Äus dem Wasser ist alles entstanden und es ist die Grundlage allen Lebens. Unser Planet ist zu ca. zwei Dritteln mit Wasser bedeckt und auch unser Körper besteht je nach Alter zu ca. ein bis zwei Dritteln aus Wasser.
Natürliches Wasser sucht sich seine Energiequellen selbst. Es fließt über- und unterirdisch, macht Schleifen, Spiralen, Wellen und Strudel und findet immer seinen Weg zurück zum Ozean. Jeder, der sich mit dem Wasser beschäftigt, wird ganz persönlich dem Rätsel des Wassers ein Stück näher rücken und es als ein phänomenales Lebewesen in unendlich vielen Ausformungen entdecken.

Wasser schafft die weiche, weiblich – mütterliche Sphäre. Es entspricht der Welt der Gefühle, wie sie uns in Tränen der Freude und des Schmerzes begegnet. Das spezifische Gewicht des menschlichen Körpers ist dem des Wassers sehr ähnlich und deshalb können wir im Wasser mehr oder weniger schweben. Dadurch entsteht für unseren Körper im Wasser eine Entlastungssituation von unserem eigenen Körpergewicht und der gesamte Bewegungsapparat kann freier bewegt werden.
Wenn das Wasser annähernd so warm ist wie unsere Körpertemperatur, fühlen wir uns darin so wohl wie die ersten neun Monate unseres Lebens, die wir im warmen Wasser des Bauches unserer Mutter verbrachten.
Auch gebärende Mütter fühlen sich meist unwiderstehlich vom Wasser angezogen.

Es gibt eine magische Kraft, die Mensch und Wasser miteinander verbindet und zwar die Tatsache, daß der Mensch mit zwei Gehirnhälften leben muß: dem alten primitiven, emotionalen Stammhirn und dem neuen Gehirn, der hochentwickelten Großhirn- rinde, dem Neokortex. Der Neokortex kann das instinktiv arbeitende Stammhirn in vielen Situationen  hemmen oder unterdrücken, so z.B. beim Schwimmen, Gebären oder sexuellen Erleben. Wasser ist der ursprüngliche und beste Mittler zwischen unseren beiden Gehirnteilen und kann harmonisierend auf sie einwirken. Neugeborene haben bis etwa zum Alter von vier Monaten einen Tauchreflex, d.h. sie können beim Tauchen reflexartig ihre Nase verschließen und sich mühelos unter Wasser fortbewegen. Danach löst sich der Kehlkopf vom Gaumen und wandert tiefer. Parallel dazu entwickelt sich der Neokortex, der es dem Menschen ermöglicht, bewußte Kontrolle über seinen Atem zu erlangen, wodurch wir in der Lage sind, sprachliche Artikulation und  spezifisches Schwimmverhalten zu entwickeln. 

Auch bezahlt der Mensch für den aufrechten Gang einen hohen Preis. Die als Stoßdämpfer dienenden Bandscheiben nützen sich als erstes ab. Der Alterungsprozeß unserer Wirbelsäule, Gelenke, Gefäße und unserer ganzen Person kann verlangsamt werden, wenn man Schwimmen zu seiner Hauptsportart macht oder sich mit einer der neuen Warmwassertherapien behandlen läßt. Wissenschafliche Untersuchungen zeigen auch, daß sich im Wasser der Pulsschlag verlangsamt und sich das gesamte Nervensystem beruhigt.

Die Heilkräfte des Wassers wurden vom Menschen schon seit jeher hoch geschätzt. Schon in der griechischen Antike wurden die Tempel des Aesculap, des Gottes der Medizin, meist in der Nähe von Quellen erbaut und die Römer waren von den Heilkräften des Wassers überzeugt. Sie gründeten viele Badeorte in ganz Europa. Die heilkräftige Wirkung des Wassers wurde auch von Candido Jacuzzi eingesetzt, der den Whirlpool erfand, um die rheumatische Arthritis seines Sohnes zu behandeln und Sebastian Kneipp gilt als einer der wichtigsten Persönlichkeiten bezüglich der Entdeckung und Nutzung der Heilkräfte des Wassers.

Die neuen Wassertherapien eignen sich für fast jeden Menschen und erwiesen sich als eine zeitgemäße Möglichkeit, sich dem Element Wasser hinzugeben. In unserem Zeitalter der Technologie, wo immer alles schneller geht und immer mehr Menschen unter Streß- und Zivilisationserkrankungen leiden, wächst das Bedürfnis, in einen Raum der Schwere- und Zeitlosigkeit einzutauchen und tiefe Entspannung und Meditation zu erfahren.

Durch das Fehlen der Schwerkraft kann der Körper eine völlig neue Bewegungswelt erfahren und der Geist in Gefühlswelten eintauchen, die jenseits der Sprache liegen. Es können Glücksgefühle ausgelöst werden, Gefühle von Einssein mit dem Ozean oder der Existenz, vielleicht erscheinen gefühlsmäßige Erinnerungen an die Zeit im Mutterleib, wo es die Welt des Denkens noch nicht gab und alles um einen herum sensitiv wahrgenommen wurde. Oder es taucht plötzlich ein Delfin auf der „inneren Leinwand“ auf und lockt uns in sein Spiel…

Die gesamte Wirbelsäule kann im Wasser weit ausschwingen, der Bewegungsradius der Gelenke verändert sich – körperliche Verspannungen und seelische Blockaden können sich auflösen und Energien wieder frei fliessen.
Körperarbeit im warmen Wasser eignet sich vor allem bei Symptomen wie Schlaflosigkeit, Nervosität, als Begleitbehandlung bei verschiedenen Schmerzformen, bei der Rehabilitation von Unfallverletzten und nach Schlaganfall, bei Kopfschmerzen, Migräne, Angst- und Erschöpfungszuständen, als Zusatzbehandlung bei Bluthochdruck, Asthma und anderen Lungenerkrankungen (chronische – nicht akute). Schwangere Mütter genießen die Schwerelosigkeit und sie können mit ihren Partnern durch das warme Wasser und das Getragenwerden einen tieferen Kontakt zum ungeboren Kind entwickeln.
Die Bewegungsabläufe in den neuen Wassertherapien entsprechen den natürlichen Bewegungsläufen des Wassers. So entstanden in den letzten 15 Jahren verschiedene Formen der Körperarbeit im warmen Wasser, wie Oceanic-Aqua-Balancing (OAB), Wassershiatsu (WATSU), Wassertanzen (WATA) u.a., die alle mit ähnlichen Bewegungsmustern arbeiten. Diese kristallisierten sich durch das weiche Element Wasser auf natürliche Weise heraus und bestehen vornehmlich aus wellen- spiral- und rollenförmigen Bewegungen.

Oceanic-Aqua-Balancing ist eine sanfte und intuitive Körperarbeit im Wasser, die  aus der Massageform Rebalancing entwickelt wurde. Durch das Unter-Wasser-Gehen entsteht die Möglichkeit, den Klienten dreidimensional zu bewegen (unangenehmes Eindringen von Wasser wird durch eine Nasenklemme verhindert). Es beinhaltet diverse Grundtechniken über und unter Wasser, es wird jedoch angestrebt, über die Technik hinauszugehen und sich ganz auf das Wesen des Klienten einzulassen. So tauchen Aqua-Balancer und Klient in eine Welt des stillen Tanzes ein, in dem Raum ist für Bewegungen, die aus dem Innersten heraus entstehen und vom Aqua-Balancer liebevoll unterstützt werden. Viele Menschen wählen diese Form der Wasserarbeit, um ihre Angst vor dem Wasser zu verlieren, in Kontakt mit ihren Gefühlen zu kommen oder einfach in die ozeanische Dimension des Wassers einzutauchen und Stille und Meditation zu erfahren.

WATSU ist ein eher statisches und ruhiges Arbeiten, wobei Kopf und Nacken des Klienten immer über Wasser gehalten werden. WATSU beruht auf der Idee, die Shiatsu-Behandlung (sanfte japanische Fingerdruckmassage) im Wasser durchzuführen, da der Klient im warmen Wasser eher in der Lage ist, loszulassen und sich der Massage hinzugeben.

WATA arbeitet dynamischer und betont mehr die sinnlich-ekstatischen Erfahrungen. WATA bringt einen neuen Aufschwung in die Geschichte des Tanzens, wobei es hier nicht vorrangig um Kunst geht, sondern um das Wohlfühlen in der eigenen Haut.

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*