Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Der Aal – von „ahal“, einem längst versunkenen Wort für Schlange – ist ein schlangenförmiger Raubfisch mit einem Lebenszyklus, der von ihm viele Transformationen fordert. Diese Fähigkeit der Wandlung und Neuorientierung transportiert auch das homöopathische Mittel, das aus seinem Serum gemacht wird: Der Aal löst teilweise tief unbewusste lebensbehindernde Schichten auf und ermöglicht eine völlig neue Sichtweise auf die eigenen Lebenszusammenhänge. Das Aalserum ähnelt in seiner Wirkung dem Schlangengift der Viper. Es enthält ein starkes Nervengift, das Ichthyotoxin (Ichthyos=Fisch). Die homöopathische Arznei wird aus dem Blut des Aals gewonnen und wirkt vor allem auf unser Herz, welches wir mit dem Thema Liebe assoziieren, und die Nieren, unser Partner(schafts)organ. Ein mächtiges homöopathisches Mittel, besonders dann, wenn unser Herz in seiner Leistung stark beeinträchtigt ist und es dadurch zu einem Nierenstau kommt, der unser Blut mit Substanzen vergiftet, die zwingend mit dem Harn ausgeschieden werden müssen (Harnsäure, Harnstoff, Kreatinin).

In unseren Beziehungen begegnen sich immer auch zwei verletzte Menschen. Hier ein Schmerz und dort ein anderer Schmerz ergeben das Ping-Pong-Spiel, das wir alle kennen: Ein Schmerz triggert den anderen – und es geht hin und her. Unser Gegenüber, das wir doch eigentlich lieben, fühlt sich verletzt und will uns seinen Schmerz mitteilen – und schon fühlen wir uns angegriffen und ziehen uns in unseren Schutzraum zurück oder gehen unsererseits zum Angriff über. Die wirklich erstaunliche Erfahrung mit dem homöopathischem Aalserum ist, das hier etwas völlig Neues gelingt. Für einen Moment kann ich mein Gegenüber in mich reinlassen, dessen Schmerz spüren, ohne mich gleich angegriffen zu fühlen und das Ganze nur aus meiner Verletztheit heraus wahrzunehmen und zu beantworten. Allein diese fühlende Wahrnehmung und Offenheit genügt oft schon, dass sich das Gegenüber endlich – vielleicht erstmals – in seinem Anliegen, seiner Verletztheit gesehen fühlt – ein tief heilender und verbindender Moment. Vielleicht können sich dann beide ansehen und einfach nur lachen und die Bahn ist frei für die Liebe, die doch eigentlich da ist.

Homöopathisch thematisiert das Aalserum auch alte Verletzungen, die heute in bestimmten Situationen aufbrechen. Es gibt Kraft, dem Problem und damit den eigenen Ängsten auf den Grund zu gehen, besonders da, wo Gefühle wie tiefe Wasser uns vermeintlich nicht mehr tragen, wo es unheimlich wird, kein Boden mehr unter den Füßen spürbar ist und wir nicht mehr kontrollieren können, was uns da unten vielleicht berührt. Annäherung schmettern wir infolgedessen ab, werden unnahbar und so, wie auch der Aal pfeilschnell, plötzlich und unerwartet zuschlagen kann, machen wir uns schöne emotionale Momente durch unerwartete, heftige Reaktionen selbst kaputt. Wenn aus beidseitiger Verletztheit Dinge unausgesprochen im Raum hängen bleiben, dann gehen zwei Menschen, die sich eigentlich lieben, oft innerlich auf Distanz. So wie der Aal im Gewässer als Höhlenbewohner hauptsächlich in Bodennähe lebt, finden wir im Profil dieser Arznei ein starkes Bedürfnis sich zurückzuziehen, abzutauchen aus dem Gesichtsfeld und vor den Erwartungen des Gegenübers, uns in jeder Art von Beziehung den Fluchtweg offenzuhalten und mit Blick auf verbindliche Partnerschaft immer nah am Rand zu bleiben, um im Konfliktfall möglichst schnell wieder rauszukommen. Diese Arznei erleichtert uns, zu verstehen, wo hier alte, vielleicht sehr kindliche Gefühle, noch mal erfahren und erlebt werden wollen, und hilft dabei, uns dies auch zuzugestehen!

Homöopathischer Themenbereich Herz:

Tarantula
Rose
Crataegus (Weißdorn)
Aurum (Gold)
Diamant
Pulsatilla

Herz-Homöopathie: Unsere Beziehungen sind eine Herzensangelegenheit. Mit dem Aalserum können wir für einen Moment den Schmerz des anderen in uns reinlassen, ohne dass er sofort unseren eigenen Schmerz triggert, also ohne uns gleich angegriffen zu fühlen. Ist Hingabe gleichbedeutend mit Ausgeliefertsein, weil wir uns irgendwann ins Netz der Liebe begeben haben und verletzt wurden, dann treten homöopathische Spinnengifte wie Tarantula auf den Plan. Sie sind angezeigt bei Herzrhythmusstörungen und helfen, sich unversöhnlichen Hassgefühlen, versteckter Rachsucht und tief unbewussten Ängsten zu stellen. Mit der Rose finden wir nach Verletzungen wieder die Liebe im eigenen Herzen, indem wir statt in den Hass zu gehen und einen Rosenkrieg vom Zaun zu brechen, an diesen emotionalen Dornen wachsen. Ablagerungen in unseren Herzkranzgefäßen fangen mit einem Elastizitätsverlust der Gefäßwand an. Hier ist in der Herz-Homöopathie an Crataegus, den Weißdorn, und Aurum, Gold, zu denken. Die Diamant-Immersion ist die schnellste Möglichkeit unser Herz zu öffnen, gemeinsam den Weg der läuternden Reinigung zu gehen und sich gegenseitig wie zwei Diamanten zu schleifen. Pulsatilla, die Windblume, stärkt den venösen Rückstrom zum Herzen und thematisiert unsere Angst, verlassen zu werden.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
HomöopathieHerzNiereLiebePartnerschaftBeziehungWandlungTransformationSchlangengiftSchmerzVerletztheit

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

Oder Newsletter mit aktuellen Terminen abonnieren unter E-mail w.baumeister{at}gmx.net .

Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

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