? Dazu gratis noch echte gute Laune, eine bessere Durchblutung, ein stärkeres Immunsystem, weniger Übergewicht und sogar ein intensiveres Liebesleben!? Und das kostenfrei – ohne Nebenwirkungen! Nun, all das ist möglich, wenn man ein wenig mit Kälte experimentiert … von Illian Sagenschneider Wir haben Kälte aus unserem modernen Leben komplett verbannt! Unsere Wohnungen sind gut beheizt, wir tragen warme Kleidung, Kaufhäuser und Supermärkte sind angenehm warm und selbst unsere Autos haben mittlerweile perfekte Klimaanlagen – bis hin zu eingebauten Sitzheizungen, die uns in wenigen Sekunden aufwärmen … So vermeiden wir ständig – immer und überall – so gut es geht, jeden Moment, wo es uns auch nur eeeetwas kalt werden könnte! Und wenn wir dann doch mal Kälte in Form von Durchzug oder Ähnlichem abbekommen und dann krank werden, nennen wir das Erkältung und geben uns Mühe, solche Situationen zukünftig noch strikter zu vermeiden. Doch ist das wirklich der richtige Weg, um gesünder zu werden?! Die Wissenschaft zeigt mittlerweile in eine ganz andere Richtung: Kälte wäre die Lösung, um viel seltener eine Erkältung zu bekommen! Künstlicher Stress Zu den großen Problemen unserer Zeit gehört nämlich paradoxerweise zu viel an Stress auf der einen und zu wenig an Stress auf der anderen Seite. Die meisten Menschen haben sicherlich viel zu viel Stress. Das tut uns nicht gut, nervt und macht auf Dauer krank. Aber bei all dem Stress vergessen wir, dass es zwei sehr unterschiedliche Arten von Stress gibt: natürlichen und künstlichen. Jeden Morgen Stau auf der Autobahn, massiver Zeitdruck bei der Arbeit, Bürozeiten täglich von 8 bis 17 Uhr, Überstunden … hunderte fremde Menschen überall in den Straßen, Zügen, beim Einkauf – und auch diese sind alle leicht gestresst oder genervt. Das ist keine natürliche Situation! Das ist künstlicher, durch unsere Kultur geschaffener Stress. Mit dieser Art von Stress – der zumeist auch noch dauerhaft auf uns einwirkt – kann unser Körper nur schlecht umgehen. Die Evolution hat uns für so etwas nicht wirklich vorbereitet. Solche Faktoren machen krank. Natürliche Stressoren fehlen Ganz anders sieht es mit natürlichem Stress aus. Frieren ist ein solches Beispiel, Nahrungsmangel und kurze Fastenzeiten ebenso. Damit waren wir früher als Mensch häufiger konfrontiert. Aber genauso, wie wir kurze Hungerphasen aus unserem modernen Leben verbannt haben, vermeiden wir auch konsequent jegliche Form von Kälte, weil sie immer im ersten Moment (genauso wie Nahrungsmangel) unangenehm ist. Doch genau solche Impulse tun uns gut. Einfach mal einen Fastentag in den Alltag einbauen oder eben auch regelmäßig kalt duschen … Wenn mir nämlich kurzfristig kalt wird, ist das natürlich erst einmal Stress für meinen Körper, aber auf dieses Problem kann er perfekt reagieren! Unser Stoffwechsel hat sich schließlich im Laufe der Evolution unter den widrigsten Umständen (und ohne Zentralheizung) entwickelt – er weiß sofort, was bei einem Kälteschock zu tun ist. Und genau die Reaktionen, die hierauf folgen, sind phantastisch für uns, unseren Körper und unsere Stimmung! Merkt unserer Körper nämlich, dass es in unserem Alltag zwischendurch auch mal richtig kalt wird, produziert er vermehrt Fettgewebe. Und zwar nicht dieses schwabbelige weiße Gewebe, das wir so gern loswerden wollen. Nein, er bildet braunes Fettgewebe, und das ist etwas ganz Besonderes … Mitochondrien-Vermehrung Dieses Gewebe ist massiv mit Mitochondrien ausgestattet und hat so eine ähnliche Farbe wie unsere Leber. Für diese Färbung sind nämlich die Eisenproteine (rostbraun) der Mitochondrien verantwortlich, die sich hier – ebenso wie in der stoffwechselaktiven Leber – in großer Zahl befinden. Ich habe letztes Mal sehr ausführlich über diese kleinen „Untermieter“ in unseren Zellen geschrieben (SEIN, November 2018 „Die erfolgreichste WG der Welt“). Diese Mitochondrien spielen eine sehr entscheidende Rolle in unserem Leben. Läuft es bei ihnen gut, läuft es auch für uns gut. Alles, was wir tun, um sie zu unterstützen, kommt auch direkt unserem Wohlbefinden zugute. Nun hat man festgestellt, dass gerade Kälte – reize dazu führen, dass vermehrt die braunen, mitochondrienreichen Fettzellen gebildet werden. Lange Zeit war man in der Medizin davon ausgegangen, dass nur Säuglinge braunes Fettgewebe besitzen: Sie haben zu wenig Muskelmasse, um sich durch Zittern warm zu halten. Das braune Fettgewebe hält sie dann schön warm, weil es Energie nicht speichert, sondern direkt „verbrennt“ und in Wärme umwandelt. Dieses ungewöhnliche Gewebe sitzt unter den Schlüsselbeinen, im Hals und Nackenbereich und an der Wirbelsäule (entlang der großen Arterien). Dort wirkt es wie „Heizspiralen“ für den Rumpf. Bei Erwachsenen wurde es erst 2009 zufällig entdeckt, als amerikanische Forscher auf der Suche nach Krebszellen waren. Mittlerweile weiß man, dass regelmäßige Kälteimpulse die Bildung von braunem Fettgewebe aktivieren können. Sogar weißes Fettgewebe kann so in braunes umgewandelt werden! Sind die braunen Fettzellen dauerhaft aktiv, verbrennen sie pro Tag zwischen 200 und 400 Kilokalorien. Rechnet man das auf ein Jahr um, würde man so 16 kg (!) von dem lästigen weißen Fettgewebe loswerden. Gleichzeitig zeigen Studien, dass durch Kälteexperimente die Insulinsensitivität um bis zu ein Fünftel gesteigert werden kann und auch die Cholesterinwerte positiv beeinflusst werden. Durch Kältereize werden weiterhin die Blutgefäße trainiert, sie bleiben weich und geschmeidig, und der Körper wird letztlich sehr gut durchblutet. Und zusätzlich wird die Produktion von Testosteron beim Mann und Östrogen bei der Frau verstärkt, was die Libido anregt … Eisbaden als Hobby Alles in allem ein guter Grund, sein Leben etwas kälter zu gestalten. Bei mir fing es damals mit dem Schrebergarten an. Zuerst bin ich den ganzen Sommer über dort barfuß gelaufen – und konnte natürlich nur kalt duschen, weil es kein warmes Wasser gab. Das Abduschen mit kalten Wasser habe ich dann bis spät in den Oktober fortgesetzt. Irgendwann fiel mir auf, dass ich immer danach extrem gute Laune hatte. Auch habe ich in diesem Herbst und Winter selbst dann nicht gefroren, als mein Umfeld schon längst mit Wollpulli, Schal und Handschuhen unterwegs war. So kam ich zu weiteren Experimenten mit Kälte. Jetzt gehe ich sogar bewusst im Winter in den Garten, um mich im Freien einmal am Tag mit dem eiskalten Wasser zu duschen! Und zwar deswegen, weil der Effekt danach umso intensiver ist, je kälter die Ausgangssituation war. Nach dem Kältereiz ist es natürlich ratsam, sich warm einzupacken und oder sich zu bewegen. Eine meiner schönsten Kälteerfahrungen war übrigens ein Schneespaziergang in Süddeutschland – in einem entlegenen Waldgebiet: Nach einer Stunde Spazieren habe mich einfach mal nackt ausgezogen, bin auf eine verschneite Lichtung gerannt und habe mich minutenlang im Schnee gewälzt! Völlig verrückt – aber es hat richtig viel Spaß gemacht, wie ein kleines Kind bei einer Schneeballschlacht herumzutollen. Danach bin ich schnell zurück zu meinen Sachen, habe mich mit meinem T-Shirt abgetrocknet und mir eilig die Klamotten wieder angezogen. Der Effekt war schlicht umwerfend: Auf dem Rückweg wurde mein Körper glühend heiß, ich hatte einen extrem klaren Kopf und unglaublich gute Laune – die den ganzen Abend über anhielt! Ich muss zugeben: Ich habe mich selten körperlich so gut gefühlt wie nach diesem Schneebad! Fehlt der Schnee, ist jetzt natürlich auch das kalte Wasser in einem der vielen Berliner Seen perfekt. Und sicherlich startet man als Anfänger erst mal unter der kalten Dusche zu Hause … Aber Vorsicht – experimentiert man damit über längere Zeit, kann man nach diesem Kältekick regelrecht süchtig werden! Solche Impulse lösen nämlich einen Adrenalinschub aus und setzten Endorphine frei. Wenn ich mal länger nicht mehr kalt dusche oder im See bade, fehlt mir mittlerweile etwas. Denn ich habe immer mindestens zwei Stunden lang nach dem Eiswasserduschen deutlich mehr Energie und gute Laune. Gänzlich nebenwirkungsfrei! Und – diese gute Stimmung ist übrigens genauso ansteckend wie Erkältungen (die ich nicht mehr habe) … Vortrag „Ölwechsel für den Körper Fr, 22. März 2019, 19.30 Uhr, Eintritt 5 € Vortrag „Mikrozirkulation & Zellversorgung“ Mi, 27. März 2019, 19.30 Uhr, Eintritt 5 € Alle Veranstaltungen finden statt in der Zahnartzpraxis Dr. Jasmina Riedel, Grolmanstraße 44, 10623 Berlin (Nahe S-Bahn Savignyplatz) Info und Anm. bei Illian Sagenschneider unter Tel. 0176-844 843 33 www.abenteuer-ernährung.com Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. 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