Leben, was wir lieben 1. August 2005 Wissen & Weisheit Können wir das Glück einladen? Nicht, indem wir uns auf unseren Schmerz und die sich endlos wiederholenden Dramen fokussieren. Auch platt positives Denken führt nicht zum Glück. Der Satsanglehrer Florian Tathagata lädt uns einfach ein, die RICHTIGE FRAGE zu stellen und alles andere geschehen zu lassen. Leben, was wir lieben. In der Vorbereitung zum Schreiben dieses Beitrages tauchte eine erstaunliche Einsicht auf: „Glück scheint die unausweichliche Folge zu sein, wenn ich lebe, was ich wirklich liebe.“ Das klingt für unseren normalen Sprachgebrauch recht ungewohnt, vielleicht sogar profan, entspricht jedoch ganz meiner heutigen Erfahrung. Einer der grundlegendsten Irrtümer unserer westlichen Kultur ist, dass wir durch Schmerz und Fokussieren auf Probleme zum Glück finden. Diese Perspektive scheint auch in der psycho-spirituellen Szene weit verbreitet. Beispielsweise glauben wir gerne der Interpretation, dass Schmerz seinen Ursprung in der Vergangenheit hat, ohne diese Sichtweise je hinterfragt zu haben. Sehen wir aber hier und jetzt genau hin, können wir außerhalb dieser Interpretation nichts finden, was das tatsächlich bestätigt. Auch gehen wir bei der Betrachtung der Welt, des Lebens, der uns umgebenden Umstände und unserer selbst meist davon aus, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Etwas sollte, muss oder kann zumindest verbessert, optimiert oder verändert werden. So hat sich gewohnheitsmäßig der Fokus unserer Aufmerksamkeit über Jahre hinweg auf eine bestimmte Sichtweise ausgerichtet. Wir schauen innerlich in Richtung ‚Schmerz‘ und ‚Problem‘. Wie in einen engen Tunnel blickend, bemühen wir uns redlich, die Ursache des Schmerzes zu finden, ihn zu lösen, loszuwerden oder zumindest zu lindern. Unter weitgehendem Ausschluss der restlichen Realität geht es in unserem Leben nur noch um eines: Ich und Schmerz. Den meisten von uns bleibt dabei die einfache Tatsache verborgen, dass genau jene Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf Schmerz der EIGENTLICHE Schmerz IST, von dem wir uns Befreiung erhoffen. Schmerz ist eine schmerzerzeugende Gewohnheit Nun, der eine oder andere wird das gerade Erwähnte vielleicht bereits erkannt und versucht haben, diesen, wie ich es nenne, schmerzgenerierenden Fokus der Aufmerksamkeit bzw. diese Gewohnheit zu beenden. Das auf jeden Fall versuchte ich viele Jahre, nachdem mir dieses sich immer wieder selbst errichtende Gefängnis bewusst wurde. Leider waren meine Bemühungen aus mir damals unerklärlichen Gründen nicht erfolgreich. Was auch immer ich tat, der Automatismus in Richtung Schmerz mit anschließendem Lösungsversuch war plötzlich, unmittelbar und offenbar unaufhaltsam. Als Rückmeldung für diese gewohnheitsmäßige Art zu schauen bekam ich immer dasselbe zurückreflektiert – nämlich: Schwere, Trauer, Wut, Anstrengung, Angst, Stress, Denken – mit anderen Worten – weiteren Schmerz. Was mir bei meinem zweifelsohne engagierten Bemühen aber verborgen blieb, ist ein einfaches, natürliches Geschehen: „Alles generiert nur mehr von sich selbst.“ Wie alles andere kann Schmerz nur mehr von sich selbst generieren. Nichts anderes. Das ist seine – und die Natur von allem. Im Augenblick des Sehens wurde mir vollkommen klar, dass wir durch Schmerz, Leiden und Fokussieren auf Schmerz und Probleme niemals frei, glücklich, liebend und allumfassend bewusst SEIN können. Es ist seiner Natur nach unmöglich. Leben, was wir lieben: Die richtige Frage stellen und geschehen lassen Was nun (außer gute Absicht, Wille und Bemühung) kann unsere Aufmerksamkeit einladen, sich neu auszurichten? Im Laufe der letzten fünf Jahre ist mir klar geworden, dass sich (auch gute) Antworten nicht als geeignetes Instrument erwiesen haben, um ‚alte Gewohnheiten‘ sanft und nachhaltig zu beenden. Dagegen haben sich GUTE FRAGEN als außerordentlich wirkungsvoll herausgestellt. „Was ist es, was ich wirklich liebe?“ ist solch eine gute Frage. Vielleicht magst du dir einen Augenblick Zeit nehmen, um mit dieser Frage zu spielen und deine Erfahrung zu überprüfen? Was bewirkt diese Frage in dir, wenn du sie nicht beantwortest, sondern einfach nur bewusst bist, wie sie sich in dir bewegt? Wohin richtet sich deine Aufmerksamkeit ohne Anstrengung oder Disziplin aus? Was taucht ganz natürlich auf? Für mich ist es erstaunlich und immer tiefer befreiend, mir einfach nur bewusst zu sein, wie leicht der Fokus der Aufmerksamkeit dieser Frage folgt. Die Frage beantwortet sich selbst. Wir müssen nichts tun, lösen, verstehen, beantworten oder ändern. Die Frage macht die Arbeit für uns. Unser „Job“ ist getan. Es erscheint so, als ob diese Frage eine Einladung der Liebe an sich selbst ist, sich alle Aufmerksamkeit zu schenken. Die Rückmeldung, die ich erhalte, ist „Lieben“ und ‚klares Sehen‘ dessen, was wirklich ist. Je klarer ich sehe, was ist, desto mehr liebe ich. Das lädt dann ein sanftes Erinnern der Frage im richtigen Moment ein. Wenn ich mich dann besinne und nicht die ‚Straße der alten Gewohnheit‘ heruntergehe, generiert genau das mehr Klarheit und Liebe. Und das Phantastische dabei ist: Es geschieht von ganz alleine. Vielleicht erinnerst du dich? „Alles generiert nur mehr von sich selbst.“ Auf ganz natürliche Weise hat sich in mir so eine neue, sehr willkommene Gewohnheit entwickelt. Manchmal sage ich einfach ‚Lieben‘ dazu. Wir können es gerne auch ‚Glück‘ nennen. Und Glück kann gemäß seiner Natur eben nur eines: mehr von sich selbst generieren. Welch GLÜCK. Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.