„Jedes Mal, wenn Du versucht bist, in alten Mustern zu reagieren, frage dich, ob du ein Gefangener der Vergangenheit sein willst, oder ein Pionier der Zukunft“, schreibt Deepak Chopra – dem ist einfacher zugestimmt, als es umgesetzt ist. Stolze 90 % unseres Lebens werden laut Meinung einiger Psychologen von unbewussten, automatischen Programmen erledigt. Was für das Überleben in freier Wildbahn vielleicht mal eine feine Sache war und ordentlich Denkkapazität spart, ist auf dem Weg in die Freiheit eher ungünstig. Denn viel von dem Zeug, was sich da im finstren Keller unseres Bewusstsein angesammelt hat, sabotiert unser Leben ganz gehörig. Wo kommt es eigentlich her? Und vor allem: Wie wird man es wieder los? Ein paar Theorien.

Kinder in Hypnose – Programmierung am offenen Geist

Viele unserer Programmierungen hängen mit der Entwicklung unserer Persönlichkeit und des Gehirns im Laufe der Kindheit zusammen, die es sich mal genauer anzuschauen lohnt. Unser Gehirn funktioniert nämlich in verschiedenen Schwingungsbereichen: Im Tiefschlaf, produziert es sogenannte Delta-Wellen, im Traumzustand, unter Hypnose und in Tiefenentspannung Theta-Wellen und im Alltagsbewusstsein Beta-Wellen. Dazwischen liegt noch der Bereich der Alpha-Wellen, ein Zustand entspannter Wachheit.

Das Interessante ist nun, dass der Zustand, den wir als Alltagsbewusstsein kennen, sich erst relativ spät in unserer Entwicklung voll entwickelt. Ein Säugling befindet sich selbst im wachen Zustand stets im Delta-Modus – also dort, wo wir im tiefen traumlosen Schlaf verweilen. Ganze 18 Monate leben wir in diesem Zustand. Und alles, was uns unsere lieben Eltern in dieser Zeit sagen, oder was wir anderweitig mitkriegen, wandert direkt auf die Festplatte ins Unterbewusste. Die Traumatisierungen und Programme aus dieser Zeit sind für unseren sprachlich-kognitiven Geist schon deshalb nicht zugänglich, weil unser Bewusstsein in dieser Zeit noch gar nicht sprachlich arbeitete.

Ab dem zweiten Lebensjahr bildet sich dann langsam das Ego und die Delta-Wellen weichen den Theta-Wellen. Wir verstehen langsam Sprache, was in diesem Falle auch zu unserem Nachteil sein kann. Denn wir sind wie Erwachsene unter Hypnose, wir leben dort, wo sich diese nur noch in ihren Träumen aufhalten, Realität ist noch ein sehr weitgefasster Begriff. Wir leben tatsächlich in einer völlig anderen Realität als unsere Eltern, die verzweifelt versuchen, von einem Beta-Wellen-Zustand mit uns zu kommunizieren. Und wir sind absolut programmierbar. Alles Gesagte, was eine emotionale Reaktion mit sich bringt, wird direkt auf unsere innere Festplatte geschrieben. Im Alter von 2-6 Jahren bildet sich so eine komplexe Struktur aus Programmierungen, die unser ganzes Leben bestimmt, ohne das wir die geringste Ahnung davon haben. Was wir in dieser Zeit erfahren, legt den Grundstein dafür, wie wir die Welt sehen, und den Interpretationsraum, für alle späteren Erfahrungen.

Das Innere Kind – die biologische Perspektive

Wir wir heute wissen schlägt sich diese Identität, die in der Therapie als das „Innere Kind“ bekannt ist, in zwei körperlichen Auswirkungen nieder. Zum einen Bilden sich unserem Hirn sozusagen feste Verschaltungen, Synapsenverbindungen, die zum Beispiel unsere Reaktion auf bestimmte Reize bestimmen. Wir sind damit fest verdrahtet, auf bestimmte Reize, emotional in einer bestimmten Weise zu reagieren – unsere Muster, eingebrannt in die Struktur unseres Gehirns.

Die Epigenetik hat außerdem gezeigt, dass diese Erlebnisse auch unsere Gene verändern. Durch emotionalen Stress kann es dazu kommen, dass Methylgruppen bestimmte Gene ein- oder ausschalten. Diese „Zellerinnerung“ oder das „Gedächtnis unserer DNA“ beeinflusst unser Verhalten ebenso nachhaltig, wie es unsere Gesundheit steuert.

Nach dem Inneren Kind bildet sich in der Zeit zwischen dem 6 und dem 18 Lebensjahr der „Innere Teenager“: Durch einen völlig neuen Hormoncocktail, starke Emotionen und das überwiegende Funktionieren von einem Alpha-Zustand aus, bildet sich erneut eine Struktur von Mustern und Verhaltensweisen. Erst ab dem 18-20 Lebensjahr haben wir dann endlich ein voll entwickeltes und hinreichend verkorkstes Ego vor uns, ein waches Ich im Beta-Zustand.

 

Blockaden – die energetische Perspektive

Wenn man den Menschen als ein multidimensionales Wesen in dem Sinne begreift, dass alle Ereignisse immer gleichzeitig in Körper, Geist und den feinstofflichen Körpern stattfinden, ist klar, dass alles oben Besprochene auch eine Entsprechung auf der energetischen Ebene hat. Und die ist womöglich auch die eigentlich Ursächliche.

Aus diesem Blickwinkel gibt es bestimmte Situationen, in denen sich unser energetisches System verkrampft und zusammenzieht – aus Angst, Trauer, Schock oder Wut. Wenn wir nicht zulassen, dass dieses Trauma sich frei ausdrückt, wenn wir das Gefühl nicht fühlen wollen, schließen wir diese Blockaden fest in unseren Energiekörpern ein und verhindern damit für alle Zukunft den Fluss der Lebensenergie – so lange, bis wir das Gefühl einmal voll zulassen und die eingeschlossene Energie sich wieder bewegen darf.

Interessant ist hier die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Ebenen des Bewusstseins. Viele Heiler sind der Ansicht, dass eine energetische Blockade immer von einem Entschluss, einer Entscheidung an ihrem Platz gehalten wird. „Ich werde mich nie wieder öffnen, es ist zu schmerzhaft“ etwa, oder Ähnliches. Fast wie ein selbst auferlegter Fluch oder Schwur behindert diese Entscheidung dadurch unser Fortkommen.

Die energetischen Blockaden und geistigen Überzeugungen werden sich außerdem auch in ganz grober Form an unserem Körper zeigen: In Form der Körperhaltung, bestimmten Krankheiten oder gesundheitlichen Problemen. Der Körper kann daher wie eine Karte des Bewusstseins gelesen werden, die Rückschlüsse zulässt, wo in unserem Bewusstsein noch Blockaden sitzen.

Frühere Leben und die Ahnenlinie

Wie wir aus der Epigenetik wissen, vererbt sich ein Trauma durch epigenetische Veränderungen über bis zu sieben Generationen. Eine Klärung der Ahnenreihen, wie sie derzeit vielerorts angeboten wird, hat also durchaus eine materielle Entsprechung. Ob und wie Karma, vergangene Leben, Seelen-Verbindungen und ähnliche Dinge unsere Programmierungen ausmachen, ist derzeit noch eine philosophische Frage. So oder so zeigt die Rückführungstherapie aber in vielen Fällen Heilungserfolge, von der herkömmliche Therapien nur träumen können. Die Frage bleibt: Sind die Erinnerungen an vergangene Leben, faktisch geschehene Tatsachen, oder handelt es sich dabei vielmehr um symbolische Repräsentationen des Unterbewusstseins, die uns den Zugang zu einem Trauma erleichtern sollen? Eine abschließende Antwort gibt es darauf nicht, aber wichtig ist ja vor allem, dass es funktioniert.

Was also tun? Das Auflösen von Blockaden, Programmierungen und Mustern

Was also tun? Aus einer ganzheitlichen Sicht können die Probleme aus allen Richtungen gleichzeitig oder auch einzeln angegangen werden. Der direkte Weg ist sicher, ganz einfach zu fühlen. Und die volle Bereitschaft und Intention zur Heilung aufrecht zu halten. Weder über die Emotionen, noch über andere Zugänge ist ein Absteigen in die Story um die Programmierungen wirklich wichtig. Wir brauchen nicht endlos im Schlamm der Vergangenheit zu wühlen, Kindheitsgeschichten und vergangene Leben auseinander zu analysieren. Es geht um das Zulassen, Fühlen, Erkennen und Loslassen. Darum, aufzuhören, das Gefühl zu unterdrücken, vor unseren Dämonen zu fliehen. Wenn wir einfach dem Gefühl in aller Sanftheit bis in die Tiefe folgen, es einfach als Freund begrüßen, der uns zu einer Wachstumsmöglichkeit führen will, kann Heilung rasch und intuitiv erfolgen. Viele Muster lassen sich so auflösen, ohne dass man im Einzelnen weiß, was genau der Auslöser war.

 

 

Selbstwahrnehmung und hinderliche Überzeugugen

Eine Gesprächstherapie ist vor allem dazu nötig, sich Verdrängtem überhaupt wieder annähern zu können, die Gefühle wieder an die Oberfläche zu bringen. Manche von uns haben Traumata so tief vergraben, dass auch die dazugehörigen Emotionen komplett abgeschnitten sind. Eine Gesprächstherapie, aber auch eine Beziehung kann uns zudem helfen, Muster und hinderliche Überzeugungen überhaupt erstmal als solche zu erkennen. Denn unbewusste Muster sind eben genau dies: unbewusst. Die Beziehung zu einem Partner oder die Arbeit mit einem Coach oder Therapeuten bringt diese Muster ans Tageslicht, leitet uns zu den Gefühlen und entfernt die Verzerrungen in unserer Wahrnehmung. Denn von innen mögen unsere Projektionen und Verzerrungen durchaus aussehen wie Realität.

Das klare Erkennen der Muster macht sie uns bewusst und damit zugänglich, wir heben sie aus dem Dunkel des Unbewussten in das Licht des Bewusstseins – nur dort können sie Heilung erfahren. Auch hinderliche Überzeugungen aus der Hypnose-Phase der Kindheit, bestimmte Kernsätze und Glaubensstrukturen können hier aufgedeckt, hinterfragt und uminterpretiert werden – schon dadurch können sich Emotionen, energetische Blockaden und sogar Krankheiten auflösen.

 

Emotionale Freiheit: Verhaltensmuster umprogrammieren

Eine Verhaltenstherapie, bzw. ein bewusster Umgang mit Emotionen, löst die festen Verbindungen im Gehirn auf und verdrahtet die Synapsen neu. Immer, wenn ein bestimmter Reiz bei uns eine bestimmte Reaktion auslösen würde, öffnen wir uns, atmen tief durch, erlauben dem Gefühl widerstandslos durch uns hindurchzugehen, sich auszudrücken. Aber wir folgen dem Impuls nicht, wir handeln anders. Wir widerstehen dem ersten reaktiven Impuls des Musters, ohne aber das Gefühl zu unterdrücken, wir bleiben im Gegenteil vollständig bewusst mit den Abläufen in unserem Körper und den Emotionen. Dadurch heben wir das Muster einmal mehr hinauf in unser Bewusstsein, wir transzendieren die unbewussten Handlungsmechanismen und treffen eine Entscheidung aus dem Moment. Dies ist der Moment der Heilung: Das Muster in Aktion behutsam anzuhalten, es aufzunehmen ins Bewusstsein und ihm nicht zu gehorchen. Gelingt es uns, dies mehrere Male zu tun, ohne dass das Programm sich zwischendurch einmal voll abspult, haben wir uns bereits dekonditioniert. Unser Gehirn erkennt, dass die alte Handlungsoption offenbar nicht mehr gebraucht wird, und schafft eine neue Festverdrahtung.

 

Von Energie bis Materie

Energetische Arbeit geht das Problem direkt auf feinstofflichen Ebenen an. Die Formen sind hier sehr vielfältig, von Handauflegen, arbeiten mit Schwingungen und Energieübertragungen bis hin zur Anrufung von heiligen Energien und Engeln gibt es eine große Bandbreite an Zugängen. Dazu gehört auch die Arbeit mit Verfügungen, die von der Seele aus gesprochen werden. Durch gezielte Intention auf höheren Ebenen werden hier Schwüre und Entscheidungen, Flüche und Wesenheiten aus dem Energiefeld entfernt. Auch zur Klärung der DNA und Aktivierung bestimmter Gen-Muster gibt es Angebote.

Zuletzt kann auch körperliche Arbeit wie Massagen, Yoga, Cranio-Sacral-Therapie oder Ähnliches Energien befreien und tief in den emotionalen und mentalen Bereich hin ausstrahlen. Sicherlich ist es vor allem in der Integrationsphase, also nach der Öffnung einer Blockade sehr zu empfehlen, dem Körper die Aufnahme der neuen Inforationen durch liebevolle Zuwendung zu erleichtern. Zumindest teilweise über den Körper laufen Kunsttherapie, Heilsingen, Tanztherapie und andere Angebote, die uns auf dem Weg der Kreativität zu unseren Gefühlen führen möchten.

Die Freude der Wahl – Die richtige Heilung finden

Welchen Weg man wählt, hängt sehr vom eigenen Glauben und individuellen Vorlieben ab. Ein richtig oder falsch gibt es nicht. Und wahrscheinlich auch kein kürzer oder schneller. Was bei einem funktioniert, tut es für eine andere vielleicht nicht. Viel hängt unter Umständen auch davon ab, wie sehr man den Menschen vertraut, mit denen man arbeitet, wie geborgen man sich fühlt. Ein guter Therapeut weiß, wann er uns sanft begegnen muss, und wann er uns unnachgiebig zu einem Durchbruch verhilft, wenn wir am liebsten schreiend weglaufen würden. Sich voll zu öffnen, alle Verletzlichkeit oder Wut offen und nackt zu zeigen, erfordert Mut und einen Raum, in dem dies geschehen darf. Zunächst brauchen wir vielleicht einen Helfer, der durch seine Präsenz diesen Heilungsraum für uns öffnet und hält. Später können wir uns vielleicht selbst halten, ganz sanft mit uns sein, uns selbst Geborgenheit geben, der Raum sein, in dem sich alles zeigen und heilen darf. Letztliche ist jede Heilung eine Selbstheilung.

Auf meinem eigenen Weg habe ich irgendwann begriffen: Unsere Seele und unser Herz besitzen ein enormes Potenzial zur Regeneration. Es gibt nichts vor dem wir uns fürchten müssen. Manchmal mögen wir glauben, ein Prozess würde uns zerreißen, Emotionen uns zerstören. Aber wir sind und waren immer größer, mächtiger und strahlender als die Dunkelheit, vor der wir uns so sehr fürchten. Irgendwann erkannte ich, dass die Angst, die Panikattacken nur die Flucht davor waren, meine Muster aufzugeben, zu fühlen und zu wachsen. Wenn wir dies sehen, dann hören wir auf, uns auch noch vor der Angst zu fürchten. Wir übergeben uns dem Heilungsprozess. Und fühlen, und wachsen.

 

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Über den Autor

Avatar of David Rotter

schreibt für Sein.de und seinen eigenen Blog den-weg-gehen.de. Er wohnt mit seiner Partnerin und seinen zwei Töchtern im Wendland und arbeitet als freier Autor und Coach.

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2 Responses

  1. Anke Seltnet
    Therapien

    Hallo David,
    sich auf schwierigen Wegen professionell begleiten zu lassen ist für den Anfang ein guter Start um ins rollen zukommen. Dennoch habe ich da auch so meine Zugangsprobleme… an wen wende ich mich? Therapeut, Heiler oder Coach? Gehe ich die Auswahl intuitiv an oder nicht? Der Markt ist voll und ich fühle mich da oft auch überfordert! Was meinst du und rätst du?
    Freundliche Grüße
    Anke

    Antworten
  2. Wolfgang Kaschel

    Ich bin gerade bei der Vorbereitung einer eigenen systemischen Ausbildung auf deine Seite gestossen. Dabei geht es um die Moderation ohne festgelegte Technik und Regeln.

    Danke lieber David. Ich stimme mit wirklich Allem, was du schreibst, überein!

    Herzliche Grüsse!

    Antworten

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