Aus einem SEIN-Gespräch mit John Pierrakos, Wilhelm-Reich-Schüler, Mitbegründer der Bioenergetik und Begründer der CORE-Energetik. Das Gespräch führte Ingomar Schwelz.

„Wenn ihr die Lebenskraft spüren wollt“, sagt John Pierrakos, „müsst ihr euch gegenseitig die totale Liebe geben und euch vollständig füreinander öffnen.“ Das ist die Botschaft des Weltpioniers der CORE-Energetik und Mitbegründer der Bioenergetik für das kommende Jahrtausend. Im Gespräch mit SEIN plädiert Pierrakos für eine neue Form des Umgangs der Menschen miteinander, für eine Öffnung des Bewusstseins, um mit der göttlichen Energie in Berührung zu kommen.

Schon im Alter von 15 Jahren beschäftigte Pierrakos nur eine Frage: „Was ist die Liebesenergie wirklich?“ Als Schüler und Patient von Wilhelm Reich lernte er, den Energiefluss im Körper eines Menschen wahrzunehmen und sah die unzähligen Blockaden im unteren Rücken, in den Knien und im Nacken der Menschen, die diese Liebesenergie nicht zum Fließen bringen konnten. „Das niedere Selbst mit seinen negativen Empfindungen wie Hass, Angst, Neid, Eifersucht und Habgier bringen diesen göttlichen Strom zum Stillstand“, sagt Pierrakos. „Die Menschen fürchten die Liebe und die Freude”.
Doch Pierrakos hat Hoffnung: Er glaubt, dass im anbrechenden Millennium die Macht des neuen Bewusstseins seinen Durchbruch erleben wird. „Die Menschen heben ihr Energiepotential mehr und mehr und legen ihre Angst vor der Abhängigkeit ab“. Für viele sei Abhängigkeit vom Anderen und sich in Liebe öffnen eins gewesen. Jetzt gelte es, zu erkennen, dass das rückhaltlose Öffnen für den Andere die Voraussetzung für die Glückseligkeit sei. Kopf, Herz und Bauch müssten zu einer Einheit verschmelzen. Auf diesem ganzheitlichen Ansatz basiert der therapeutische Ansatz von Pierrakos. Über die Weiterentwicklung der Reich´schen Lehren in Verbindung mit den Erkenntnissen der neuen Physik und unter Einbeziehung seiner spirituellen Erfahrungen entwickelte der gebürtige Grieche sein Konzept derCORE-Energetik, einer Therapie für die Entwicklung des Zentrums der menschlichen Lebenskraft.

Diese Lebenskraft scheint der über 80jährige selbst in jeder Sekunde zu leben. Seine Augen strahlen menschliche Wärme aus, seine Gestik und Mimik sind lebendig. „Ich fühle die Energie durch meinen Körper strömen“, sagt Pierrakos mit einem feinen Lachen“. Noch 15 Jahre möchte er weiter forschen, lehren und praktizieren und sein New Yorker „Institute of Core Energetics“ leiten. „Meine Botschaft lautet: seid offen für die Liebe – das ist alles“. Weltweit gibt Pierrakos heute noch seine Seminare, so auch in Europa, wo er mehrmals im Jahr die Gelegenheit anbietet, seine Arbeit kennenzulernen und Interessenten gelegenheit haben, sich Inspiration zu holen, wie blockierte Energie wieder in Fluss zu bringen sei.

„Es gilt, die Blockaden jeden Tag aufs Neue zu klären“, sagt Pierrakos, der mit Alexander Lowen die Bioenergetik begründete. Von Lowen hatte er sich schließlich getrennt, weil er diese Therapieform in eine spirituellere Richtung weiterentwickeln wollte. Pierrakos ging seinen Weg, der auf eine Verschmelzung des höheren, spirituellen Selbstes eines jeden Menschen mit dessen innerem Selbst anstrebt. Er strebt einen Zustand der Gnade an, ein neues Bewusstsein, das über die Grenzen der persönlichen Empfindungen hinauswächst. Das „Gefühl der Einheit“ entdecken, das Empfinden der Getrenntheit loslassen.

Der Energiestrom könne nicht durch den Körper fließen, wenn in der materialistischen Gesellschaft die Abhängigkeit vom Geld immer größer werde. Das verzweifelte Festhalten an äußeren Werten, meint Pierrakos, verhindert, dass die Menschen sich wirklich in Liebe voll hingeben können. Doch nur die göttliche Kraft könne die Menschen vereinen und die Kontrollmechanismen langsam auflösen. Dann könnten Körper, Herz und Intellekt endlich eine Einheit bilden. „Das Herz“, sagt Pierrakos, „ist nicht nur eine Pumpe, sondern ein denkendes Organ.“ Immer fordert Pierrakos: „Laßt die göttliche Liebe in euch fließen“ .

Die meisten Menschen würden nicht in der Realität leben. Zu Beginn einer Partnerschaft würden sie die Beziehung romantisch sehen. „Wir tendieren zum Idealisieren des Partners, und wenn wir dann später erkennen, daß er anders ist, als wir es gedacht haben, erkaltet nur allzu oft die die Liebe. Wir sollten daran arbeiten, die Realität zu sehen und unsere Illusionen ablegen. Dann können wir den Partner so annehmen und lieben, wie er ist und nicht, wie wir ihn gerne hätten. Das bedeutet bedingungslose Liebe.“

Alles Existierende bildet nach Ansicht des Arztes und Körperpsychotherapeuten eine Einheit.
Die Quelle der Heilung liege aber im Selbst. Sich selbst zu harmonisieren sei eine „tief individuelle Arbeit und letztendlich könne jeder Therapeut nur Anstöße geben. Jeder muss den Weg selbst finden“. Überall auf der Welt würde das Ego jetzt einen Existenzkampf führen: sich entweder an materielle Werte zu klammern oder sich auf die eigene Lebensaufgabe zu besinnen. Allen Aufgaben, die das neue Millennium für uns bereit hält, könnten wir nur mit der Kraft der Liebe begegnen.

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