Sie ist eine Powerfrau, voll Liebe, Energie und Lebensfreude, Verkörperung des göttlichen Lichts und zugleich irdisch fröhlich und lebenslustig. Wo sie auftaucht, verscheucht sie die Dunkelheit und spendet Lachen und Heiterkeit.
Sie ist geboren in Athen, spricht fließend Deutsch und pendelt heute zwischen Athen, Freiburg und New Orleans. Evangelia-Maria Velardo ist Mutter dreier Kinder, hat einen Doktor in Psychologie und Literaturwissenschaft und ist die spirituelle Meisterin einer wachsenden Schar von Menschen auf der ganzen Welt. Sie hat in tibetischen Tempeln meditiert, ging bei nordamerikanischen Indianern in die Lehre, bei australischen Aborigines und afrikanischen Eingeweihten, fühlt sich aber auch mit der christlichen Lehre vertraut, die sie auf individuelle und lebendige Weise verkörpert. Sie ist Ratgeberin von Generälen und Politikern, hat berühmte Hollywood-Schauspieler als ihre Schüler, ist aber auch genauso gerne mit einfachen Menschen zusammen. Sie ist eine mutige Frau der Tat, die weltweit Hilfsaktionen für Menschen in Not initiiert, zuletzt für Kurden und Straßenkinder in Athen.
Bei ihrem Kampf für ein südamerikanisches Indianerdorf im Dschungel, das hinweggebombt werden sollte, hat sie ein Gefängnis von innen kennengelernt. Zu ihrem Schülertreffen und Seminar zu dem Thema „Liebe, Treue und Sexualität im Zeitalter des Wassermanns“ im Sommer dieses Jahres kamen circa 150 Menschen aus der ganzen Welt, überwiegend aus Deutschland, nach Athen.

Ein großes, komfortables Hotel am Meer, in der Bucht Kavouri, 10 km vom Zentrum Athens, war der Treffpunkt für das Seminar. Das Seminar dauerte eine Woche, Vorträge morgens wechselten ab mit Ausflügen und viel freier Zeit, um zu ruhen und sich zu entspannen, im Meer zu schwimmen oder Athen zu erkunden. Kaum betritt sie morgens den Saal zu ihrem Vortrag, brandet Lachen auf, alle stehen auf, klatschen und freuen sich. Sie ist keine fromme Helene, sondern eine temperamentvolle, kämpferische Frau, bewegt sich beim Sprechen, liebkost und streichelt dabei ihre Schülerinnen und erzählt ständig Geschichten aus ihrem Leben, so unterhaltsam und lustig, daß die zwei Stunden wie im Flug vergehen.
Sie vermittelt uraltes esoterisches Wissen und gibt gleichzeitig praktisch handfeste Tips. Die Frauen sollen Verantwortung übernehmen für ihr Leben, sagt sie. Gott habe zwei Gesichter, das liebende, mutige und das passive, beobachtende. Das Passiv-Sein sei oft eine Folge von Verletzungen und tendiere dann zum bösartigen Hoffen, es möge den anderen Negatives zustoßen. Sie plädiert für Liebe und Mut. Die Frauen sollen es einem Mann sagen, wenn sie ihn lieben und nicht warten, bis der Märchen-Prinz kommt. Sie habe schon als Zwölfjährige ihrem späteren Mann gesagt, daß sie ihn heiraten wolle. Die Frauen hätten den Mut zu lernen, die Männer die Zärtlichkeit und die Sanftheit zu entwickeln. Sie freut sich, wenn sie deutsche Männer sieht, die einen Kinderwagen schieben und sich liebevoll um ihre Kinder kümmern.
Überhaupt sollen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer sich in Beziehungen viel mehr sagen, was sie wünschen voneinander, was sie stört, was sie lieben.
Männer seien meistens verwundete Krieger, die viel Pflege brauchen.“Streichelt sie, küßt sie, liebt sie, pflegt ihre Wunden!“ sagt sie. Überhaupt bräuchten alle Seelen, nicht nur die Krieger, viel viel Anerkennung. „Also sagt, was ihr mögt aneinander, eine bestimmte Art zu sprechen, die Augen, Kleider, die Stimme, ein wohlgeformter Hintern, egal was, sagt es, sagt es oft und immer wieder, schöne Dinge kann man nicht genug hören!“

Und die Sexualität sei von Gott gegeben und soll genossen und geliebt werden, es möge sich niemand einbilden, er oder sie könne zu Gott kommen und diesen schönen Körper, den Gott uns ge- schenkt habe, einfach zurückweisen… Der Erzengel Michael sei zuständig für diesen Bereich. Überkommene Moralvorstellungen lehnt sie ab. Nur wer den sexuellen Bereich ausgelebt habe, und das heißt nicht nur in diesem Leben, wer tausende von Frauen und Männern geliebt habe, sei reif für eine höhere Ebene. Die Liebe dürfe man nicht durch eine Regel hemmen und unterdrücken. Wenn zwei Menschen vom selben Geschlecht sich zueinander hingezogen fühlen, sollen sie zueinander finden. Wenn eine Seele in einem jungen Körper eine Seele in einem alten Leib liebe – wunderbar.

Liebe heißt geben und nicht ständig erwarten, was der andere einem gibt.
Eifersucht habe viel mit der Ausübung von Macht zu tun, aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus, zu einem noch größeren Teil aber stamme sie aus früheren Leben, aus der Erfahrung nämlich, von den engsten Freunden, Liebhabern oder Familienangehörigen verraten worden zu sein. Daraus resultiere dieser übermäßige Drang, festzuhalten, zu bewachen und gefangen zu setzen. Aber Liebe gebe frei, nie solle man einen Menschen, den man liebt, einschränken, im Gegenteil: wie einem Vogel solle man ihm helfen, fliegen zu lernen. Natürlich sei das eine schwierige Schule, aber wir alle müßten diese Prüfung bestehen, wenn wir zu Gott kommen wollten.

Nur wenn eine Beziehung aus Erotik heraus entstehe, das heißt, aus der Anziehung der Seelen zueinander, sei sie dauerhaft. Beziehungen, die auf sexueller Anziehung basierten, dauerten ein paar Tage, Wochen, Monate, höchstens aber drei Jahre. Genau dasselbe behauptete der deutsche Sexualforscher Wilhelm Reich, der sagte, Beziehungen seien nach zwei bis drei Jahren energetisch erschöpft. Menschen, die sich aus seelischer, emotionaler und körperlicher Anziehungskraft heraus liebten, seien treu. Sie setzen sich über alle Hindernisse hinweg, um zueinander zu kommen.
Frau Velardo erzählt die Geschichte eines jungen amerikanischen, gebildeten Mannes, erfolgreich in seinem akademischen Beruf, der sich in eine junge, wunderschöne, gebildete Frau verliebte. Das Problem: die Frau war erstens schwarz, zweitens querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Die Familie des jungen Mannes war strikt gegen eine Verbindung der beiden. “Aber er hat sie geliebt und er hat sie geheiratet, er hat seine Familie verlassen, ist mit der Frau weit weg in eine andere Stadt gezogen, hat drei wunderschöne Kinder bekommen, sie haben blaue Augen und schwarze Kraushaare. Er liebt und pflegt die Frau inniglich, liebt sie nach vielen Jahren immer noch. Die Eltern hatten zuerst jeglichen Kontakt zu ihrem Sohn abgebrochen aber dann haben sie doch bereut. Eines Tages wollten die Eltern die Kinder ihres Sohnes sehen und dessen Frau und sie haben geweint und sich entschuldigt. Das ist wahre Liebe, eine Liebe, die sich über alle Begrenzungen hinwegsetzt, das ist wahre Treue, eine Treue, die vom Herzen kommt, aus dem tiefsten Kern der Seele.“ 
 
Ein paar Tage später geht das Gerücht unter den Teilnehmern des Seminars um, alle Leute in Beziehungen seien im Streß. Sie liefen mit langen Gesichtern herum. Offensichtlich haben Frau Velardos Worte schon Wirkung gezeigt. Einige fangen an, ihren Neigungen nachzugehen, sich zu öffnen für neue Kontakte. Die Leute sind aufgelöst, liegen sich ständig in den Armen, küssen sich, lachen und schäkern, hängen ständig in großen Trauben zusammen, das Bindemittel der Liebe läßt sie verschmelzen.
Beim Abschied, am Ende des Seminars, als kleinere und größere Gruppen von Leuten sich mit dem Bus zum Flughafen aufmachen, haben manche Tränen in den Augen, sitzen im Bus, lachen und weinen und draußen winken sie mit Taschentüchern. 
Am Flughafen sieht man dann deutlich den Unterschied zwischen den Velardo-Schülern und den normalen Menschen. Wie verkniffen, hart und verschlossen sehen sie alle aus, selbst diejenigen, die braungebrannt gerade drei Wochen an irgendeinem griechischen Strand hinter sich haben. “My guitar gently weeps…” hat George Harrison gesungen, “Meine Guitarre weint zärtlich. Warum hat euch niemand gelehrt, eure Liebe zu entfalten?”

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