Leben im Jetzt – die Kündigung deiner unbewussten „Moment-Berater“ 22. August 2016 Forschungsreisen 1 Kommentar Forschungsreisen – die Kolumne von Jörg Wedereit Du hörst immer wieder „löse dich aus der Vergangenheit sowie der Zukunft und verweile im Jetzt“. Was aber macht es so schwer, im Jetzt zu verweilen? Stell dir einfach vor, dass in jedem Moment, den du erlebst, ca. fünfzig Berater – ich nenne sie mal „Moment-Berater“ – aus deinem Ego-Geist hinter dir stehen. Je nachdem, ob du einen dir sehr nahen oder fremden Menschen, einem Haus, einem Tier oder einem Baum gegenüber stehst, flüstern diese Moment-Berater unaufgefordert, blitzschnell und durcheinander in deine Wahrnehmung hinein. Es sind Berater aus deiner Vergangenheit und aus der sorgenden Zukunft, Berater aus deinen konditionierten Gefühlen, deinen Wünschen, deinen Bedürfnissen, deinen Erwartungen sowie deinen Ängsten. Sie bewerten, interpretieren, verurteilen, verschönern, provozieren, verleugnen, sorgen, verängstigen und dramatisieren jeden Moment deiner Wahrnehmung. In jedem Moment reagiert ein anderer dieser Berater und dein Verstand hat eigentlich kaum eine Chance, unvoreingenommen zu sein, weil er davon überwältigt wird. Und das geht dem Menschen, den du triffst, natürlich genauso – es begegnen sich dann also fast ausschließlich deine und seine „Moment-Berater“. Eins ist ganz wichtig zu wissen: Deine Berater sind nicht böse oder falsch. Sie wurden von dir und deiner Umwelt so programmiert, um dich vor scheinbar Bedrohlichem sowie Unbekanntem zurückzuhalten und zu beschützen. Dies wurde aus Liebe konditioniert. Sie erfüllen nur ihre Pflicht und solange du ihnen deine Aufmerksamkeit gibst, fühlen sie sich bestätigt und machen so weiter Allerdings sie sind oft überfordert mit dieser Pflicht. An einem Punkt in deinem Leben wird etwas in dir erkennen, dass der Irrglaube der Bedrohung und der darauf bezogene Schutz nur ein Traum war. Mit diesem Erleben beginnt ein Erkennen des Bewusstseins, nicht die Person zu sein und gleichzeitig fängt der Verstand an, seine Beschützer-Pflicht in Frage zu stellen. Deine innere Ausrichtung verlagert sich in diesem Prozess, vom Verstand zum Gewahrsein. Es wird vielleicht einige Zeit dauern, aber wenn du es schaffst, deine Aufmerksamkeit größtmöglich auf die jetzige Wahrnehmung und nicht auf sie auszurichten, werden sie sich dem hingeben. Deine Software (die psychischen Moment-Berater) und deine Hardware (dein Verstand) arbeiten ähnlich wie bei einem Computer. Nur was programmiert und installiert wurde, können sie liefern. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass – anders als bei einer Maschine – deine Psyche sowie dein Verstand sich beim tiefen Erkennen hingeben möchten und werden. Sie sind aus der Liebe entstanden und können sich in Liebe dem höheren Bewusstsein dienend hingeben. Das Lösen, also die De-Identifikation des Bewusstseins vom Traum, ist nur das kontinuierliche Ändern deiner Ausrichtung von den Traumgeschichten zur Wahrnehmung im Jetzt. Es gibt keine Technik, kein Weg, kein Ziel, kein Richtig oder Falsch, kein zu Wenig und kein Zuviel gemacht, keine verpasste Vergangenheit, keine Fehler und keine fehlende Begabung. Das Leben im wahrgenommene Jetzt ist eine reifende Qualität der inneren Wahrnehmung. Hat sie eine bestimmte Stabilität in dir erreicht, erwacht der Geist – was die De-Identifikation des Bewusstseins von dem Irrglauben ist, eine Person zu sein. Hier beginnt erst der Prozess zum Licht, zur Erleuchtung und die wenigsten werden ihn weiter gehen oder/und zu Ende gehen. Man kann hier sagen, dass das Jetzt oft noch mehr oder weniger instabil erlebt oder wahrgenommen wird. Das Erwachen ist nicht, wie wir es morgens aus dem Nachtschlaf kennen, ein vollständiges Erwachen. Eine imaginäre Masse an Identifikationsmustern löst sich und die Wahrnehmung lässt einen bewussten Blick auf die Welt zu. Meistens stören noch die verbliebenen identifizierten geistigen Gedankenmuster – wie Schatten aus dem Energiekörper. Einige Gedankenmuster haben noch die Kraft, den bewussten Blick aus dem Jetzt zu ziehen und die Identifikation mit der Person für einige Zeit in deine Wahrnehmung zu rücken. Auch reagieren die Schatten, die ja ebenfalls Verhaltensmuster aus dem Energiekörper sind, mit einer blitzartigen Geschwindigkeit, so dass die bewusste Wahrnehmung erst dann etwas bemerkt, wenn z. B. die Wut schon als Emotion wirkt. Im Jetzt lauern also noch „störende“ Energien, die alle Sinne nutzen, um sich auszudrücken und nach Heilung rufen. Ja, das Jetzt steht noch auf wackligen Beinen und braucht noch weiterhin eine intensive Ausrichtung der Wahrnehmung. Hier stellt sich die Frage: Wer, wenn nicht mehr die Person, nimmt nun wahr? Ich nenne es mal „beobachtendes Gewahrsein“. Es ist wohl ein komplexes Konsortium aus unendlich vielen wahrnehmenden Energien, die diese Beobachtung und eine Entscheidung steuern. Dieses Gewahrsein hat gegenüber dem Verstand die Möglichkeit, viele Erscheinungen gleichzeitig wahrzunehmen. Am Anfang ist jedoch auch das beobachtende Gewahrsein meist auf das beschränkt, was in der erscheinenden Welt als Gedanken und Schatten aufsteigt. Wie schon erwähnt, ist das noch kein stabiler Zustand. Denn solange die Gedanken oder Schatten noch genug Kraft erhalten, schwächen oder schalten sie die Beobachtung des Gewahrseins für eine Zeit aus. Der Befreiungsprozess ist nie fertig und es bedarf weiterhin einer inneren intensiven Ausrichtung. Wird der Befreiungsprozess dann weiterhin angenommen, wird die Fähigkeit der Beobachtung aus dem Gewahrsein gestärkt und lässt immer weniger ein personelles Einfärben oder Abschalten zu. Manch einer wird annehmen, dass es wohl anstrengend ist mit diesen vielen gleichzeitigen Beobachtern, aber im Gegensatz zur kognitiven Konzentration des Verstandes, die Kraft verbraucht, nimmt die Intensität sowie Leichtigkeit der Beobachtungen mit abnehmenden Schattenwirkungen zu. Zurück zum Jetzt. In diesem erwachenden Prozess wird das parallele Beobachten immer mehr bewusst, je tiefer wir ins Bewusstsein eintauchen. In jedem Moment werden uns unendlich viele Erscheinungen von Gott gereicht und unendlich viele Entscheidungsmöglichkeiten werden von unendlich vielen Ausrichtungsmöglichkeiten beeinflusst. Jeder Moment ist daher einzigartig unabhängig und legt den Grundzustand vom nächsten Jetzt vor. Die aufeinanderfolgenden Momente nehmen wir gleichzeitig als Handlung wahr. Damit das alles fließt, bedarf es einer entscheidenden Zutat: die Hingabe. Hingabe ist in jedem Jetzt erneut absolut notwendig, um den noch stockenden Energiefluss zu befreien. Hingabe an alles jetzt Erscheinende – mit einer Demut und der absoluten Akzeptanz, dass es dir im richtigen Moment und in der richtigen Dosierung erscheint. Es ist ein Prozess der vervollkommnenden Hingabe im gesamten Prozess. Das bedeutet, dass du keine Person bist und diese keinen Ausdruck hat und alles, alles, alles, was ein Glaube dir vorgaukelt, bedingungslos aufzugeben ist. Die Hingabe gründet darin, sich mit der gesamten energetischen Präsenz für Gott zur Verfügung zu stellen. Am Anfang des Prozesses hat meistens die erscheinende Welt die größte Präsenz, wenn man mit ihr verwickelt ist. Aber mit dem Ausheilen der Schatten verliert die Welt an Bedeutung. Man kommt eventuell zu der Erkenntnis, dass sie eine Illusion ist. Und hier lauert eine Falle: Unterschreiten wir einen bestimmten Grad der Ernsthaftigkeit sowie Bedeutung für die Welt, spalten wir uns ab und stoppen den gesamten Befreiungsprozess, denn auch in dieser Erkenntnis bleibt die erscheinende Welt die wichtigste aller Beobachtungen im Prozess. Zur Verdeutlichung eine viel zitierte Anekdote über Ramana und seinen Schüler Papaji: Als Papaji bei Ramana war, befand sich Indien gerade in dem noch größeren Aufruhr der Teilung. Papaji war aus dem Teil Indiens, der muslimisch werden sollte, und er und seine gesamte Familie waren Hindus. Ramana sagte ihm: „Geh in den Punjab und hole deine Familie heraus.“ Papaji entgegnete ihm: „Die Welt ist Illusion. Dies ist alles, was wirklich ist. Die Welt ist nur ein Traum. Warum sollte ich mich von hier zu deinen Füßen wegbewegen? Das ist, wo ich in Frieden bin.“ Und Ramana sagte: „Wenn die Welt nur ein Traum ist, wo ist dann der Unterschied? Geh und hole deine Familie!“ So erkannte Papaji die wahre Natur der Illusion und der Wahrheit. Er holte seine Familie und er verstand, dass es keine Trennung gibt. Dass es die erscheinende Welt gibt und den Traum. Sie laufen parallel und diese Parallelität lässt dann – und das sind nur Benennungen – parallel verschränkte Welten oder Universen wahrnehmen. Zur Drei-Dimensionalität (Höhe, Breite, Tiefe) offenbaren sich in diesem Prozess weitere Dimensionen, die – obwohl alle miteinander verbunden – auch separat wahrnehmbar sind. Wie bei einem Stereo-Balance-Dimmer, wo du die Musik vom dominierenden rechten zum dominierenden linken Ohr regeln kannst, kannst du auch die Wahrnehmung der Dimensionen ausbalancieren. So erlebe ich beispielsweise auch in meiner Begleitung von Menschen die Betrachtung aus einer freien Dimension in die Erscheinungswelt als gleichzeitig und voll intensiv. Und ja, auch das ist wieder so komplex und vielschichtig, dass es wohl nur ansatzweise beschreibbar ist. Eine Antwort Ingeborg 8. September 2016 Wird da aus der ursprünglichen Objektlosigkeit (Gegenwärtigkeit) nicht ein Objekt (Jetzt) erschaffen? Existieren in der Gegenwärtigkeit noch Dimensionen? (ein paar Gedanken, die beim Lesen auftauchten) Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.
Ingeborg 8. September 2016 Wird da aus der ursprünglichen Objektlosigkeit (Gegenwärtigkeit) nicht ein Objekt (Jetzt) erschaffen? Existieren in der Gegenwärtigkeit noch Dimensionen? (ein paar Gedanken, die beim Lesen auftauchten) Antworten